Holunderblüte
- D 2007 (89 Min.)
- Dokumentation

Der Film erzählt die Geschichte einer Landschaft Ostpreußens und seiner Bewohner. Ostpreußen ist eine geschichtsträchtige Gegend: Während der europäischen Kriege wurde es immer wieder neuen Herrschern unterworfen, zerteilt und neu gegliedert. Die Vertreibungen, Ansiedlungen, Umsiedlungen und Plünderungen des letzten Jahrhunderts spiegeln sich in der Architektur und in den Biografien der Ansässigen wider. Einst lebten hier Deutsche, Polen, Litauer und Juden nebeneinander und miteinander, jeder seine Nationalität, jeder seine Religion. Zur Geschichtsträchtigkeit gesellt sich jetzt eine besonders exponierte Lage. Das nördliche Ostpreußen um Kaliningrad ist eine russische Exklave zwischen den EU-Staaten Polen und Litauen.
„Holunderblüte“ soll den Abschluss eines Zyklus bilden, den Volker Koepp in Ostpreußen seit 1997 dreht. Nach „Kalte Heimat“ und „Kurische Nehrung“ erschließt sich Volker Koepp mit „Holunderblüte“ einen neuen Ansatz. Diesmal möchte er die ihm vertraute Kulturlandschaft in ihren Auflösungserscheinungen über den ganz gegenwärtigen Blick der Kinder erzählen. Geboren in den 90ern, als es schon keine Sowjetunion mehr gab, sondern Russland, sind den Kindern und Jugendlichen die Umrisse des ehemaligen Ostpreußens nur noch aus Schulbüchern bekannt. Die Gegenwart vieler Kinder ist geprägt von Perspektivlosigkeit und Verarmung.
Die Eltern haben oft keine Arbeit und der Alkohol spielt eine große Rolle. Der Film wird als Reise strukturiert, die von Ort zu Ort führt und zu der auch zufällige Begegnungen gehören. „Holunderblüte“ ist auch eine wiederholte Befragung der Themen von Volker Koepp, die nichts an Bedeutung verloren haben. Fragen nach Identität, Heimat und Erinnerung und wie sich dies auf die Befindlichkeit der Bewohner auswirkt, wie Geschichte sich in Geschichten erfassen lässt, das ist immer wieder das Universelle an Koepps Filmen. So wie Ostpreußen ein versunkenes Land ist, so interpretiert Volker Koepp auch Kindheit als ein entschwundenes Land. (Text: MDR)
Seit Beginn der 90er Jahre beschreibt Volker Koepp in seinen Filmen „Kalte Heimat“, „Fremde Ufer“ und „Die Gilge“ Geschichte und Gegenwart der Kaliningrader Region. Er dokumentiert die politischen und sozialen Veränderungen, die Verelendung der Menschen nach dem Zusammenbruch der landwirtschaftlichen Strukturen, die Entvölkerung der Dörfer und Zersplitterung der Familien. Der Film erhielt mehrere Auszeichnungen: 2008 den Großen Preis beim Dokumentarfilmfestival „Cinéma du Réel“ in Paris, 2009 den Förderpreis der Stadt Ludwigsburg, sowie 2009 den Preis für den besten Dokumentarfilm auf der Berlinale. (Text: rbb)
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