Bundeswehr: ARD sendet ein „unschönes Signal“

Keine „Sportschau“ für Afghanistan-Soldaten

Michael Brandes – 31.03.2011

Bundeswehr: ARD sendet ein "unschönes Signal" – Keine "Sportschau" für Afghanistan-Soldaten

Manche Themen kommen wieder. Die ARD, die ‚Bild‘-Zeitung und die Bundeswehr gönnen sich in diesen Tagen eine Neuauflage im Streit um das Fernsehprogramm der Afghanistan-Soldaten.

Im Juni 2010 hatte die ARD die Verbreitung ihres Programms über den Satelliten Eutelsat eingestellt. Die ARD begründete die Abschaltung mit zu hohen Kosten angesichts einer geringen Inlandsnutzung. Für die Versorgung von im Ausland befindlichen Deutschen mit heimischen Programmen verwies man auf die „Deutsche Welle“ und auf die Möglichkeit, die ARD-Mediathek zu nutzen. Mit sechs Monaten Verspätung griff die ‚Bild‘ das Thema auf, strickte daraus eine Weihnachtsgeschichte und boykottierte den Abdruck des ARD-Programms „aus Solidarität mit unseren Soldaten“ (fernsehserien.de berichtete).

Noch schneller als ein FDP-Politiker in der Atomfrage knickte die ARD daraufhin ein und sicherte in einer „Blitzaktion“ mit dem Satelliten-Betreiber noch pünktlich vor Weihnachten den Empfang des ARD-Programms für die Afghanistan-Soldaten (fernsehserien.de berichtete).

Weil die ARD die TV-Übertragung per Satellit zum 1. April wieder einstellen will, geht der Streit nun allerdings in die nächste Runde. „Die Soldaten sind fassungslos“, berichtet ‚Bild‘. Vor allem störe die Einsatzkräfte, „dass sie wohl keine ‚Sportschau‘ mehr verfolgen können.“ Die neue ARD-Chefin Monika Piel müsse nun „mit Ärger rechnen“.

Hintergrund der erneuten Abschaltung sei ein Kompromiss, der mit dem Verteidigungsministerium erzielt worden sei, so die ARD in einer Stellungnahme. Ab sofort werden dem bundeswehreigenen Sender „bwtv“ Informationsprogramme und Nachrichtensendungen wie die „Tagesschau“ kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ebenso ist die Grundversorgung der Soldaten mit allen von der ARD übertragenen sportlichen Großereignissen gesichert. Bislang standen einer solchen Lösung juristische Probleme im Wege.

Während sich das Verteidigungsministerium mit der Lösung zufrieden zeigt, reagiert der Deutsche Bundeswehrverband (DBwV) mit Empörung und Unverständnis. „Jede Entscheidung zu Lasten unserer Soldatinnen und Soldaten ist eine schlechte Entscheidung“, so der Bundesvorsitzende Ulrich Kirsch. „Hier sendet die ARD ein besonders unschönes Signal.“ Wenn die Übertragung per Satellit zu teuer sei, müsste die ARD das Geld an anderer Stelle einsparen. „Die Menschen in der Bundeswehr haben nicht nur Rechte als Gebührenzahler, vor allem im Auslandseinsatz haben sie Anspruch auf Verständnis, Entgegenkommen und Solidarität!“ Gerade Spielfilme und die ‚Sportschau‘ würden eine dringend nötige Abwechslung im teils lebensgefährlichen Einsatzalltag darstellen, so Kirch.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Und wenn Deutschland dann plötzlich nicht 'am Hindukush' verteidigt würde, sondern z.B. in Korea, was dann? Hätte dann die ARD immer noch die Versorgung zu gewährleisten?
    Wie sieht es mit dem 'normalen' Bürger aus? Hat der Anrecht auf eine Versorgung in Südamerika?

    Die Vorstellungen des Bundeswehrverbandes finde ich schon reichlich schräg und hier zu lesenden Formulierungen lassen doch schon darauf hindeuten, dass denen bewusst ist, das es keinen auf dem Rundfunkvertrag basierenden Anspruch gibt. Sonst würden sie auch nicht an die 'Solidarität mit den Soldaten' gemahnen ('suppport our troops').
    So viel die Öffentlich-Rechtlichen durch die Gebühr auch einsacken mögen, halte ich es nicht für die Aufgabe der Fernsehsender Programm zur Verfügung zu stellen. Dafür muss die Bundeswehr aufkommen, inklusive der Infrastruktur.
    Heute ist ein recht leichtes Unterfangen mit der entsprechenden Internetinfrastruktur Programme zu streamen, eventuell am anderen Ende mit Decodern zu versehen. Da braucht es kein Fernsehsignal. Allerdings wirft das auch rechtliche Probleme auf, weil die Programme ja nun im Ausland gesendet werden, was den Produzenten nicht schmecken wird.
    Von den Briten hier in Deutschland weiß ich, dass deren Fernsehprogramm nicht von der BBC kommt, sondern quasi von einer eigenständigen Firma, die dem Verteidigungsministerium unterstellt ist. Die verhandelt auch mit den Sendern über mögliche anfallende Lizenzgebühren. Die Amerikaner machen es in Deutschland nicht anders, wobei das Fernsehen direkt vom Militär gemacht wird.
    Ich halte es deshalb für gar nicht üblich, dass das deutsche Fernsehen unbedingt empfangen werden muss. Es spricht auch nichts dagegen, dass die Bundeswehr selbst für eine Verbreitung zu sorgen hat, mit eigenen Mitteln und einem eigenen Etat. Die rechtliche Situation für einzelne Inhalte könnte etwas schwierig sein. Wie sieht das z.B. mit einer amerikanischen Serie mit deutscher Synchro aus, für die die ARD oder RTL die Rechte hält, sie aber in Afghanistan gesehen und verbreitet wird? Da schwillt einem ja der Schädel, wenn man an die rechtliche Seite einer solchen Konstellation denkt.
    Mir stellt sich auch die grundsätzliche Frage, ob es wirklich notwendig ist, dass ein Soldat im Auslandseinsatz das ARD-Frühstücksfernsehen oder den Tatort live sehen kann. Wenn sie das für nötig halten, dann sollen sie doch im eigenen Kommunikationsnetz Bandbreite abdrücken und das darüber streamen.
    Aber beim Bund gibt es noch merkwürdigere Sachen. Mit wäre es auch schwer zu vermitteln, dass ich mit Kabeltrommeln auf dem Rücken durch den Wald laufen muss und an die Kabel dann Telefone mit Kurbeln anschließen darf, deren Technik aus dem Zweiten Weltkrieg stammt, während winzig kleine Mobiltelefone für die Satellitenkommunikation in die Hosentasche passen. Da kann etwas nicht stimmen. Diesen Kontrast gab es ja schon in den 90ern.
    • am via tvforen.de

      Isaak_Hunt schrieb:
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      > Und wenn Deutschland dann plötzlich nicht 'am
      > Hindukush' verteidigt würde, sondern z.B. in
      > Korea, was dann? Hätte dann die ARD immer noch
      > die Versorgung zu gewährleisten?
      > Wie sieht es mit dem 'normalen' Bürger aus? Hat
      > der Anrecht auf eine Versorgung in Südamerika?
      >
      > Die Vorstellungen des Bundeswehrverbandes finde
      > ich schon reichlich schräg und hier zu lesenden
      > Formulierungen lassen doch schon darauf hindeuten,
      > dass denen bewusst ist, das es keinen auf dem
      > Rundfunkvertrag basierenden Anspruch gibt. Sonst
      > würden sie auch nicht an die 'Solidarität mit
      > den Soldaten' gemahnen ('suppport our troops').
      > So viel die Öffentlich-Rechtlichen durch die
      > Gebühr auch einsacken mögen, halte ich es nicht
      > für die Aufgabe der Fernsehsender Programm zur
      > Verfügung zu stellen. Dafür muss die Bundeswehr
      > aufkommen, inklusive der Infrastruktur.
      > Heute ist ein recht leichtes Unterfangen mit der
      > entsprechenden Internetinfrastruktur Programme zu
      > streamen, eventuell am anderen Ende mit Decodern
      > zu versehen. Da braucht es kein Fernsehsignal.
      > Allerdings wirft das auch rechtliche Probleme auf,
      > weil die Programme ja nun im Ausland gesendet
      > werden, was den Produzenten nicht schmecken wird.
      >
      > Von den Briten hier in Deutschland weiß ich, dass
      > deren Fernsehprogramm nicht von der BBC kommt,
      > sondern quasi von einer eigenständigen Firma, die
      > dem Verteidigungsministerium unterstellt ist. Die
      > verhandelt auch mit den Sendern über mögliche
      > anfallende Lizenzgebühren. Die Amerikaner machen
      > es in Deutschland nicht anders, wobei das
      > Fernsehen direkt vom Militär gemacht wird.
      > Ich halte es deshalb für gar nicht üblich, dass
      > das deutsche Fernsehen unbedingt empfangen werden
      > muss. Es spricht auch nichts dagegen, dass die
      > Bundeswehr selbst für eine Verbreitung zu sorgen
      > hat, mit eigenen Mitteln und einem eigenen Etat.
      > Die rechtliche Situation für einzelne Inhalte
      > könnte etwas schwierig sein. Wie sieht das z.B.
      > mit einer amerikanischen Serie mit deutscher
      > Synchro aus, für die die ARD oder RTL die Rechte
      > hält, sie aber in Afghanistan gesehen und
      > verbreitet wird? Da schwillt einem ja der
      > Schädel, wenn man an die rechtliche Seite einer
      > solchen Konstellation denkt.
      > Mir stellt sich auch die grundsätzliche Frage, ob
      > es wirklich notwendig ist, dass ein Soldat im
      > Auslandseinsatz das ARD-Frühstücksfernsehen oder
      > den Tatort live sehen kann. Wenn sie das für
      > nötig halten, dann sollen sie doch im eigenen
      > Kommunikationsnetz Bandbreite abdrücken und das
      > darüber streamen.
      > Aber beim Bund gibt es noch merkwürdigere Sachen.
      > Mit wäre es auch schwer zu vermitteln, dass ich
      > mit Kabeltrommeln auf dem Rücken durch den Wald
      > laufen muss und an die Kabel dann Telefone mit
      > Kurbeln anschließen darf, deren Technik aus dem
      > Zweiten Weltkrieg stammt, während winzig kleine
      > Mobiltelefone für die Satellitenkommunikation in
      > die Hosentasche passen. Da kann etwas nicht
      > stimmen. Diesen Kontrast gab es ja schon in den
      > 90ern.


      unlesbar, da keine Absätze.
    • am via tvforen.de

      hier zeigt sich wiedermal die mangelnde soidarität mit unseren Soldaten -und die kann man auch haben, wenn man den Einsatz ansich ablehnt ...

      die Soldaten ,aber auch zivile kräfte die unter gleiche bedingungen vor ort arbeiten, haben unseren respekt und anerkennung verdient -egal wie man politisch zu diesem einsatz steht !
    • am via tvforen.de

      Ich fand den Text von Isaak_Hunt sehr interessant.
      Was spricht dagegen, dass die ARD einen Stream der Bundeswehr zur Verfügung stellt, den sie dann einfach weiterzuleiten braucht? Da könnte man auch gleich die ganzen rechtlichen Bedenken ausklammern (Was nützt Solidarität, wenn die Rechte fehlen.).
      Es gibt immer mehr als nur eine Möglichkeit.
    • am via tvforen.de

      Genau das verstehe ich auch nicht. Gerade das Militär sollte doch in Sachen Satellitenübertragung schon eine Infrastruktur haben, wenn sie auch bisher für rein militärische Zwecke genutzt wird.

      Es ist ja auch nicht so, dass da in Afghanistan ein paar Jungs in Uniform mitten in der Wüste in einer Dackelgarage So nennt man beim Bund diese Zwei-Mann-Zelte) sitzen und auf Fernsehempfang bedacht sind. Auch wenn es nur ein Provisorium ist, und die Container und Zelte auch schnell wieder abgebaut werden können, haben die in diesen Feldlagern eigentlich eine recht beeindruckende Infrastruktur. Ich meine sogar einmal gesehen zu haben, dass die Soldaten vor Ort temporär Zugang zum Internet bekommen. So schlecht kann es um die Grundvoraussetzungen also nicht bestellt sein. Man muss sich jedenfalls nicht an den Satellitenempfang klammern.
      Im Prinzip könnte man selbst das stinknormale zivile Internet nutzen, wenn man den Zugang mit Hardware begrenzt, wie es z.B. T-Online auch macht.
      Ich bin kein Befürworter dieses Kriegseinsatzes, aber man kann trotzdem losgelöst davon nachvollziehen, wenn die Soldaten im Einsatz in ihrer Freizeit etwas Zerstreuung und Nähe zur Heimat haben möchten.
      Die rechtlichen Probleme lassen sich nicht leugnen, aber gerade die Ö-Rs wie die ARD könnten doch in Zukunft die Verbreitung unter den Soldaten im Auslandseinsatz in die Vertragsverhandlungen mit einbeziehen. Heute gibt es doch einige technische Wege der Verbreitung und der Zuschauerlimitierung.
  • am via tvforen.de

    Soll Al Jazeera doch die TV-Rechte für die Bundesliga in dieser Region aufkaufen.
    • am via tvforen.de

      warum befreit man nicht die Soldaten von der GEZ solange sie in Ausland sind,wäre mein Vorschlag.
      • am via tvforen.de

        Darkness schrieb:
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        > warum befreit man nicht die Soldaten von der GEZ
        > solange sie in Ausland sind,wäre mein Vorschlag.

        Soweit ich weiß kann man sich in dem Fall problemlos bei der GEZ abmelden, wenn man es nicht tut und weiterzahlt ist man selbst Schuld. Die Soldaten haben ull Anspruch auf deutsches Fernsehen und die ARD ihnen gegenüber keine Verpflichtungen.
    • am via tvforen.de

      ARD sendet ein unschönes Signal...

      Dem stimme ich zu. Ich habe nämlich in letzter Zeit auch so Schlieren im Bild. ;)

      Ein ziemlich schlechtes Signal. :D
      • am via tvforen.de

        Vorweg: Ich finde es toll, dass es Leute bei der Bundeswehr gibt, die sich im Ausland einsetzen und sogar ihr Leben dafür riskieren. Ob der Einsatz sinnvoll ist oder nicht, will ich gar nicht groß diskutieren.

        Aber die Bundeswehrsoldaten machen ihren Job in Afghanistan. Genau wie andere deutsche Arbeiter sonstwo auf der Welt auch. Und die haben auch nicht alle deutsches TV
        • am via tvforen.de

          aber im vergleich zu den Soldaten eine unmegen an freizeit möglichkeiten... , wenn man gezwungen ist auch in der freizeit quasie auf dem "Arbeitsplatz" zu bleiben, ist man für ein gutes programm in der muttersprache sehr dankbar !
      • am via tvforen.de

        "Für alle diejenigen Farbfernsehteilnehmer, deren Geschmack sich nicht mit dem unseren deckt, senden wir Dienstag von 14.30 bis 15.45 Uhr und Freitag von 16.15 bis 17 Uhr aus einem Seitenkanal ein ganz, ganz scheußliches Braun."

        (Loriot: Farbfernsehen)
        • am via tvforen.de

          hat sas jetzt noch was mit dem 1. April zu tun..,-))


          Gruß Sir Hilary
      • am via tvforen.de

        wunschliste.de schrieb:
        -------------------------------------------------------
        > "Die Menschen in der
        > Bundeswehr haben nicht nur Rechte als
        > Gebührenzahler, vor allem im Auslandseinsatz
        > haben sie Anspruch auf Verständnis,
        > Entgegenkommen und Solidarität!" Gerade
        > Spielfilme und die 'Sportschau' würden eine
        > dringend nötige Abwechslung im teils
        > lebensgefährlichen Einsatzalltag darstellen, so
        > [B]Kirch[/B]
        >

        Kirch? Wo kommt der denn jetzt wieder her??? http://www.greensmilies.com/smile/smiley_emoticons_ahh01.gif
        • am via tvforen.de

          "Die Menschen in der Bundeswehr haben nicht nur Rechte als Gebührenzahler, vor allem im Auslandseinsatz haben sie Anspruch auf Verständnis, Entgegenkommen und Solidarität!" Gerade Spielfilme und die 'Sportschau' würden eine dringend nötige Abwechslung im teils lebensgefährlichen Einsatzalltag darstellen, so Kirch.

          Bullshit. Und wenn es irgendwann mal einen Bundeswehr-Einsatz in Nord-Korea gibt, muss die ARD einen neuen Satelliten ins All schießen, oder wie?
          • am via tvforen.de

            Die Amerikaner haben ja auch ihren eigenen Soldaten-TV-Sender AFN. Dort wird immer das interessanteste der US-Sender ABC, NBC, CBS gezeigt. Ob sich das auch so bei BWTV verhält, weiß ich nicht. Wäre aber mal interessant zu erfahren.

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