Als junger Mann ist er sich sicher: Ich werde Priester. Doch es kommt anders: „Ich war Mitte 20, als mir ein Freund offen sagte, dass ich nicht dafür geschaffen sei, allein zu leben.“ Er hatte Recht. Rafael Ledschbor geht nach dem Abschluss seines Theologiestudiums in Erfurt in die sorbische Heimat zurück. Hier lernt er seine Frau kennen und gründet eine Familie. Heute arbeitet der inzwischen 59-Jährige als Redakteur für die Zeitung „Katolski Posoł“ (Katholischer Bote). Die wöchentliche Ausgabe erscheint in sorbischer Sprache. Wie ein rasender Reporter berichtet er über kleine und große Ereignisse. „Von der Papstwahl bis hin zu alltäglichen Dingen, die in winzigen Dörfern der Lausitz
geschehen. Am liebsten porträtiere ich Menschen.“ In seinen Artikeln geht es um Glauben und Vielfalt. Weil ihm das am Herzen liegt, ist er auch an der Errichtung eines großen Denkmals in der Nähe von Bautzen beteiligt. Zwei Slawenapostel symbolisieren die Christianisierung der Sorben. „Geschichte trifft hier auf Zukunft. Auf dass wir uns im geeinten Europa zu Kirche und Vielfalt bekennen.“ Weil viele Besucher herkommen und alles schön sein soll, mäht Rafael Ledschbor mit seinem Traktor regelmäßig die große Rasenfläche vor dem Denkmal. Eine Menge Arbeit! Sein Beichtvater hat ihm deshalb vor einem halben Jahr zu regelmäßigen und stressabbauenden Spaziergängen geraten. Gerade mal einen hat er bisher geschafft. (Text: MDR)