Die Fastnachtsretter

Autor*innen: Christina Wolf, Uta Mayer und Wolfgang Dürr Mit Abstand lässt es sich schlecht schunkeln und trotzdem kann Fastnacht nicht einfach ausfallen. Der Rosenmontag steht im Kalender wie Weihnachten Doch wie gelingt es den Närrinnen und Narren im Südwesten, Frohsinn zu verbreiten, ohne sich als Pandemietreiber selbst verspotten lassen zu müssen? Thomas Becker vom Gonsenheimer-Carneval-Verein verlegt die Kampagne ins Netz: Mit großem technischen Aufwand und der Hilfe von weiteren Fastnachtsverrückten seines Vereins stellt er die „Närrischen Kammerspiele“ auf die Beine, eine „Streamung“ im Internet.

Über einen kostenpflichtigen Link erhalten die Zuschauer*innen Zugang zu dem Programm, bei dem auch namhafte Mainzer Fastnachter*innen mit dabei sind. Bei der ersten „Streamung“ haben immerhin 1.100 Fans zugeschaut. Der Mainzer Carneval Verein baut drei Wagen oder besser gesagt Monumente, damit die Fastnacht in der Stadt sichtbar bleibt. Die SWR Doku begleitet Dieter Wenger, der seit fast 60 Jahren die Wagen für den Rosenmontagszug baut, in dieser außergewöhnlichen Kampagne, in der auch Kornelia Punstein mit ihren Mülheimer Möhnen alles versucht, damit die Jeckinnen und Jecken im Norden von Rheinland-Pfalz trotz Corona etwas zu lachen haben.

Die Fastnachtsposse, eine närrische Kultveranstaltung aus dem Mainzer Staatstheater, soll stattfinden. Dafür setzt sich die Regisseurin Heidi Pohl ein. Sie hat die Corona-Thematik in das aktuelle Stück integriert, jetzt müssen nur die Theater wieder öffnen, um den Menschen wenigstens ein kleines Stück Tradition bieten zu können. Die Unsicherheit ist auch in den Hochburgen der Schwäbisch-Allemannischen Fasnet in Baden-Württemberg groß.

In den Zünften wird darum gerungen, welches der beste Weg ist, mit dieser außergewöhnlichen Situation umzugehen: absagen oder Corona-taugliche Alternativen? Soll man Brauchtum, das sich über Jahrhunderte entwickelt hat, durch Youtube-Videos und Zoom-Meetings ersetzen? In der Narrenhochburg Konstanz ringt der 13er Rat darum, wie die Fernseh-Fasnacht aus dem altehrwürdigen Konstanzer Konzil aussehen könnte. In die Bütt ohne Publikum? Für manche eingefleischten Närrinnen und Narren ist das nicht vorstellbar. Auch das badische Gengenbach ist ein traditionelles Narrennest – „Spättle“ und „Hexen“ die traditionellen Fasnachts-Figuren.

In vielfältigen Bräuchen und Ritualen wird hier normalerweise die fünfte Jahreszeit zelebriert. In Gengenbach sind sich alle einig – es wird eine Fasnacht geben, auch wenn sie völlig anders aussehen wird. Die Mutter aller Fernsehsitzungen, „Mainz bleibt Mainz“, soll auch 2021 stattfinden – natürlich ohne Publikum. Das zähe Ringen um Konzepte und Hygienepläne verdirbt den Macherinnen und Machern fast den Spaß an der Freud, doch sie bleiben dran, denn schließlich geht es um nicht weniger als die Rettung der Fastnacht. (Text: SWR)