Der Monsun gilt als die „Seele Indiens“. Seit Jahrtausenden bestimmt der Regen das Leben von Millionen Menschen auf dem Subkontinent. Nach dem bangen Warten der Bevölkerung auf die Regenzeit befasst sich der zweite Teil mit ihren wohltuenden, mitunter jedoch auch verheerenden Auswirkungen. Der Monsun erreicht nicht das ganze Land zur selben Zeit und legt im Lauf des Sommers Pausen ein. Vom Südwesten zieht er nach und nach nordwärts zum Golf von Bengalen. In Kalkutta werden Anfang Juni Wetten darüber abgeschlossen, wann die ersten Regenfälle einsetzen. Im Kaziranga-Nationalpark, der zum Weltnaturerbe der Unesco gehört, treibt der steigende Wasserspiegel des Stromes Brahmaputra Tiger und Nashörner bis an die Grenzen des Parks, wo sie leichte Beute für Wilderer sind. Die Wildhüter sind Tag und Nacht in Alarmbereitschaft.
Anschließend setzt der Monsun seine Reise bis zu den Ausläufern des Himalayas fort. Er erreicht die Stadt Cherrapunji, einen der regenreichsten Orte der Erde mit einer durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge von über 11.000 Millimetern. In Mumbai – wie vielerorts in Indien – bietet die Regenzeit Anlass zu verschiedenen, teils spektakulären religiösen Feiern und Tieropfer-Zeremonien. Im Süden des Bundesstaates Maharashtra, hinter den Westghats, erleben die Menschen dagegen eine dramatische Situation, denn bereits im vierten Jahr in Folge bringt der Monsun keinen Regen. Die Trockenheit vertreibt auch dieses Mal wieder die Bauern von ihrem Land. Auch im Bundesstaat Kerala müssen die Reisbauern ihre Häuser verlassen. Allerdings sind es hier Überschwemmungen, die die Menschen zur Flucht zwingen – vielleicht für immer. (Text: arte)