Es ist ihr bisher radikalster Film, die Liebesgeschichte einer jungen Frau zu einem Wolf. Nicolette Krebitz, zu Gast im Kulturpalast, führt uns in „Wild“ die Lust am Animalischen vor. Alle Fesseln der Zivilisation einmal von sich werfen? Das innere Tier herauslassen und die eigene triebhafte Seite ausleben? Wer sich danach sehnt, ist hier richtig: Denn diese Woche geht es im Kulturpalast um das „Tier in uns“. Moderatorin Nina „Fiva“ Sonnenberg geht der Frage nach, auf welche Weise Tiere in der Kunst dargestellt werden. Und so viel sei verraten: Wenn ein Tier in einem Kunstwerk auftaucht, dann geht es meist um uns Menschen. Genauer: um unser dunkles, verleugnetes, von Moral und Zivilisation unbelecktes Inneres. Und das schon seit über 500 Jahren. Der Maler Hieronymus Bosch war es, der die Bestiarien des Mittelalters weiterentwickelt hat zu einer Menagerie des Seelen-Horrors. In seinen Bildern wimmelt es von Mensch-Tier-Zwittern, die
für menschliche Sünden und Abgründe stehen. Nun hat sein niederländischer Landsmann, der Schriftsteller Cees Nooteboom, ein Buch über Hieronymus Bosch geschrieben. Er ist durch dessen Bildwelten gewandelt und hat jede Menge erschreckende Kreaturen getroffen. Auch in der Performancekunst eines Jan Fabre oder eines Alain Platel hat das Kreatürliche und Instinkthafte seinen festen Platz. Der Belgier Platel ließ sogar echte Hunde in seinen Stücken auftreten. Noch konsequenter in der Auseinandersetzung mit dem Tierischen ist allerdings die Tanzgruppe „Performance for Cats“. Sie performt tatsächlich für Hauskatzen! Jeder Tierbesitzer kann sie buchen. Die Gruppe sagt: „Tiere produzieren nichts, sondern sie sind einfach. Und das ist auch unser Ziel als Performer und Künstler. Wir fühlen uns als Kollegen.“ Ob die Regisseurin Nicolette Krebitz das von dem Wolf in ihrem neuen Kinofilm „Wild“ auch sagen wird? Im April ist Kinostart. (Text: 3sat)