Er hat den Chor zurück auf die deutschen Bühnen gebracht: Volker Lösch. Der 1963 in Worms geborene und in Uruquays Hauptstadt Montevideo aufgewachsene Regisseur setzte ihn erstmals 2003 auf der Bühne des Dresdner Staatsschauspiels ein. In Aischylos’ „Orestie“ ließ er einen Laienchor aus 33 Bürgerinnen und Bürgern der Stadt auftreten, der für Reibung zwischen dem Stückinhalt und den gesellschaftlichen Erfahrungen der Laiendarsteller sorgte. Ein Jahr später transportierte Lösch, ebenfalls in Dresden, Gerhart Hauptmanns „Die Weber“ in die Gegenwart und sorgte für einen Skandal, denn der Bürgerchor trug Textpassagen vor, die aus den Aussagen der Bürger zum Thema Arbeitslosigkeit bestanden. Es folgte ein Prozess wegen urheberrechtlicher Verstöße, woraufhin Lösch eine neue Fassung unter dem Titel „Die Dresdner
Weber. Eine Hommage an Gerhart Hauptmann“ erarbeitete. Das Stück wurde von der Zeitschrift „Die Deutsche Bühne“ zur Inszenierung des Jahres gewählt. Seitdem ist der Chor wichtiger Bestandteil in Löschs Inszenierungen. Mal sind es türkischstämmige Frauen in der Stuttgarter „Medea“ oder Hartz IV- und Sozialhilfeempfängern in „Marat, was ist aus unserer Revolution geworden?“ am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Diese Inszenierung aus dem Jahr 2008, die auch zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen wurde, sorgte erneut für einen Skandal, weil Lösch auf der Bühne eine Liste mit Namen und Vermögen der reichsten Hamburger verlesen ließ. Seit der Spielzeit 2005/06 fungiert Lösch als Mitglied der künstlerischen Leitung am Staatsschauspiel Stuttgart. Im Februar 2010 inszeniert er am Theater Bremen Schillers „Die Räuber“. (Text: ZDFtheaterkanal)