Marie Antoinette

Im zarten Alter von 14 Jahren wird Marie Antoinette (Kirsten Dunst), Tochter der österreichischen Kaiserin Maria Theresia, nach Frankreich verfrachtet. Sie soll mit dem französischen Dauphin Louis (Jason Schwartzman) verheiratet werden, um die Beziehungen der beiden Länder zu veredeln. Der Teenager verlässt seine geliebte Heimat schweren Herzens und betritt eine neue Welt voller fremdartiger Gebräuche und Verhaltensregeln. In der Pflicht steht Marie Antoinette nicht zuletzt beim Gebären eines Stammhalters. Doch der Dauphin verbringt seine Zeit lieber bei der Jagd als mit seiner Gemahlin.

Gelangweilt von ihrer Ehe gibt Marie Antoinette sich pompösen Festen in einer von der übrigen Gesellschaft gänzlich abgeschotteten Sphäre hin – lebensfroh, vergnügungssüchtig, sorglos und verschwenderisch. Als ihr Gemahl zum König gekrönt wird, findet Marie Antoinette mit Louis XVI doch noch zu Innigkeit und Verständnis. Bereits ziehen jedoch die Wolken der Französischen Revolution auf. „Vielen Figuren in Historienfilmen scheint seltsam bewusst zu sein, dass sie in der Vergangenheit leben. Ganz anders Marie Antoinette, ein lebensfroher Teenager am Puls der Gegenwart – und die moderne Färbung dieses Filmes macht ihre Gegenwart auch zu unserer.“ So begreift der US-Filmkritikerpapst Roger Ebert den Ansatz von Regisseurin Sofia Coppola, ihren Film über eine Person der Weltgeschichte ohne Staub und Patina, sondern im Erscheinungsbild eines Lifestyle-Magazins zu drehen.

Statt Cembaloklänge durchfluten den französischen Königshof Songs von The Strokes sowie Air, und in einer Einstellung lümmelt sich wie selbstverständlich ein Paar pinker Converse-Turnschuhe auf dem königlichen Fussboden. Sofia Coppolas Marie Antoinette ist eine jugendliche Aussenseiterin, die gegen ihren Willen in eine dekadente Welt gedrängt wird, in der sie weder richtig aufgeht noch sich aufgibt.

Für ihr filmisches Porträt stützt die junge Filmemacherin sich auf die Biographie „Marie Antoinette: The Journey“ von Antonia Fraser, die 2002 eine neue Sicht auf die verschmähte Monarchin erlaubte. Für die Titelrolle schwebte Coppola von Beginn weg die elfenhafte Kirsten Dunst vor, mit der sie bereits 1999 bei ihrem Kino-Début „The Virgin Suicides“ gearbeitet hatte. In weiteren Rollen sind neben Jason Schwartzman als Louis XVI Judy Davis, Danny Huston, Marianne Faithfull, Rip Torn sowie Rose Byrne zu sehen. (Text: SRF)

Nach Motiven des Buchs von Antonia Fraser erzählt Oscar-Gewinnerin Sofia Coppola in ihrem ersten Film seit dem Durchbruch mit „Lost in Translation“ die Geschichte einer der berühmtesten Frauen der Geschichte. Der Film mag üppig ausgestattet sein, aber er lebt vor allem vom modernen Blick Coppolas auf den Stoff. (Text: sixx)