Oliver Twist

Der neunjährige Waisenjunge Oliver Twist (Barney Clark) wächst in einer Verwahranstalt auf und kämpft ums nackte Überleben. Im viktorianischen England müssen auch Kinder hart arbeiten, das Essen ist knapp. Die hungrigen Heimkinder schicken Oliver vor, um einen Nachschlag beim Eintopf zu fordern. Fortan gilt der Junge als Unruhestifter. Die hartherzigen Direktoren geben ihn zu dem Sargtischler Sowerberry (Michael Heath) in die Lehre, der den Jungen wegen seines engelhaften Gesichtes als Begräbnisbegleiter einsetzt. Der eifersüchtige Lehrling Noah Claypole (Chris Overton) vergällt ihm jedoch dieses kleine Glück, worauf Oliver zu Fuß nach London flieht.

Dort wird er von einem jungen Dieb (Harry Eden) aufgegabelt, der ihn zu seinen Kumpanen mitnimmt. Inmitten einer illustren Bande von Straßenkindern und der mitleidigen Hure Nancy (Leanne Rowe) findet Oliver in einer heruntergekommenen Wohnung über den Dächern Londons so etwas wie eine Heimat. Der alte Hehler Fagin (Ben Kingsley), Kopf der Kinderbande, nimmt ihn in seine Obhut und bildet ihn zum Taschendieb aus. Aber gleich bei seiner ersten Tour wird Oliver – obgleich unschuldig – von der Polizei geschnappt.

Doch der Junge hat Glück: Das Opfer des Diebstahls, der wohlhabende Bücherfreund Brownlow (Edward Hardwicke), wird zu Olivers Fürsprecher. Er nimmt das Waisenkind in seinem bürgerlichen Haus auf. Zum ersten Mal in seinem jungen Leben erfährt Oliver Förderung und Anerkennung. Fagin und sein finsterer Kumpan Sykes (Jamie Foreman) wittern jedoch einen großen Coup und lassen das Kind nicht in Ruhe. Für seine Verfilmung des berühmten Romans von Charles Dickens bevorzugte Meisterregisseur und Oscar-Preisträger Roman Polanski („Der Pianist“) klassischen Kulissenbau statt steriler Computeranimationen.

So erzeugt er ein vibrierendes, atmosphärisch dichtes Abbild des alten London, schrecklich und zugleich faszinierend. Der Junge, Inbegriff der Unschuld, sieht sich umgeben von überlebensgroßen, schillernden Bösewichten. Der mehrfach preisgekrönte Ben Kingsley („Gandhi“) verkörpert brillant den Hehler Fagin. Im Gegensatz zu anderen Verfilmungen des berühmten Romans zeigt Polanski neben der Leidensgeschichte des armen Waisenjungen auch die Schurken als nicht per se böse, sondern durch die Verhältnisse geprägt. (Text: ARD)