Stalin – eine Mosfilmproduktion

D 1993 (90 Min.)
  • Portrait
  • Dokumentation
  • Geschichte

Die großen Diktatoren des 20. Jahrhunderts waren große Filmliebhaber, und Jossif Wissarionowitsch Dschugaschwili, genannt Stalin, war der größte: Er bevorzugte Musicals, Western und Kolchosfilme, er griff – bis in die Details – in die sowjetische Filmproduktion ein, er liebte vor allem Filme über sich selbst: Huldigende Dokumentarfilme, verklärende Spielfilme. Die Oktoberrevolution und die Sowjetunion als Wille und Vorstellung.

Ein Höhepunkt von geradezu religiöser Inbrunst: Lenin spricht in „Der Schwur“ (1946) aus den Wolken zu Stalin. Der richtet seine Augen empor, ein Lichtstrahl trifft seine Stirn. „Stalin ist der einzige Empfänger der marxistischen Pfingstbotschaft. Schwer tragend an der Bürde der Gnade, kehrt er zu seinen Genossen zurück, von denen er sich hinfort unterscheidet: Nicht nur durch seine Wissenschaft und sein Genie, sondern weil der Gott der Geschichte in ihm gegenwärtig geworden ist.“ (André Bazin) Die Filme kämpfen ständig mit dem Problem, wie sie den großen, lebenden Stalin neben dem großen, toten Lenin unterbringen können, und wie dann nach Stalins Tod und ideologischem Sturz die Stalin-Bilder wieder aus den Filmen herauspraktiziert werden müssen.

Die Geschichte des Stalin-Kino-Kultes steckt voller Widersprüche. Dsiga Wertows Film „Drei Lieder über Lenin“ (1934) hatte ursprünglich einen vierten Teil, ein Lied über Stalin: „Im Kreml gibt es einen Mann, ihn kennt und liebt die ganze Welt, Deine Freude, dein Glück sind von ihm. Großer Stalin, so nennt man ihn.“ Den Stalinisten war der Film zu formalistisch, ihren Erben zu stalinistisch. Der Film verschwand in den Archiven.

„Stalin – Eine Mosfilmproduktion“ zeichnet mit bislang nicht gesehenem Material die Entstehung, die Vollendung und die Verdrängung eines einzigartigen Personenkultes nach. Dass und wie die Diktatoren das Kino manipuliert haben, legt noch eine andere Frage nahe: Haben sie vielleicht auch an die Bilder beglaubt, die sie haben herstellen lassen? Hatten sie zum Kino vielleicht gar das naive Verhältnis, das sie ihren Untertanen unterstellten? (Text: WDR)

Sendetermine

Mo 27.06.2005
22:25–23:55
22:25–
Sa 08.03.2003
00:00–01:30
00:00–

Cast & Crew

Reviews & Kommentare

    Erinnerungs-Service per E-Mail

    TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Stalin - eine Mosfilmproduktion online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.