Zeugin aus der Hölle

D / YU 1966 (83 Min.)
  • Drama

Staatsanwalt Dr. Hoffmann von der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg ist ein äußerst resoluter Vertreter der bundesrepublikanischen Staatsmacht, wenn es darum geht, NS-Verbrechern auf die Spur zu kommen. Seitdem er ein soeben erst ins Deutsche übersetztes Buch des jugoslawischen Autors Bora Petrovic gelesen hat, das dieser vor rund zwanzig Jahren schrieb, ist ein älterer, sich kultiviert gebender Herr in Hoffmanns Visier geraten: ein Arzt namens Dr. Berger. Dieser Mann soll als Lagerarzt in einem Konzentrationslager verbrecherische Experimente an Häftlingen vorgenommen haben. Eine dieser Gefangenen war die polnische Jüdin Lea Weiss. Berger soll sie während ihrer Lagerhaft sterilisiert haben, und die Frau soll gezwungen worden sein, in einem lagereigenen Bordell zu arbeiten und dem Lagerkommandanten und ihm sexuelle Dienste zu erweisen. Die Wirtschaftswunderjahre haben Dr. Berger eine für die Bundesrepublik nicht untypische Nachkriegskarriere ermöglicht; heute ist er wissenschaftlicher Direktor einer großen pharmazeutischen Fabrik, ein angesehener Großbürger. Der Schlüssel zur Überführung Bergers liegt in der Zeugenaussage von Lea Weiss, die, einst mit einem Franzosen namens Clement verheiratet, mittlerweile verwitwet ist. Doch nach anfänglicher Bereitwilligkeit zur Aussage schweigt Lea Clement-Weiss nun weitgehend zu den Vorgängen von damals; zu tief sitzt der Schmerz, zu gewaltig ist die Scham, zu groß der Druck durch den Rechtsanwalt von Walden. Wenn sie sich zu den Vorgängen von einst äußert, dann in der Terminologie, die auch Dr. Berger bei seiner Vernehmung durch Hoffmann einsetzt: beide halten die staatsanwaltlichen Anwürfe für „übertrieben“ und sprechen bezüglich der Ereignisse im Lager von „Mystifikation“. Um den Hintergründen von Leas Verhalten auf die Spur zu kommen, reist Hoffmann nach Belgrad. Er sucht Petrovic auf, der gleich nach Kriegsende als junger Journalist die Aussagen Leas protokolliert hatte. Auch der Name Dr. Berger kam in Petrovics Buch häufig vor. Hoffmann sieht hier, sollte Lea weiterhin schweigen, seine letzte Chance, den gewissenlosen Mediziner endlich zu überführen. Hoffmann befragt Petrovic, für wie glaubwürdig er Lea Weiss’ Ausführungen von damals hält. Lea stritt ja nunmehr all dies ab, was Petrovic in seinem auf ihren Aussagen beruhenden Buch publiziert hat. Petrovic beharrt auf der Richtigkeit der Aussagen, kann sich keinen Reim auf Leas Schweigen bzw. Verleugnen der ihm gegenüber gemachten Aussagen machen. Auf Hoffmanns Bitte begleitet Petrovic ihn nach Deutschland, um Lea umzustimmen. Als beide Männer ein auf Film gebanntes Interview mit dem bislang nur als Phantom auftauchenden KZ-Arzt betrachten, in dem Berger mit jovialer Selbstgefälligkeit abwiegelt und alles herunterspielt, sich rechtfertigt und sich schlussendlich mit seinen Experimenten als Wohltäter der Menschheit darstellt, reagieren beide in einer Mischung aus Ekel und Fassungslosigkeit. Bald beginnen alle Seiten an der schwersttraumatisierten Frau zu zerren: Staatsanwalt Hoffmann, der Leas Aussage unbedingt benötigt, um Dr. Berger seiner gerechten Strafe zuzuführen, und Rechtsanwalt von Walden, vom Auftreten her mal ruppig, mal samten, stets aber hartgesotten und kaltschnäuzig. Drohanrufe, die die fragile Zeugin aus der Hölle einschüchtern sollen, verstärken noch den auf Lea ausgeübten Druck. Hoffmanns Unnachgiebigkeit in der Täterverfolgung, die von Mal zu Mal immer weniger Rücksicht auf die Gesamtkonstitution seiner Zeugin nimmt, löst schlussendlich in Lea Weiss eines Tages eine emotionale Katastrophe aus, die im Freitod endet. Doch zuvor will sie aufräumen mit ihrer Vergangenheit, die Angst und das Trauma endlich loswerden. Und so beginnt sie zu reden. In Anwesenheit von dem während der Vernehmung zunehmend unangenehm berührten Bora gibt sie Hoffmann gegenüber Auskunft über alle Details, sagt über Bergers Sterilisationsexperimente: „Er rühmte sich vor mir, diese Methode der Sterilisierung war seine Erfindung.“ Dann lässt sie durchblicken, dass sie gezwungenermaßen, um zu überleben, Dr. Bergers Geliebte wurde – nein: werden musste. Zu Hoffmanns und Petrovics Entsetzen verschwimmen für einen Moment die Grenzen zwischen Gut und Böse, zwischen Täter und Opfer. Lea sagt: „Ich weiß, Sie hätten lieber gehabt, dass ihre Zeugin ein unschuldiges, reines Opfer ist. Ein Engel, der anklagt. Bedaure. Der kleine Engel ist durch die Hölle gegangen und hat sich die schneeweißen Flügel ein wenig versengt.“ Erst einmal in Fahrt, bricht es aus Lea heraus: „Sie wollten die Wahrheit? Dann hören Sie die Wahrheit bis zum Ende. Als Berger von mir genug hatte, überließ er mich einem Kollegen, der ebenfalls experimentierte. Er machte Unterkühl-Versuche. Sie wissen wie das zuging?“ In Rückblenden sieht man Lea Weiss im Lazarettlager, eine Momentaufnahme realen Leidens in der KZ-Hölle.

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Internationaler Kinostart1966
Alternativtitel: Gorke trave

DVD & Blu-ray

Sendetermine

Mo 08.10.2001
00:00–01:20
00:00–
Fr 09.03.2001
00:15–01:35
00:15–
Fr 19.03.1999
00:45–02:05
00:45–

Cast & Crew

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