Game Over – Im Sog der Computerspielsucht

CH 2019 (60 Min.)
  • Dokumentation
DOK Game Over – Im Sog der Computerspielsucht Im Schneckenhaus Am Tiefpunkt nur noch mit der Sozialhilfe in Kontakt: Gamesüchtiger Liby L. Copyright: SRF – Bild: SRF
DOK Game Over – Im Sog der Computerspielsucht Im Schneckenhaus Am Tiefpunkt nur noch mit der Sozialhilfe in Kontakt: Gamesüchtiger Liby L. Copyright: SRF

Der mittlerweile 30-jährige, computerspielsüchtige Liby L. hat sich während zehn Jahren fast vollständig abgekapselt. Im Dokumentarfilm «Game Over» versucht er, sich über die Ursachen und Folgen seiner Gamesucht klar zu werden. Dabei wird er mit der bangen Frage konfrontiert, ob angesichts der heutigen Omnipräsenz von digitalen Medien seine Onlineabhängigkeit überhaupt heilbar ist.

Wie die meisten Kinder und Jugendlichen hat der gelernte Lebensmitteltechniker Liby L. schon sehr früh seine Faszination für Computerspiele entdeckt. Doch nach massiven Konflikten mit seiner Familie wurde das Zocken für den gebürtigen Solothurner zum alleinigen Lebensinhalt. Zuletzt sass er über viele Jahre hinweg in einer vom Sozialamt getragenen, abgedunkelten Mansarde und verbrachte bis zu zwanzig Stunden täglich vor dem Bildschirm. Er wog über 150 Kilogramm, drohte ständig zu kollabieren, und konnte kaum noch normal sprechen. Damals zog seine Sozialarbeiterin die Notbremse.

Dank eines Familienplatzes im «Projekt Alp» kam Liby L. zu einer sechsköpfigen Bauernfamilie im Berner Oberland und hatte schlagartig keinen Zugang mehr zu seinen Onlinegeräten. Dieser radikale Entzug machte Abgründe sichtbar: Sozial war er auf der Stufe eines überforderten Kindes stehen geblieben und auch körperlich besass er kaum noch Ressourcen. In den kommenden Jahren musste Liby L. alle Verhaltens- und Bewegungsregeln neu erlernen: Vom Händewaschen über die Regulation des Hungergefühls bis hin zum Aufsetzen des der Situation angemessenen Gesichtsausdrucks. Denn besonders eine Fähigkeit hatte er durch die Belohnungs- und Beschallungsüberflutung im Gamer-Universum fast vollständig verlernt: die Möglichkeit, ein Gefühl für sich selbst und Empathie für seine Umgebung zu empfinden.

Im Dokumentarfilm von Sören Senn werden Aspekte der rasant wachsenden Gamification des Lebens in einer Weise beleuchtet, wie sie weder im populären E-Sport noch bei alltäglichen Familienkonflikten um mehr oder weniger Onlinezeit für Jugendliche sichtbar werden: nämlich, dass in digitalen Ersatzwelten womöglich fundamentale menschliche Fähigkeiten zu verkümmern drohen. Die Geschichte des gamesüchtigen Liby L. erzählt mit eindrücklicher Intensität, wie das Erdulden von Frustration und überhaupt das Erleben von emotionalen Nuancen – im Nachhinein – mühselig erlernt werden muss. (Text: SRF)

Deutsche TV-Premiere25.08.20203sat

Sendetermine

So 10.01.2021
23:30–00:20
23:30–
Di 25.08.2020
22:55–23:45
22:55–

Cast & Crew

Reviews & Kommentare

    Erinnerungs-Service per E-Mail

    TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Game Over - Im Sog der Computerspielsucht online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.