Väter und Söhne
- D 2016 (200 Min.)
- Theater
Die junge Regisseurin Daniela Löffner bringt Iwan Turgenjews Mammut-Roman „Väter und Söhne“ mit einer beeindruckenden Leichtigkeit auf die Bühne. Wie in einer Fernsehserie wechselt die Inszenierung von einem Erzählstrang zum nächsten, von einer Szene zur anderen. Das Publikum ist ganz nah dran und sitzt an allen vier Seiten der Spielfläche, quasi zu Gast auf der Terrasse der Familie Kirsanow. Es ist heiß, sehr heiß. Die Sonne brennt auf die weitläufige Terrasse des Gutshauses. Die Vorbereitungen für den anstehenden Besuch laufen nur schleppend. Arkadji, der Sohn des Gutsbesitzers, kündigt sich an.
Er studiert in der Stadt und war schon lange nicht mehr zu Hause. Es hat sich einiges verändert während seiner Abwesenheit. Sein Vater hat mit der jungen Hauswirtschafterin ein Kind bekommen und plant zu heiraten. Unverhofft bekommt Arkadij also nebst Brüderchen auch noch eine fast gleichaltrige Stiefmutter. Doch auch er hat eine Überraschung im Gepäck – seinen Studienfreund Jewgenij. Beim ersten Zusammentreffen der beiden Jungen mit Vater und Onkel Pawel, der ebenfalls auf dem Gut lebt, wird klar, hier entbrennt ein Kampf der Generationen. Arkadij und Jewgenij vertreten radikale Positionen, sehen sich selbst als Nihilisten und wollen am liebsten die ganze Weltordnung umstürzen.
Kein gutes Haar lassen sie an dem, was die vorherige Generation geleistet hat. Auch wenn Vater Nikolaj immer wieder schlichten will, so geraten gerade Pawel und Jewgenij immer heftiger aneinander. Alles ändert sich mit dem Besuch der jungen Witwe Anna und ihrer Schwester Katerina. Die beiden Revolutionäre werden langsam weich, aber nur einer findet vermeintlich sein Glück. Mehrfach unerwiderte Liebe führt fast zur Katastrophe. Doch erst eine schnöde Typhus-Epidemie bringt das wahre Unglück. Am Ende bleiben alle gemeinsam einsam zurück, und niemand bekommt das, von dem er oder sie geträumt hatte.
„Väter und Söhne“ ist hervorragendes Schauspielertheater und vor allem eine großartige Ensembleleistung. Dem Team ist es gelungen, die Spannung, das Mitfiebern mit jeder einzelnen Figur, nicht auch nur eine Sekunde abreißen zu lassen. Redaktionshinweis: „Väter und Söhne“ ist das erste von drei -Starken Stücken“, die 3sat vom Theatertreffen 2016 in Berlin zeigt. Am Samstag, 14. Mai, 20:15 Uhr, folgt „Effi Briest allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“, am Samstag, 21. Mai, ebenfalls um 20:15 Uhr „John Gabriel Borkman“. (Text: 3sat)
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