Sue – Eine Frau in New York

Mit der Miete ist Sue nun schon drei Monate im Rückstand, der Vermieter gewährt ihr eine letzte Gnadenfrist. Dass sie seit längerem arbeitslos ist, sieht man der auffallend hübschen, stets elegant gekleideten Mittdreißigerin nicht an. Trotzdem bleiben ihre Bemühungen um eine Anstellung als Rechtsanwaltsgehilfin ergebnislos, denn sie kann keine Referenzen vorweisen. Auch ihr Privatleben zeigt keinerlei Kontinuität: Obwohl Sue leicht auf Menschen zugeht und Kontakte knüpft, hat sie weder Freunde noch Bekannte. Ihre Mutter hat Alzheimer und kann sich am Telefon nicht an sie erinnern. Immer wieder schläft Sue mit wildfremden Männern, um hinterher in quälender Einsamkeit zu versinken.

Ruhelos zieht sie durch die Straßen Manhattans, durch Bars, Coffeeshops, Waschsalons, Kinos, Parks. Sie ist süchtig nach der Stadt, in der sie aber weder beruflich noch menschlich Fuß fassen kann. Selbst das großzügige Angebot der freundlichen Psychologiestudentin Linda, ihr mit der fälligen Miete auszuhelfen, lehnt Sue ängstlich ab. Auch in der Beziehung zu dem netten Reisejournalisten Ben, der es ernst mit ihr meint und ihren Panzer kurzzeitig durchbricht, findet Sue keinen festen Halt. Als Ben kurzfristig verreisen muss und Sue in der Zwischenzeit aus ihrer Wohnung fliegt, strandet die von Alkohol und Drogen Gezeichnete schließlich auf einer Parkbank. (Text: rbb)