Der Verdingbub

CH / D 2011 (110 Min.)
  • Drama
Max (Max Hubacher) macht sich Sorgen um Berteli (Lisa Brand). – Bild: ARD Degeto/​BR/​Bremedia/​Alex Reuter
Max (Max Hubacher) macht sich Sorgen um Berteli (Lisa Brand).

Das Waisenkind Max kommt aus dem streng geführten Kinderheim als Verdingbub auf den Hof der Familie Bösiger. Max freut sich, endlich in einer richtigen Familie leben zu können. Um Anerkennung zu bekommen, arbeitet er viel. Bauer Bösiger ist froh, hat er doch genug Probleme mit seinem unfähigen Sohn Jakob und dem unrentablen Schattenhof. In seiner raren Freizeit spielt Max gern und gut auf der Handorgel, die er von seiner verstorbenen Mutter bekommen hat. Als eine neue Lehrerin aus der Stadt sein musikalisches Talent erkennt, darf Max sogar am lokalen Schwingfest vor der gesamten Gemeinde spielen. Das Glück ist allerdings nur von kurzer Dauer. Eifersucht und Missgunst sind stärker, die Handorgel landet im Feuer. Als die Lehrerin sich für ihn einsetzt, wird das Leben für Max auf der Dunkelmatte noch schlimmer.

Das einzige, was seinen Überlebenswillen erhält, ist die Freundschaft zu Berteli. Das Mädchen ist in einer nahe gelegenen Kleinstadt aufgewachsen. Weil die verwitwete Mutter die Familie nicht ernähren kann, werden ihr die Kinder weggenommen und an Bauern verdingt. Mit Berteli träumt Max sich nach Argentinien, in eine Fantasiewelt, wo ausschliesslich Fleisch gegessen wird und angeblich sogar die Heugabeln aus Silber sind. Da schlägt die Brutalität ein weiteres Mal zu. Berteli wurde vom Bauernsohn Jakob missbraucht und ist nun schwanger. Die Bäuerin nimmt eine Abtreibung vor, an deren Folgen Berteli stirbt. Nun ist Max allein. Dank eines unerwarteten Verbündeten schafft er die Flucht und macht sich auf, den Traum von Argentinien Wirklichkeit werden zu lassen; gerüstet mit der Handorgel, die ihm die Lehrerin zum Abschied geschenkt hat, und der Gewissheit, dass es da draussen in der Welt nur besser werden kann.

Mit «Verdingbub» rollt Markus Imboden ein dunkles Kapitel der Schweizer Geschichte nochmals auf – ein Kapitel, das er aus seiner eigenen Familie kennt. Sein Vater ist als Waisenkind unter ähnlichen Umständen aufgewachsen wie Verdingkinder. Die fiktive Geschichte basiert denn auch auf realen Schicksalen. Max ist eines von zahllosen Kindern, die in der Schweiz noch bis in die 1960er-Jahre verdingt und auf Bauernhöfen oft wie Arbeitsvieh behandelt wurden.

«Der Verdingbub» ist mit über 225 000 Eintritten einer der erfolgreichsten Schweizer Kinofilme überhaupt. Zudem erhielt Max Hubacher für die Titelrolle den Schweizer Filmpreis als Bester Darsteller, Stefan Kurt wurde in der Kategorie Beste Darstellung in einer Nebenrolle ausgezeichnet. (Text: SRF)

Regisseur Markus Imboden, 1955 in Interlaken geboren, arbeitet seit 1986 als Regisseur und Drehbuchautor und gilt als einer der gegenwärtig erfolgreichsten Schweizer Filmemacher. Fürs Kino inszenierte er unter anderem die für den Deutschen Filmpreis nominierte Komödie „Frau Rettich, die Czerni und ich“ (1998). Des Weiteren zählen Krimis wie zum Beispiel Folgen der Reihe „Bella Block“ mit Hannelore Hoger zu seinen Projekten, ebenso wie der Kinderfilm „Heidi“ (2001), der beim Internationalen Filmwochenende 2002 in Würzburg den Kinder- und Jugendfilmpreis erhielt. „Der Verdingbub“ war in der Schweiz ein großer Publikumserfolg. (Text: MDR)

Deutsche TV-Premiere 05.09.2014 arteDeutscher Kinostart 25.10.2012Internationaler Kinostart 03.11.2011

Originalsprache: Schweizerdeutsch

Alternativtitel: L’enfance volée

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