Metropolen des Handels

D  (89 Min.)
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SWR SCHÄTZE DER WELT – ERBE DER MENSCHHEIT „Willemstad, Niederländische Antillen – Klein Amsterdam in der Karibik“: An der prominenten Handelskade waren noch vor wenigen Jahren alle Läden in jüdischem Besitz. Jetzt wird schon jedes zweite von Indern betrieben. – Bild: ZDF und SWR/​Heise
SWR SCHÄTZE DER WELT – ERBE DER MENSCHHEIT „Willemstad, Niederländische Antillen – Klein Amsterdam in der Karibik“: An der prominenten Handelskade waren noch vor wenigen Jahren alle Läden in jüdischem Besitz. Jetzt wird schon jedes zweite von Indern betrieben.

Es gibt Städte, die sind Knotenpunkte auf der Welt. Nirgendwo anders werden und wurden so viele Güter umgeschlagen, kommen so viele Menschen an, ballt sich so viel Kultur. Max Moor stellt einige dieser Metropolen vor, viele davon beherbergen UNESCO-Weltkulturerbe und haben eine lange Geschichte. Die Reise führt von Willemstad in der Karibik über Bordeaux nach Brügge und Amsterdam. Als holländische Idylle liegt Willemstad in der Karibik. Die Hauptstadt von Curacao ist das Werk jüdischer Siedler. Sie waren vor der Inquisition aus Spanien erst nach Amsterdam geflohen und hatten dann auf Curacao eine neue Heimat gefunden.

Die holländische Krone nutzte die Insel als Stützpunkt für den Sklavenhandel. Geblieben sind die Nachfahren der Sklaven, die sich heute autonom verwalten. Lohnende Geschäfte gibt es so fern vom Mutterland noch immer. Das in leuchtenden Farben herausgeputzte „Klein Amsterdam“ ist ein beliebtes Ziel für Kreuzfahrttouristen – und für nicht versteuertes Geld. Mit Bordeaux verbinden die meisten Menschen zuerst den tiefroten Wein, erst danach folgt die Stadt im Südwesten Frankreichs.

Seit dem 16. Jahrhundert steht das Bürgertum der Stadt für Selbstbewusstsein, Freiheitswillen, Stolz und Unabhängigkeit. Ein Bürgertum, dass seine weit reichenden Handelsbeziehungen und den natürlichen Hafen am Ufer der Garonne nutzte, um mit England, Portugal, Nordafrika und Südamerika jahrhundertelang Wirtschaftsbeziehungen zu pflegen. Weltoffen und weitgehend unabhängig vom zentralistisch-royalistischen Paris, zeigte sich Bordeaux als Vorreiter eines wirtschaftlichen Globalismus. Eigentlich hat eine Naturkatastrophe den Aufstieg Brügges zu einem der bedeutendsten Handelsplätze Europas im Mittelalter geebnet: Eine Sturmflut pflügte 1134 eine Rinne in die Meeresbucht Zwin und schuf einen direkten Zugang zur Nordsee.

Brügge entwickelte sich zu einem der meistangelaufenen Häfen im Norden Europas, war bald Drehscheibe im internationalen Handel. Der allgegenwärtige Reichtum der Händler, Bankiers und Adeligen lockte bedeutende Künstler an, darunter auch die Maler der Flämischen Schule. Als die „Flämischen Primitiven“ revolutionierten sie die Bildende Kunst mit einem bis dahin nicht gekannten Realismus, der durch eine natürliche, bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Darstellung eine neue Sicht auf Mensch und Natur eröffnete.

Bedeutende Vertreter wie Jan van Eyck wurden auch in Italien als Malerfürsten verehrt. Brügge avancierte zum größten kulturellen Zentrum nördlich der Alpen. Prächtige Giebelhäuser, steinerne Brücken, ein raffiniertes System von größeren und kleineren Wasserstraßen – Amsterdam ist das Venedig des Nordens.

In einem weiten Halbkreis umschließt der Grachtengürtel mit seinen drei Hauptkanälen die Altstadt im Süden und Westen. Das Ensemble gilt als städtebauliches und architektonisches Gesamtkunstwerk aus dem 17. Jahrhundert und wurde 2010 zum UNESCO-Welterbe ernannt. 1602 schlossen sich Amsterdamer Kaufleute zur Niederländischen Ostindienkompanie zusammen, später folgte die Westindienkompanie – der Grundstein eines riesigen Wirtschaftsimperiums. Das kleine Holland war Ende des 16. Jahrhunderts zur führenden Seehandelsnation der Welt aufgestiegen.

Das Geschäft mit Kolonialwaren florierte, brachte Reichtum in die niederländische Seemetropole. Um Platz für Handelskontore und Wohnhäuser zu schaffen, wurden Sumpfgebiete trockengelegt, hunderttausende Holzpfähle als Fundamente in den Sand gerammt. Es entstanden die großen drei Kanäle Herengracht, Prinsengracht und Keizergracht, verbunden durch eine Vielzahl kleiner Nebenkanäle. Wohlhabende Bürger leisteten sich luxuriöse Giebelhäuser mit prachtvollen Salons und barocken Gärten. Noch heute ist der Grachtengürtel eine der beliebtesten Wohnadressen der reichen Amsterdamer. (Text: 3sat)

Sendetermine

Mo 07.12.2015
00:01–01:30
00:01–

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