Die Entscheidung

Maura Stocker ist aus der Familienwohnung ausgezogen, die drei Kinder bleiben beim Ehemann. Und die Mutter von Lianna Müller verlässt die Familie, als sie drei Jahre alt ist. Trotzdem oder gar deswegen hatte Lianna eine schöne Kindheit. Im Film geht es um das gesellschaftliche Tabu, wenn Mütter gehen. Felizitas Ambauen, Psycho- und Paartherapeutin, erläutert, welche Gründe dazu führen, dass eine Frau sich entscheidet zu gehen. „Deine Mutter hat euch verlassen? Also ich könnte das ja nie!“ Wie oft hat Lianna Müller, 28, diesen Satz von anderen Müttern gehört. Wie oft hat sie der Satz und der mitleidige Blick dazu genervt.
Vor 25 Jahren ging ihre Mutter zurück in ihr Heimatland Malaysia. Lianna blieb mit ihrem älteren Bruder beim Vater im Berner Oberland. Ihr Vater Walter Müller, 59, konnte ihr die Liebe und Stabilität geben, die sie brauchte. „Die Kindererziehung ist nicht geschlechterabhängig, sondern bestimmt von der entgegengebrachten Liebe – und diese kann von Vätern genauso innig sein wie von Müttern.“ Vor sieben Jahren hat Maura Stocker, 39, ihren Mann verlassen. Die Kinder waren acht, sechs und zwei Jahre alt. Da sie die Kinder nicht aus dem Umfeld, der Schule und der Familienwohnung reißen wollte, zog sie ohne sie aus.
Seit dem Auszug hat sie das gesellschaftliche Prädikat „gute Mutter“ verloren. Und das, obwohl sie den Kontakt mit ihren Kindern nie abgebrochen hat. Die Beziehung sei innig geblieben. Und auch als Eltern seien sie weiterhin zusammengestanden. Psycho- und Paartherapeutin Felizitas Ambauen erläutert, dass es nie ein leichter Entscheid sei, wenn Mütter gehen. Im Gegenteil – Zweifel seien langjährige Begleiter. Dennoch findet sie, es sei wichtig, genau hinzuschauen und keine vorschnellen Schlüsse zu ziehen. Eine Trennung sei schwierig, aber nicht immer schädlich. (Text: 3sat)