Alles ist gut

Eigentlich wollte Janne gar nicht zu dem Klassentreffen gehen. Sie hat gerade nichts, mit dem sie dort prahlen könnte. Der Kleinverlag, den sie zusammen mit ihrem Freund Piet gegründet hat, muss Konkurs anmelden, die Zukunft ist ungewiss. Als Janne sich dennoch entscheidet, zur Feier zu gehen, trifft sie auf Martin , einen sympathischen Typen, mit dem sie sich sofort versteht. Als er nicht mehr heimfahren kann, bietet Janne ihm sein Sofa an, was Martin als Einladung in ihr Bett interpretiert. Janne weist ihn zurück, doch Martin lässt nicht locker und zwingt sie zum Sex.

Janne versucht weiterzumachen, als wäre nichts passiert. Als sie einen neuen Job in einem Verlag annimmt, kreuzt dort Martin auf, sichtlich beschämt. Er möchte sich entschuldigen, doch Janne speist ihn ab mit den Worten «alles ist gut». Auf keinen Fall will sie, dass Martins Gewalttat ihr Leben beeinflussen kann. Doch auch wenn Janne ihr Leben unter Kontrolle hat, ihr Schweigen über den Übergriff weicht bald einer stillen Ohnmacht.

«Alles ist gut» ist das Spielfilmdebüt der deutschen Filmemacherin Eva Trobisch. Als einen der «besten Beiträge zur #MeToo-Debatte» bezeichnete die «WOZ» den Film, wobei dieser bereits abgedreht war, als #MeToo erst ins Rollen kam. Dass Trobisch einen höchst interessanten Diskussionsbeitrag zur Debatte beisteuert, hat mit ihrer Auflösung des gängigen Opfer-Täter-Schemas zu tun. «Ich wollte keinen Vergewaltigungsfilm machen», sagte die Regisseurin in einem Interview, «sondern die Frage der Selbstbestimmung in einer extremen Situation ausloten». So ist weder Janne das typische Opfer noch Martin der typische Täter, und der Raum für Nuancen ist extrem offen. Trobisch konnte sich dabei auf einen hervorragenden Cast verlassen, die Theaterschauspielerin Aenne Schwarz und den Filmschauspieler Hans Löw («Hedi Schneider steckt fest»).

«Alles ist gut» wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem am Filmfestival Locarno als bestes Erstlingswerk. (Text: SRF)