Verräterkinder – Die Töchter und Söhne des Widerstands

D 2014 (45 Min.)
  • Dokumentation
  • Geschichte
Saskia von Brockdorff, deren Mutter wegen ihrer Mitgliedschaft in der „Roten Kapelle“ 1943 in Berlin-Plötzensee enthauptet wurde. – Bild: NDR/​HR/​Kick-Film/​Jörg Bundschuh
Saskia von Brockdorff, deren Mutter wegen ihrer Mitgliedschaft in der „Roten Kapelle“ 1943 in Berlin-Plötzensee enthauptet wurde.

Die Männer des 20. Juli 1944 werden heute verehrt als Helden, die ihr Leben im Widerstand gegen Hitler geopfert haben. Für ihre Kinder ist der gewaltsame Tod des Vaters eine Katastrophe. Bis heute tragen sie an ihren Folgen. Christian Weisenborn zeigt in seinem Film erschütternde Begegnungen mit Kindern von Verschwörern des 20. Juli. Darunter Axel Smend. Sein Vater Günther Smend wurde 1944 hingerichtet, da war Axel gerade vier Monate alt. Heute noch ist Axel Smend tief bewegt, wenn er sich daran erinnert, wie seine Mutter mit verweinten Augen vom Elternsprechtag in der Schule zurückkam.

Der Lehrer hatte von Axels schlechten Noten in Latein gesprochen und hinzugefügt: Vom Sohn eines Verräters könne er nichts anderes erwarten. Christian Weisenborn blickt auch auf die eigene Familiengeschichte. Seine Eltern waren Mitglieder eines großen Freundeskreises von Antifaschisten, den die Gestapo „Rote Kapelle“ nannte. Es waren Künstler, Arbeiter, Kommunisten, Adlige, Ärzte und Offiziere, Männer und Frauen. Sie verbreiteten schon 1942 Flugblätter, die vom Völkermord an den europäischen Juden berichteten, und versuchten, Kontakt zu den Sowjets und zu den Amerikanern aufzunehmen.

Weisenborns Eltern überlebten, aber 52 ihrer Freunde wurden 1942/​43 in Plötzensee hingerichtet. Auch Töchter und Söhne von ihnen hat Weisenborn interviewt. Die Angestellte Erika Gräfin von Brockdorff war 32 Jahre alt, als sie unter dem Fallbeil starb. Sie hinterließ eine sechsjährige Tochter. Saskia von Brockdorff quälte sich jahrzehntelang mit der Frage, warum ihre Mutter sich in solche Gefahr begeben hat: Warum hat sie mich verlassen? Erst 60 Jahre später, als auch die Rote Kapelle einen Platz in der Gedenkstätte des Widerstands bekam, erreichte sie der Abschiedsbrief, den ihr die Mutter 1943 schrieb.

Er ist voller Liebe und Schmerz. Behutsam lässt Weisenborn die Zuschauer teilhaben an der Versöhnung, die Saskia von Brockdorff durch diese Zeilen endlich möglich war. Von der Trauer um die toten Mütter und Väter erzählen auch Alfred von Hofacker und Hans Coppi. Wie schwierig, voller Fragen und widerstreitender Gefühle es war, einen Zugang zu den Toten, ihren hingerichteten Vätern oder Müttern, zu finden. Das private Trauern vollzog sich jahrzehntelang vor dem Hintergrund des Kalten Kriegs: Die „Verräterkinder“ mussten erleben, wie politische Interessen in Ost und West zur Verleumdung ihrer Eltern führten.

Widerstandskämpfer wurden vereinnahmt, ausgestoßen oder passend gemacht. 1954 ehrte Bundespräsident Heuss zum ersten Mal die Männer des 20. Juli. In der DDR wurden sie zu diesem Zeitpunkt als Reaktionäre gebrandmarkt, denen es vor allem um den Machterhalt für Adel, Großgrundbesitz und Militär gegangen sei. Erst in den 1970er-Jahren begann eine vorsichtige Umorientierung.

Die Rote Kapelle wurde in der DDR anfangs verschwiegen, dann zu einer kommunistischen Kundschaftertruppe umgedeutet und propagandistisch aufgebauscht zum Vorbild des Mielke-Apparates gemacht. Im Westen wurde sie jahrzehntelang als „fünfte Kolonne Moskaus“ diffamiert. Erst 2009 hob der Deutsche Bundestag die Todesurteile wegen „Kriegsverrats“ auf. Vor diesem Hintergrund zeigt Christian Weisenborns Film eindrucksvolle, hoch emotionale Momentaufnahmen aus dem Leben der Kinder des Widerstands. Damit würdigt der Filmemacher die Courage der Eltern und gibt ihnen einen historisch gerechten Platz. (Text: 3sat)

Deutsche TV-Premiere 14.07.2014 Das Erste

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