Juha

FIN 1999 (75 Min.)
  • Romantic Comedy
  • Stummfilm

Ein unschuldigeres Idyll ist kaum vorstellbar: Der finnische Bauer Juha fährt mit seinem Motorrad über eine einsame Landstraße, seine Frau Marja auf dem Sozius, den Beiwagen gefüllt mit einer Ladung Kohlköpfe. Das Paar ist unterwegs zu einem Bauernmarkt, geht mit dem verdienten Geld in ein Wirtshaus, um am Ende des Tagwerks in sein Häuschen und schließlich ins Ehebett zurückzukehren, wo sich die beiden sanft und friedlich aneinander schmiegen. Ein makelloses Glück. „Sie sind glücklich wie Kinder“, heißt es im Zwischentitel. Doch die Versuchung naht in Gestalt des verschlagenen Zuhälters Shemeikka.

Der sitzt am Volant eines schicken Sportwagens, dessen Motor streikt. Während der gutmütige Bauer Juha sofort zur Tat schreitet und den defekten Kühler zu reparieren sucht, macht sich der Fremde an die Frau heran. „Du musst die Tochter des Bauern sein“, meint er scheinheilig, und – eines anderen belehrt – sogleich: „Du bist zu hübsch für dieses Hinkebein“. Für den Fall, dass sie bei ihrem viel zu alten Mann bliebe, prophezeit er ihr eine öde Zukunft, eine glänzende jedoch, wenn sie mit ihm in die große Stadt ginge. „Wirf ihn weg.

Komm mit mir“, lautet die Versuchung. Marja bleibt zwar zunächst bei ihrem Juha, doch die Saat der Eitelkeit und der Sehnsucht, die Shemeikka gepflanzt hat, geht auf. Sie arbeitet nicht mehr auf dem Hof und verbringt die Zeit lieber vor dem Spiegel. Sie hört auf, ihrem Mann liebevolle Mahlzeiten zuzubereiten und setzt ihm Fertiggerichte vor. Als der Fremde eines Tages siegessicher wieder auftaucht, erliegt die naive Marja der Versuchung und brennt mit ihm nach Helsinki durch. Ihrem Mann hinterlässt sie die ebenso lakonische wie vernichtende Botschaft: „Hier gehe ich zu Grunde!“ Zu spät wird Marja klar, welch fatale Entscheidung sie getroffen hat.

Sie ist einem rücksichtslosen Zuhälter in die Hände gefallen. Juha macht sich auf die Suche nach seiner Frau und findet sie schließlich in einem Bordell in Helsinki, einen Säugling im Arm. Mit der Axt in der Hand nimmt der betrogene Ehemann blutige Rache an dem Zerstörer seines Glücks und bringt Marja und das Kind in Sicherheit. Er selbst stirbt auf einer Müllhalde, von zwei Kugeln aus Shemeikkas Waffe getroffen. Marja fährt zusammen mit ihrem Kind dahin zurück, wo sie einst glücklichere Tage erlebte. (Text: arte)

Aki Kaurismäkis 13. Kinofilm ist ein Stummfilm mit Musikbegleitung, Geräuschen und Zwischentiteln, gespickt mit Hunderten von Filmzitaten von Jacques Becker über Chaplin, Griffith, Mizoguchi, Murnau, Ozu, Renoir, Douglas Sirk bis zu einer kleinen Hommage an den Spanier Luis Buñuel. „Heute reden die Menschen unentwegt und ohne Grund – da schadet etwas Stille nicht“, sagt Kaurismäki. So mag es nicht überraschen, dass sich der finnische Meister des lakonischen Minimalismus, der stets eine „Reinheit des Geschichtenerzählens“ anstrebt, im ausklingenden 20. Jahrhundert auf die Kunst des Stummfilms besinnt. Viel gesprochen wurde nie in den Filmen des schweigsamen Regisseurs aus dem hohen Norden, und häufig galt die Regel, je weniger gesprochen wurde, umso besser waren die Filme.
Die zerbrechliche Würde des Menschen ist das Motiv des 1911 erschienenen Romans „Juha“ (dt. Titel: „Schweres Blut“) des finnischen Nationaldichters Juhani Aho (1861 – 1921). Bereits dreimal wurde – neben zwei Opern-Adaptionen (1922 und 1935) – die tragische Dreiecksgeschichte für die Leinwand bearbeitet. Die erste Adaption von Mauritz Stiller aus dem Jahre 1921 zeigt ARTE am 22. 11. 2002. Die zweite – aus dem Jahre 1937 – realisierte Nyrki Tapiovaara, Finnlands erster Regisseur von Weltgeltung. Die dritte Verfilmung von Tovio Särkkä aus dem Jahr 1956 war der erste finnische Farbfilm. Kaurismäki hat die um die Jahrhundertwende spielende Romanhandlung in die 50er Jahre verlegt.
Pressestimmen: „Das Leben könnte so einfach und schön sein, doch es gibt kein Glück in der Welt. Darüber hat Aki Kaurismäki einen wunderbaren, eine todtraurigen Film gemacht.“ (Die Zeit)
„’Juha’ ist … eine gelungene Stilübung voller filmhistorischer Zitate. Die kraftvolle melodramatische Wirkung wird durch eine stilsichere musikalische Untermalung verstärkt, die die Stimmungslage der Charaktere unterstreicht.“ (Filmdienst)
„Entscheidender noch ist der Wille von Aki Kaurismäki, die im Grunde sehr einfache Geschichte in vielschichtigen Bildern zu erzählen und sich vom Verzicht auf Dialoge zwingen zu lassen, einfach alles zu visualisieren.“ (Hans Günther Pflaum) (Text: arte)

Deutsche TV-Premiere22.08.2002arteDeutscher Kinostart25.03.1999Internationaler Kinostart1999

Originalsprache: Finnisch

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Sendetermine

So 01.12.2002
01:40–02:55
01:40–
Do 21.11.2002
20:45–22:00
20:45–
Do 22.08.2002
23:45–01:50
23:45–
Di 04.12.2001
01:15–02:35
01:15–
Do 29.11.2001
23:20–00:40
23:20–

Cast & Crew

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