Staffel 2, Folge 1–8

Staffel 2 von „Nach einer wahren Geschichte“ startete am 26.06.2022 auf arte.tv und am 03.07.2022 bei arte.
  • Staffel 2, Folge 1 (25 Min.)
    Philomena Lee war noch keine 20 Jahre alt, als sie infolge eines Liebesabenteuers schwanger wurde. In der konservativen irischen Gesellschaft der 50er Jahre galt ein uneheliches Kind als unverzeihliche Sünde. Die Kirche war damals der einzige Zufluchtsort für die betroffenen Frauen – und ein Mittel, sie von der Gesellschaft auszugrenzen und ihre Arbeitskraft auszubeuten. 1952 brachte Philomena im Kloster Roscrea einen Jungen zur Welt, den sie jedoch nur eine Stunde pro Tag nach der kräftezehrenden Arbeit in der Wäscherei sehen durfte.
    Im Dezember 1955 wurde ihr Sohn fortgebracht und von einem amerikanischen Ehepaar adoptiert. Erschüttert von der brutalen Trennung verließ Philomena Lee wenige Wochen später Irland und begann ein neues Leben in Großbritannien. 50 Jahre später machte sie sich mit Hilfe eines englischen Journalisten auf die Suche nach ihrem Sohn. Als eine der ersten Irinnen ging sie mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit und entlarvte so das in den 50er Jahren von der katholischen Kirche in Irland betriebene System zur Adoption von unehelichen Kindern.
    Die Dokumentation verrät viel darüber, wie sich die Rolle der Frau in der irischen Gesellschaft entwickelt hat, aber auch über die Emanzipationsversuche der Frauen, die von Kirche und Staat immer wieder zurückgedrängt wurden. Dennoch schafften sie es, den Institutionen auch einige Neuerungen abzutrotzen. Und noch an ein weiteres Thema wagt sich die Dokumentation: Die Zahl der irischen Frauen, die von Vertretern der katholischen Kirche missbraucht wurden, geht in die Tausende. Die packende Dokumentation ist eine Hommage an sie und ihre Kinder. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.07.2022arteDeutsche Online-PremiereSo 26.06.2022arte.tv
  • Staffel 2, Folge 2 (26 Min.)
    In einem Nachkriegsdeutschland, das die Gräuel des Nationalsozialismus am liebsten aus seinem kollektiven Gedächtnis löschen wollte, setzte ein junger hessischer Staatsanwalt alles daran, die Schuldigen zu finden und zu verurteilen. Er war entschlossen, in seinem Land eine neue, demokratische Justiz aufzubauen. Fritz Bauer wurde 1956 an die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main berufen und begann sogleich mit den Ermittlungen gegen den Auschwitz-Arzt Josef Mengele sowie gegen Adolf Eichmann, den Kopf hinter der sogenannten „Endlösung“. Infolge der Nachforschungen von Fritz Bauer konnte Adolf Eichmann in Argentinien aufgespürt werden.
    Er wurde anschließend vom israelischen Geheimdienst verhaftet und verurteilt. Eine echte Konfrontation des deutschen Volkes mit seiner Vergangenheit gelang Fritz Bauer durch einen historischen Prozess. Schon seit den frühen 50er Jahren ermittelte er gegen ehemalige SS-Mitglieder, die an den Verbrechen in Auschwitz beteiligt gewesen waren. Nach jahrelangen hartnäckigen Recherchen und Zeugenbefragungen wurden 1963 endlich die Auschwitz-Prozesse eröffnet, die einen Wendepunkt in der Verurteilung der nationalsozialistischen Verbrechen darstellen sollten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.07.2022arteDeutsche Online-PremiereSo 03.07.2022arte.tv
  • Staffel 2, Folge 3 (26 Min.)
    Im Jahr 1969 kam der Film „Z“ des griechisch-französischen Regisseurs Constantin Costa-Gavras in die Kinos. Er erzählt davon, wie der Untersuchungsrichter Christos Sartzetakis versuchte, die Verantwortung der griechischen Rechtsextremen und der griechischen Armee für einen politischen Mord nachzuweisen. Der nach Vassilis Vassilikos’ gleichnamigem Roman gedrehte Film beruht auf wahren Ereignissen, die im Jahr 1963 ganz Griechenland erschütterten und sich als Vorzeichen für die griechische Militärdiktatur der Jahre 1967 bis 1974 herausstellen sollten.
    Der Friedensaktivist Grigoris Lambrakis, Abgeordneter von Piräus im griechischen Parlament, war der Hoffnungsträger der internationalistisch und pazifistisch ausgerichteten neuen griechischen Linken. Am 22. Mai 1963 wurde er nach einer Veranstaltung in Thessaloniki schwer am Kopf verletzt und starb einige Tage später. Der Fall wurde dem jungen Ermittlungsrichter Christos Sartzetakis übergeben. Er war 34 Jahre alt, und der Fall Lambrakis war für sein Leben ebenso wegweisend wie für sein Land.
    Der Richter sammelte schnell Beweise für die Komplizenschaft hochrangiger Armee- und Polizeiangehöriger und leitete ein Ermittlungsverfahren gegen sie ein. Doch das Militär gelangte durch seinen Putsch vom April 1967 an die Macht. Sartzetakis wurde seines Amtes enthoben und inhaftiert; er entwickelte sich zu einer der Leitfiguren des Widerstands. Christos Sartzetakis starb am 3. Februar 2022 im Alter von 92 Jahren. Doch für die Griechen bleibt er auf ewig das Symbol für eine unparteiische, integre und freie Justiz. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.07.2022arteDeutsche Online-PremiereSo 03.07.2022arte.tv
  • Staffel 2, Folge 4 (26 Min.)
    Italien, Dezember 1969: Mehrere Attentate in Mailand fordern Tote und Verletzte. Einer Explosion in der Banca Nazionale dell’Agricoltura fallen 17 Menschen zum Opfer. Während eines illegalen Verhörs infolge der Attentate stürzt ein Anarchist aus einem Fenster der Polizeipräfektur im vierten Stockwerk. Italien ist zu dieser Zeit ein Land, das einen intensiven Prozess der Industrialisierung durchlebt und sich dementsprechend radikal verändert: Auf der einen Seite gewinnen die Kommunisten bei den Wahlen an Stimmen, auf der anderen Seite versucht die extreme Rechte, durch Störaktionen auf die Errichtung eines autoritären Machtapparats hinzuwirken.
    Die Polizei konzentriert ihre Ermittlungen zu dem Attentat auf linksextreme Kreise und ignoriert geflissentlich Spuren, die auf die wahren Drahtzieher aus neofaschistischen Netzwerken hindeuten. Während die Behörden Giuseppe Pinellis tödlichen Sturz als Selbstmord und Schuldeingeständnis darstellen, hinterfragen linke Aktivistinnen und Künstler auf der Suche nach der Wahrheit diese offizielle Version.
    Pinelli, der sein Leben lang gegen das System gekämpft hat, wird zum Inbegriff des unschuldigen Opfers eines Staates, in dem Lügen und Gewalttaten von höchsten Regierungskreisen gedeckt werden. 1975 verwirft die Justiz die These eines Selbstmords zugunsten der Version eines plötzlichen Gleichgewichtsverlusts. Ausgehend von Marco Tullio Giordanas Film „Piazza Fontana: The Italian Conspiracy“ und mit Bildmaterial aus italienischen Archiven blickt diese Dokumentation in eine dunkle Zeit, die bis heute Fragen aufwirft. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.07.2022arteDeutsche Online-PremiereSo 03.07.2022arte.tv
  • Staffel 2, Folge 5 (26 Min.)
    1970: Polen steht wie viele andere osteuropäische Länder unter der Aufsicht des Kremls. Eine Abweichung von seiner politischen Linie wird nicht geduldet. Doch der Zorn im Land wächst aufgrund der wiederkehrenden Engpässe in der Nahrungsmittelversorgung und der sozialen Ungleichheit zwischen der regierungsnahen Elite und der übrigen Bevölkerung. Verärgert über die vielen Ungerechtigkeiten, treten die Werftarbeiter an der polnischen Ostseeküste in den Ausstand. Ihre Proteste werden von Polizei und Armee blutig niedergeschlagen – es gibt Dutzende Tote und mehr als 1.000 Verletzte. Diese dramatischen Ereignisse prägen den Geist des jungen Lech Wałęsa – Schiffselektriker der Danziger Lenin-Werft und Mitglied des illegalen Streikkomitees.
    Er engagiert sich im Kampf für die Gründung freier Gewerkschaften. Zehn Jahre später wird er zur Leitfigur eines historischen Streiks. Im August 1980 wird Wałęsa, der kleine, schnurrbärtige Mann mit der beeindruckenden Ausstrahlung, über Nacht berühmt. Ihm gelingt es, die kommunistische Regierung innerhalb von knapp zwei Wochen zum Einlenken zu bringen, sodass sie der Gründung der Gewerkschaft Solidarność (Solidarität) zustimmt. Schon bald zählt die neue Organisation eine Million Mitglieder und stellt eine Bedrohung für die Partei dar.
    Nach der Verkündung des Kriegsrechts durch Parteichef und Ministerpräsidenten Jaruzelski im Dezember 1981 wird Wałęsa unter Hausarrest gestellt. Doch es gelingt ihm, eine Bresche zu schlagen: 1983 wird ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Von 1990 bis 1995 ist er Staatspräsident Polens. Auf der Grundlage von Andrzej Wajdas „Wałęsa. Der Mann aus Hoffnung“ zeichnet die Dokumentationsreihe Wałęsas Kampf für Gerechtigkeit nach. Außergewöhnlichen Aufnahmen einer Gruppe polnischer Filmemacher, die den Kampf des legendären Arbeiterführers aus nächster Nähe mit der Kamera einfingen, versetzen das Publikum in die aufregende Atmosphäre des Sommers 1980 zurück. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 31.07.2022arteDeutsche Online-PremiereSo 24.07.2022arte.tv
  • Staffel 2, Folge 6 (26 Min.)
    Im Jahr 1981 herrscht in der ehemaligen Bergbauregion Oberpfalz düstere Stimmung: eine Mine oder Fabrik nach der anderen macht dicht. Die Arbeitslosenquote in diesem Teil der Bundesrepublik nahe der tschechischen Grenze erreicht ein Rekordniveau. Der SPD-Kommunalpolitiker Hans Schuierer versucht vergeblich, seinen Landkreis für Investoren attraktiv zu machen – und tatsächlich rückt eines Tages ein Großprojekt in greifbare Nähe: der Bau einer Atommüll-Wiederaufbereitungsanlage (WAA). Versprochen werden viele neue Arbeitsplätze. Schuierer ist begeistert – Kernenergie wird seit 20 Jahren von allen Regierungen des rechten und linken politischen Spektrums als „saubere“ Energiequelle zur Sicherung der westdeutschen Energieunabhängigkeit beworben.
    Doch seine Oberpfälzer spielen nicht mit. Die Öffentlichkeit steht der Kernkraft misstrauisch gegenüber: Atomkraftgegner warnen seit Ende der 70er Jahre vor den Risiken. Und wenn sich das Wirtschaftswunder als ökologische Zeitbombe entpuppt? Schuierer selbst beginnt zu zweifeln: Vom eifrigen Befürworter der WAA wird er zu deren glühendstem Gegner.
    Er lässt sich auf ein Kräftemessen mit dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten ein: Franz Josef Strauß, ehemaliger Leiter des Bundesministeriums für Atomfragen. Schuierer wird zur Galionsfigur einer Bürgerbewegung mit breiter Anhängerschaft. Atomkraftgegner aus dem ganzen Land strömen in diese erzkonservative Region der BRD und organisieren Protestaktionen ungekannten Ausmaßes. Der Ort wird zum Symbol des Kampfes zwischen David und Goliath. 1989 wird das Projekt der Atommüll-Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf zurückgezogen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.08.2022arte
  • Staffel 2, Folge 7 (26 Min.)
    Reims, Sommer 68: Für ihr traditionelles Sommerfest sucht die Zeitung „L’Union“ eine Attraktion. Der Sportjournalist der Zeitung, Pierre Geoffroy, hat eine Idee: Er will ein Frauenfußballspiel organisieren. Auf seine Annonce antworten ihm Frauen zwischen 15 und 35 Jahren, allesamt sportlich, aber ohne jegliche Spielerfahrung im Fußball. Doch das Match wird ein Erfolg, und die Gelegenheitsfußballerinnen sind auf den Geschmack gekommen. Mit aller Kraft engagieren sie sich für einen rein weiblichen Verein. So entsteht der Football Club Féminin de Reims.
    Sie beginnen eine Reihe von Freundschaftsspielen rund um den Erdball und brennen für ihren Sport. Doch ihre sexistische Umwelt versucht immer wieder, ihnen Steine in den Weg zu legen. Der Frauenfußball entstand bereits Ende der 1910er Jahre, wurde jedoch sofort stark kritisiert: Er passte nicht ins vorherrschende Rollenbild, demzufolge die Frau in erster Linie Gattin, Hausfrau und Mutter zu sein hatte. In den 30er Jahren wurde die Stimmungsmache immer feindlicher, und nach der Niederlage Frankreichs im Zweiten Weltkrieg verbot die Vichy-Regierung den Frauenfußball per Verordnung.
    Erst nach dem Football Club Féminin de Reims bildete sich die erste offizielle französische Fußballnationalmannschaft der Frauen; und erst 1974 gab es wieder eine französische Fußballmeisterschaft der Frauen unter der Schirmherrschaft der Fédération Française de Football. Heute zählt der Verband rund 200.000 weibliche Mitglieder, darunter Spielerinnen, Trainerinnen, Schiedsrichterinnen und sonstige Vertreterinnen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.08.2022arteDeutsche Online-PremiereSo 07.08.2022arte.tv
  • Staffel 2, Folge 8 (26 Min.)
    In den 80er Jahren, als Aids sich in Frankreich rapide ausbreitete, organisierte sich eine Handvoll Aktivistinnen und Aktivisten und gründete Act Up-Paris. Nach dem Vorbild des „großen Bruders“ – des 1987 gegründeten US-amerikanischen Interessenverbandes Act Up – trat die Vereinigung für die Verteidigung der Rechte aller HIV-Positiven oder an Aids erkrankten Menschen ein. Die Aktivistinnen und Aktivisten kämpften hartnäckig und mit vollem Engagement: Sie verbreiteten sachliche Informationen über die Krankheit, die alle Menschen – unabhängig von sexueller Orientierung – ereilen kann.
    Außerdem rangen sie um die Behandlung der Kranken und setzten sich unter hohem Zeitdruck für die Aids-Prävention ein. Die kleine Act Up-Armee schreckte vor nichts zurück und setzte auch auf zivilen Ungehorsam: So warf sie beispielsweise als Protest gegen die Zensur mit Kunstblut gefüllte Wasserbomben. Zielscheiben ihrer Kritik waren die Kirche, die den Gebrauch von Kondomen ablehnte, Politiker, die eine echte Aufklärungskampagne verzögerten, und Forschungslabore, die offenbar nur an ihren Profit dachten.
    Act Up-Paris provozierte mit plakativen Slogans und legendär gewordenen PR-Aktionen, etwa dem Entrollen eines pinkfarbenen Riesenkondoms über dem Obelisken der Place de la Concorde. Mit Auszügen aus Robin Campillos Spielfilm „120 BPM“ und Archivmaterial der damaligen Zeit vergegenwärtigt die Dokumentation die unglaubliche Energie, die den Aktivistinnen und Aktivisten von Act Up-Paris zu eigen war. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.08.2022arte

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