Die Herzogin von Langeais

Wie schon bei „Out 1“ und „Die schöne Querulantin“ adaptiert Rivette mit diesem Film eine Erzählung Balzacs, „Die Herzogin von Langeais“ von 1834. Es ist eine Literaturverfilmung voller Ehrfurcht vor der Textvorlage und mit genauester Rekonstruktion historischer Details, die aber alles weglässt, was einen „Kostümschinken“ ausmacht – Aufmärsche, Barockschlösser, Schlachten, große Bälle, Orchestermusik. Eine Zeitreise in die französische Restauration, in der alles, was unter Napoleon möglich schien, wieder in rückwärtsgewandter Heuchelei erstarrt ist. Die tragische Geschichte zweier Menschen, denen es im Kampf zwischen ihren Gefühlen und gesellschaftlicher Konvention nicht gelingt, die Schranken ihres Charakters und ihrer Herkunft zu überwinden, ist das Dokument eines Gesellschaftsumbruchs.

Die Herzogin ist die verwöhnte Seele aus den höchsten Kreisen, reich, kokett und skrupellos aus Unerfahrenheit. Der General unter Napoleon und Forscher in Afrika verkörpert die romantische Sensibilität. Zwischen ihnen gibt es ein Spiel um Macht, eine bittere Love Story, eine Tragödie der Irrungen, jede Szene ist ein Drama mit Vorspiel, Wortwechsel, Konflikt und Nachhall. Erlesen der Wechsel zwischen Licht und Schatten in dunklen Räumen mit wenigen Kerzen und den Uhren, die die Spanne zwischen Warten, Hoffen, Verzweifeln bemessen. (Text: WDR)