Was heute etwas träge silbergrau in der Sonne glänzt, entstand in bewegten Zeiten: Als mittelalterliche Sturmfluten an der Küste tobten, Land wegrissen und die neuen Buchten überschwemmten. Die Geschichte des Jadebusens liest sich wie ein Abenteuerroman. Ohne Buch aber mit dem Fahrrad will Alexandra Zielinski in diese Welt eintauchen. Sie plant eine Tagestour um den Jadebusen, der Nordseebucht zwischen Wesermündung und Ostfriesland. Los geht’s in Wilhelmshaven – erstmal bequem per Fähre ans Ostufer, denn hier wartet schon ihr Wanderbegleiter Gerold Lühken. Mit ihm hat sie sich die 60-km-Tour vorgenommen – zurück an die Westseite nach Wilhelmshaven. Sie führt durch Land, das vom steten Kampf mit dem Wasser geprägt ist. Erst Deiche schufen im Laufe der Jahrhunderte den Jadebusen in seiner heutigen Form. Sie sicherten die Küste, die Felder. Die Deiche bestimmten das Leben, die Pflichten. Für Alexandra sind sie
mal eine prima Radelunterlage, dann Windabweiser oder eine überdimensionierte Schafweide – einfach nur zum Gucken und Genießen. Mit Meerwasser haben auch die ersten Naturbesonderheiten an der Strecke zu tun: die Salzwiesen und das schwimmende Moor von Sehestedt. Und ohne Wasser könnte sich Alexandra weder Varel noch Dangast vorstellen. Varel, die kleine Stadt am Südzipfel des Jadebusens; der ehemalige Sommersitz der Oldenburger Grafen. Die Stadt mit dem einst so bedeutsamen Hafen, der heute so romantisch zum Seele-baumeln-lassen einlädt. Dangast, das älteste Seebad an der Nordseeküste, ein Lieblingsort für Kreative. Maler der Künstlergruppe „Brücke“ wie Karl-Schmidt-Rottluff und später Expressionisten wie Max Pechstein logierten und arbeiteten hier. Tja, und dann gibt es bis Wilhelmshaven noch versunkene Inseln, kleine Gartensiedlungen, viele Schafe und hoffentlich nur ein klein bisschen Gegenwind … (Text: mdr)