„Die Nanny“-Star Fran Drescher weiterhin Gewerkschaftspräsidentin

Deutliche Mehrheit, aber geringe Wahlbeteiligung bei SAG-AFTRA

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 11.09.2023, 13:28 Uhr

Fran Drescher im Fernsehfilm „Verliebt in meinen Weihnachtsschwarm“ – Bild: Lifetime/2020
Fran Drescher im Fernsehfilm „Verliebt in meinen Weihnachtsschwarm“

Erwartet deutlich ist das Wahlergebnis bei der Neuwahl des Vorstandes der sich aktuell im Streik befindlichen Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA ausgefallen: Fran Drescher („Die Nanny“) wurde als Präsidentin im Amt bestätigt. Etwas knapper verlief die Wahl für Schatzmeisterin Joely Fisher („Ehe ist …“).

Hintergrund: SAG-AFTRA

Alle zwei Jahre wird der Landesvorstand von SAG-AFTRA neu gewählt. Dabei waren die Wahlen des 2012 aus den vorherigen Einzelgewerkschaften SAG und AFTRA geschmiedeten Dachverbands bisher durchgehend durch einen Richtungsstreit der zwei Parteiungen Unite For Strength und MembershipFirst geprägt. Bei der letzten Wahl etwa gewann Drescher als Kandidatin von Unite for Strength, Fisher war von MembershipFirst aufgestellt worden.

Wahlen im Zeichen des Streiks

Genau das trug dazu bei, dass beide Parteiungen im Angesicht des zu Wahlbeginn bereits drohenden Streiks einen zeitweisen Frieden schließen konnten: Beide Gruppierungen empfahlen ihren Mitgliedern, den bisherigen Amtsinhabern die Stimme zu geben (fernsehserien.de berichtete). Auch um gegenüber dem Streikgegner (dem Produzentenverband AMPTP) Einigkeit zu demonstrieren.

Trotzdem waren für die beiden wichtigsten Vorstandsämter auch jeweils unabhängige Kandidaten angetreten. Fran Drescher erreichte als Präsidentenkandidatin 23.080 Stimmen gegenüber 5.276 für Maya Gilbert-Dunbar. Sie ist die Ehefrau von Rockmond Dunbar, der in der Corona-Pandemie wegen seiner Weigerung, sich der von Produzenten und Gewerkschaft ausgehandelten Impfpflicht für die Arbeit in bestimmten Produktionsbereichen zu unterwerfen, seinen Job bei „9-1-1 Notruf L.A.“ verloren hatte (fernsehserien.de berichtete). Dunbar hatte seinerzeit zuvor auch Anträge auf Ausnahmegenehmigungen sowohl aus medizinischen wie aus religiösen Gründen gestellt, die aber abgelehnt worden waren. Gilbert-Dunbar trat dann auch mit dem Versprechen an, die Belange der Schauspieler stärker vertreten zu wollen, als die beiden letzten Gewerkschaftspräsidentinnen (Drescher und Vorgängerin Gabrielle Carteris). Daneben verstand sich Gilbert-Dunbar als Vertreterin der Background-Darsteller.

Schatzmeisterin Fisher schlug den unabhängigen Kandidaten Peter Antico mit 19.777 zu 8.361 – Antico ist ein Stuntman, der bereits längere Zeit in der Gewerkschaftsarbeit aktiv ist und der der Gewerkschaftsführung Nachlässigkeit in Sachen Sicherheitsbemühungen an Sets vorwirft.

Insgesamt waren 124.477 Gewerkschaftsmitglieder stimmberechtigt, wovon gewohnt magere 22,84 Prozent eine Stimme abgaben.

Streik-Update

In Sachen des am 13. Juli begonnenen Streiks der SAG-AFTRA gegen die AMPTP im Ringen um einen neuen Tarifvertrag herrscht aktuell scheinbar absolute Funkstille. Das liegt aber auch daran, dass die AMPTP zuletzt die ebenfalls streikende Autorengewerkschaft WGA über eine Woche lang zu Verhandlungen getroffen hatte – die WGA streikt seit über 130 Tagen.

Seit einem letzten Treffen zwischen WGA und AMPTP am 22. August wurden keine neuen Treffen vereinbart. Stattdessen wird der Arbeitskampf über Äußerungen in der Presse geführt.

Andererseits bereitet sich SAG-AFTRA auf einen weiteren Streik vor: Verhandlungen mit einer Gruppe führender Videospieleproduzenten („Interactive Media“) gehen in eine wohl letzte Runde – die Schauspielergewerkschaft hat ihre Mitglieder aufgefordert, der Gewerkschaftsführung die Ausrufung eines Streiks im Falle eines Scheiterns zu erlauben. Hier geht es ebenfalls um das Thema Künstliche Intelligenz, wo Regeln ausgehandelt werden müssen, unter welchen Rahmenbedingungen diese eingesetzt werden darf, um vorhandenes Material weiter zu verarbeiten („Zustimmung“ und „finanzieller Ausgleich“), eine generelle Gehaltserhöhung (als Inflationsausgleich) sowie Arbeitsschutzbestimmungen: Sowohl eine Regelung über Pausen für „Sprecher“ wie auch verbesserte Sicherheitsbestimmungen für Stuntperformer im Motion-Capture.

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