Leben am Ufer Folge 2: Die Niederlande: Mit dem Wasser leben
Folge 2
2. Die Niederlande: Mit dem Wasser leben
Folge 2 (45 Min.)
Das Rhein-Maas-Delta im Süden der Niederlande, das zur Hälfte unter dem Meeresspiegel liegt, wurde zwischen 1950 und 1997 völlig umgestaltet. Die Deltawerke, deren Planung schon vor der großen Sturmflut 1953 begann, bestehen aus einem ausgeklügelten Dammsystem, dass zwar heftigen Sturmfluten widersteht, sich langfristig aber negativ auf das Ökosystem auswirkt. Seit Jahren forschen Wissenschaftler, um Abhilfe zu schaffen. Heute ist in Anbetracht des steigenden Meeresspiegels und der sich ändernden Niederschlagsverhältnissen mit noch größeren Katastrophen als in der Vergangenheit zu rechnen. Deshalb plant die niederländische Regierung eine wahre Revolution: Das Wasser soll nicht mehr bekämpft werden, sondern die Niederländer sollen mit dem Wasser leben. Um dramatische Überschwemmungen in Zukunft zu verhindern und den zunehmenden Sauerstoffmangel im Deltawasser infolge des Stausystems rückgängig zu machen, soll der
Austausch zwischen Süß- und Meerwasser wieder ermöglicht werden. Einige Dämme sollen sogar zwecks Ausweitung der Wasserreservoirs entfernt werden. Diese Entpolderung stellt eine Wende im Denken der Holländer dar, das Jahrzehnte lang auf Festlandgewinnung ausgerichtet war. Schon bevor die niederländische Regierung diese Politik gegen den Widerstand der Landwirte umzusetzen begann, hatten Wissenschaftler des staatlichen Instituts für Umweltforschung ein Programm unter dem Namen „Help Nature“ entwickelt. Diese natürliche Selbsthilfe sieht unter anderem die Bepflanzung der Küsten vor. Vor dem Hintergrund zahlreicher Experimente dieser Art – einschließlich schwimmender Häuser und Städte – machen die Niederländer ihrem Ruf als Herren des Wassers alle Ehre. Architekten, Stadt- und Raumplaner aus aller Welt kommen hierher, um sich Anregungen für die Lösung der Probleme in ihren Ländern zu holen. (Text: arte)