bisher 247 Folgen, Folge 1–25

  • Folge 1
    Etwa 1,3 Millionen Betreute gibt es derzeit in Deutschland. Allein im Jahr 2014 kamen 210.000 neue Betreuungen dazu. Doch viele Menschen haben Angst davor im Falle einer Betreuung ihren Betreuern, die ihre Situation ausnützen könnten, wehrlos ausgeliefert zu sein. Und tatsächlich: Eine Studie der Polizeihochschule in Münster von 2014 belegt, dass Betreuung immer mehr Kriminelle anlockt. Das zumindest behauptet Markus Binninger, Co-Autor der Studie. Er hat Fälle von Betreuungsbetrug in Bayern systematisch analysiert und kommt zu dem Schluss, dass Betreuer viel zu wenig kontrolliert werden. Angesichts des immer wieder massiven Machtmissbrauchs wäre seiner Meinung nach eine konsequente Aufarbeitung der Betreuungskriminalität nötig, um Täterstrategien zu analysieren und Staatsanwälte zu schulen, aber auch um potentielle Opfer zu stärken.
    Auch die Antikorruptionsorganisation Transparency Deutschland prangert die mangelnde Kontrolle der Betreuer an. Vor allem wird kritisiert, dass es keine standardisierte Ausbildung der Betreuer gibt, also jeder Betreuer werden kann. Da gesetzliche Betreuer pro Fall verdienen, führt das oft zu einer Überlastung: Nicht selten hat ein Betreuer bis zu 170 Fälle. Wer Betreuer wird, legen die Betreuungsbehörden fest. Nach welchen Kriterien ausgewählt wird, ist für Dritte nicht nachvollziehbar.
    Ein Rechtspfleger soll den Betreuer kontrollieren. Doch auch das ist wenig effektiv, denn ein Rechtspfleger ist für bis zu 1000 Betreuer zuständig. Und nicht zuletzt gibt es sowohl zu wenig Transparenz über mögliche Interessenskonflikte, in denen Betreuer stecken können, als auch zu wenig Informations- und Mitwirkungsrechte für Angehörige. Selbst der Landesrechnungshof Schleswig-Holstein kommt deshalb in einer Studie von 2014 zu folgendem Schluss: „Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung steht fest, dass das Betreuungssystem nicht so fortbestehen kann, wie es jetzt ist. Es bedarf einer dringenden Überholung. ( …). Ein Systemwechsel ist überfällig!“ (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.04.2016BR Fernsehen
  • Folge 2
    Sie sind obdachlos, alt, behindert oder alleinerziehend – in jedem Fall aber arm: Menschen, die auf eine Sozialwohnung warten. 35.000 sind es derzeit allein in Bayern. Durch anerkannte Flüchtlinge kommen dieses Jahr noch einmal mindestens 3.000 Wohnungssuchende dazu. Ein lange vernachlässigter Missstand wird so deutlich: Es gibt viel zu wenige Sozialwohnungen! Innerhalb von 15 Jahren hat sich der Bestand geförderter Wohnungen in Bayern halbiert, von 250.000 im Jahr 1999 auf 130.000 im Jahr 2014. Der Grund: Sozialwohnungen fallen nach einigen Jahren aus der Sozialbindung, danach regelt der freie Markt die Mietpreisgestaltung.
    Und neue Wohnungen wurden viel zu wenige gebaut. So kamen im Jahr 2014 in Bayern zwar 2.400 neue Sozialwohnungen dazu, aber 4.320 Wohnungen verloren zur gleichen Zeit ihre Sozialbindung. Bund und Länder haben dieses Versäumnis erkannt und versuchen mit Fördermaßnahmen und frischem Geld den Sozialwohnungsbau zu beleben. Der Freistaat Bayern hat medienwirksam den „Wohnungspakt Bayern“ verkündet, mit verschiedenen Programmen sollen bis 2019 rund 30.000 neue Sozialwohnungen gebaut werden.
    Der Verband der bayerischen Wohnungsunternehmen begrüßt dieses Paket. Aber er ist sich auch sicher: In drei Jahren ist das auf keinen Fall zu schaffen. Experten wie das Pestel-Institut in Hannover sehen die Notwendigkeit, bundesweit jährlich bis zu zehn Milliarden in den sozialen Wohnungsbau zu investieren, um den Bedarf decken zu können. Im der Dokumentation wird gezeigt, wie die Politik den sozialen Wohnungsbau in den vergangenen 20 Jahren systematisch vernachlässigt hat und die Verantwortlichen werden benannt.
    Gezeigt werden die Geschichten von Betroffenen; von Kommunen, die überfordert sind; von Konflikten, wenn „Einheimische“ und Flüchtlinge um geförderte Wohnungen buhlen; von Investoren, die gerne bauen möchten, aber keine Grundstücke bekommen. Und von Lösungsmöglichkeiten, um das Problem in den Griff zu bekommen. Dabei kommen die Vertreter von kleinen Gemeinden in Niederbayern genauso zu Wort wie die von großen Ballungszentren wie Nürnberg, der Großstadt mit den meisten armen Menschen in Bayern, und nicht zuletzt diejenigen, die seit Jahren auf eine Wohnung warten. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMi 20.04.2016BR Fernsehen
  • Folge 3
    Kaum ein Thema wird derzeit so heftig diskutiert wie die Energiewende. Selten beleuchtet wird dabei allerdings, wie die Strukturen entstanden sind, auf deren Basis die Stromerzeuger jahrzehntelang ein profitables Geschäft betrieben haben und so zu einer der mächtigsten Branchen Deutschlands wurden. „Akte D“ zeigt auf, wie die Elektroriesen ihr profitables Geschäftsmodell in Deutschland etablieren konnten und die Energiepolitik nach ihren Interessen beeinflusst haben. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 04.05.2016BR Fernsehen
  • Folge 4
    „Akte D“ ist eine neue, investigative Dokumentationsreihe (3 Folgen), die die Zuschauer auf Spurensuche in die Vergangenheit mitnimmt und verdrängte Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte neu beleuchtet. „Akte D“ räumt mit Mythen und Glorifizierungen der deutschen Nachkriegszeit auf. In der ersten Folge der Sendereihe geht es um „Das Versagen der Nachkriegsjustiz“. Nachrichtenbilder, die uns aufsehen lassen: Hochbetagte Männer werden verhaftet und vor Gericht gestellt. Sie werden angeklagt für schreckliche Verbrechen, die sie in der Zeit des Nationalsozialismus begangen haben sollen.
    Mittlerweile liegen diese Taten 70 Jahre zurück. Wie kann das sein? Was hat die deutsche Justiz in den Jahrzehnten der Nachkriegszeit gemacht? Warum hat sie so viele Täter weder gefasst noch verurteilt? „Akte D“ fasst nach. Als die NS-Diktatur 1945 endete, hinterließ sie ein schreckliches Erbe: Mehr als 500.000 Deutsche, so schätzen Historiker heute, hatten an den Massenmorden des NS-Regimes mitgewirkt.
    Zunächst übernahmen die Alliierten die Aufgabe, die Schuldigen zu bestrafen. Bis 1949 wurden 50.000 NS-Täter abgeurteilt. Dann ging die Verfolgung von NS-Verbrechen in die Hände der deutschen Justiz über – und alles wurde anders. Die Geschichte verlief in West- und Ostdeutschland sehr unterschiedlich – und hatte doch ein ähnliches Ergebnis. Im Osten wurden die alten Nazi-Juristen zunächst entlassen, stattdessen Arbeiter und Handwerker zu Volksrichtern ausgebildet. Diese verfolgten die NS-Verbrecher mit Eifer.
    Doch nach einigen spektakulären Schauprozessen war plötzlich Schluss. Die DDR erklärte sich „Nazi frei“. In der Bundesrepublik wurde den NS-Tätern durch eine ganze Reihe von Amnestiegesetzen der Weg zur Straflosigkeit geebnet. Die Strippen zogen hierbei hochrangige Beamte im Bundesjustizministerium, viele von ihnen selber NS-belastet. Sie taten erfolgreich alles dafür, um eine konsequente Verfolgung von NS-Verbrechern zu verhindern. Als sich nach Ende des Kalten Kriegs plötzlich Archive in aller Welt öffneten, wurden, oft auf Drängen der Opfer, Ermittler aus dem Ausland tätig.
    Auf ihren Druck hin sah sich Deutschland gezwungen zu handeln. Doch in den meisten Fällen war es bereits zu spät, die Täter verstorben oder verhandlungsunfähig. Nur ganz wenige wurden noch vor Gericht gestellt. Unter ihnen auch Dr. Friedrich Engel, der als SS-Obersturmbannführer und als SD-Chef in Italien verantwortlich für Massaker an Zivilisten war. Der Film enthüllt, wie die bundesdeutsche Justiz dabei mitgewirkt hat, ihn wie zahllose andere NS-Täter über Jahrzehnte zu schützen, so dass er hochbetagt als freier Mann starb.
    Was „Das Versagen der deutschen Nachkriegsjustiz“ brisant macht, ist nicht nur die gespenstische Zusammenarbeit von Politik und Justiz, mit welcher die Verfolgung von NS-Verbrechen in Deutschland sabotiert wurde. Es ist darüber hinaus die Tatsache, dass die oft beschworene Vergangenheitsbewältigung der Deutschen alles mögliche bedeutete, nur eben nicht, die Täter für ihre Taten konsequent zur Verantwortung zu ziehen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 11.05.2016BR Fernsehen
  • Folge 5
    Er sei froh, dass er noch lebe, erzählt ein ehemaliger Konsument von Kräutermischungen, der inzwischen in einer Suchtklinik in Bad Aibling den Weg zurück aus der Drogenspirale sucht. Er habe Herzrasen, Halluzinationen, kurz Todesangst gehabt. Stichworte, die immer wieder fallen, wenn Konsumenten ihre Erfahrungen mit den sogenannten NPS beschreiben. „Neue Psychoaktive Substanzen“- besser bekannt als Legal Highs – sind synthetische Drogen, die getarnt als Badesalze oder Kräutermischungen im Internet frei verkäuflich sind. Die Wirkungen dieser neuen Drogen sind unberechenbar und kaum erforscht. Sie fordern aber Todesopfer: 2013 starb in Bayern ein Mensch an Legal Highs, 2014 waren es zehn Tote, 2015 bereits 23. Damit ist Bayern eines der Bundesländer mit den meisten Todesopfern! Warum gehört Bayern zu den traurigen Spitzenreitern? Hat die Entwicklung etwas mit der restriktiven bayerischen Drogenpolitik zu tun? Und wie kann man den wachsenden Handel mit den gefährlichen Drogen eindämmen? Tatsache ist, dass sich Politik, Polizei und Justiz schwer tun, diese gefährliche Entwicklung zu durchbrechen.
    Denn die Drogenköche sind erfinderisch. Kaum wird eine einzelne Substanz verboten, kommen neue, nur leicht veränderte Mischungen auf den Markt.
    Ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die Hersteller der Legal Highs den Behörden immer einen Schritt voraus sind. So wird die Anzahl der Substanzen immer unüberschaubarer: der Drogenbericht der Bundesregierung spricht von etwa 160 Wirkstoffen und mehr als 1500 Produkten. DokThema zeigt Polizisten, Suchtberater und Mediziner bei ihrem Kampf gegen diese Drogen und wie die Politik durch Änderungen im Betäubungsmittelgesetz endlich ganze Stoffgruppen verbieten will. DokThema greift aber auch die Diskussion um die Legalisierung von Cannabis auf. Denn Suchtberater und Strafrechtsprofessoren aus dem Schildower Kreis fordern, die am besten erforschte und am wenigsten gefährliche Droge zu legalisieren, um den gefährlichen, leicht zugänglichen synthetischen Drogen den Reiz zu nehmen.
    Ein Berliner Jugendrichter formuliert es drastischer: „Jeder junge Mensch, der in Folge von Legal Highs zu Tode kommt, ist ein Opfer der Drogenpolitik in der Bundesrepublik Deutschland.“ Eine Expertin des bayerischen Landeskriminalamtes fügt hinzu: „Wir können das polizeilich nicht lösen, umso wichtiger ist Prävention“. Vorbeugung, Legalisierung, Strafverschärfung? Gesucht wird der richtige Weg, den Handel mit Legal Highs einzudämmen. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-PremiereMi 18.05.2016BR Fernsehen
  • Folge 6
    Vermieter, die das Geschäft ihres Lebens machen, Handyanbieter die SIM-Karten verschenken, um ganz neue Kundensegmente zu erschließen, Caterer, die über saftige Umsatzzuwächse jubilieren. Es gibt viele, die von Migration und Flüchtlingskrise profitieren. Doch nicht immer geht es dabei fair und legal zu. Ein Geschäft zu machen ist das eine – aber wo kippt die Profitgier in schamlose Ausnutzung der Not und in Wucher? „DokThema“ deckt skrupellose Geschäfte mit der Not von Migranten auf, forscht nach korrupten Allianzen und prangert die Politik an, die statt effektiv Kontrolle auszuüben, das Geschäft indirekt fördert.
    Das Truderinger Elendshaus machte seinerzeit Schlagzeilen: viel zu viele Bewohner auf viel zu engem Raum, unter katastrophalen hygienischen Bedingungen und zu unverschämten Preisen. Das Haus wurde schließlich aufgelöst, die Bewohner in andere Unterkünfte einquartiert. Dieser Vermieter wurde zur Rechenschaft gezogen.. Andere nicht. Eine referatsübergreifende Arbeitsgruppe der Stadt München zum Thema prekäres Wohnen wollte deshalb bereits im Dezember 2014 handeln und forderte ein schlagkräftigeres Wohnungsaufsichtsgesetz. Die Gesetzesinitiative wurde aber vom Landtag abgelehnt.
    Die Flüchtlingskrise eröffnet mittlerweile skrupellosen Geschäftemachern noch weitere Geschäftsfelder. Und oft sind es genau dieselben Leute, die dahinter stecken. Inzwischen gibt es Großprojekte in privater Hand, die nicht nur Betten für Flüchtlinge stellen, sondern auch gleich die gesamte Betreuung übernehmen. Den Zuschlag für solche Projekte bekommen aber, monieren Kritiker, nicht immer die, die die beste Qualität garantieren, sondern wer das billigste Angebot bietet. Die Genehmigung seitens der Kommune geht meist über sogenannte Schnellverfahren. Pro Asyl spricht daher sogar von einer „unheiligen Allianz“ zwischen Betreibern und Kommunen.
    Doch nicht nur auf kommunaler Ebene gibt es Versäumnisse und Allianzen. Im Herbst 2015 ist, „um die Sogwirkung“ zu verringern, eine Verschärfung des Asylgesetzes vom Bund verabschiedet worden, das die Versorgung durch Sachleistung statt Geldpauschalen wieder einführte. Doch kein Bundesland wollte bisher von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Die Begründung: zu bürokratisch und zu teuer. Nur in Bayern wird die Pauschale präferiert. Ein Sonderweg, der ein Vielfaches pro Kopf kosten wird, aber das Geschäft mit der Not nur noch befeuert. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 01.06.2016BR Fernsehen
  • Folge 7
    Deutsche TV-PremiereMi 08.06.2016BR Fernsehen
  • Folge 8
    Seit er Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden möchte, ist Donald Trump überall präsent. Tabus kennt er nicht, abwegig sind für ihn weder tumbe Sprüche über Mexikaner oder Muslime noch chauvinistische Worthülsen auf Kosten von Frauen. Der Milliardär meint offenbar, er könne sich das leisten – und wird zum Champion des „einfachen“ Amerika, von Menschen, die hunderte Meilen reisen, um ihn zu sehen. Die Autoren Markus Schmidt, Ingo Zamperoni und David Muntaner versuchen, das Phänomen Donald Trump zu verstehen und folgen seiner Wahlkampagne durchs Land, sprechen mit alten Freunden und neureichen Partnern, mit Kritikern und Mitarbeitern. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 15.06.2016BR Fernsehen
  • Folge 9
    Am 23. Juni 2016 werden die Briten in einem Referendum darüber entscheiden, ob sie weiter zur EU gehören wollen oder nicht – der vorläufige Höhepunkt einer langen Hassliebe zwischen Großbritannien und Europa. In den Wettbüros zwischen Brighton und Glasgow werden inzwischen hohe Summen auf den Ausgang des Referendums gesetzt. Dabei ist es bereits das zweite Referendum zu diesem Thema – das erste fand 1975 statt, ganze zwei Jahre, nachdem die Briten der EWG, dem Vorläufer der EU, beigetreten waren … Seit jeher zeigen die Briten ein grundlegendes Misstrauen gegenüber allem, was vom Festland – „the Continent“ – kommt.
    Die Briten und Europa – das war eine schwierige Beziehung von Anfang an. Für Groß-Britannien ist nämlich keinesfalls geklärt, ob ihr Land wirklich zu Europa gehört oder ob die Briten auf ihrer Insel nur Nachbarn Europas sind. „Wir stehen zu Europa, gehören aber nicht dazu, wir sind verbunden, aber nicht umfasst, wir sind interessiert und assoziiert, aber nicht absorbiert.“ Churchills Definition ist für viele Briten bis heute schlüssig. Warum nur sind sie so anders? Wir Kontinentaleuropäer haben unsere vorgefertigten Meinungen über das Land jenseits des Kanals: mieses Wetter, schlechtes Essen, warmes Bier.
    Gleichzeitig kamen jedoch immer wieder bahnbrechende Impulse von den Briten zu uns auf den Kontinent: die industrielle Revolution, Popmusik, Mode. Wir hegen eine heimliche Bewunderung für dieses Land, das beides zugleich ist: rückständig und modern, altmodisch und avantgardistisch. Splendid Isolation – vom Meer umgeben und Europa vorgelagert war Groß-Britannien nie gezwungen, wie die Kontinentaleuropäer mit zahllosen angrenzenden Nachbarländern einen Interessenausgleich zu finden, sich anzupassen.
    Eine romantische Sehnsucht nach einem einigen, friedlichen Europa hat sich in Großbritannien denn auch nie entwickelt. David Cameron brachte es 2013 auf den Punkt: „Europa ist für die Briten eine praktische und keine emotionale Angelegenheit.“ So ist die Inselnation noch immer das Problemkind der europäischen Integration – eigenwillig, störrisch, unbelehrbar. Als einstige Kolonial- und Weltmacht ist Großbritannien gewohnt, den Ton anzugeben und nicht, sich ein- geschweige denn unterzuordnen: „Die Engländer sehen es als einen Affront gegen Gott und die Natur an, von Ausländern beherrscht zu werden“, brachte es George Orwell auf den Punkt.
    Von einem europäischen Superstaat geschluckt zu werden – ein britischer Alptraum. Doch als Groß-Britannien um Aufnahme in die EWG ersuchte, wurde es zunächst von Frankreich zurückgewiesen. Was für ein Affront! Die europäisch-britische Beziehung: eine nicht enden wollende Kette von Rangeleien, Missverständnissen und enttäuschten Hoffnungen – von Beginn an.
    Immer wieder irritierten die Briten im Laufe dieser Beziehungsgeschichte mit Extrawürsten und Sonderwegen ihre europäischen Partner. Experten, wie der berühmte britische Historiker Timothy Garton Ash und der London-Korrespondent Thomas Kielinger erklären die historischen Hintergründe der britischen Europaskepsis. Britische und deutsche Journalisten und Comedians berichten von ihren Erfahrungen mit Klischees und Vorurteilen. Eine augenzwinkernde Zeitreise in ein ebenso problematisches wie amüsantes Kapitel europäischer Geschichte – voller Sehnsucht und Stolz, voll unerwiderter Liebe und bitterer Zurückweisung. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.06.2016BR Fernsehen
  • Folge 10
    „Akte D“ geht auf Spurensuche in die Vergangenheit und beleuchtet verdrängte Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte neu. In dieser Folge geht es um das „Das Kriegserbe der Bahn“. In den USA wird derzeit ein Gesetz diskutiert, das die Deutsche Bahn in erhebliche Schwierigkeiten wegen ihrer Vergangenheit in der NS-Zeit bringen könnte. Der „Holocaust Rail Justice Act“ soll Entschädigungsansprüche von Überlebenden des Holocausts sichern, die mit der Eisenbahn deportiert wurden. Die Gesetzesvorlage richtet sich im konkreten Fall gegen die französische Staatsbahn SNCF.
    Doch die Deutsche Bahn ist alarmiert, denn auch auf sie könnten Entschädigungsklagen in Millionenhöhe zukommen. Sie gibt sich als modernes Unternehmen, das offen mit seiner Vergangenheit umgeht. Doch stimmt das? Der juristische Vorstoß aus den USA wirft ein neues Schlaglicht auf die braune Geschichte der deutschen Bahn. Denn bis heute wird die Bedeutung der Reichsbahn bei den Nazi-Verbrechen massiv unterschätzt. Dabei sind sich Historiker einig: Ohne die Reichsbahn wäre der Holocaust niemals möglich gewesen.
    Über drei Millionen Opfer wurden mit Eisenbahn in den Tod gefahren. Und das gegen Bezahlung. Die Reichsbahn rechnete jeden Transport genau ab – pro Kopf und Kilometer. Dass die Deportierten ihre Reise in den Tod oftmals auch noch selbst bezahlen mussten, bereitete den Verantwortlichen der Reichsbahn keine Kopfschmerzen. Auch beim Thema Zwangsarbeit spielte die Reichsbahn eine erhebliche Rolle: Mit fast 500.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern war sie der mit Abstand größte „Zwangsarbeitgeber“ im NS-Staat.
    Laut einer Studie summieren sich die Löhne, die allein die Reichsbahn ihren Zwangsarbeitern vorenthalten hat, auf über 700 Millionen Reichsmark. Die heutige Deutsche Bahn AG steht zu ihrer historischen Verantwortung. Sagt sie. Doch fragt man nach einer juristischen und vor allem materiellen Verantwortung, blockt sie ab. Die Bahn sieht ihre moralische Pflicht erfüllt. Aber ist sie bereit, sich ihrem Kriegserbe und ihrer historischen Verantwortung wirklich zu stellen? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 29.06.2016BR Fernsehen
  • Folge 11
    Der sozialer Aufstieg bleibt für das untere Drittel unserer Gesellschaft meist ein leeres Versprechen. Denn, wer hierzulande in eine Geringverdiener-Familie hineingeboren wird, wird mit 75 prozentiger Wahrscheinlichkeit selbst ein Geringverdiener, so eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD. Bei der Frage wie viel Prozent der Kinder einen besseren Bildungsabschluss erreichen als ihre Eltern, lag Deutschland 2012 unter den hochentwickelten Ländern an 22. Stelle. Diese Bildungsbarriere verfestigt Armut.
    Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch gegen die wirtschaftliche Vernunft. Ökonomen warnen zunehmend: Schafft es eine Gesellschaft nicht, das Bildungsniveau weiter zu steigern, kann auch die wirtschaftliche Produktivität nicht steigen. So mahnen auch sie inzwischen die fehlende Chancengleichheit an und fordern, wovon linke Politiker und Bildungsforscher schon seit Jahren sprechen: mehr Investitionen in Bildung und eine tiefgreifende Reform des deutschen Bildungssystems. Denn jedes Kind, das den sozialen Aufstieg schafft, wird später mehr Steuern und mehr Beiträge in die Sozialkassen zahlen und so den Wohlstand für alle sichern.
    Die frühe Aufteilung nach der 4. Klasse ist gerade für Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern ein Nachteil und verhindert Aufstiegschancen. Auch das Fehlen von Ganztagsangeboten geht vor allem auf ihre Kosten. Gerade in Bayern kommt der Ausbau von gebundenen Ganztagsklassen aber nur schleppend voran. Zwar steigt die Zahl der Schulen, die Betreuung am Nachmittag anbieten, aber von einem pädagogisch sinnvollen Ganztagskonzept sind viele noch weit entfernt, wie eine aktuelle Studie belegt.
    Der Zuzug von schutz- und asylsuchenden Familien mit Schulkindern wird das Problem noch verschärfen. Was muss sich tun, damit Schulen die Nachteile von Kindern aus bildungsfernen Schichten ausgleichen anstatt sie zu zementieren? Die Dokumentation begleitet Kinder, die vor der Herausforderung stehen, nicht abgehängt zu werden, weil die elterliche Unterstützung fehlt oder Vorurteile der Lehrer bestehen. Sie stellt Pädagogen und Ehrenamtliche vor, die mit Engagement gegen diese Ungerechtigkeit kämpfen.
    Sie zeigt, wie die Politik sozialen Aufstieg durch ein durchlässigeres Bildungssystem und durch individuellere Förderung möglich machen kann und taucht ein in die Lernwelt der Gesamtschule Barmen in Wuppertal, die 2015 von Kanzlerin Merkel als beste Schule Deutschlands ausgezeichnet wurde. Ganz im Sinne des Kennedy-Zitats „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung“ zeigt DokThema, welches Potential Deutschland verloren geht und sucht nach Auswegen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 06.07.2016BR Fernsehen
  • Folge 12
    Obwohl die WHO Glyphosat für wahrscheinlich krebserregend hält, kommen deutsche Behörden zu dem Schluss, dass das Mittel unbedenklich sei. Dieser eklatante Widerspruch wirft Fragen auf: Wurde richtig geprüft? Ist jemand in seiner Entscheidung beeinflusst worden? Oder könnte es sein, dass die deutschen Behörden es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, wenn es um Glyphosat geht? Es ist das weltweit erfolgreichste Pflanzengift und wird auf 40 Prozent der deutschen Äcker eingesetzt. Denn es „befreit“ die Felder schnell und zuverlässig von allen Unkräutern und Gräsern. Glyphosathaltige Mittel sind billiger als jedes andere Herbizid.
    Da die Landwirte nicht mehr pflügen müssen, soll es auch die Böden vor Erosion schützen. Dabei ginge es auch ohne chemische Keule und Gentechnik, meint Dr. Christoph Fischer vom „Rosenheimer Projekt“. Für den Pionier einer neuen Landwirtschaft ist modernste Forschung, kombiniert mit traditionellen Methoden, der Weg in die Zukunft. Wichtig seien dabei kleinteilige Individuallösungen für Landwirte, die ihren Hof umstellen wollen. Schon 1.300 Bauern haben sich seiner chemiefreien, pfluglosen und dennoch ertragreichen Landwirtschaft verschrieben (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 13.07.2016BR Fernsehen
  • Folge 13
    DokThema stellt das „System Milch“ auf den Prüfstand und arbeitet heraus, wer die Krise verursacht hat und welche Lösungsansätze es gibt. Dabei werden ausführlich Fälle von betroffenen Landwirten dargestellt. Das BR-Team begleitet den Milchbauer Georg Popp bis zur Demonstration vor dem Brandenburger Tor und dem Bundeslandwirtschaftsministerium. Außerdem kommen Experten aus den Reihen der Politik, der Wirtschaftswissenschaft und auch der Präsident des Milchindustrieverbandes zu Wort. 60.000 Euro weniger Umsatz im Jahr, das ist die Konsequenz der anhaltenden Milchpreiskrise für Georg Popp und seinen Sohn Max.
    60 Milchkühe stehen in ihrem Stall im oberbayerischen Pähl am Ammersee. Wie lange sie den Hof so noch erhalten können, wissen sie nicht. Bereits jetzt geben jährlich mehr als 3.000 Milchbauern in Deutschland ihren Betrieb auf. Tendenz steigend. Der Grund dafür ist, dass der Milchpreis seit Monaten immer weiter abstürtzt. Eigentlich bräuchten die Bauern bis zu 40 Cent pro Liter, um ihre Produktionskosten zu decken. Momentan bekommen viele Landwirte wie die Popps aber nur noch 20 Cent und weniger pro Liter. Schuld ist die Überproduktion auf dem Weltmarkt.
    Zu viel Milch verdirbt die Preise. Die von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) geförderte Exportpolitik ist Mitschuld an dieser existenziellen Krise. Mit staatlichen Fördermitteln wurden Bauern subventioniert, damit sie ihre Betriebe weiter vergrößern und immer mehr Milch für den Export produzieren. Doch die Exportmärkte brechen ein, das Embargo gegen Russland und die schwache Konjunktur in China zeigen Wirkung: Die Bauern bleiben auf ihrer Milch sitzen. Einziger Ausweg sei, die Milchmenge zu reduzieren, so Martin Häusling, Agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europaparlament.
    Die ausgerufenen Soforthilfemaßnahmen von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hält er für wirkungslos. Auf Dauer seien so nicht nur deutsche Landwirte bedroht, sondern auch die im Ausland. Europäisches Milchpulver überschwemmt den Weltmarkt zu Dumpingpreisen – mit fatalen Folgen. „Wenn man es längerfristig denkt, dann sind wir gerade dabei neue Flüchtlingsströme zu erzeugen. Weil, wenn ich eine bäuerliche Existenz in Afrika vernichte, dann werden diese Menschen natürlich irgendwann bei uns vor der Tür stehen“, so Martin Häusling weiter. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 20.07.2016BR Fernsehen
  • Folge 14
    DokThema taucht ein in die Welt des Dopings, trifft Konsumenten und Produzenten, spricht mit Insidern von Fitness-Studios, konsultiert Ärzte und Pathologen und konfrontiert mit seinen Rechercheergebnissen auch den Innenminister Joachim Herrmann, der in Bayern auch für den Sport zuständig ist. Regelmäßig werden in Deutschland größere Untergrundlabore ausgehoben, in denen Dopingkuren zur Leistungssteigerung gemischt und abgefüllt werden. Die Zahl der Ermittlungsverfahren des deutschen Zollfahndungsdienstes im Zusammenhang mit Doping ist stark gestiegen, von 43 im Jahr 2006 auf 2000 im Jahr 2014, also um das 45-fache.
    Die Konsumenten sind meist keine Spitzensportler, sondern ganz normale Menschen, die im Alltag und beim Freizeit-Sport eine gute Figur machen wollen. Trotzdem findet das Thema Doping in Deutschland fast nur im Zusammenhang mit dem Spitzensport Beachtung. Das ist ein fataler Irrtum, wie der Paderborner Sozialmediziner Martin Hörning meint. Der Wissenschaftler forscht an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen zum Thema Männergesundheit und hat in diesem Zusammenhang deutschlandweit 300 Besucher von 15 Fitness-Studios befragt. Das Ergebnis: Mehr als einem Fünftel aller Teilnehmer wurde schon wenigstens einmal Anabolika angeboten.
    Seiner Schätzung nach gibt es mindestens 400.000 Deutsche, die dem Doping verfallen sind. Während die Konsumenten hohe gesundheitliche Risiken wie Herzinfarkt, Lebertumore und Hodenschrumpfung eingehen, verdienen internationale kriminelle Netzwerke ein Vermögen. Die Gewinnspannen im Doping-Schwarzmarkt sind inzwischen oft größer als im Drogenhandel. es ist ein Riesengeschäft, in dem Fitness-Ketten als Umschlagplatz anscheinend eine gewisse Rolle spielen. Einige Länder, wie zum Beispiel Dänemark, haben deswegen inzwischen ein staatliches Kontrollsystem entwickelt, das auch Fitness-Center überprüft und gedopte Sportler mit Ausschluss sanktioniert werden.
    In Deutschland hingegen kontrolliert die Nationale Doping Agentur (Nada) bisher nur den Spitzensport. Ganz nach der Devise: Was einer in seiner Freizeit treibt, gehört nicht unter staatliche Aufsicht. Dass es sich beim Dopen aber auch um eine Form von Sucht handelt, wie Ärzte und Betroffene meinen, für die es staatliche Präventions- und Therapiemaßnahmen geben sollte, wird dabei vollkommen übersehen. Und dass es unter Umständen auch wichtig sein könnte, die Fitness-Center als Lernorte mit in die Pflicht zu nehmen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 27.07.2016BR Fernsehen
  • Folge 15
    Deutsche TV-PremiereMi 07.09.2016BR Fernsehen
  • Folge 16
    Bayern steht für Innovation und Tradition, High-Tech Industrie und herrliche Landschaften. Doch neben Bergen, Seen, Kirchen und Wiesen prägen das Landschaftsbild zunehmend ausgedehnte Gewerbegebiete und leerstehende Dorfkerne. Wie wird sich Bayerns Landschaft langfristig verändern? Droht Bayern eine Zersiedelung wie in Norditalien? Und wie kann den schrumpfenden Gemeinden in den Grenzregionen geholfen werden? Bayern steht für Innovation und Tradition, High-Tech Industrie und herrliche Landschaften. Doch neben Bergen, Seen, Kirchen und Wiesen prägen das Landschaftsbild zunehmend ausgedehnte Gewerbegebiete und: leerstehende Dorfkerne.
    Die Grundsätze, wie und wo man in Bayern bauen darf, gibt seit über 30 Jahren das Landesentwicklungsprogramm vor. Seit 2013 gehört diese Landesplanung in den Zuständigkeitsbereich des neugegründeten Heimatministeriums. Markus Söder will nun das Landesentwicklungsprogramm in wichtigen Punkten verändern und ruft damit viel Unmut bei Geographen, Umweltverbänden und Naturschützern hervor. Größtes Ärgernis ist die weitere Lockerung des sogenannten Anbindegebots. Es sieht vor, dass neue Gewerbegebiete nicht mehr in direkter Nähe der ausweisenden Gemeinden entstehen müssen, sondern beispielsweise auch an Verkehrsachsen liegen dürfen.
    Söders oberstes Ziel dabei ist die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Bauer Andreas Blank aus Attenhausen im Unterallgäu versteht nicht, warum in seinem Landkreis noch mehr wertvoller landwirtschaftlicher Boden für solche Vorhaben geopfert werden soll. „Wir haben hier Vollbeschäftigung“, sagt er und kritisiert außerdem, dass viele neue Logistik-Unternehmen, die sich im Westen Bayerns angesiedelt haben, mit riesigem Landverbrauch nur wenige Arbeitsplätze bringen.
    Außerdem verstärke die zunehmende Bodenversiegelung die Hochwassergefahr. Bürgermeister Michael Pöhnlein aus Nordhalben im Landkreis Kronach findet die Politik des Heimatministers ebenfalls falsch. Wie viele Gemeinde-Chefs an den Rändern Bayerns kämpft er gegen die Schrumpfung seiner Bevölkerung. Statt neuer Gewerbegebiete bräuchte er eher Unterstützung bei der Vitalisierung des Ortskerns. Denn inzwischen gibt es 107 leerstehende Wohn- und Gewerbegebäude in seiner Gemeinde, und die gilt es abzureißen oder zu renovieren, um den Ort attraktiv zu halten.
    Doch obwohl der Freistaat nach ausgeschlagenen Erbschaften größter Immobilienbesitzer dieser Leerstände ist, bekommt die Gemeinde dabei kaum Hilfe. Landesplanungs-Experten wie Professor Manfred Miosga von der Universität Bayreuth sehen die Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms kritisch. Der Berliner Demograph Reiner Klingholz glaubt, dass die derzeitige Landesplanung in Bayern vor allem den kommenden Wahlen geschuldet ist. Ist auch die Tendenz, weitreichende landschaftsverändernde Entscheidungen in die Hände der Kommunen zu legen, ein Beleg dafür? Beim Streit um den Bau einer neuen Liftanlage durch alpines Naturschutzgebiet am Riedberger Horn will Heimatminister Söder noch einmal das Landesentwicklungsprogramm ändern, wenn sich die Bürger vor Ort für den Bau der neuen Seilbahn entscheiden.
    Naturschützer und Oppositionspolitiker laufen Sturm dagegen. Wie wird sich Bayerns Landschaft langfristig verändern? Werden Dörfer an den Rändern vergessen, und entsteht dafür eine oberbayerische Metropolregion bis an den Alpenrand? Droht Bayern eine Zersiedelung wie in Norditalien? Und wie kann den schrumpfenden Gemeinden in den Grenzregionen geholfen werden? (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.10.2016BR Fernsehen
  • Folge 17
    Sie gelten als schwer erziehbar, seelisch gestört oder geistig behindert. Über 100.000 Kinder und Jugendliche leben in Deutschland nicht bei ihren Familien, sondern in einem Heim. Dort sollen sie professioneller betreut werden, und dort soll ihnen optimal geholfen werden. Doch was passiert hinter den Türen der Heime? Die Verbindung zur Außenwelt ist oft schwierig, Handys und Internet sind in vielen Einrichtungen tabu, Kontakte zu alten Freunden oftmals verboten. Recherchen des Bayerischen Rundfunks brachten im April diesen Jahres zu Tage, dass das Leben in Heimen für viele Kinder von Zwangsmaßnahmen geprägt ist.
    Wer aggressiv ist, muss in einen sogenannten Time-Out-Raum. Fixierungen kommen bei behinderten Kindern ebenso vor wie Einschlüsse ins eigene Zimmer oder in spezielle Kastenbetten. Nik ist ein fröhlicher Junge. Er liebt Schaukeln, Motoren und seine kleine Schwester. Doch Nik kann auch ausflippen, dann schlägt er wild um sich und verletzt jeden in seiner Nähe. Der 17-Jährige hat eine geistige Mehrfachbehinderung. Als seine Eltern die 24 Stunden-Pflege des Sohnes nicht mehr leisten können, beschließen sie schweren Herzens, ihren Sohn in einem Heim betreuen zu lassen.
    Doch sie finden keine Einrichtung, die bereit ist, Nik in einer offenen Gruppe aufzunehmen. Schließlich willigen sie ein, dass ihr Sohn in eine geschlossene Einrichtung kommt und dort freiheitsbeschränkenden Maßnahmen ausgesetzt werden kann. Für sie ist dieser Gedanke eigentlich unerträglich, doch sie wissen keinen anderen Ausweg. Alice hat psychische Probleme und Eltern, die sich nicht um sie kümmern können. Seit ihrem fünften Lebensjahr hat sie in Heimen gelebt. Irgendwann begann sie wegzulaufen und kam in eine geschlossene Abteilung eines Heimes in Gauting.
    Sie erlebt zwar dort auch Zuwendung, vor allem aber erinnert sie sich an rigide Erziehungsmaßnahmen und Zwang. Ein erregtes Kind wegsperren und alleine lassen? Experten sehen das kritisch: Derartige Erfahrungen können Kinder nachhaltig traumatisieren und eine langfristige Störung der Psyche auslösen, warnt beispielsweise der Bindungsforscher Prof. Karl-Heinz Brisch. Auch juristisch ist der Einsatz von Zwangsmaßnahmen nicht unumstritten. Denn im Gegensatz zu Erwachsenen müssen diese bei Kindern im Heimen nicht von einem Richter genehmigt werden.
    Es reicht die Zustimmung der Eltern. Der deutsche Familiengerichtstag fordert inzwischen eine klare gesetzliche Regelung. Und auch in Bayern haben die Recherchen des Bayerischen Rundfunks für Bewegung gesorgt, denn Sozialministerin Emilia Müller hat einen Expertenrat einberufen, der die Vorwürfe gegen bayerische Heime überprüfen soll. Das Ergebnis: sieben grobe Verstöße. Einige Heime müssen ihre Richtlinien überarbeiten, andere ihre Time-Out-Räume schließen, da sie keine Einsicht durch das Aufsichtspersonal gewährleisten. In Nord- und vor allem Ostdeutschland haben Fälle von Misshandlungen in Kinderheimen die Öffentlichkeit schon länger erschüttert.
    Doch die Aufarbeitung ist bis heute nicht abgeschlossen, wie zum Beispiel in einem Heim in Brandenburg, der Haasenburg, wo es sogar zu Todesfällen kam. Der Film lässt betroffene Jugendliche und Eltern aus ganz Deutschland zu Wort kommen, zeigt aber auch die großen Belastungen und Herausforderungen, denen das Pflegepersonal ausgesetzt ist. Pädagogen, Psychiater, Rechtsexperten und Kriminologen äußern sich zu diesem wichtigen Thema, welches in Deutschland immer noch mit großen Tabus behaftet ist. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.10.2016BR Fernsehen
  • Folge 18
    Im Film wird gezeigt, dass eine umfassende regional verfügbare und bezahlbare Versorgung im Pflegesystem unabdingbar ist, wenn das politische Ziel, die häusliche Pflege zu stabilisieren und zu fördern, erreicht werden soll. Nur wenn Tagespflegeangebote und lokale Netzwerke gefördert werden, können Entlastungsangebote wie Familienpflegezeit wahrgenommen werden und die Angehörigen mit ihren finanziellen, psychischen und körperlichen Belastungen unterstützt werden. Als seine an Multiple Sklerose erkrankte Frau vor sechs Jahren einen Schlaganfall erlitt, stand Thomas K. vor der Entscheidung: Heim oder häusliche Pflege.
    Da er es nicht übers Herz brachte, sie in ein Pflegeheim zu geben, musste er seinen Beruf aufgeben, denn der war mit der 24-Stunden Pflege seiner Frau nicht vereinbar. Viele Angehörige von Pflegebedürftigen handeln ähnlich. Sie entscheiden sich aus Liebe für das moralisch Richtige und das ökonomisch Fatale. Denn wer Stunden abbaut oder die Arbeit ganz aufgibt, kann für die eigene Rente weniger vorsorgen.
    Viele Angehörige haben deshalb Angst vor Altersarmut und davor, wie es ihnen selbst einmal im Pflegefall gehen wird. Die Familie ist Deutschlands größter – und billigster – Pflegedienst. 70 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt. Der Staat bzw. die Pflegeversicherung spart dadurch viel Geld. Zwar hat man gesetzliche Möglichkeiten für Angehörige geschaffen, beruflich zu reduzieren oder vorübergehend ganz auszusteigen, doch genutzt werden diese kaum.
    Denn die meist weiblichen Pflegenden können sich das schlicht nicht leisten. Deutschland setzt aber nach wie vor auf das „familienbasierte“ Pflegesystem. Doch für die finanzielle Unterstützung der pflegenden Angehörigen tut der deutsche Staat immer noch viel zu wenig. Und das, obwohl er den Vorrang der häuslichen Pflege sogar ins Gesetzbuch geschrieben hat. Das ganze Konstrukt kann schon bald aus den Fugen geraten, weil in Zukunft aus demografischen Gründen immer mehr Pflegebedürftigen immer weniger pflegende Angehörige gegenüberstehen werden.
    Im Film wird gezeigt, dass eine umfassende regional verfügbare und bezahlbare Versorgung im Pflegesystem unabdingbar ist, wenn das politische Ziel, die häusliche Pflege zu stabilisieren und zu fördern, erreicht werden soll. Nur wenn Tagespflegeangebote und lokale Netzwerke gefördert werden, können Entlastungsangebote wie Familienpflegezeit wahrgenommen werden und die Angehörigen mit ihren finanziellen, psychischen und körperlichen Belastungen unterstützt werden. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.11.2016BR Fernsehen
  • Folge 19
    Die Angst vor der Gefahr durch Keime aus dem Tierstall wächst. Doch ist sie berechtigt? Als Hauptursache für die Verbreitung multiresistenter Keime wird der zu hohe Verbrauch von Antibiotika gesehen. Im letzten Jahr kamen in Deutschland laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 805 Tonnen Antibiotika in der Tiermedizin zum Einsatz – ein Rückgang um gut ein Drittel gegenüber dem Vorjahr! Trotzdem kann von einer Entwarnung nicht die Rede sein. In Deutschland sterben mindestens 6.000 Menschen pro Jahr an den Folgen von multiresistenten Keimen – konservativ geschätzt.
    Die Ursachen sind komplex, liegen aber laut Kritikern z. B. von German Watch nicht nur in der Humanmedizin begründet, sondern auch an den Bedingungen in der Massentierhaltung: Zu enge Ställe mit zu vielen Tieren, die, wenn sie erkranken, nicht isoliert behandelt werden, sondern in Gruppen oder oft der ganze Stall. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit fordert: „Verbesserte Haltungsbedingungen, ein gutes Herdenmanagement und optimierte Hygienemaßnahmen sind die wichtigsten Instrumente, um einen restriktiven Einsatz von Antibiotika zu erreichen“. Im Januar 2014 wurde eine Dokumentationspflicht eingeführt, mit der die Bauern ihre Antibiotika-Anwendungen transparent machen müssen.
    Doch Kritiker halten diese Datenerfassung nicht für ein geeignetes Instrument, da nur die Häufigkeit der angewandten Antibiotika dokumentiert werden muss, nicht aber, welche Wirkstoffklasse zur Anwendung kommt. In der Dokumentation wird deutlich, dass Landwirte und Tierärzte nun immer öfter zu sogenannten One-Shot-Antibiotika greifen – Präparate, die so stark sind, dass eine einzige Gabe reicht. Und auch die sorgsam gehüteten Reserve-Antibiotika kommen nach wie vor zum Einsatz. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 23.11.2016BR Fernsehen
  • Folge 20
    Für viele ist es ein Pharma-Skandal, ein Fall so schlimm wie mit Contergan. Für Andre Sommer ist es ein Kampf um Gerechtigkeit. Er will erreichen, dass ein Pharma-Konzern endlich zu seiner Schuld und Verantwortung steht. Und er will Gewissheit haben, dass nicht eine Laune der Natur für seine Missbildungen und die Tausender anderer verantwortlich ist, sondern ein Pharmakonzern, der fahrlässig gehandelt hat. Andre Sommer kommt 1976 auf die Welt. Seine Blase befindet sich außerhalb seines Körpers, er muss mehrere schwere Operationen über sich ergehen lassen, hat einen künstlichen Blasenausgang.
    Viele Kinder kommen in den 60er- und 70er-Jahren mit Missbildungen auf die Welt: Hirnschäden, Herzfehler, verkümmerte Gliedmaßen. Sie haben alles eines gemeinsam: Ihre Mütter haben das Mittel Duogynon von ihrem Hausarzt als Schwangerschaftstest bekommen. Eigentlich ist Duogynon von der Firma Schering in den 60er- und 70er-Jahren ein Hormonpräparat, das bei Menstruationsbeschwerden eingesetzt wird. Frauenärzte verabreichen es gern als Schwangerschaftstest. Was die zugeführten Hormone bei ungeborenen Kindern anrichten – daran denkt niemand.
    Seitdem Andre Sommer weiß, dass auch seine Mutter das Mittel eingenommen hat, lässt er nicht mehr locker. Er gründet eine kleine Selbsthilfegruppe, baut eine Internetseite, stellt sie ins Netz. Er bekommt Tausende von Zuschriften. 2010 geht er vor Gericht. Er will den Pharma-Konzern Bayer auf Akteneinsicht verklagen und eine Stiftung für die Duogynon-Opfer einrichten lassen. Bayer hat die Firma Schering aufgekauft und ist jetzt der Rechtsnachfolger. Doch Bayer will keine Akteneinsicht gewähren und schon gar nicht zahlen.
    Der Pharma-Konzern verweist darauf, dass die Geschichte längst verjährt ist. Nach langem Kampf gibt Andre Sommer verzweifelt auf – bis Dokumente auftauchen, die das Wissen Scherings um die Gefährlichkeit des Medikaments für Ungeborene beweisen. Andre Sommer erfährt, dass es in Großbritannien einen Untersuchungsausschuss zu Primodos (englischer Name für Duogynon) gibt, und: In England sind die Verjährungsfristen anders, der Rechtsweg steht noch immer offen. Er fährt nach England und entdeckt Hinweise, die den Fall in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.11.2016BR Fernsehen
  • Folge 21
    In Kenia herrscht große soziale, wirtschaftliche und regionale Ungleichheit. Die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der nationalen Armutsgrenze, die Analphabetenrate liegt bei 30 Prozent, Korruption und Gewaltkriminalität sind weit verbreitet. Unter den prekären Umständen haben vor allem Kinder und Jugendliche zu leiden. Ihnen die Chance zu eröffnen, dem Kreislauf des Elends zu entkommen, hat sich Sternstunden, die Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks, zur Aufgabe gemacht. Die 13-jährige Nancy hat lange auf diesen Moment gewartet: Ihre Mutter Florence wird aus dem Gefängnis in Nairobi entlassen.
    Sie war wegen eines Bagatell-Delikts zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Doch jetzt, wo der Moment zum Greifen nahe ist, dass Nancy ihre Mutter endlich wieder in die Arme schließen kann, hat sie auch Angst davor. Schließlich hat sie die letzten Jahre in einem relativ geborgenen Umfeld gelebt. Zusammen mit ihren beiden Geschwistern hat sie im „Nest“ gewohnt, einer Nothilfe-Einrichtung für Sozialwaisen in Kenia, das u. a. von den Sternstunden finanziert wird. Dort hatte sie nicht nur ein Dach über dem Kopf und regelmäßige Mahlzeiten, sondern auch Schulunterricht. Eine Ausnahme in Kenia, denn weiterführende Schulen kosten in dem ostafrikanischen Land Geld.
    Mehr als 42 Prozent der kenianischen Bevölkerung ist unter 14 Jahre alt. Jedes Kind hat durchschnittlich vier Geschwister. Die Mütter sind oft alleinerziehend und versuchen mit allen Mitteln, die Kinder irgendwie zu ernähren. Dabei bewegen sie sich häufig am Rande der Legalität. Wenn sie gefasst werden, sind die Kinder ohne jegliche staatliche Unterstützung auf sich gestellt und schutzlos der Gewalt in den Slums ausgeliefert. Doch wie den Kreislauf von Armut und Gewalt durchbrechen, der durch Landflucht und Auflösung der traditionellen Familienstrukturen noch beschleunigt wird? „Nur durch Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt die Halbschwester von US-Präsident Barak Obama, die Soziologin Auma Obama.
    Sie kritisiert eine Entwicklungspolitik, die zu kurz greift, weil sie „unsere“ Vorstellung von Fortschritt und Wohlstand überträgt, statt die Kenianer selbst in die Pflicht zu nehmen. Die Dokumentation zeigt Hilfsprojekte, die in diesem Sinne arbeiten. Und die Menschen, die sich unermüdlich engagieren, wie die Dominikanerschwester Luise Radlmeier: Seit den 80er-Jahren betreut sie Kinder in den von ihr initiierten Waisenhäusern und Schulen. (Text: tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.12.2016BR Fernsehen
  • Folge 22
    Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt: Wir nehmen zu viel Zucker zu uns – durch Limonaden, Süßigkeiten, Fast Food und Fertiggerichte. Doch zu viel Zucker kann krank machen. Aber anstatt etwas gegen Diabetes, Übergewicht oder andere Krankheiten zu tun, lässt sich die Politik in Berlin und Brüssel auf die Argumente der Zuckerlobby ein. Durch gesponserte Studien, geschicktes Internetmarketing und dem Verhindern von Steuern schafft es die Lobby, in Deutschland und auf EU-Ebene den Zuckerkonsum konstant hoch zu halten. Verbraucher durchschauen oft nicht, wie viel Zucker tatsächlich in Fertigprodukten, Energy-Drinks und sogar Babynahrung steckt.
    Zucker wird in vielen Produkten künstlich als günstiger Inhaltsstoff und Geschmacksträger hinzugesetzt. Deutschland droht damit eine massive Zunahme von teuren Krankheiten. Schon jetzt kosten Diabetes und seine Folgekrankheiten die deutschen Sozialkassen nach Daten der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) pro Jahr mehr als 20 Milliard! en Euro. DokThema über die süße Verführung des Verbrauchers durch die Zuckerlobby und warum zu viel Zucker gesundheitsgefährdend sein kann. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.12.2016BR Fernsehen
  • Folge 23
    Die Filmautoren Ralph Gladitz und Bernhard Niebrügge folgen der Spur des Geldes in die Krisengebiete und begleiten den Kabarettisten Christian Springer in den Libanon, wo er mit seiner Organisation Orienthelfer e.V. schnell und unbürokratisch Flüchtlinge aus Syrien unterstützt. Für die Not der Syrien-Flüchtlinge und die verbliebenen Menschen vor Ort spenden Bürger Millionen, geben Staaten Milliarden Steuergelder. Allein auf den internationalen Syrien-Geberkonferenzen wurden mehr als zwölf Milliarden Dollar versprochen. Deutschland, als viertgrößter Geber weltweit, hat bereits über zwei Milliarden Euro an Hilfsorganisationen der UN und an Nichtregierungsorganisationen wie die Welthungerhilfe oder die Malteser überwiesen.
    Doch kommt das Geld wirklich bei den Notleidenden an? Wird es vor Ort sinnvoll verwendet? Die Filmautoren Ralph Gladitz und Bernhard Niebrügge folgen der Spur des Geldes in die Krisengebiete, sprechen mit Vertretern der UN und den großen Hilfsorganisationen, fragen, warum die Not der Kriegsopfer größer wird, obwohl die Hilfssummen immer weiter wachsen. Den Kabarettisten Christian Springer begleiten sie in den Libanon, wo er seit Jahren mit seiner Organisation Orienthelfer e.V. schnell und unbürokratisch Flüchtlinge aus Syrien unterstützt. Kann er die Spendengelder besser vor Korruption und Unterschlagung bewahren als große Organisationen? (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.12.2016BR Fernsehen
  • Folge 24
    „Man fühlt sich als Frau nicht mehr ganz, du hast ein Handicap,“ sagt die 38-jährige Sandra aus dem oberbayerischen Ampfing. Jahrelang hat sie sehnsüchtig darauf gewartet, schwanger zu werden. Nach etlichen Arztbesuchen, Hormontherapien und einer Operation stand schließlich fest, dass ihre Eierstöcke keine Eizellen mehr produzieren. Ein Schock für Sandra und ihren Mann, denn damit war klar: Die Möglichkeiten einer Kinderwunschbehandlung in Deutschland sind ausgeschöpft. Das deutsche Embryonenschutz-Gesetz verbietet – anders als in vielen anderen europäischen Ländern – eine Eizellspende.
    Der Fortschritt in der Reproduktionsmedizin überrollt die deutsche Gesetzgebung. Immer häufiger kommen Kinder auf die Welt, die mehr als nur zwei Elternteile haben. Bei Samenspende und Eizellspende gibt es soziale und biologische Eltern. Bei einer Leihmutterschaft kommt eine Austragemutter hinzu. Aber während die Samenspende in Deutschland erlaubt ist, verbietet das Embryonenschutzgesetz hier Eizellspende und Leihmutterschaft.
    Ärzte, die ihren verzweifelten Patienten solche Alternativen vorschlagen, machen sich strafbar. Die Folge: Reproduktionsmediziner in Deutschland müssen zusehen, wie schätzungsweise rund 15.000 Paare jährlich zur Kinderwunschbehandlung ins Ausland fahren. Zunächst waren es vor allem Spanien, Tschechien, Kalifornien und die Ukraine, die mit Eizellspende beziehungsweise Leihmüttern warben. Seit 2015 ist es inzwischen auch in Österreich möglich, eine Eizellspende zu erhalten.
    Vorangegangen war dort eine intensive öffentliche Debatte zu diesem Thema. Genau diese vermissen Reproduktionsmediziner und Familienrechtler in Deutschland. Das Filmteam begleitet Sandra und ihren Mann zur Kinderwunschbehandlung nach Österreich und lässt ein deutsches Paar zu Wort kommen, das mithilfe einer kalifornischen Leihmutter einen Sohn bekam. Gezeigt werden auch die Beweggründe einer Leihmutter aus der Ukraine, die ihren Körper kinderlosen Paaren zur Verfügung stellt. Außerdem beschreibt eine junge Frau, die mithilfe einer anonymen Samenspende gezeugt wurde, ihre Gefühle.
    Darf man alles medizinisch Mögliche machen, um Paaren ihren Kinderwunsch zu erfüllen? Wo liegen die Grenzen? Und wie muss das Embryonenschutzgesetz verändert werden, um für die realen Familiensituationen in Deutschland gewappnet zu sein? Wieso wird in Deutschland rechtlich immer noch zwischen Samen- und Eizellspende unterschieden? Fragen, die mit Betroffenen, Medizinern, Familienrechtlern und einem Mitglied des deutschen Ethikrats diskutiert werden. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 11.01.2017BR Fernsehen
  • Folge 25
    Für „DokThema“ taucht das BR-Team ein in den Alltag deutscher und osteuropäischer Lastwagenfahrer, die immer mehr untereinander konkurrieren. Das Filmteam begleitet Lkw-Kontrollen und zeigt die Lücken auf. In „DokThema“ wird eine Politik hinterfragt, die die falschen Weichen stellt. Mehr als 70 Prozent aller Güter werden in Deutschland auf der Straße transportiert. Und prognostiziert ist ein nochmaliger Anstieg um 70 Prozent bis ins Jahr 2025. Dabei ist die Zahl der in Deutschland gemeldeten Lkws rückläufig. Auffällig dagegen die zunehmende Anzahl osteuropäischer Autokennzeichen. Viele dieser Fahrzeuge sind in Deutschland fest stationiert, lediglich die Fahrer kommen aus Rumänien oder Bulgarien.
    Mit Kleintransportern werden sie aus ihrer Heimat nach Deutschland gebracht und leben dann manchmal monatelang im Lkw – bezahlt nach den Mindestlöhnen ihrer Heimatländer Die Fahrer klagen, dass ihre Arbeitsbedingungen zu Lasten der Sicherheit gehen. Zudem würde beim TÜV in Osteuropa immer wieder geschummelt und es gäbe zu wenig Kontrollen. Der EU Rechnungshof rügte in diesem Jahr die Bundesregierung, dass in Deutschland mehr Geld für Straßen statt für Schienen ausgegeben wird. Folglich werden die Straßen immer weiter ausgebaut und Bahnstrecken stillgelegt.
    In den kommenden Monaten sollen weitere 176 Güterbahnhöfe geschlossen werden. Interne Papiere benennen 30 von der Schließung bedrohte bayerische Güterverladestellen. Doch auch die Bahn fährt zweigleisig. So wurde unter Hartmut Mehdorn der Logistikdienstleister Schenker gekauft, die Bahn damit zu Deutschlands größter Lkw-Spedition. 80 Prozent ihrer Geschäfte laufen inzwischen über die Straße. Ein Filmteam taucht ein in den Alltag deutscher und osteuropäischer Lastwagenfahrer, die immer mehr in Konkurrenz zueinander kommen. Es begleitet Lkw-Kontrollen und zeigt Lücken auf. (Text: BR Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 25.01.2017BR Fernsehen

weiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn DokThema online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…