Moderatorin und Schauspielerin Yvette Dankou: „Bei ‚Hugo‘ waren wir wie eine kleine Familie“

Interview über die interaktive Gameshow und ihre Arbeit als Schauspielcoach

Dennis Braun
Dennis Braun – 17.04.2024, 12:00 Uhr

Yvette Dankou 1995 in der „Hugo Show“ (l.) und heute – Bild: Kabel 1/Yvette Dankou/Collage by TV Wunschliste
Yvette Dankou 1995 in der „Hugo Show“ (l.) und heute

fernsehserien.de: Du bist ja auch zu „Hugo“ gestoßen, als die Sendung bereits sehr erfolgreich war.

Yvette Dankou: In der Tat, und wir Moderatorinnen sind auch ziemlich verwöhnt worden (lacht). Wir haben zum Beispiel für unsere jeweilige Moderationswoche zunächst Geld bekommen, um uns für jeden Tag ein neues Outfit kaufen zu gehen, was ich anfangs total cool fand. Nach zwei Wochen konnte ich allerdings keine Läden mehr sehen. Gott sei Dank hat dann Silvi, eine ganz tolle Stylistin, mit der ich heute noch befreundet bin, diese Aufgabe für uns übernommen und in meinem Fall immer genau meinen Geschmack getroffen. So durfte ich zum Beispiel die damals total angesagten und sündhaft teuren Buffalo Boots tragen und habe auch einige Outfits geschenkt bekommen. Als junge Frau fühlte man sich damit natürlich mega cool (lacht) – die habe ich übrigens letztes Jahr auf dem Flohmarkt für einen Appel und ein Ei verkauft … wenn die wüssten (lacht).

Am allerwichtigsten in dieser ganz aufregenden Zeit mit Fernsehsendungen, Glitzerevents, Partys, Einladungen und Medienveranstaltungen, waren und sind aber Freunde und Familie, die aufpassen, dass du nicht abhebst und dich im Zweifelsfall, wenn, immer wieder zurück auf den Boden holen. Wenn du in der Öffentlichkeit stehst, interessieren sich plötzlich Leute für dich, die dich vorher nicht beachtet haben und auf einmal ganz eng mit dir befreundet sein wollen. Strange … Da hilft es enorm, wenn man Feedback von den Leuten bekommt, die schon vor der Zeit auf dem Bildschirm zum engsten Umfeld gehört haben.

Welche Erinnerungen hast du an die Hugo-Sprecher Oliver Grimm, Oliver Baier und Sven Blümel, mit denen du zusammengearbeitet hast?

Yvette Dankou: Bei Oliver Grimm waren wir alle zunächst ganz ehrfürchtig, da er früher ein großer Kinderstar und quasi eine Legende war. Er hatte auch eine ganz tolle, tiefe Stimme, die sehr gut zu Hugo passte. Oliver Baier und Sven Blümel waren sehr frisch und lustig und wir haben viel Spaß zusammen gehabt – gerade Sven hat als Hugo immer viele witzige Sprüche rausgehauen. Einmal hatte ich so einen Lachanfall, dass wir in die Pause schalten mussten, und als es weitergehen sollte, bat mich die Regie mit Nachdruck, mich zusammenzureißen. Doch kaum ging das Rotlicht an, brach es wieder aus mir heraus. Einen richtigen Lachanfall kann man nicht zurückhalten oder einfach stoppen (lacht).

Kannst du dich an weitere Pannen aus deiner über eineinhalbjährigen Zeit bei „Hugo“ erinnern?

Yvette Dankou: Es kam schon mal vor, dass die Technik des virtuellen Studios ausfiel und wir plötzlich in unserem „blauen Nichts“ standen oder der animierte Hugo einfror bzw. immer die gleichen Bewegungen machte. Solche Herausforderungen in Livesendungen liebe ich, wie zuvor schon bei „X-treme“. Eine Livesendung ist etwas völlig anders als eine Aufzeichnung – du bist eins zu eins und hast nur diese eine Chance. Das finde ich wahnsinnig spannend, denn wenn du eine Panne hast, musst du selbst zusehen, wie du da rauskommst. Judith war diesbezüglich immer eine Heldin, die konnte reden und reden und der Zuschauer hat gar nicht gemerkt, dass etwas schiefgelaufen ist oder die Technik nicht mitspielen wollte (lacht). Das „Live“ erfordert eine große Konzentration und Wachheit für den Moment und ist eine ganz andere Form von Qualität. Wir haben montags immer eine Besprechung gehabt, in denen uns zum Beispiel das Wochenthema vorgestellt wurde, aber sonst hatten wir total freie Hand. Ich habe später ja auch eine Improvisationsgruppe gegründet und konnte viele Erfahrungen von „Hugo“ dort einfließen lassen.

Ende 1996 wurde die tägliche Liveshow abgesetzt und du musstest die Moderation genau wie deine Kolleginnen abgeben. Wann und wie hast du von dieser Entscheidung erfahren und wie war deine Reaktion darauf?

Yvette Dankou: Es gab einen neuen Senderchef bei Kabel 1, der eigene Akzente setzen wollte und in diesem Zuge unter anderem die „Hugo Show“ eingestellt hat. Wir haben es relativ kurzfristig erfahren und durften uns in unseren jeweils letzten Sendungen nicht einmal vom Publikum verabschieden, worüber wir uns damals tierisch aufgeregt haben und kurz mit dem Gedanken gespielt haben, es trotzdem zu tun. Das haben wir uns dann allerdings doch nicht getraut. Meine Vermutung ist, dass man dadurch kritische Nachfragen der Fans vermeiden wollte.

Wie ging es nach „Hugo“ beruflich für dich weiter?

Yvette Dankou: Schon während „Hugo“ habe ich immer mal wieder Anfragen bekommen und war beispielsweise bei hr3 mit der Sendung „Sport Aktiv“ zu sehen. Danach habe ich unter anderem die Sendungen „Chartbreaker“ bei RTL II, „Willy Bogners Snow Show“ bei RTL, „K. K. Lacki“ im ZDF und Kinderkanal und „Mountains in Motion“ moderiert. Ganz besonders geliebt habe ich aber die Show „Now or Never“, die ich zusammen mit Tom Lehel bei tv.nrw präsentiert habe. Dort haben wir getrennt voneinander spontane Kandidaten gesucht, die alles stehen und liegen lassen und ihre Koffer packen, um zum Flughafen zu düsen und in den Urlaub zu starten. Doch nur, wer von uns beiden zuerst dort ankam, dessen Schützling hat die Reise auch gewonnen. An die Gesichtsausdrücke der Teilnehmer kann ich mich heute noch erinnern (lacht). Und es war auch total rührend, wenn jemand gewonnen hat, der vorher noch nie das Meer gesehen oder kein Geld für einen richtigen Urlaub hatte.

Mittlerweile arbeite ich auch als Schauspiel-Coach und auch hierfür hat mir die Zeit bei „Hugo“ enorm geholfen, da ich mich dort immer sehr schnell auf die Anrufer und die jeweilige Situation einstellen musste. Wenn ich heute als Acting-Coach ans Set komme, schaue ich mir zuerst an, wie die Schauspielerinnen und Schauspieler ticken, denn erst durch einen guten Zugang kann ich sie beim Erreichen ihrer Ziele unterstützen. Ich habe eine große Neugier und generell ein großes Interesse an Menschen und ich finde, dass man von jedem immer etwas lernen kann. Zu meinen Kindern oder auch meinen Freundinnen sage ich daher: „Gute Sachen darf man immer kopieren.“ Seit kurzem läuft etwa der Film „Sieger sein“ im Kino, bei dem ich alle jungen Schauspielrinnen und Schauspieler coachen durfte. Dort sind nur Laiendarsteller zu sehen, die vorher keine Schauspielerfahrung hatten und ihre Sache wirklich großartig gemacht haben. Sie wurden einfach ins kalte Wasser geworfen – so wie ich damals bei „Hugo“.

Yvette Dankou (im Rollstuhl) in der Folge „Weil du mir gehörst“ von „Notruf Hafenkante“ZDF/​Screenshot

Seit ein paar Jahren bist du auch wieder vermehrt selbst schauspielerisch aktiv, 2022 hattest du eine Rolle im Fernsehfilm „Freundschaft auf den zweiten Blick“ und warst kürzlich in „Notruf Hafenkante“ und „Push“ zu sehen. Wie wichtig ist dir dieses Standbein?

Yvette Dankou: Ich bin immer schon sehr breit aufgestellt gewesen und immer für neue Projekte offen. Der Vorteil, wenn ich selbst spiele ist natürlich, dass ich mich in meine „Coachies“ dadurch sehr gut hineinversetzen kann, meine eigenen neuen Skills ausprobiere und ihnen so meine Erfahrungen weitergeben kann. Ich arbeite im Schauspiel sowohl mit Kindern als auch Erwachsenen und coache auch Manager und Führungskräfte und probiere auch dort stets Neues aus, sodass sich idealerweise die unterschiedlichen Bereiche gegenseitig befruchten. Für mich ist es wichtig, immer flexibel, neugierig und mutig zu bleiben – ich nehme mir auch im Alltag oft kleinere „Mutproben“ vor, beispielsweise im Februar bei 5 Grad in der Ostsee baden zu gehen oder ganz allein im Restaurant zu essen. Den eigenen Horizont erweitern und von anderen Menschen lernen dürfen, das ist das Erfüllendste in meinem Beruf – egal, ob ich vor oder hinter der Kamera stehe.

Eine Frage, die wir zum Schluss immer gerne stellen: Gibt es Serien oder Shows, die du aktuell schaust und empfehlen kannst?

Yvette Dankou: Momentan schaue ich ehrlich gesagt so gut wie gar nicht fern, was ich aber sehr empfehlen kann, ist die Comedyserie „Doppelhaushälfte“, in der meine tolle Kollegin Minh-Khai zusammen mit Milan Peschel mitspielt. Dieses Format ist wirklich super witzig, von der Story über die Dialoge bis hin zu den Kostümen und schrägen Figuren. Ebenfalls richtig gut finde ich „LOL: Last One Laughing“, sicher auch aufgrund meiner Leidenschaft fürs Improvisieren. Besonders lachen muss ich immer, wenn sich die Comedians mit ihren eigenen Nummern und Witzen selbst rausschießen. Das könnte auch mir passieren (lacht). Mit einem Lachen mutig ins kalte Wasser springen ist ein Motto, das ich sehr empfehlen kann.

Liebe Yvette, vielen Dank für das sympathische Gespräch und alles Gute für die Zukunft!

Ein ausführliches Special zum 30. Geburtstag der interaktiven Gameshow „Hugo“ lesen Sie ab morgen (18. April) hier bei fernsehserien.de.

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Über den Autor

Dennis Braun, geboren einen Tag nach dem Mauerfall, ist ein richtiges Kind der 90er und Retro-Fan. Neben schaurig-schöner Eurodance-Musik kann er sich auch heute noch an diversen Gameshows wie „Geh aufs Ganze!“, „Glücksrad“, „familien duell“ oder „Der Preis ist heiß“ erfreuen, die er damals sehr häufig bei und mit seinen Großeltern geschaut hat. Daneben hat er ein Herz für gut gemachte deutsche Comedy, die allerdings bekanntermaßen recht spärlich gesät ist. Wenngleich er kein wirklicher Serienjunkie ist, laufen ihm dennoch ab und zu ein paar Produktionen wie der „Club der roten Bänder“ oder „The Strain“ über den Weg, die ihn in ihren Bann ziehen. Bereits seit Januar 2013 für fernsehserien.de tätig, verstärkt er seit März 2016 auch die Newsredaktion und kennt sich besonders im nationalen Bereich gut aus.

Lieblingsserien: Pastewka, Club der roten Bänder, Die Dinos

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    War damals Teil des Kabel eins-Teams. Eine wilde, verrückte, aber auch sehr freie Zeit. HUGO war anfangs innovativ, aber gegen Ende ein wenig verbraucht mit sinkenden Quoten - und dafür einfach zu teuer!
    • am

      Huga habe ich geliebt. Aber die Version, die dann im finalen Jahr an Samstagen lief konnte man in die Tonne kloppen. So unsagbar schlecht...
      • (geb. 1967) am

        Das habe ich genauso gerne gesehen wie auch dieses "Giga Games"!!!

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