Die Kunst der Fuge

„Fuge“ ist nicht nur ein musikalischer Terminus, sondern bedeutet im Italienischen schlicht „Flucht“. Der Antrieb zu jeder Flucht ist das intensive Gefühl des Eingesperrtseins und das Ziel jeder Flucht ist das Erreichen der Freiheit. Der Dokumentarfilm erzählt von den Versuchen dreier Künstler, diese Freiheit zu erringen. Drei unterschiedliche Charaktere, drei unterschiedliche Lebenswege, drei unterschiedliche Fluchtversuche werden gegeneinander gesetzt, aber auch miteinander in Beziehung gebracht. So spielt für die Fluchten des Musikgenies Johann Sebastian Bach, des kanadischen Pianisten Glenn Gould und des ehemaligen Leipziger Gewandhausorganisten Matthias Eisenberg die Musik eine zentrale Rolle. Die „Kunst der Fuge“, Bachs rätselhafte ästhetische Hinterlassenschaft, bildet die musikalische Klammer des Films.

Der 60-jährige Bach löst sich am Ende seines Lebens von zweckgebundener Auftragskomposition und flüchtet in das Reich der reinen Musik. Seine letzte Komposition, die „Kunst der Fuge“, verweist auf eine vollkommen neue Möglichkeit künstlerischer Freiheit. Sie dient keinem Zweck, nicht dem Tanzvergnügen eines aristokratischen Hofes, nicht dem Gottesdienst, nicht der pädagogischen Unterweisung. Das Stück ist reine Musik – frei vom Ballast einer Bedeutung, frei von Ideologie. Sie weist voraus auf den Künstlertypus der Zukunft: das autonome, aus eigenem Antrieb und eigener Notwendigkeit schaffende künstlerische Subjekt. (Text: arte)