10. Strafkammer – Momentaufnahmen

Sie ist eine Richterin, wie keine deutsche Fernsehserie sie besser erfinden könnte: Madame ist Vorsitzende der 10. Strafkammer in Paris. Sie ist streng, klug, manchmal ironisch, aber auch gerecht, jedenfalls versucht sie, allen Angeklagten gerecht zu werden. Dieser spektakuläre Dokumentarfilm zeigt ihren ganz normalen Gerichtsalltag, hier sind es zwölf Fälle, zwölf Geschichten von Männern und Frauen, die sich eines Tages vor der Richterin wiederfinden. Die Vergehen reichen von Fahren unter Alkoholeinfluss bis zu nächtlichem Rowdytum, vom einfachen Diebstahl bis zu häuslicher Gewalt.

Immer sind es kleine Dramen aus dem Alltag. Der französische Filmemacher Raymond Depardon denunziert die Angeklagten nicht, er begibt sich auf Augenhöhe, ohne selbst Partei zu ergreifen. Entstanden ist ein von der ersten bis zur letzten Minute spannender Dokumentarfilm, der von staatlicher Ordnung, Machthierarchien und Selbstdarstellung ebenso handelt wie von Taschendieben mit Berufsehre, von drogenabhängigen Wracks mit Schusswaffe und von ehemals unbescholtenen Bürgern, die so plötzlich auf der anderen Seite des Gesetzes stehen, dass sie an die eigene Schuld nicht recht glauben können. (Text: NDR)