Folge 158

  • Immersion

    Folge 158
    Im internationalen Kunstbetrieb ist es das Buzzwort der Stunde: Immersion. Also Kunst zum Eintauchen, Mitmachen, Sich-drin-Verlieren und Überwältigen-lassen. Alles nur ein kurzer Hype oder steckt mehr dahinter? „Jeder kann Immersion. Wenn ich in die Badewanne gehe, ist das schon Immersion. Ich tauch ja in was ein“, sagt Großkünstler Jonathan Meese. Überwältigen wollte Meese mit seiner Kunst schon immer, aber jetzt macht er es auf eine totale und zugleich dezente Art und Weise: In einem zunächst vornehmlich weißen Raum kann der Zuschauer ihm und seiner Mutter Brigitte virtuell begegnen.
    Und im Glücksfall sogar miterleben, wie Kunst im Augenblick entsteht. Nina Sonnenberg und ihr Team haben das für den „Kulturpalast“ gleich mal getestet. Bereits Joseph Beuys war ja der Meinung, dass es keine Grenze zwischen Kunst und Leben geben sollte. Die VR-Technik scheint diese Grenze nun einzureißen. Man ist an einem künstlichen Ort, der sich aber ganz real anfühlt. Filmemacher wie Dany Levi erkennen das Potenzial: „Ich bin Teil einer Revolution. Ich bin Teil eines wirklich neuen Sehens, eines ganz starken, sehr emotionalen Erlebens.
    Das hat mich umgehauen.“ Im Jüdischen Museum in Berlin beamt er die Zuschauer derzeit direkt ins „Heilige Jerusalem“. Immersion geht aber auch ganz ohne Technik. Ein Meister im Einbinden des Publikums in das Entstehen eines Kunstwerk ist der Däne Christian Falsnaes,
    zur Zeit mit einer großen Ausstellung in Krefeld zu erleben. Ohne Zuschauer wäre sein Werk nichts, besser gesagt: es wäre gar nicht erst da. Das Erstaunliche aber ist: Unter seiner Anleitung lassen sich Menschen zu allerlei hinreißen, selbst zu Dingen, die sie sonst nie tun würden.
    Wie manipulierbar ist der Mensch? Eine Frage, die immer wichtiger wird – gerade in einer Zeit, in der wir uns Techniken aussetzen, die wir selbst nicht mehr steuern können. Das Bedürfnis, die Dinge noch selbst in der Hand zu haben, sie steuern zu können – das zieht Zuschauer auch zu den Inszenierungen der Theaterkollektivs „Machina Ex“. Wie in einem Multiplayer-Computergame spielen in ihrem neuesten Stück „Endgame“ die Zuschauer in Teams. Sie müssen eine neurechte Bewegung bekämpfen und nur mit basisdemokratischen Mitteln kommen sie zum Ziel.
    Klingt nach erhobenen Zeigefinger, ist es aber nicht. Ganz spielerisch begreift der Zuschauer: „Hey, was ich mit anderen entscheide, bewirkt ja was!“ Auch das kann also die Folge eines immersiven Kunsterlebnisses sein. Außerdem in der Sendung: wie ein falscher VR-Hase auf echte Tränendrüsen drückt, Han Solo jetzt auch in 360 Grad, begehbare Kunst bei den Wiener Festwochen und im Berliner Martin Gropiusbau, sowie die ersten Fernsehbilder vom krassesten Theaterstück des letzten Jahres: dem „Nationaltheater Reinickendorf“ – ein begehbares Gesamtkunstwerk von Vegard Vinge und Ida Müller. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.06.20183sat

Cast & Crew

Sendetermine

Sa 02.06.2018
19:30–20:00
19:30–
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