Staffel 1, Folge 1–3
Staffel 1 von My Song, Our History startete am 23.11.2024 in der ARD Mediathek und am 23.11.2024 im NDR.
1. Fehlfarben
Staffel 1, Folge 1 (30 Min.)Die Band „Fehlfarben“.Bild: NDRMit ihrem Kulthit „Ein Jahr (Es geht voran)“ traf die Band Fehlfarben 1980 den Nerv einer ganzen Generation. Und die Parallelen zu heute sind erschreckend deutlich. Die Band beschreibt die damalige Zeit des Umbruchs, die von Themen geprägt war, die sich heute zu wiederholen scheinen: „Es gibt irrationale Politiker, die plötzlich an die Macht kommen wollen. Es gibt Umweltangst. Es gibt Krisenangst. Es gibt Terrorismusangst.“ Diese Zeilen spiegeln die Stimmung in Westdeutschland der frühen 1980er-Jahre wider, eine Ära, die zwischen Aufbruch und Resignation pendelt.
Im Westen Deutschlands ist die Gesellschaft gespalten: zwischen Punk und Poppern, zwischen der Hoffnung auf Veränderung und dem Gefühl der Ohnmacht. Es sind die letzten Jahre der SPD-Regierung von Helmut Schmidt, während sich mit Helmut Kohl (CDU) bereits eine neue konservative Ära anbahnt. Die Ängste vor RAF-Terror, dem Kalten Krieg und einer nuklearen Katastrophe sind allgegenwärtig. Bewegungen wie die Antiatomkraftproteste, Hausbesetzungen und gewaltsame Straßenkrawalle spiegeln den Unmut und das Gefühl von „No Future“, das viele junge Menschen damals spüren.
Während der Schauspieler Ronald Reagan zum US-Präsidenten gewählt wird und der Kalte Krieg weiter eskaliert, verstärkt sich das Gefühl der Unsicherheit. Die Band Fehlfarben schafft es, all diese Widersprüche in ihrem Song „Es geht voran“ zu verarbeiten: ein bitterer, sarkastischer Kommentar zu einer Gesellschaft im Umbruch, die von Zukunftsängsten und gesellschaftlichen Konflikten zerrissen wird.
Die Fehlfarben-Mitglieder Peter Hein und Thomas Schwebel begeben sich noch einmal an die entscheidenden Orte ihrer Bandgeschichte und lüften die Geheimnisse des Kultsongs. Heute klingt „Ein Jahr (Es geht voran)“ fast erschreckend aktuell. In einer Zeit, in der neue Populisten die politische Bühne betreten, Umweltkrisen und globale Unsicherheiten die Nachrichten dominieren, bleibt der Song eine Hymne für all jene, die sich in den Schwankungen zwischen Hoffnung und Frustration wiederfinden. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Sa. 23.11.2024 NDR Deutsche Streaming-Premiere Sa. 23.11.2024 ARD Mediathek 2. Jennifer Weist
Staffel 1, Folge 2 (30 Min.)Die Musikerin Jennifer Weist.Bild: NDRAls „Mädchen, Mädchen“ 1994 die Charts erobert, fühlen sich unzählige Mädchen und Frauen im ganzen Land angesprochen. Der Song, der Frauen als selbstbewusste, eigenständige Persönlichkeiten jenseits der traditionellen Frauenrollen feiert, trifft den Nerv der Zeit. Und das auf eine Weise, die bis dahin selten war: Er thematisiert die Selbstbestimmung von Frauen, auch in ihrer Sexualität, ein Thema, das zuvor kaum in der Popkultur behandelt wurde. Dieser Song steht sinnbildlich für die Girlie-Kultur der 1990er-Jahre, in der Frauen wie die Spice Girls oder Tic Tac Toe die Bühne erobern. Jennifer Weist erzählt, wie auch sie als Kind von der Begeisterung rund um „Mädchen, Mädchen“ mitgerissen wurde.
Doch ihre eigene Realität als Mädchen und später als Frau in Deutschland sieht ganz anders aus: Schon früh erlebt sie Bedrohungen und spürt, dass sexualisierte Gewalt – auch in ihrer Karriere als Künstlerin – immer wieder präsent ist. Die Rolle der Frau bleibt ein Thema, das die deutsche Politik und Gesellschaft spaltet. Von „Nein heißt Nein“ – einem Meilenstein in der Gesetzgebung – bis zur #MeToo-Bewegung, die aufdeckt, wie Männer in Machtpositionen sexuelle Übergriffe nutzen, um ihre Dominanz zu sichern.
Für Jennifer zeigen Themen wie der Gender Pay Gap und der Gender Care Gap, dass Deutschland noch weit davon entfernt ist, eine Gesellschaft zu schaffen, in der Frauen wirklich selbstbestimmt und gleichberechtigt leben können. Diese Erfahrungen bringen Jennifer dazu, „Mädchen, Mädchen“ rund 30 Jahre später auf ihrem ersten Soloalbum neu zu interpretieren. In dieser Folge spricht auch die Original-Songwriterin Luci van Org über die Entstehung des Hits. Gemeinsam diskutieren Yaenniver und Luci, ob sich seit den 1990er-Jahren wirklich so viel in Sachen Gleichstellung und Frauenrechte verändert hat oder ob alte Muster noch immer allgegenwärtig sind. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Sa. 23.11.2024 NDR Deutsche Streaming-Premiere Sa. 23.11.2024 ARD Mediathek 3. Eko Fresh
Staffel 1, Folge 3 (30 Min.)Rapper Eko Fresh.Bild: NDRAls 2004 eine Nagelbombe in der Kölner Keupstraße explodiert, trifft es die vorwiegend migrantische Community der Straße schwer. 22 Menschen werden verletzt, zahlreiche Geschäfte verwüstet – die Brutalität dieses Angriffs hinterlässt die Bewohner fassungslos. Die Behörden vermuten zunächst, dass die Täter Verbindungen zur Keupstraße haben und ordnen die Tat als möglichen Clankonflikt ein. Der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) schließt einen rechtsterroristischen Hintergrund aus. Die Ermittlungen ziehen sich hin, während die Betroffenen mit ihrem Trauma und der Angst vor weiteren Angriffen alleingelassen werden.
Rapper Eko Fresh war bereits damals ein Star in Deutschland und bekannt für seinen humorvollen und unkonventionellen Stil Er kommt aus Köln-Kalk und verbringt viel Zeit in der Keupstraße. „Ich war der Rapper aus der Gegend“, sagt Eko und fühlt sich nach dem Anschlag verpflichtet, seine Solidarität mit den Opfern und Betroffenen bei einem Benefizkonzert in der Keupstraße zu zeigen. Das falsche Narrativ, der Anschlag sei ein interner Konflikt, hält sich jahrelang. Erst 2011 bringt ein Bekennervideo der Rechtsextremistin Beate Zschäpe die Wahrheit ans Licht: Die Bombe war Teil der Anschlagsserie der rechtsextremen Vereinigung, die sich NSU nennt.
Die schleppenden Ermittlungen und die voreilige Verurteilung der Opfer lassen bis heute den Vorwurf bestehen, dass die migrantische Community zu Unrecht kriminalisiert und ignoriert wurde. Viele wissen auch heute noch nicht, wie sich der Nagelbombenanschlag von Köln wirklich zugetragen hat. Mit seinem Song „Es brennt“ aus dem Jahr 2014 möchte Eko Fresh dieser Unwissenheit begegnen. „Ich muss über diesen Vorfall sprechen. Wenn ich das nicht erzähle, wer soll es dann erzählen?“, sagt Eko Fresh. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Sa. 23.11.2024 NDR Deutsche Streaming-Premiere Sa. 23.11.2024 ARD Mediathek
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