Bremerhavens Auswandererkai – Die Columbuskaje
- D 2015 (45 Min.)
- Dokumentation
- Geschichte

Es gibt geschichtsträchtige Orte, die auf den ersten Blick nicht spektakulär erscheinen. Die Columbuskaje in Bremerhaven beispielsweise, 1.000 Meter nüchterne Kaimauer. Aber genau dieser Kilometer aus Stein und Spundwand wurde für über acht Millionen Menschen zum Schicksalsort. Auswanderer auf der Suche nach einem besseren Leben, Kriegsflüchtlinge, Heimatlose, „Displaced Persons“: Sie brachen von hier aus auf, um eine neue Heimat zu finden. Die meisten sahen ihre alte Heimat nie wieder. „Kaje der Tränen“, so heißt die Columbuskaje im Volksmund. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war Bremerhaven der bedeutendste Auswandererhafen Europas.
Aus ganz Europa kamen die Menschen, die den Aufbruch in die Neue Welt wagen wollten und sich ein besseres Leben in Amerika oder Australien erhofften. Ein großes Wagnis damals, allein die Überfahrt war gefährlich genug. Sie dauerte sechs Wochen bis New York. Die Reeder verdienten gut daran, Auswanderer in die neue Welt zu schiffen und auf dem Rückweg Kolonialwaren für die Märkte im alten Europa zu transportieren. Und bald schon eröffnete sich ein neues Geschäftsfeld: der reguläre Transatlantikverkehr von Bremerhaven in die Großstädte Amerikas.
Immer mehr Menschen reisten so hin und her, auf immer luxuriöseren Schiffen. Diese Entwicklung erforderte neue Anlegemöglichkeiten für Schiffe in Bremerhaven. Als 1927 die Columbuskaje eröffnet wurde, war der Höhepunkt erreicht. Die legendären Ozeanriesen des Norddeutschen Lloyd, wie die „Bremen“ oder die Namensgeberin „Columbus“ boten hier prominenten Reisenden wie dem Tenor Richard Tauber oder Filmdiva Marlene Dietrich eine glamouröse, standesgemäße Reisemöglichkeit.
Die Abschiede an der Kaje wurden regelrecht inszeniert. Blaskapellen spielten: „Muss i denn zum Städtele hinaus“. Das süddeutsche Volkslied wurde zum Symbol für den Aufbruch nach Übersee. Mit der Machtübernahme der Nazis begann ein neues, düsteres Kapitel in der Geschichte der Columbuskaje. Es spielte keine Kapelle, wenn jüdische Flüchtlinge oft in letzter Minute noch ein Schiff erwischten, das sie vor Verfolgung und Ermordung rettete. Die Luxusliner wurden umgebaut zu Lazarettschiffen, viele im Krieg zerbombt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Columbuskaje dann zum Aufbruchsort für Hunderttausende „Displaced Persons“, die nach Verfolgung, Konzentrationslager oder Vertreibung nur weg wollten aus Deutschland.
Und umgekehrt zum „Port of Embarkation“, dem Nachschubhafen der US-amerikanischen Armee für ganz Europa. Hier betrat 1958 der flotteste GI aller Zeiten europäischen Boden: Elvis Presley. Die Dokumentation taucht ein in die Geschichte der Columbuskaje, Auswanderer, Flüchtlinge, Heimkehrer erinnern sich an die Momente des Abschieds, umfangreiches Archivmaterial zeigt Bilder aus den glamourösen Zeiten des transatlantischen Reisens. (Text: NDR)
- gezeigt bei Geheimnisvolle Orte
- gezeigt bei phoenix history
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