Folge 3

  • 3. Empörte Bürger – Die neue Macht im Land?

    Folge 3
    80 Prozent der Bürger sind enttäuscht von der Politik und klagen, dass Politiker nichts unternehmen, um sich über die Sorgen und Interessen der Bürger zu informieren. Aktuelle Umfragen und eine dramatisch sinkende Wahlbeteiligung belegen eine alarmierende Demokratie-Müdigkeit. Immer mehr Menschen erwarten nichts mehr von der Politik. Gleichzeitig brodelt es überall, wächst Wut und Empörung: Gegen Flug- und Bahnlärmbelästigung, Naturzerstörung, zweifelhafte Großprojekte, Windräder-Parks oder die Aufnahme von Tausenden von Flüchtlingen in Deutschland.
    Was sind die tieferen Motive für die Kluft zwischen Bürgern und Politik? Was treibt die Empörung an, die selbst bislang politisch kaum engagierte Bürger ergriffen hat? SWR-Chefreporter Thomas Leif unternimmt eine Deutschlandreise zu Brennpunkten der Bürgerproteste zwischen Wut und Dialog und fragt, ob sich hier aus der Mitte der Gesellschaft ganz neue politische Kräfte formieren. Da sind etwa die Gegner des größten Bauprojekts Deutschlands, dem Stuttgarter Bahnhof, die trotz verlorener Volksbefragung nicht aufgeben.
    Die S-21-Kritiker – gleichsam Pioniere der neuen deutschen Protestwelle – hegen immer noch die Hoffnung, dass das Zehn-Milliarden-Projekt an bautechnischen Grenzen und weiter galoppierenden Kosten scheitert. Statt auf Massendemonstrationen setzen sie zunehmend auf ihre technische Expertise. Mit ausgeklügeltem Ingenieurswissen traktieren sie die Bauherren und mobilisieren die Gerichte. Auch die Fluglärmgegner rund um den Frankfurter Flughafen geben trotz umstrittener „Lärmpausen“ nicht auf. Montag für Montag belagern seit Jahren genervte und empörte Anwohner das Abflug-Terminal in Deutschlands größtem Flughafen.
    Unverdrossen demonstrieren sie und erinnern die verantwortlichen Politiker und den Flughafenbetreiber FRAPORT an die Gesundheitsbelastungen, die sie für unerträglich halten. Auch bei diesem Dauerprotest geht es – wie es Dietrich Elsner, der Koordinator der Fluglärminitiativen formuliert – „um die Macht der Wirtschaft gegen die Ohnmacht der vom Lärm betroffenen Bürger“. Die Fluglärmgegner verhandelten zwar ständig mit allen Parteien,
    „lassen sich aber nicht in einen wachsweichen Konsens einbinden“.
    In Weinheim ist der wachsende Flüchtlingsstrom bereits angekommen. Stellvertretend für viele Kommunen in Deutschland sind hier die Konflikte rund um die Unterkunft, Betreuung und Integration von Flüchtlingen zu besichtigen. Drei neue Unterkünfte für etwa 240 Flüchtlinge sind in den kommenden Jahren geplant. In der „Bürgerinitiative Weststadt“ bündeln sich die Ängste und Sorgen von Anwohnern, die sich mit der Aufnahme von Flüchtlingen in ihrer direkten Nachbarschaft überfordert fühlen.
    Die Angst vor vermeintlich wachsender Kriminalität, mangelhafter Integrationsfähigkeit und sinkenden Immobilienpreisen treibt viele Bürger um. Die Fronten scheinen verhärtet, den „Wutbürgern“ stehen in Weinheim die „Gutmenschen“ gegenüber, die die Flüchtlinge mit offenen Armen empfangen wollen. Die Dokumentation zeichnet den Streit zwischen den Konfliktparteien nach. Viele Bürger sind mit ihren Protesten von der Straße ins Netz ausgewandert, wo inzwischen immer mehr Blogger ihre Wut und ihren Protest zum Ausdruck bringen.
    „Bauer Willi“ etwa nimmt die „schizophrenen Verbraucher“ aufs Korn. Der Landwirt aus dem Rheinland liest in seinen „Wutbriefen“ den Verbrauchern die Leviten. Witzig, provokativ und klug spießt er die Paradoxien der Landwirtschaftspolitik auf. „Das Prinzip ‚Hauptsache billig‘ führt in die Katastrophe,“ sagt der Bauer, dem es gelingt, Gegner und Befürworter der Billigproduktion von Nahrungsmitteln ins Gespräch zu bringen. Gibt es einen gemeinsamen Nenner dieser neuen Opposition von der Straße, fragt Thomas Leif auch prominente Publizisten wie den Spiegel-Autor Dirk Kurbjuweit, der seinerzeit den Begriff des „Wutbürgers“ geprägt hat, und lässt den Kabarettisten Hans-Joachim Heist alias Gernot Hassknecht die Seelen- und Motivlage der Empörten und Enttäuschten analysieren.
    Und mit welchen Mitteln reagieren die von den Wutwellen überraschten Politiker? Reicht die neue Dialog-Offensive „Gut Leben“ der Bundesregierung mit mehr als 200 routiniert gestalteten Diskussionen im Vier-Stunden-Takt aus, um die Sprachlosigkeit zwischen Bürgern und Politikern überall in Deutschland zu überwinden? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereMi 23.09.2015SWR Fernsehen

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Sendetermine

Do 01.10.2015
08:45–09:30
08:45–
Mi 30.09.2015
11:45–12:30
11:45–
Mi 30.09.2015
01:20–02:05
01:20–
Mo 28.09.2015
06:00–06:45
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So 27.09.2015
13:15–14:00
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Do 24.09.2015
03:50–04:35
03:50–
Do 24.09.2015
02:20–03:05
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Mi 23.09.2015
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20:15–
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