Das Fernsehjahr 2014 im Rückblick – Teil 1

Die nationalen TV-Ereignisse des Jahres – von Glenn Riedmeier

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 25.12.2014, 10:00 Uhr

TV-Branche

Disney Channel
Der Disney Channel ist seit einem Jahr als Free-TV-Kanal auf Sendung und kann Ende 2014 erstmals den Konkurrenzsender Nickelodeon überholen. Mit seinen eigenproduzierten Formaten „Ducks & Friends“ und „Family Time“ beweist der Sender Experimentierfreude, die allerdings nicht mit guten Quoten belohnt wird. Nickelodeon sendet wieder 24 Stunden am Tag, dafür verliert VIVA weiter an Bedeutung und teilt sich fortan einen Programmplatz mit Comedy Central. Der erfolgreichste Streamingdienst Netflix startet außerdem in Deutschland und bietet eine Alternative zum linearen Fernsehen, die von einigen Zuschauern dankend angenommen wird. ARD und ZDF sehen darin ebenfalls eine Chance, wieder junge Zuschauer zu erreichen und kündigen an, dass der schon seit Jahren geplante Jugendkanal lediglich als Online-Sender kommen wird, dafür werden die Sender EinsPlus und ZDFkultur geopfert.

Das Bayerische Fernsehen und das hr-Fernsehen feiern ihren 50. Geburtstag, parallel dazu wird der Bildungskanal BR-alpha in ARD-alpha umgetauft. Apropos ARD: Der Sender gönnt sich für rund 23 Millionen Euro ein neues „Tagesschau“-Studio, dafür fliegen die altehrwürdigen „Ratgeber“ aus dem Programm und werden durch massentauglichere „Montagschecks“ ersetzt. Auch der „Wochenspiegel“ wird nach 61 Jahren eingestellt und vom „Europamagazin“ abgelöst. Nach einem wiederholten Streit um Drittsendelizenzen entscheidet das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz, dass Sat.1 nicht mehr verpflichtet ist, Programmflächen für Drittanbieter freizuräumen. Als Konsequenz trennt sich der Bällchensender von „Planetopia“ und „Weck Up“. Ein ähnliches Szenario spielt sich auch bei RTL ab, wodurch kurzfristig „stern TV“ aus dem Programm fliegt – jedoch nach zweiwöchiger Zwangspause wieder zurückkehrt.

Skandale

Johannes B. KernerZDF/​Max Kohr

Für das ZDF ist 2014 kein allzu positives Jahr in Sachen Image. Nicht nur, dass sich der Sender mit der anhaltenden Kritik an „Wetten, dass..?“ auseinandersetzen muss – ausgerechnet im Sommerloch sorgen die Mainzer für einen hausgemachten Skandal: Es stellt sich heraus, dass die Rankingshow „Deutschlands Beste!“ vorsätzlich manipuliert wurde und das Votingergebnis nicht der tatsächlichen Abstimmung durch die Zuschauer entsprochen hat. Daraufhin wird die zuständige Redaktion aufgelöst und Unterhaltungschef Oliver Fuchs tritt zurück. In den Folgewochen bekommen weitere Sender wie etwa der NDR und der WDR kalte Füße und räumen ebenfalls Unregelmäßigkeiten bei zahlreichen Rankingshows ein. Der eigentliche Skandal besteht allerdings darin, dass die öffentlich-rechtlichen Sender überhaupt große Programmflächen für Sendungen wie „Die schönsten Mühlen Norddeutschlands“ zur Verfügung gestellt haben.

Auch Sat.1 sieht sich mit einem Manipulationsskandal ganz anderer Art konfrontiert. Bei der von Ulrich Meyers Firma Meta Productions hergestellten Reportagereihe „Lange Undercover“ wurden Szenen nachgedreht und damit die journalistische Sorgfaltspflicht verletzt. Da Authentizität bei einem derartigen Format an oberster Stelle steht, fackelt Sat.1 nicht lange und wirft die Sendung vorzeitig aus dem Programm. Für Aufregung sorgt auch der Bayerische Rundfunk, als ein interner Leitfaden publik wird, wonach die Mitarbeiter angehalten sind, künftig eine „geschlechtergerechte“ Sprache zu verwenden und auf männliche Wortendungen wie „Feuerwehrmann“ zu verzichten. Die politische Korrektheit greift auch im Schwedischen Fernsehen um sich. Der Kinderklassiker „Pippi Langstrumpf“ wird fortan nur noch in einer „bereinigten“ Fassung ohne „Negerkönig“ ausgestrahlt.

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