Adamshoffnung 112

Es ist besser, wenn es unter der Woche keinen Brand gibt. Denn dann bekommt die Freiwillige Feuerwehr Adamshoffnung gerade so eben eine Löschmannschaft zusammen. In den Nachbargemeinden sieht es noch schlechter aus, sie kommen kaum auf einen Trupp in Einsatzstärke oder die Wachen werden sogar geschlossen. In der Müritzregion arbeiten die meisten Leute auswärts, im Westen, nur am Wochenende sind alle zu Hause. Jeder sechste Einwohner engagiert sich in der Freiwilligen Ortsfeuerwehr Adamshoffnung. Zehn Frauen und 15 Männer opfern ihre Freizeit, um anderen und sich selbst zu helfen. Ohne die Feuerwehr gäbe es kaum Leben in den Dörfern der Gemeinde Fünfseen.

Über das ganze Jahr gibt es Veranstaltungen, zu Ostern, zu Pfingsten, im Sommer und im Herbst. Die Feste bestimmen den Rhythmus des Jahres, es sind Rituale, die die Eintönigkeit des Daseins brechen sollen. In diesem Jahr wird das Feuerwehrhaus unter Anleitung des Ehrenvorsitzenden neu gestrichen. Brandmeister Burkhard feiert seinen 50. Geburtstag, Hauptfeuerwehrmann Paul wird Löschmeister. Die Frauentruppe will den Amtswettkampf wieder gewinnen, die Männer wollen nicht noch einmal den undankbaren vierten Platz belegen.

Ein Brandstifter geht um, ein Boot kentert, ein Baum kippt um. Zum Osterfest suchen die Kinder Eier im Schnee. Ein ganz normales Jahr in der Müritz. Die Wehrführer bekommen 25 Euro Aufwandsentschädigung im Monat. Davon können sie nicht einmal das Benzin bezahlen. Aber deswegen sind sie nicht in der Feuerwehr. Sie streichen ihr Feuerwehrhaus neu. Dafür besorgen sie nicht nur die Farbe und vorher auch das Geld, sondern machen auch den Anstrich selber. Die Gemeinde beteiligt sich ein wenig finanziell, der Neuanstrich kostet 1.000 Euro. Für einen Fledermausturm in der Nähe hat das Land 500-mal so viel ausgegeben.

Das versteht hier keiner. Der Film „Adamshoffnung 112“ begleitet Menschen mit Allgemeinsinn durch ihr Jahr. Der Dokumentarfilmer Jean Boué erzählt die Geschichte einer abseits gelegenen Feuerwache in einer abseits gelegenen Gegend, die der FFW Adamshoffnung in der Mecklenburgischen Seenplatte. Es ist eine Wache wie man sie zu Tausenden in Deutschland findet, deren Existenz bedroht ist, weil Nachwuchs und Lobby fehlen. In Deutschland werden drei von vier Einsätzen von freiwilligen Feuerwehren gefahren, von Frauen und Männern wie jenen aus Adamshoffnung. (Text: NDR)