Das Irrlicht

Alain Leroy, knapp über 30 Jahre alt, hat alle Annehmlichkeiten genossen, die Paris für einen jungen Mann seines brillanten Aussehens zu bieten hat. Seit Wochen lebt er in einer teuren Privatklinik in Versailles, seine Entziehungskur ist inzwischen nach ärztlichem Urteil erfolgreich abgeschlossen. Leroy könnte zu seiner reichen Frau nach New York fahren. Unter dem Eindruck der Veränderung, die die Kur in ihm bewirkte, hat Leroy sich jedoch anders entschlossen. Auf dem Spiegel seines Zimmers steht, mit Tintenstift geschrieben, ein Datum: 23. Juli. An diesem Tag will Leroy sich erschießen.

Als er die Klinik für einige Besuche in Paris verlässt, sind es bis dahin noch 24 Stunden. Zuerst löst er einen Scheck ein. Er stammt von Lydia, mit der er die Nacht in einem Hotelzimmer verbracht hat. Sie liebt ihn und möchte ihn heiraten, aber das will er nicht. Mittags ist Leroy mit dem Ethnologen Dubourg zusammen; der einstige Gefährte durchbummelter Nächte schwärmt jetzt als Familienvater von einem tätigen, ausgefüllten Leben. In den Augen Leroys ist er nur spießbürgerlich. Den Nachmittag verbringt er mit seiner Freundin Eva in einer Gesellschaft exaltierter Künstler und Rauschgiftsüchtiger, die ihn abstoßen.

Ebenso deprimierend sind für ihn die Begegnungen mit zwei rechtsradikalen Bekannten und der Abend mit Leuten, die sich krampfhaft bemühen, von seinem Zustand keine Notiz zu nehmen. Vergeblich sucht er Trost bei der Hausherrin. Am nächsten Morgen, wieder in die Klinik zurückgekehrt, erschießt er sich. Über seinen toten Augen scheinen die Worte „Ich töte mich, weil ihr mich nicht geliebt habt, weil ich euch nicht geliebt habe … Ich lasse auf euch einen unaustilgbaren Makel“. (Text: Einsfestival)

„Das Irrlicht“ erhielt 1963 bei den Filmfestspielen von Venedig den Spezialpreis der Jury und wurde weiterhin als bester ausländischer Film des Jahres mit dem Preis der italienischen Filmkritik bedacht.