Im Bann des Priesterkönigs – Suche nach den drei Indien
- D 2007 (45 Min.)
- Dokumentation

Rom 1165: Im Lateran, dem Sitz der Päpste, herrscht Verzweiflung. Die Truppen des Kalifen Nur-ad-Din haben die Kreuzfahrer empfindlich geschlagen, jetzt steht Jerusalem auf dem Spiel. Für Papst Alexander III. zerbricht mit dem Desaster der Traum vom christlichen „Königreich des Himmels“. Doch es geht auch um weltliche Güter – um Grundbesitz und viel Geld. Denn Palästina ist der Brückenkopf für den Handel nach Fernost und damit Quelle unvorstellbaren Reichtums. In den Stunden höchster Not erhält der Heilige Vater eine diplomatische Botschaft.
Als Absender zeichnet ein Priesterkönig namens Johannes, genannt der Presbyter. Er wolle Jerusalem mit „10 000 Rittern sowie 100 000 bewaffneten Fußsoldaten verteidigen und die Feinde des Kreuzes Christi bekämpfen“, schreibt der Monarch. Für Alexander III. ist der Brief ein Geschenk des Himmels. Eilig lässt er das Schreiben kopieren und zu den Fürsten Europas bringen. Der unerwartete militärische Beistand soll sie aus der Lethargie reißen und zu einem neuen Schlag gegen den Islam motivieren.
Doch die Kreuzritter hoffen vergeblich auf die Entsatzarmee. Wer war der legendäre Priesterkönig? Und wo lebte er? Im Mittelalter bezeichnet fast jede Karte sein Hoheitsgebiet als „Reich der drei Indien“ – ein christliches Imperium tief im Osten und somit Rücken des muslimischen Feindes. Doch wer hat den ursprünglich an Kaiser Manuel von Byzanz adressierten Brief geschrieben? Ließ Kaiser Friedrich Barbarossa die Botschaft seinem großen Widersacher Papst Alexander nur zuspielen oder gar an seinem Hof verfassen? Jedenfalls notierte Barbarossas Berater, Bischof Otto von Freising, in seiner berühmten Chronik, im Jahr 1145 habe ein Priester und König aus dem Osten ein muslimisches Heer unterworfen.
Tatsächlich gewinnt der Khan der Mongolen 1141 bei Samarkand eine Schlacht gegen islamische Truppen. 1287 behaupten Gesandte aus der Mongolei auf dem Konzil von Lyon, ihre christliche Königin Doquz-Khatun sei eine Tochter des legendären Johannes. Doch weder der flämische Mönch Wilhelm von Rubruk, der im Auftrag des französischen Königs eine Expedition nach Zentralasien unternimmt, noch sonst ein Reisender hat den geheimnisvollen Machthaber je gesehen.
Dennoch ist er aus den Köpfen der Päpste und Monarchen nicht zu tilgen. Zu verlockend bleibt die Idee eines mächtigen Verbündeten im Kampf um die heiligen Stätten. Auch im 13. Jahrhundert lebt der Mythos um den Wunderherrscher ungebrochen weiter. Sogar die Handelsmächte suchen nach Johannes. Sie wollen den Potentaten aber nicht als Waffenbruder, sondern als Geschäftspartner gewinnen, gedeihen doch in seinem Land Pfeffer und andere exotische Gewürze, von Gold und Edelsteinen ganz zu schweigen.
In jener Zeit glauben die Menschen, das Reich des Priesterkönigs liege in Äthiopien. Dort etablierten sich bereits im 4. Jahrhundert christliche Gemeinden. So wundert es nicht, dass Papst Clemens VI. Hilfe für einen Kreuzzug nun aus Ostafrika erhofft. Denn wie einst die Gesandtschaft der Mongolen, so taucht eine Delegation aus Äthiopien angeblich im Namen des Priesterkönigs beim Heiligen Vater auf – so berichten Chronisten für das Jahr 1351. Seither stellen die Maler einen der Heiligen Drei Könige, nämlich Caspar, nur noch als Mohren dar.
Ebenso wie seine Vorgänger wartet der Heilige Vater jedoch vergeblich auf den Superherrscher. Der Film geht dem endlosen Verwirrspiel um den Priesterkönig auf den Grund. Die Fahndung nach dem Phantom des Mittelalters führt aus den Bibliotheken und Archiven Europas nach Indien, nach Karakorum in der Mongolei und zu den Felsenkirchen im äthiopischen Lalibela. Computeranimationen rekonstruieren den Palast des Johannes, Inszenierungen die historischen Ereignisse. (Text: ZDF)
- gezeigt bei Terra X
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