2018/2019, Folge 176–192

  • Folge 176
    (1): Buhlen um die Gunst der Reichen
    In den letzten zehn Jahren haben vermögende Investoren aus Russland, China oder den Vereinigten Arabischen Emiraten 25 Milliarden Euro in die europäische Wirtschaft gepumpt. In Europa ist ein regelrechter Wettstreit um die Gunst betuchter Investoren entbrannt. Sie werden mit Steuergeschenken, Reisepässen, Aufenthaltstiteln, ja, sogar der Staatsbürgerschaft belohnt … Jedes Mittel scheint recht zu sein, um fremdes Kapital ins Land zu holen, auch wenn es aus zweifelhaften Quellen stammt. So wird gegen einige der Superreichen in ihren Heimatländern wegen Geldwäsche, Korruption und Steuerflucht ermittelt. Auch für die EU-Bürger haben solche Investitionen Konsequenzen.
    Kontroverse der Woche: Muss man ausländische Investoren wirklich derart hofieren? „Natürlich muss man sie umgarnen“, verteidigen sich die Staaten. „Besser, sie geben ihr Vermögen bei uns aus als woanders.“ Italien hat 2017 eine Einheitssteuer für begüterte Ausländer eingeführt. Sie zahlen unabhängig vom Einkommen pauschal 100.000 Euro pro Jahr. „Damit öffnet man Schmuggel und Geldwäsche Tür und Tor“, regen sich die Gegner auf. Im Kampf gegen das organisierte Verbrechen erwägen nun einige Länder, darunter das Vereinigte Königreich, Vergünstigungen wie die „Golden Visa“ wieder abzuschaffen.
    Recherche der Woche: „Vox Pop“ hat sich in Portugal umgehört, wo es ein „Golden Visa“-Programm gibt. Portugiesische Aufenthaltsgenehmigungen sind besonders begehrt. Um in den Genuss eines solchen Titels zu kommen, braucht ein ausländischer Investor nur 350.000 Euro in Immobilien anzulegen. Innerhalb von sechs Jahren hat das Land etwa 7.000 dieser Aufenthaltserlaubnisse ausgestellt, woraufhin die Preise für Wohnungen in Lissabon explodiert sind – sehr zum Leidwesen der Bewohner.
    (2): Häusliche Gewalt – Ein nordisches Paradox
    Ausgerechnet in Finnland, dem Musterland in Sachen Gleichberechtigung, ist die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt im europäischen Vergleich besonders hoch. Jede dritte Frau soll hier bereits Gewalt am eigenen Leib erfahren haben. Wie ist dieser Widerspruch zu erklären? Richtet sich ihr allzu verbissen geführter Kampf um die Gleichberechtigung nun gegen die Frauen selbst? Trauen sich hier die Frauen eher an die Öffentlichkeit?
    Zu Gast bei „Vox Pop“ ist in dieser Woche Pia Puu Oksanen. Die Frauenrechtlerin, die für Amnesty International arbeitet, wurde einst selbst Opfer von Gewalt. Im Interview erläutert sie, dass die Gewalt tief in der skandinavischen, insbesondere der finnischen Kultur verankert ist.
    Und wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ihren Ländern über das Thema der Woche. Die Zahlen zu häuslicher Gewalt sind überall alarmierend. Die Reportage führt „Vox Pop“ nach Finnland, wo Therapiezentren für gewalttätige Männer eingerichtet wurden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.02.2019arte
  • Folge 177
    (1): Das Geschäft mit der häuslichen Hilfe
    Ob Kinderbetreuung oder Pflege von Senioren: Der Sektor der häuslichen Hilfe beschäftigt europaweit 8 Millionen Menschen, häufig in schwierigen und prekären Jobs. Tarifverträge, in denen diese Tätigkeiten geregelt wären, gibt es nur in Frankreich und Italien. Der Europäischen Kommission zufolge sind personenbezogene Dienstleistungen nach der Bauindustrie und dem Gastgewerbe die am drittstärksten von Schwarzarbeit betroffene Branche. Kontroverse der Woche: Personenbezogene Dienstleistungen – ein Beruf mit Zukunft? Der Pflege gehöre die Zukunft, versichern die Staaten. Angesichts überfüllter Seniorenheime und Krankenhäuser liege die Lösung darin, pflegebedürftige Menschen zu Hause zu betreuen. Doch eine Zukunft mit prekären Arbeitsverträgen und Hungerlöhnen sei keine richtige, kontern aufgebrachte Hauspflegekräfte.
    Recherche der Woche: „Vox Pop“ recherchierte in Österreich, wo das Geschäft mit der häuslichen Hilfe boomt. 65.000 häusliche Pflegekräfte, die meisten davon aus Osteuropa, stehen 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Kaum im Land angekommen, werden sie von den Agenturen ausgebeutet, die ihnen ein besseres Leben versprochen haben.
    (2): Populismus: Ende absehbar?
    Seit Jahren nimmt die Ungleichheit zu, wird der öffentliche Dienst ausgehöhlt, der Rückzug ins Nationale immer stärker – düstere Tendenzen, die den Nährboden für populistische Bewegungen bereiten. So weit die landläufige Meinung. Aber stimmt das auch? Zu Gast bei „Vox Pop“ ist diese Woche Steven Pinker, Psychologieprofessor an der Universität Harvard und laut „Time“-Ranking einer der 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Er vertritt die Idee, dass die Welt allen Klagen zum Trotz insgesamt immer besser und der Populismus zwangsläufig zurückgehen wird. Und wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ihren Ländern über das Thema der Woche: Wo sind die Ungleichheiten am größten? Die Reportage führt „Vox Pop“ nach Belgien, das zu den europäischen Ländern mit den höchsten Steuern zählt und wegen anhaltender Kaufkraftschwäche derzeit eine Welle von Protesten erlebt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.02.2019arte
  • Folge 178
    (1): Sollte Adoptieren leichter gemacht werden?
    In den letzten 20 Jahren sind die Voraussetzungen für die Adoption eines Kindes weltweit immer strenger geworden. Das Resultat sind lange, schwierige Verfahren, die zudem oft fehlschlagen. 2014 fanden in Europa 15.000 Kinder Aufnahme in einer Adoptivfamilie, 2012 waren es noch doppelt so viele. Viele Paare wünschen sich eine Vereinfachung des Adoptionsverfahrens. Doch dies lehnen die Länder ab, weil sie Missbrauch fürchten.
    Kontroverse der Woche: Adoption, ein Kinderspiel? „Einfachere Verfahren“ fordern ungeduldige Antragsteller, denn sie finden es „unerträglich, dass man in Frankreich fünf Jahre und in Italien vier Jahre auf ein Kind warten muss“. Die Mitgliedstaaten der Union vertreten dagegen die Position: „Priorität hat nicht der Kinderwunsch, sondern das Kindeswohl. Kinder sind kein Spielzeug!
    „Recherche der Woche: „Vox Pop“ hat in Polen recherchiert, das neben Griechenland das einzige EU-Land ist, in dem es Privat- bzw. Indikationsadoptionen gibt. Dabei handelt es sich um Direktadoptionen, bei denen die biologischen Eltern ihr Kind einer Familie anvertrauen, die ihnen von Bekannten vorgestellt wurde oder die sie über eine Anzeige im Internet kennengelernt haben. Könnten solche Direktadoptionen, die auch in den Vereinigten Staaten nicht selten sind, den anderen EU-Ländern als Modell dienen? Was sind die Nachteile oder Gefahren dieses Systems? Viele befürchten, dass es die Kinder zur Ware macht.
    (2): Antibiotika: immer weniger wirksam!
    Wie lassen sich Bakterien bekämpfen, wenn sie zunehmend antibiotikaresistent sind? In Europa erkranken jährlich 700.000 Menschen an Infektionen, die aufgrund unzureichender Therapiemöglichkeiten nicht geheilt werden können. Die europäischen Behörden schlagen Alarm, weil sie darin einen Gesundheitsnotstand sehen. Verantwortlich für die Situation sind der zu hohe Arzneimittelverbrauch und die in der Tierzucht verwendeten Pharmazeutika.
    Zu Gast bei „Vox Pop“ ist diese Woche Prof. Anne-Claude Crémieux, Spezialistin für Infektionskrankheiten am Krankenhaus Saint-Louis in Paris. Sie rät zu einem vernünftigeren Verbrauch von Antibiotika.
    Die Reportage berichtet aus Spanien, dem Land mit dem höchsten Antibiotikaeinsatz in der Tierzucht: sechs Mal höher als in Frankreich und vier Mal höher als in Deutschland.
    Und wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ihren Ländern über das Thema der Woche: Die EU-Länder reagieren angesichts des dringenden Handlungsbedarfs sehr unterschiedlich. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.02.2019arte
  • Folge 179
    (1): Rassismus: Wenn der Staat mithetzt
    2015 gab jeder dritte Europäer schwarzer Hautfarbe an, schon einmal Opfer rassistisch motivierter Drohungen, Beleidigungen oder Gewalt gewesen zu sein. Fremdenfeindliche Parteien gewinnen immer mehr an Zulauf. Schützen die Regierungen ihre Bürger noch ausreichend vor Hassparolen? Und inwieweit tragen sie selbst zu Rassismus und Diskriminierung im eigenen Land bei?
    Kontroverse der Woche: Ist der Staat noch ein Bollwerk gegen den Rassismus?“Nicht im Geringsten! Immer hemmungsloser bedienen sich die politischen Parteien in Europa rassistischer Parolen, und niemand setzt ihnen etwas entgegen“, empören sich Menschenrechtsaktivisten. „Auf diese Weise sinkt auch die Hemmschwelle in der Bevölkerung.“ Angesichts solcher Entwicklungen wollen die Regierungen Schritte unternehmen, um jedwede Anstiftung zum Fremdenhass unter Strafe zu stellen. So wurde in Frankreich bereits ein System eingerichtet, mit dem entsprechende Vorfälle online angezeigt werden können.
    Recherche der Woche: „Vox Pop“ war in Italien, wo der Rassismus immer stärker um sich greift. Seit die rechtsextreme Lega im vergangenen Frühjahr an die Macht kam, ist Migrantenfeindlichkeit zur Staatsräson geworden. Fremdenhass ist hoffähig und wird offen zur Schau gestellt. Die Zahl der rassistisch motivierten Verbrechen steigt rasant und ruft in einem Land, das als eines der intolerantesten in Europa gilt, die Erinnerung an dunkle Zeiten wieder wach.
    (2): Soll die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt werden?
    Immer mehr Menschen in Europa fordern eine Wiedereinführung der Wehrpflicht. 60 % der Franzosen, 65 % der Belgier und sogar 55 % der Deutschen befürworten diesen Schritt – während es vor zwei Jahren gerade einmal 36 % waren. Wachsende Spannungen in Osteuropa oder der Wunsch nach einem stärkeren nationalen Zusammenhalt: Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig und unterscheiden sich von Land zu Land. In Litauen, das unmittelbar an Russland grenzt, wurde die Wehrpflicht 2015 wiedereingeführt, in Schweden 2017. In Frankreich soll die Einführung einer allgemeinen zivilen und militärischen Dienstpflicht im Frühjahr 2019 vor allem der Stärkung des sozialen Zusammenhalts dienen.
    Diese Woche zu Gast bei „Vox Pop“ ist die französische Historikerin und Verteidigungsexpertin Bénédicte Chéron, die einer Wiedereinführung des Wehrdienstes äußerst kritisch gegenübersteht.
    Dazu berichten die „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ganz Europa, wo man nicht im Geringsten über eine Wiedereinführung des Wehr- oder Zivildienstes nachdenkt.Die Reportage führt nach Finnland, wo bis heute Wehrpflicht besteht und Wehrdienstverweigerer hart bestraft werden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.03.2019arte
  • Folge 180
    (1): Blutspenden gegen Bezahlung?
    Jeder vierte Europäer spendet regelmäßig Blut. Für die ursprünglich unentgeltliche, selbstlose Spende wird mittlerweile in zahlreichen europäischen Ländern wie Deutschland, Ungarn, Tschechien und Österreich eine Aufwandsentschädigung gezahlt, denn Blutplasma wird zur Herstellung zahlreicher Medikamente benötigt. Die pharmazeutische Industrie macht Druck, dass künftig alle Spender entlohnt werden, um auf diese Weise mehr Freiwillige zu rekrutieren – und das eigene Geschäft anzukurbeln.
    Kontroverse der Woche: Wie wirkt sich die Verwirtschaftlichung der Blutspende auf die Hilfsbereitschaft aus? Wer will unter diesen Umständen noch freiwillig Blut spenden?“Schluss mit Solidarität“, sagen mittlerweile viele verärgerte Spender. „Es kommt nicht in Frage, dass mit unserem Blut Geschäfte gemacht werden. In der Schweiz wurde 2016 aufgedeckt, dass das Rote Kreuz 85 % des gewonnenen Blutplasmas hinter unserem Rücken an Privatunternehmen weiterverkauft hat!“ Ärzte und Krankenhäuser mahnen dagegen ständig, wie wichtig es ist, Blut zu spenden, denn es herrscht überall und ständig ein großer Mangel an Blutkonserven.
    Recherche der Woche: „Vox Pop“ hat sich in Ungarn umgeschaut, wo die Plasmaspende gegen Bezahlung erlaubt ist. Ein Vorbild, das in Europa Schule machen sollte, wo es an allen Ecken und Enden an Blutplasma fehlt? Welche Folgen hat die Verwirtschaftlichung der Blutspende? Und welche negativen Konsequenzen haben Spender zu befürchten?
    (2): Sexuelle Gewalt: Missachtete Opfer?
    Wie lässt sich sexuelle Gewalt eindämmen? Zwischen 2013 und 2016 hat die Zahl der Opfer in Europa um 26 % zugenommen. Auch wenn die Gesetzgeber in vielen Ländern aktiv geworden sind, werden Opfer oft nicht ernst genommen, kaum betreut und müssen mit nicht nachvollziehbaren Gerichtsurteilen leben. Zum Beispiel in Irland, wo ein Gericht im November 2018 einen Mann freigesprochen hat, weil das Opfer einen Stringtanga trug. Das Gericht folgte der Argumentation des Mannes, der darin ein Indiz sah, dass die Frau mit ihm Sex haben wollte.
    Diese Woche zu Gast bei „Vox Pop“ ist die Gynäkologin Christine Gilles, Leiterin des Betreuungszentrums für Opfer sexueller Gewalt in Brüssel. In dieser vorbildhaften Einrichtung kümmern sich Psychologen, Ärzte und Polizeibeamte umfassend um die Opfer.
    Wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ganz Europa über das Thema der Woche. Diesmal fragen sie, was man in der EU über Opfer sexueller Gewalt denkt.
    Die Reportage führt ins Vereinigte Königreich, wo Opfern nur wenig Gehör geschenkt wird. Aktuell erschüttert ein Skandal die Hauptstadt London: Staatsanwälte haben angeblich „minderschwere“ Fälle sexueller Gewalt unter den Tisch fallen lassen, um die Kriminalstatistik nicht in die Höhe zu treiben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.03.2019arte
  • Folge 181
    (1): Ist Einäscherung immer noch ein Tabu?
    Immer weniger Europäer lassen sich aus religiösen Gründen oder um der Tradition willen beerdigen. Inzwischen wählt jeder zweite EU-Bürger die Einäscherung. Seit die katholische Kirche 1963 das entsprechende Verbot aufgehoben hat, werden Feuerbestattungen immer häufiger praktiziert. Am häufigsten wird in Dänemark, Slowenien und Tschechien sowie im Vereinigten Königreich eingeäschert, hauptsächlich aus Kostengründen. Doch in vielen anderen Ländern ist die Einäscherung immer noch ein Tabu.
    Kontroverse der Woche: Die Befürworter sehen in der Einäscherung die Bestattungspraxis der Zukunft. Sie ist nicht nur sparsamer, denn die Kosten betragen je nach Land ein Zehntel bis maximal die Hälfte dessen, was man für eine Erdbestattung ausgeben muss, sondern auch umweltfreundlicher, weil platzsparend. Das entlastet überfüllte Friedhöfe. Darüber hinaus werden den nachfolgenden Generationen weder Grabpflege noch Grabnutzungsgebühren aufgebürdet.Ihre Gegner führen vor allem religiöse Gründe an, etwa den Verlust der körperlichen Unversehrtheit des Leichnams, aber auch die Bedeutung der Grabstätte als Ort der Besinnung und Trauerbewältigung.
    Recherche der Woche: „Vox Pop“ hat sich in Griechenland umgehört, wo Einäscherung immer noch tabu ist. Griechenland ist das einzige Land in Europa, in dem es kein Krematorium gibt. Um den letzten Willen der verstorbenen Angehörigen zu erfüllen, sehen sich viele Griechen bereits gezwungen, deren Leichname in Bulgarien einäschern zu lassen.
    (2): Funktionaler Analphabetismus: Ein unterschätztes Massenphänomen?
    Jeder fünfte Europäer ist nicht in der Lage, einen einfachen Text sinnverstehend zu lesen oder eine Einkaufsliste zu schreiben. Das heißt, er ist funktionaler Analphabet. Der durch Analphabetismus verursachte volkswirtschaftliche Schaden wird EU-weit auf 360 Millionen Euro geschätzt. Dazu zählen vermehrte Kosten für das Gesundheitssystem, etwa, weil die Betroffenen nicht frühzeitig behandelt werden, kein Rezept lesen können oder Angst vor dem Arztbesuch haben. Doch auch auf die Produktivität von Unternehmen wirkt sich mangelnde Lese- und Schreibkompetenz negativ aus. Trotzdem geht die Zahl der funktionalen Analphabeten nicht zurück. Warum geht es im Kampf gegen den Analphabetismus nicht voran?
    Zu Gast bei „Vox Pop“ ist in dieser Woche Ihre königliche Hoheit Prinzessin Laurentien der Niederlande. Sie kämpft seit langem gegen den Analphabetismus in ihrem Land. 2009 wurde sie zur UNESCO-Sonderbotschafterin für Alphabetisierung ernannt.
    Und wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ihren Ländern über das Thema der Woche: Welche Maßnahmen ergreifen die Länder im Kampf gegen den funktionalen Analphabetismus?Die Reportage führt nach Belgien, wo einige Verbände der Regierung vorwerfen, sie tue bewusst nichts gegen den Analphabetismus im Land … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.03.2019arte
  • Folge 182
    (1): Talsperren und Wasserkraft – Doch keine grüne Energie?
    Die Wasserkraft ist in Europa die größte Quelle erneuerbarer Energie; 2016 betrug ihr Anteil 14 Prozent. Neuerdings werden Stimmen laut, die EU müsse die Energiegewinnung durch Wasserkraft ausbauen, wenn sie bis 2030 ihr Umweltziel von 32 Prozent erneuerbarer Energien in der europäischen Stromversorgung erreichen will. Infolgedessen subventioniert Brüssel derzeit zahlreiche Projekte, insbesondere auf dem Balkan. Aber häufig wird beim Bau neuer Wasserkraftanlagen weder auf die Bevölkerung noch auf die Umwelt Rücksicht genommen.
    Kontroverse der Woche: Wasserkraftanlagen – Pro oder Contra? Anlagebetreiber und Staaten sehen die Wasserkraft als die billigste Energiequelle. „In Schweden zum Beispiel ist aus Wasserkraft gewonnener Strom günstiger als der aus Wind- oder Atomkraft. Hinzu kommt, dass Wasserkraftwerke kontinuierlich und unabhängig von Wetter, Wind und Sonne funktionieren.“ Falsch, tönen die Gegner: „Wasserkraftwerke zerstören die Natur, und ihre Baukosten sind enorm: Die Kostenprognosen werden regelmäßig um 50 bis 75 Prozent überschritten.“
    Recherche der Woche: „Vox Pop“ recherchierte in Albanien, wo es die letzten wilden Flüsse in Europa gibt. Aber mit der großzügigen Unterstützung der Europäischen Union werden immer mehr Wasserkraftwerke gebaut, die sowohl die Natur schädigen als auch den Anrainern ein Dorn im Auge sind.
    (2): Kindesmissbrauch – Gelten für die Kirche andere Gesetze?
    In Deutschland wird die katholische Kirche seit 2018 von einem Skandal ohnegleichen gebeutelt: Mindestens 4,5 Prozent der katholischen Geistlichen missbrauchten zwischen 1946 und 2014 Minderjährige, über 3.600 Kinder wurden Opfer sexueller Übergriffe. Der Bischof von Trier erklärte sich im Namen der Deutschen Bischofskonferenz erschüttert und beschämt. Zumal die Mehrheit der Täter nie bestraft wurde: Für insgesamt 1.670 beschuldigte Kleriker gab es 40 Kirchenausschlüsse, 57 staatliche und 67 kirchenrechtliche Verfahren. Von den staatlichen Verfahren wurde fast die Hälfte eingestellt, und nur in 16 Fällen wurden Freiheitsstrafen verhängt.
    Interviewgast der Woche ist Dr. Stephan Ackermann, Bischof von Trier und Beauftragter für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich. Für ihn besteht jetzt absoluter Handlungsbedarf.
    Und wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ihren Ländern über das Thema der Woche: Weltweit treten immer mehr Fälle sexueller Übergriffe von Priestern an Minderjährigen zutage. Die Reportage führt nach Polen, wo die Ermittlungen über Kindesmissbrauch durch Geistliche besonders heikel ist, da sich Kirche und Staat sich hier sehr nahe stehen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.03.2019arte
  • Folge 183
    (1): Gewalt an Schulen – Lehrer in Gefahr?
    Im Vereinigten Königreich werden jedes Jahr über 40 Prozent der Lehrkräfte tätlich angegriffen, und in Italien jede Woche vier Gewalthandlungen gegen Lehrer registriert. Im Netz zirkulieren vermehrt Videos von Lehrern, die provoziert, erniedrigt und bedroht werden. Die Schüler werden immer früher aggressiv: 2015 wurden in Schweden 14,5 Prozent der Grundschulpädagogen Opfer von Gewalt, 2016 schon 22,4 Prozent.Kontroverse der Woche: Gewalt gegen Lehrer – Ergebnis von zu viel „Laissez-faire“?Die Pädagogen klagen an: „Gewalt gegen Lehrer wird häufig totgeschwiegen.
    Die Schulleitungen unterstützen uns nicht, wir haben häufig keine andere Wahl als zu kündigen, so hilflos sind wir!“ Angesichts dieser Anschuldigungen ergreifen viele Staaten härtere Maßnahmen: strengere Regeln und sogar Polizeieingriffe in der Schule.Recherche der Woche: „Vox Pop“ recherchierte im Vereinigten Königreich, das sich als Pionier bei der Bekämpfung von Gewalt gegen Lehrer sieht – offenbar ohne Erfolg, denn die Aggressionsrate gehört hier zu den höchsten in Europa.
    (2): Sexualassistenz – Pro oder Contra?
    Sex auf Rezept? Sexualassistenten sind Personen, die speziell dafür ausgebildet wurden, behinderten Menschen bei der Auslebung ihrer sexuellen Bedürfnisse zu helfen.In den Niederlanden, der Schweiz und Dänemark ist der Beruf anerkannt, und manchmal werden die Leistungen sogar von der Krankenkasse übernommen. Für die einen ist diese Praxis die Umsetzung des Individualrechts auf sexuelle Selbstbestimmung, die anderen setzen die Sexualassistenz mit Prostitution gleich.Zu Gast bei „Vox Pop“ ist diese Woche Julia Tabath, Vorsitzende der französischen Bürgerinitiative „Handicap et sexualité“ (Behinderung und Sexualität).
    Julia ist selbst behindert und setzt sich seit über zehn Jahren dafür ein, dass die Sexualassistenz anerkannt wird. Sie sieht Sex als eine Möglichkeit für behinderte Menschen, körperliche Freiheit zu erfahren.Und wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ihren Ländern über das Thema der Woche: Viele Staaten sind von der Bedeutung der Sexualassistenz überzeugt.Die Reportage führt nach Deutschland: Dort kochte die Debatte hoch, nachdem eine Abgeordnete gefordert hatte, die Leistungen von Sexualassistenten von der Krankenkasse übernehmen zu lassen. Sie stieß damit auf heftigen Widerstand, denn viele sehen darin nur verdeckte Prostitution. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.04.2019arte
  • Folge 184
    (1): Mehr Kontrolle für das Gentest-Business?
    Sollte die Vermarktung von Gentests für die breite Öffentlichkeit besser überwacht und reguliert werden? Im Internet kann man seine DNA heute für wenig Geld auf alle möglichen Eigenschaften untersuchen lassen: Feststellung der Vaterschaft oder der geografischen Herkunft und die Suche nach Erbkrankheiten können als zwei Beispiele genannt werden. Weltweit haben bereits 18 Millionen Menschen solche Tests in Anspruch genommen. Es ist ein riesiger Markt, der hohe Gewinne verspricht, gleichzeitig aber auch das Risiko der genetischen Auslese und der Vollerfassung des Menschen birgt.
    Kontroverse der Woche: Sind Gentests zuverlässig? „Voll und ganz“, versichern die Fürsprecher: „Mit diesen Tests kann man die Abstammung seiner Vorfahren herausfinden, Erbkrankheiten feststellen oder einen bisher unbekannten Vater ermitteln. „Vorsicht“, warnen die Gegner, „nicht alle Tests sind gleich gut: Nur die medizinischen Analysen sind zuverlässig, bei den anderen ist das alles andere als sicher.
    Recherche der Woche: „Vox Pop“ hat sich in Frankreich und Spanien vor allem mit medizinischen Gentests befasst: Warum hat Frankreich hier eine der restriktivsten Gesetzgebungen in Europa, und welche Folgen hat das?
    (2): Digitalisierung der Verwaltung: gut oder schlecht?
    Ist ein Staat ohne Verwaltungsapparat und Bürokratie vorstellbar? In ihrem Bestreben, die Anzahl der Beamten reduzieren, sind viele Regierungen versucht, die Digitalisierung weiter voranzutreiben.
    Zu Gast bei „Vox Pop“ ist diese Woche die estnische Präsidentin Kersti Kaljulaid. Ihr Land wickelt als erstes in Europa seine gesamte Verwaltung online ab. Laut Kaljulaid ein wichtiger Standortfaktor, der Investoren anzieht.
    Und wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ihren Ländern über das Thema der Woche: Viele europäische Länder versuchen, elektronische Verwaltungsplattformen einzurichten … aber nur wenige haben damit Erfolg. Die Reportage der Woche führt nach Estland: Die Digitalisierung der Verwaltungsabläufe ist nicht gefahrlos und zieht Konsequenzen nach sich. Ihre Kritiker meinen, sie mache Geldwäsche leichter. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.04.2019arte
  • Folge 185
    (1) : Schmutzige Kohle: Ausstieg jetzt?
    Die EU hat es sich zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren. Doch EU-weit produzieren mehr als 280 Kohlekraftwerke weiterhin den günstigeren Kohlestrom und pusten CO2 in die Luft. 18 Prozent der Treibhausemissionen auf dem europäischen Kontinent gehen auf das Konto von Kohlekraftwerken. Vor allem aber verursachen die ausgestoßenen Schadstoffe schwere Atemwegserkrankungen. Wann wagt Europa endlich den kompletten Kohleausstieg? Nicht alle EU-Länder treiben den Kohleausstieg gleichermaßen voran. Während im Vereinigten Königreich der Anteil an Kohlestrom von 45 Prozent im Jahr 2012 auf heute 7 Prozent gesunken ist, wollen andere Länder auf den fossilen Brennstoff nicht verzichten. Polen hält an der Kohle fest, um unabhängig von Energieimporten zu bleiben. Die Regierung plant bereits den Bau weiterer Kohlekraftwerke …
    (2) : Herkömmliche Steuern abschaffen?
    Steuern, Gebühren, Beiträge: Europas Bürger stöhnen unter der Abgabenlast. Sie haben das Gefühl geschröpft zu werden, während der Staat die Steuergelder verprasst. Steuern sind auch deswegen so unbeliebt, weil das Steuersystem seine Aufgaben, die Last gerecht zu verteilen und einen sozialen Ausgleich zu schaffen, nicht mehr erfüllt. Also weg mit den Steuern?
    Zu Gast bei „Vox Pop“ ist der Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Steuergerechtigkeitsfragen Lucas Chancel. Seiner Meinung nach können Staaten auch in Zukunft nicht auf die Erhebung von Steuern und Abgaben verzichten, jedoch müsse das Steuersystem progressiver gestaltet werden. Der Zürcher Finanzprofessor Marc Chesney hat eine andere Idee: Eine allgemeine Steuer auf sämtliche Finanztransaktionen könnte die herkömmlichen Steuern ablösen.
    Und wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ihren Ländern über das Thema der Woche. Käme die allgemeine Finanztransaktionssteuer, müsste sie von Banken eingetrieben werden. Ob sich ausgerechnet die Gehilfen von Steuerflüchtlingen hier kooperativ zeigen würden, ist fraglich. „Vox Pop“ hat sich in Deutschland und den Niederlanden umgehört. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.04.2019arte
  • Folge 186
    (1): Protektionismus: Ein Segen für Europas Wirtschaft?
    Europa beruht auf der Idee, dass ein freier Handel allen nutzt. Neben zahlreichen bereits bestehenden Vereinbarungen werden derzeit Freihandelsabkommen mit Japan, Australien und Kanada vorbereitet. Doch während sich die einen von der Erschließung dieser Überseemärkte hohe Gewinne erhoffen, fürchten andere die mit dem Abbau der Handelsschranken verbundenen Folgekosten für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Einige plädieren sogar für eine Rückkehr zum Protektionismus. Wer sind die Gewinner des uneingeschränkten Freihandels, wer die Verlierer?
    In Europa hat der Freihandel viele Anhänger. In Deutschland, das jährlich einen Außenhandelsüberschuss von 240 Milliarden Euro verzeichnet, gilt er als Garant von Beschäftigung und Wachstum. In Belgien sind die Exporte nach Kanada seit Inkrafttreten des EU-kanadische Freihandelsabkommens CETA um 30 % gestiegen. Doch der Freihandel hat auch seine Schattenseiten: So entsprechen die importierten Waren nicht immer den europäischen Standards, und der zunehmende Seeverkehr belastet die Umwelt.
    (2): Terrorismusbekämpfung: eine Bedrohung für die Demokratie?
    Paris im Januar und November 2015, Brüssel und der Flughafen Zaventem im März 2016, Berlin im Dezember 2016 – Terroranschläge gab es in den letzten Jahren in Europa leider viele. Jeder zweite Europäer begreift die Terrorismusbekämpfung als ein zentrales Thema der kommenden Europawahlen. Um die Sicherheit ihrer Bürger zu gewährleisten, setzten die Staaten zunehmend auf Notstandsverordnungen – notfalls auf Kosten der bürgerlichen Grundrechte. Wie weit dürfen solche Anti-Terror-Maßnahmen gehen? Gefährden sie unsere Grundfreiheiten?
    Zu Gast bei Modertorin Nora Hamadi ist Georges Dallemagne, Abgeordneter der belgischen Mitte-Rechts-Partei CDH (Centre Démocrate Humaniste). Das von ihm befürwortete, jedoch vom belgischen Verfassungsrat beanstandete Gesetzesvorhaben soll Sozialarbeiter verpflichten, Radikalisierte zu melden. Mit ihm diskutiert Olivia Venet, Vorsitzende der belgischen Liga der Menschenrechte. Sie gehört zu den vehementen Kritikern von Notstandsgesetzen und warnt vor den Gefahren einer freiheitsfeindlichen Überwachungsgesellschaft.
    Und wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ihren Ländern über das Thema der Woche: Bürger und Politiker beschäftigt derzeit besonders die Rückkehr europäischer Dschihad-Kämpfer aus den Kriegsgebieten. Was soll mit den Heimkehrern passieren? „Vox Pop“ hat sich in Frankreich und Großbritannien umgeschaut. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.04.2019arte
  • Folge 187
    (1): Europa ohne Migranten?
    Seit 2014 erlebt Europa die wohl größte Flüchtlingskrise der Geschichte; über 1,8 Millionen Zuwanderer suchen im Schengen-Raum eine neue Heimat. Vielen Europäern brennt das Thema auf den Nägeln: 38 % von ihnen halten die Einwanderung nach Auskunft des Eurobarometers vom Juni 2018 sogar für die größte Herausforderung der Europäischen Union. Doch wie soll man sich dieser Herausforderung stellen? Durch Integration oder durch Abschottung? Sind die Migranten für Europa eine Chance oder eine Belastung?
    Die Flüchtlingsfrage spaltet den europäischen Kontinent. Für die einen – darunter auch Deutschland – erweist sich die Migrantenwelle als willkommener Konjunktur-Booster: Von den etwa 1 Millionen Einwanderern, die seit 2015 ins Land gekommen sind, befinden sich 400.000 in einer Ausbildung oder fanden eine bezahlte Arbeit. In Italien werden durch Flüchtlinge sogar verwaiste Ortschaften wie Castelnuovo di Porto wiederbelebt. Doch nicht überall sieht die Lage so rosig aus. In Griechenland, wo die Nachwirkungen der Austeritätspolitik noch deutlich zu spüren sind, hat es mit der Integration nicht so gut funktioniert; von den dort lebenden 70.000 Flüchtlingen sind gerade einmal 10 % in Lohn und Brot. Und in Ungarn werden Migranten noch immer massiv ausgegrenzt.
    (2): Lobbys – Eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit?
    Der weltweite Zuckerverbrauch stieg in den letzten 30 Jahren um 46 %. In Frankreich liegt er pro Kopf bei 25 bis 35 Kilo jährlich, vor allem in Form verarbeiteter Lebensmittel. Das liegt nicht daran, dass wir unseren Kaffee stärker süßen als früher – Zucker steckt mittlerweile einfach in fast allen Produkten. Nicht zuletzt dank der Zucker-Lobby, für die Verkaufszahlen über alles gehen. Mit ihrem Widerstand gegen eine Zuckersteuer, wie sie in einigen Ländern Europas eingeführt wurde, ist sie eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit.
    Zu Gast bei Nora Hamadi ist Günter Tissen, Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e.V.Seine Gesprächspartnerin ist die Ernährungsmedizinerin Stefanie Gerlach, Sprecherin der Deutschen Diabetes Hilfe. Sie berät die Bundesregierung regelmäßig zu gesundheitspolitischen Fragen.
    Und wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ganz Europa, diesmal über eine Steuer auf stark zuckerhaltige Erfrischungsgetränke, die sich fast nirgendwo durchsetzen lässt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 05.05.2019arte
  • Folge 188
    (1): Lebensmittelsicherheit: Ist „Made in Europe“ eine Garantie?
    Die Lebensmittelstandards der Europäischen Union gelten als die strengsten der Welt, dennoch häuften sich in den letzten Jahren die Lebensmittelskandale. Gammelfleisch, Säuglingsmilch, verseuchte Eier … die Verbraucher sind besorgt: Lassen sich Herkunft und Herstellungsweise der Produkte noch nachvollziehen? Ist „Made in EU“ immer noch ein Qualitätsgarant? Oder weisen die europäischen Lebensmittelsicherheitsstandards inzwischen Lücken auf?
    90 % der Verbraucher in Europa wünschen sich mehr Transparenz in Bezug auf Lebensmittel. Tatsächlich werden die Richtlinien zur Lebensmittelsicherheit der Europäischen Union in den einzelnen Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlich gehandhabt: In Deutschland und Frankreich verschleiern die Systeme zur Kennzeichnung und Rückverfolgung von Lebensmitteln oft mehr, als sie offenlegen; in Italien dagegen gelang es den Parmesan-Herstellern, eine geschützte Herkunftsbezeichnung (AOP) durchzusetzen.
    (2): Kann man den Banken noch vertrauen?
    Seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 wurden weltweit abertausende Vorschriften erlassen, um den Bankensektor stärker zu regulieren. Doch obwohl die öffentliche Hand enorme Beträge in Reformen investierte, scheinen die Banken so weiterzumachen wie eh und je. Steuern sie geradewegs auf die nächste Bankenkrise zu? Haben die Kreditinstitute ihre Lehren aus der Krise 2008 gezogen? Kann man den Banken vertrauen?
    Zu Gast bei Nora Hamadi ist Gerhard Hofmann, ehemaliger Zentralbereichsleiter für Banken und Finanzaufsicht der Bundesbank und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Seiner Meinung nach schwächt die Vielzahl der Vorschriften die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Bankensektors. Er fordert eine angemessene Regulierung, die den Banken weniger Zwänge auferlegt. Mit ihm diskutiert Marcel Fratzscher, ehemaliger Abteilungsleiter bei der Europäischen Zentralbank und Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung DIW. Er findet, dass die Regulierung zu lasch gehandhabt wird und nicht weit genug geht – auch, weil sich die deutschen Banken dagegen sperren.
    Dazu berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ganz Europa, wo die Regierungen versuchen, den Auswüchsen des Bankensektors durch eine stärkere Regulierung Herr zu werden. Doch greifen sie hart genug durch? Die Korrespondenten werfen einen Blick auf Frankreich und Italien. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 12.05.2019arte
  • Folge 189
    (1): Werden die Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt geopfert?
    3,5 Millionen Jugendliche in der Europäischen Union sind arbeitslos – das sind 15 % der Unter-25-Jährigen. Angesichts der immer stärkeren Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt finden die jungen Menschen nur schwer eine Anstellung; nicht zuletzt, weil mittlerweile jeder Zehnte die Schule ohne einen Abschluss verlässt. Die junge Generation fühlt sich von den Regierungen im Stich gelassen, die ihrer Meinung nach nicht genügend unternehmen, um die Arbeitsmarktsituation zu verbessern. Werden die Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt geopfert? Im Hinblick auf die Jugendbeschäftigung gibt es in Europa ein starkes Gefälle: In Griechenland, Spanien und Italien sind fast ein Drittel aller Jugendlichen ohne Arbeit, in Deutschland und in Österreich liegt die Jugendarbeitslosigkeit mit 6 bzw.
    9 % deutlich niedriger. Hier setzt man verstärkt auf Fortbildungsmaßnahmen, um die Jugendlichen besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Allerdings verschweigen die Zahlen die strengen Kontrollen und Niedriglöhne, mit denen junge Arbeitssuchende in der Praxis konfrontiert sind. In den Niederlanden hat der Gesetzgeber deshalb Mindest-Grundgehalt für Jugendliche ein festgelegt.
    (2): Repräsentieren die Eliten noch das Volk?
    Ob Regierungspolitiker oder Spitzenfunktionäre – Eliten genießen in Europa keinen besonders guten Ruf. Es heißt, sie seien herablassend, verstünden die Probleme des kleinen Mannes nicht und trügen die Verantwortung für die zunehmenden Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft. Das zumindest verbreiten populistische Parteien, die sich in ganz Europa im politischen Aufwind befinden. Braucht das Volk wieder mehr Einfluss?
    Zu Gast bei Nora Hamadi ist der bulgarische Politologe und Politikberater Ivan Krastev, Gründungsmitglied der Denkfabrik European Council on Foreign Relations. Seiner Meinung nach sorgt die Arroganz der Eliten zu Recht für ihre totale Ablehnung durch das Volk.
    Mit ihm diskutiert der spanisch-italienische Rechtswissenschaftler Alberto Alemanno, Professor an der École des hautes études commerciales de Paris. Er prangert das systematische Bashing der politischen Führungskräfte in Europa an und ruft dazu auf, die Forderungen der Bürger stärker zu berücksichtigen.
    Dazu berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten, wo populistische Partien in ganz Europa nach der Macht greifen. Einige davon stehen als Koalitionspartner traditioneller Parteien bereits in der Regierungsverantwortung. Die Korrespondenten werfen einen Blick nach Spanien und Österreich. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 19.05.2019arte
  • Folge 190
    (1): Gehören Zoos verboten?
    Zoobesuche gehören weiterhin zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Europäer. Jedes Jahr ziehen die rund 3.000 europäischen Tierparks 140 Millionen Menschen an. Doch diese Gehege für Löwen, Giraffen und Schimpansen sind zunehmend umstritten. Seit Jahren mehren sich Forderungen nach ihrer Schließung. Neben den ausufernden Kosten wird vor allem angeprangert, dass die Tiere ihrer Freiheit beraubt sind und ihr Wohl missachtet wird. Kontroverse der Woche: Tiere in Gefangenschaft?
    Die Tierparkdirektoren sehen in den Zoos Lebensräume, die bedrohten Arten Schutz bieten und deren spätere Wiederauswilderung ermöglichen. Sie verweisen zudem darauf, dass die Zoos eine wichtige Funktion hätten, weil sie die Öffentlichkeit insbesondere über den Artenschutz aufklärten.
    Radikale Tierparkgegner setzen die Zoos dagegen mit Gefängnissen gleich, bei denen mit der Schaulust der Besucher Geschäfte gemacht und die Tiere zur Ware degradiert würden. Sie fordern die Abschaffung dieser „Schauplätze des Leids“.Recherche der Woche: „Vox Pop“ hat sich in Spanien umgeschaut, speziell im beliebten Loro Parque auf Teneriffa, der wegen seiner Schwertwalshows bei Tierschutzaktivisten in der Kritik steht.
    (2): Soll Cannabis für therapeutische Zwecke zugelassen werden?
    Die Hanfpflanze und ihre Derivate sollen bei chronischen Schmerzen, Epilepsie und Krebs eine wirksame Alternative zu herkömmlichen Arzneimitteln darstellen. Mehrere europäische Länder haben Cannabismedikamente inzwischen zugelassen. So können sich in Deutschland, den Niederlanden, Spanien und Polen Patienten auf Wunsch damit behandeln lassen. Dennoch tun sich viele Ärzte weiterhin schwer mit der Verschreibung von Medikamenten auf Cannabisbasis.
    Zu Gast bei „Vox Pop“ ist Dr. Serge Perrot, Rheumatologe am Hôpital Cochin in Paris, Schmerzspezialist und Mitglied des französischen Ausschusses für therapeutische Anwendungen von Cannabis bei der französischen Agentur für Arzneimittelsicherheit (ANSM). Er plädiert für die Zulassung alternativer Behandlungsmethoden.
    Und wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ihren Ländern über das Thema der Woche. Medikamente auf Cannabisbasis: Wie lässt sich die Versorgung organisieren? „Vox Pop“ hat sich in Deutschland und Italien umgehört.
    Die Reportage der Woche berichtet aus dem Vereinigten Königreicht, das den therapeutischen Einsatz von Cannabis 2018 legalisierte. Eine Entscheidung, die seitdem für Polemik sorgt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.06.2019arte
  • Folge 191
    (1): Der Kreuzzug der Impfgegner
    In keiner Region der Welt wird dem Impfen stärker misstraut als in Europa. Die Anti-Impf-Bewegungen verzeichnen großen Zulauf; und immer mehr Europäer lehnen Impfungen mit dem Argument ab, diese seien für sie selbst oder für ihre Kinder unwirksam, ja sogar gefährlich. In Frankreich erklärt beispielsweise jeder Vierte, sich bezüglich des Impfens unschlüssig zu sein. Ergebnis: Die Durchimpfung des Kontinents ist gefährdet, und Krankheiten wie Masern, Diphtherie und Kinderlähmung kehren zurück. Wer sind die Impfgegner? Haben sie Recht mit ihren Vorbehalten?
    Kontroverse der Woche: Anti-Impf-Pandemie? Die Impfgegner betrachten Impfseren als schädliche Stoffe, die der Staat seiner Bevölkerung allein unter dem Druck der Pharmahersteller aufzwinge.Die Impfbefürworter halten diese Position für leichtfertig: „Wer es ablehnt, sich impfen zu lassen, bringt die gesamte Bevölkerung in Gefahr.“ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die Impfgegner übrigens als Bedrohung für die öffentliche Gesundheit ein und vergleicht die Gefahr, die von ihnen ausgeht, mit der von HIV und des Ebola-Virus.
    Umfrage der Woche: „Vox Pop“ hat sich in Italien umgeschaut, wo die Masern zurückgekehrt sind. Die Anti-Impf-Bewegungen des Landes zählen zu den europaweit stärksten und finden sogar Fürsprecher in der Politik.
    (2): Frauensport: Das Match ist noch nicht gewonnen
    In Europa geben 37 % der Frauen an, jede Woche Sport zu treiben, wogegen es bei den Männern 43 % sind. Was jedoch ihren Bekanntheitsgrad und ihre Macht in Clubs und Vereinen betrifft, geraten die Frauen regelmäßig ins Hintertreffen. Nachdem gerade die Endrunde der Frauenfußball-Weltmeisterschaft begonnen hat, beschäftigt sich „Vox Pop“ mit der mangelnden Anerkennung, unter der die Spitzensportlerinnen noch immer leiden. Warum sollte Sport eigentlich nichts für Frauen sein?
    Zu Gast bei „Vox Pop“ ist diese Woche die Soziologin Béatrice Barbusse, die als erste Frau in Frankreich Präsidenten eines Profi-Männerhandballclubs war. Diese Erfahrung öffnete ihr die Augen dafür, in welchem Maße Sexismus auch die Welt des Sports vergiftet.
    Und wie immer berichten „Vox-Pop“-Korrespondenten aus ihren Ländern über das Thema der Woche. In einigen Ländern gelingt es den Sportlerinnen dennoch, sich Gehör zu verschaffen. Die Reise geht nach Irland und Schweden.
    Die Reportage der Woche berichtet aus Spanien, wo Hochleistungssportlerinnen immer noch keinen Zugang zum Profi-Status haben. Der Grund ist ein 1990 erlassenes Gesetz mit paternalistischem Beigeschmack. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.06.2019arte
  • Folge 192 (28 Min.)
    (1): Haben Sommerfestivals ihre Seele verloren?
    Fern scheint die Zeit des ersten Glastonbury-Festivals 1971 im englischen Pilton. Es war das erste europäische Musikfestival dieser Art, ein Jahr nach Woodstock. Die Zeit der Unschuld! 2018 wurde der europäische Festivalmarkt auf 3,5 Milliarden Euro geschätzt. Im Vereinigten Königreich, in Frankreich, Deutschland und Spanien, wo die meisten europäischen Festivals stattfinden, werden Veranstaltungen dieser Art längst hoch professionell durchgezogen, Großkonzerne und Investmentfonds haben das Sagen. Wie wurden Festivals zum Business? Und was sind die Folgen dieser Industrialisierung?
    Kontroverse der Woche: Festivals: Die große Abzocke? Festivalorganisatoren behaupten: Der erbitterte Wettbewerb steigert die Qualität der Veranstaltungen, führt zu tadellos durchorganisierten Shows, deren finanzielle Einnahmen der lokalen Wirtschaft zugutekommen, und die – zur Freude des Publikums – namhafte, internationale Künstler anziehen. Festivalbesucher halten dagegen: Die Preise sind horrend gestiegen, es zählt nur noch Rentabilität statt künstlerischer Authentizität. Der Wettlauf um das tollste Marketing und die teuersten Acts verbessert keineswegs die Qualität der Festivals.
    Recherche der Woche: „Vox Pop“ hat sich in Spanien umgeschaut. Mit 1,6 Millionen Festivalbesuchern jährlich gehört das Land zu den europäischen Marktführern. Die großen Musik-Events werden von internationalen Konzernen und amerikanischen Investmentfonds verwaltet: „Makrofestivals“, die lokale Künstler außen vorlassen und die Angestellten zunehmend ins Prekariat treiben.
    (2): Sind wir sicher vor Klimakatastrophen?
    Überschwemmungen, Stürme, Erdbeben: Jährlich sterben rund 3.000 Menschen in Europa infolge von Naturkatastrophen. Tendenz steigend! Laut einer 2017 veröffentlichten Studie wird bis Ende des Jahrhunderts fast jeder fünfte Europäer einer Klimakatastrophe ausgesetzt sein. Wie können wir uns schützen?
    Zu Gast bei „Vox Pop“ ist diese Woche Magali Reghezza-Zitt, Geografin und Expertin für Naturkatastrophen an der Ecole normale supérieure in Paris. Sie fordert: Wir müssen die extreme Urbanisierung hinterfragen!
    Und wie immer berichten „Vox Pop“-Korrespondenten aus ihren Ländern über das Thema der Woche, dieses Mal aus Deutschland und den Niederlanden. Dort arbeitet man bereits an einem besseren Katastrophenschutz. Der Bericht der Woche kommt aus Italien, wo die Behörden nicht wirklich auf einen Ausbruch des Ätna vorbereitet scheinen. 900.000 Menschen leben in Sizilien in nächster Nähe des aktiven Vulkans. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.06.2019arte

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