Asche ist reines Weiß

2001, zu Beginn des chinesischen Wirtschaftsbooms in der Stadt Datong in einer Bergwerksprovinz im Norden Chinas. Qiao ist die Freundin von Gangsterboss Bin , der in der Stadt das Sagen hat, die Geschäfte führt, wenn es sein muss mit Gewalt. Die selbstbewusste Qiao gehört zwar nicht der Triade an, aber rasch wird klar, dass sie es ist, die alles und alle zusammenhält.

Doch langsam beginnen sich die Machtverhältnisse zu wandeln und junge Gangster drängen ins Revier von Bin. Bei einem Überfall einer Jugendgang mitten auf der Strasse wird er aufs Übelste zusammengeschlagen. Qiao feuert mit seiner Waffe einen Schuss ab. Weil sie sich weigert, zu verraten, wem die Pistole gehört, wandert sie wegen illegalen Waffenbesitzes für fünf Jahre ins Gefängnis.

2006 wird Qiao aus dem Gefängnis entlassen und macht sich auf die Suche nach Bin, der sich während ihrer Zeit im Gefängnis nie bei ihr gemeldet hat. Er arbeitet nun als Geschäftsmann in der Gegend des Drei-Schluchten-Damms, das gerade geflutet wird. Das Land, das Qiao auf der Suche nach ihm durchquert, ist kaum mehr wiederzuerkennen. Als sie ihn endlich findet kommt es zu einer Aussprache und sie trennen sich.

Im dritten Teil des Films ist Qiao weder in Datong. Sie ist es, die nun Bins altes Revier als Clanchefin regiert. Bin kehrt ebenfalls zurück, doch er sitzt im Rollstuhl. Qiao nimmt ihn auf und pflegt ihn, aber es ist klar, dass die Machtverhältnisse sich umgekehrt haben und ihre Liebe vorbei ist.

Jia Zhang-Ke ist einer der wichtigsten Regisseure des chinesischen Gegenwartskinos und hat zahllose internationale Preise gewonnen. Kulturkritiker und Cineast Georg Seesslen schreibt in «Die Zeit» über «Asche ist reines Weiss»: «Man könnte ihn als Mischung aus Gangsterfilm, Roadmovie und Melodram verstehen, als die Geschichte eines Liebesverrats, die in ihrem Kern von der Stärke der Frauen und der Schwäche der Männer handelt, und natürlich ist es die Geschichte des Landes in den Etappen des inneren und äusseren Umbaus.» Und kinozeit.de meint: «’Ash is the Purest White’ setzt von Anfang an viele Versatzstücke eines klassischen jianghu-Mafiafilms ein, doch gleichsam webt Jia Zhang-ke von Anfang an sehr moderne und poppige Elemente ein.» Es ist das dritte Epos des chinesischen Regisseurs, das nach «Touch of Sin» (ebenfalls auf «Delikatessen» zu sehen) und «Mountains May Depart» mit seinem kritischen Blick auf das China von Heute das Arthouse-Publikum weltweit entzückte.

«Delikatessen» zeigt «Asche ist reines Weiss» als Free-TV-Premiere in Zweikanalton deutsch/​chinesisch. (Text: SRF)