Prosit, „Star Trek: The Cage“!

Vor 50 Jahren begann der Dreh zur Pilotfolge – von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 27.11.2014, 11:00 Uhr

Die Talosianer führen ihren Gefangenen mit Visionen eines grünen Sklavenmädchens vom Orion (Susan Oliver) in VersuchungScreenshot /​ CBS Paramount Home Entertainment

Zu Jeffrey Hunters Ausscheiden gibt es ebenfalls mehrere überlieferte Versionen. Vieles spricht dafür, dass Hunter sich lediglich auf seine Filmkarriere konzentrieren wollte und deshalb seinen Vertrag auslaufen ließ. Andere Zeitzeugen sprechen von übertriebenen Forderungen seiner Ehefrau und Managerin, die dazu führten, dass Roddenberry ihn nicht erneut engagierte. An Hunters Stelle trat William Shatner, der nach einer Vorführung von „The Cage“ ähnliche Bedingungen an Roddenberry stellte wie NBC auch. Weniger langatmig und todernst sollte „Star Trek“ sein. Schließlich sei diese Besatzung bereits seit Jahren im Weltall unterwegs, warum durfte sie nicht informeller miteinander umgehen, sich als Freunde begegnen oder gemeinsam den einen oder anderen Witz reißen? Roddenberry stimmte zu, wodurch die inzwischen legendären Wortgefechte des Dreiergespanns Kirk, Spock und McCoy (DeForest Kelley) überhaupt erst möglich wurden.

Mitte Juli 1965 beginn die Produktion von „Where No Man Has Gone Before“ (dt. „Die Spitze des Eisbergs“), dem zweiten Piloten zu „Star Trek“, der dann auch beides bot: eine intelligente Story und mehrere Action-Sequenzen. NBC war zufrieden und so konnte „Star Trek“ am 8. September 1966 erstmals über amerikanische Bildschirme flimmern.

Und was geschah mit „The Cage“? Als die erste Staffel von „Star Trek“ beim Liefern neuer Geschichten in Verzug geriet, entschied man sich dafür, das gedrehte Material zu verwenden. In dem Zweiteiler „The Menagerie“ (dt. „Talos IV – Tabu“) ist es eingebettet in eine Rahmenhandlung mit Kirk, Spock und dem inzwischen entstellten und im Rollstuhl sitzenden Pike. Allerdings wurde für den Schnitt dieser Doppelepisode das Originalnegativ von „The Cage“ verwendet. Die herausgeschnittenen Elemente, wie Vor- und Abspann, galten danach bis 1987 als verschollen. Ein Jahr später wurde „The Cage“ dann erstmals komplett in Farbe im US-Fernsehen ausgestrahlt, als Teil eines Fernsehspecials, das den Start der zweiten Staffel von „Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert“ begleitete. In Deutschland war dieses Special 1993 unter dem Titel „Von einem Jahrhundert ins nächste“ auf Sat.1 zu sehen.

An „The Cage“ selbst scheiden sich bis heute ein wenig die Geister. Viele loben die Episode als „Star Trek“ in seiner natürlichsten, philosophischsten Form. Andere stimmten NBC und Shatner zu, sehen die Episode als ein wenig langatmig und die Figuren als kalt und noch nicht ausgereift an. Ob „Star Trek“ mit der ersten Besatzung der Enterprise auch in die unendlichen Kult-Weiten der Entertainment-Galaxie durchgestartet wäre? Es ist zu bezweifeln. Dennoch hat sich „The Cage“ inzwischen einen festen Platz bei den diversen DVD- und Blu-ray-Veröffentlichungen der Originalserie erobert und ist auch über Netflix abrufbar. Das ideale Abendprogramm zum heutigen Jubiläum.

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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