Folge 66

  • Zehn Tage im Mai – Eine deutsche Nachkriegskindheit

    Folge 66 (30 Min.)
    In seinen Träumen geht Dieter Radloff immer wieder durch das brennende Berlin. Er riecht dann die Bomben, den Staub, hört Glas splittern, MG-Schüsse, Stimmengewirr. In seinen Träumen ist Dieter Radloff im Jahr 1945, es sind die letzten Kriegstage. 70 Jahre zuvor sitzt sein Vater, Oberleutnant Fritz Radloff, ein hochdekorierter Nazi, im Keller des Reichstages. Es ist der 2. Mai 1945. Deutschland hat gerade kapituliert. Bis eben hat Fritz Radloff noch an den Endsieg geglaubt, jetzt ist ihm alles abhanden gekommen: sein Reich, seine Einheit, sein Auftrag. Er ahnt nicht, wie tief er noch fallen soll.
    Er weiß noch nichts von der Katastrophe, die ihn zu Hause erwartet. „Niemals zum Russen, lieber verrecken“, schreibt Fritz Radloff in seinem Kriegstagebuch. Nun, auf der Flucht vor den Sowjets, hat er nur noch einen Gedanken: Er will nach Hause nach Neustrelitz zu seiner schwangeren Gertrud. Im frühen Morgengrauen des 2. Mai 1945 bricht Fritz Radloff auf. Raus aus der Hölle, mitten durch längst von den Russen erobertes Gebiet. Es wird eine zehntägige Odyssee. Der einst stolze Offizier versteckt sich nun im Unterholz.
    Es geht über Nassenheide, Gransee, Fürstenberg, Ravensbrück, 40 Kilometer am Tag. Endlich Neustrelitz! Endlich erreicht er die Augustastraße 22! Doch dort erwartet ihn die größte Niederlage seines Lebens. Wie Kriegserlebnisse der Eltern nachfolgende Generationen prägen, davon können die
    Geschwister Dieter und Ursula Radloff ein Lied singen. Beide sind klassische Nachkriegskinder und doch hat der Krieg sie ihr Leben lang verfolgt. Durch die Erfahrungen der Eltern, die sie ihnen verschwiegen haben. Ihr Leben lang haben sich Dieter und Ursula Radloff als „falsche“ Kinder gefühlt.
    Erst als sie über 60 Jahre alt sind, erfahren sie, dass ihr Vater lange vor ihnen schon einmal eine Familie hatte, die Anfang Mai 1945 ausgelöscht wurde. Dieter Radloff hat schon seit Langem einen Wunsch, weil er das Geheimnis immer spürte: Dass er endlich die Geschichte seiner Familie zusammensetzen kann. Dazu geht er mit seiner Schwester Ursula den Weg, den sein Vater vor genau 70 Jahren nahm. Zu Fuß von Berlin nach Neustrelitz, seinem wahren Zuhause, wie der 65-Jährige sagt. Dabei hat er die kleine Stadt die meiste Zeit seines Lebens nicht gekannt.
    „Zehn Tage im Mai“ ist die Geschichte einer deutschen Nachkriegskindheit, die bestimmt ist von einem Familiengeheimnis. Dieter und Ursula Radloff, die Geschwister, begeben sich in diesem Film auf die Spur ihres Vaters Fritz Radloff, sind an den Schauplätzen von 1945 und an den Orten ihrer Kindheit unterwegs. „Zehn Tage im Mai“ berichtet einerseits von einer schmerzhaften Reise in die Vergangenheit, aber auch von einer Versöhnung. Denn am Ende der Reise haben sich die beiden Geschwister wiedergefunden. Lange Jahre hatte das Familiengeheimnis beide getrennt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 11.10.2015NDR

Cast & Crew

Sendetermine

Mo 12.10.2015
03:55–04:25
03:55–
So 11.10.2015
13:00–13:30
13:00–
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