Folge 1

  • 1. Der große Raubzug

    Folge 1
    In den 1930er Jahren waren die Juden ein fester Bestandteil des heimischen Wirtschaftslebens. Kaufhäuser, Industrien, Banken und kleine Gewerbebetriebe wie Schuster oder Bäckereien gehörten zum Wiener Stadtbild. Rund 180.000 Juden lebten vor dem Anschluss 1938 in Wien. Es waren über 50 Prozent der Ärzte, 70 Prozent der Schuster und 85 Prozent der Rechtsanwälte. Mit dem Anschluss im März 1938 begann in Österreich ein riesiger Raubzug gegen die jüdische Bevölkerung. Unter dem Begriff der „Arisierung“ wurde zuerst ungeordnet und wild, später organisiert von staatlicher Hand, jüdischer Besitz beschlagnahmt, geraubt und an „arische“ Neubesitzer (unter Wert) verkauft.
    Tausende Österreicher und Österreicherinnen verloren ihre Lebensgrundlage. Unmittelbar nach dem Anschluss ans Deutsche Reich am 12. März 1938 begannen SS-, SA-Angehörige, Gestapo- und Polizeibeamte in Wohnungen und Geschäfte einzudringen und Vermögensgegenstände zu beschlagnahmen. Beutegierige österreichische Partei- und Volksgenossen schlossen sich an.
    Es setzte ein regelrechter Wettlauf ein. Nach den anfänglich „wilden Arisierungen“ wurde mit Ende April 1938 die Arisierung dann staatlich kontrolliert und über die neu geschaffene Vermögensverkehrsstelle abgewickelt. Meist fanden die Verkäufe unter erheblichen Zwängen statt, ein angemessener Preis wurde nicht bezahlt. Ein Beispiel ist die Mohrenapotheke in Wien. 1938 war sie im Besitz der Schwestern Edith Solka und Trude Kornwill, beide jüdischer Abstammung.
    Die Ariseurin Frida Kahls hatte zuvor in der Apotheke gearbeitet, war mit Trude auf die Universität gegangen. Sie beschreibt sich selbst in einem Ansuchen an die Vermögensverkehrsstelle als „aufrechte, treue Parteigenossin“. Manche
    Unternehmensführer, wie die Familie Kuffner, Besitzer der Brauerei Ottakringer, wurden von sich aus tätig und suchten selbst für ihre Unternehmen arische Käufer, um so den Repressalien der Nationalsozialisten zuvor zu kommen. Bei der Arisierung der großen Industrieunternehmen und Konzerne kam den Banken eine zentrale Rolle zu.
    Sie übernahmen die Anteile der Unternehmen und verkauften sie an arische Besitzer. Eine Hauptrolle spielte die 1938 bei weitem größte österreichische Bank, die Creditanstalt. Die Bilanz der nationalsozialistischen Enteignungspolitik war verheerend: 100 Bankhäuser, 946 Großbetriebe, 33.000 Klein- und Mittelbetriebe und 60.000 Mietwohnungen waren in ganz Österreich von der Arisierung betroffen. Etwa 130.000 Menschen haben bis Mai 1939 das Land, das lange Zeit ihre Heimat war, verlassen.
    Ihre Existenz war zerstört, sie wurden verhaftet oder ermordet. Heute erinnert im Stadtbild wenig an das geschehene Unrecht. Was bleibt sind lediglich Fragmente eines Wiens wie es hätte sein können, hätte es die Zäsur des Zweiten Weltkriegs nicht gegeben. Mit umfangreichem Archivmaterial, Experten- und Zeitzeugeninterviews schildert die Dokumentation „Arisierung – Der große Raubzug“ das Ausmaß dieses systematischen Raubs.
    Moderiert wird die Dokumentation von Danielle Spera, Leiterin des Jüdischen Museums Wien. Im Interview erzählt der Künstler Arik Brauer vom Schicksal seines Vaters, seinen Erlebnissen als jüdisches Kind in Wien und von den Nachbarn die zwar antisemitisch waren aber den Herrn Brauer gerne mochten. Zeitzeuge Hans Hacker, dessen Familie ein Silberwarengeschäft besaß, besucht die Stätten seiner Jugend im 1. Bezirk in Wien. Die Historiker Oliver Rathkolb, Hans Safrian und Brigitte Bailer-Galanda erklären die historisch-wissenschaftlichen Hintergründe. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Di. 09.01.2018 ARD-alphaOriginal-TV-Premiere Sa. 11.11.2017 ORF III

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