Folge 517

  • Deftige Kost und deftige Sprüche: Hafenimbisse – Geheimtipps abseits des Tourismus

    Folge 517 (60 Min.)
    Odo’s Frikadellen sind beliebt. Er nennt sie „Knast-Pralinen“. Das Fleisch bekommt er von einem befreundeten Landschlachter. Jeden Morgen fährt Odo von seinem Wohnort Bienenbüttel in den Hamburger Hafen, um vorwiegend Lkw-Fahrer und Hafenarbeiter mit Essen zu versorgen. Touristen vom nahe gelegenen Kreuzfahrtterminal Steinwerder gehören nicht zu seiner Kundschaft. – Bild: NDR/​Stefan Weiße
    Odo’s Frikadellen sind beliebt. Er nennt sie „Knast-Pralinen“. Das Fleisch bekommt er von einem befreundeten Landschlachter. Jeden Morgen fährt Odo von seinem Wohnort Bienenbüttel in den Hamburger Hafen, um vorwiegend Lkw-Fahrer und Hafenarbeiter mit Essen zu versorgen. Touristen vom nahe gelegenen Kreuzfahrtterminal Steinwerder gehören nicht zu seiner Kundschaft.
    Sie sind die Letzten ihrer Art im Hamburger Hafen, der zehn Prozent des Stadtgebietes der Freien und Hansestadt Hamburg ausmacht. Südlich der Elbe und abseits des Tourismus versorgen nur noch eine Handvoll Container-Imbisse die Schichtarbeiter und Trucker mit deftiger und ehrlicher Hausmannskost. Der Ton ist rau, aber herzlich. Die Besitzer bieten ihrer Kundschaft frühmorgens nicht nur Essen an, sie sind auch Seelentröster für ihre Klientel. Und in den Container-Imbissen erfährt man auch gleich noch die neuesten Hafen-Infos.
    Diese kleinen Institutionen sind auf der Veddel, auf dem Kleinen Grasbrook oder auf Steinwerder einfach unersetzlich. Frikadellen, Bratkartoffeln und belegte Brötchen mit Wurst, Schinken und Spiegelei sind der Renner. „Salate mögen sie hier nicht“, sagt Odo Wehr. In seinem 25-Quadratmeter-Container Odo’s Kaffeeklappe nahe des Kreuzfahrtterminals Steinwerder wird Tacheles geredet. „Außerhalb des Hafens kannst du denken, das ist ein Arschloch, hier kannst du es sagen“, meint Odo.
    Der 50-Jährige steht werktags immer „morgens“ um 22:00 Uhr auf. Er wohnt im niedersächsischen Bienenbüttel und ist spätestens um 1:00 Uhr in seiner Kaffeeklappe, damit die Leute im Hafen versorgt werden. Dann schmiert er Brötchen im Akkord und brät haufenweise „Knastpralinen“, wie er seine Frikadellen nennt. Das „Einfache“ sei sein Markenzeichen, und das seit nunmehr 21 Jahren. Wenn der Hauptandrang in den frühen Morgenstunden vorbei ist, startet Odo’s Mitarbeitender Tobi um 5:00 Uhr mit dem Verkaufswagen.
    Zu bestimmten Zeiten fährt er verschiedene Stationen an, um die Schichtarbeitenden auf Firmengeländen mit Essen zu versorgen. Vieles ist vorbestellt. Die Kundschaft kommt dann zum Verkaufswagen und holt ihr Essen ab. Alles ist zeitlich genau durchgetaktet. Auch Containerinspektor Tom Buß holt seine belegten Brötchen ab. Er arbeitet für den Hamburger Container Service, einem Fachbetrieb für die Reparatur und Reinigung von Leercontainern. Tom nimmt die Container genau unter die Lupe und erstellt Schadensberichte.
    Auch Konstruktionsmechaniker Uwe von der Schiffswerft MA Flint holt sich vor der Arbeit um 6:00 Uhr Brötchen von Odo. Diesmal muss er in der Werft auf Steinwerder einen riesigen Schiffspropeller abschrauben. Die alten, traditionellen Kaffeeklappen im Hamburger Hafen sind schon lange ausgestorben. 1887 wurde der Verein für Volkskaffeehallen gegründet mit dem Zweck, „den weniger Bemittelten“ möglichst billige und der Gesundheit förderliche Speisen anzubieten.
    Der
    Volksmund schuf schnell den Begriff der „Kaffeeklappe“. Um 1914 existierten im gesamten Hafengebiet ca. 20 von ihnen. Das spätere Verschwinden der Kaffeeklappen ist ein Beispiel für den industriellen Wandel im Hamburger Hafen. Der Kleine Grasbrook ist das berufliche Zuhause von Magdalena Meierdirks. Die 58-Jährige hält in ihrem Container-Imbiss Zum Lütten Foffteiner noch die Stellung. Dort wird sie nur Lena gerufen. Ihre fast nur männliche Kundschaft sind vorwiegend Fernfahrer. Von denen gibt es auch schon mal Heiratsanträge.
    Der HHLA Container Terminal O’Swaldkai liegt direkt neben ihrem Imbiss. Lenas Sprüche und ihr Wortwitz sind legendär. Bei ihr traut sich jedenfalls keiner, in ihrem Revier über die Stränge zu schlagen. Am Nachmittag fährt sie dann noch regelmäßig zum Großhandel, um dort frische Ware zu besorgen. Während Lena seit über 20 Jahren im Imbiss steht, ist Senad Dulic noch neu in seinem Geschäft Veddel Diner nahe des Spreehafens. Der in Hamburg geborene Senad bietet deutsche Hausmannskost an.
    Für ihn ein Kulturgut, was erhalten bleiben muss. Zusammen mit seinem Kumpel Mirko schnippelt er selber die Kartoffeln, klopft in der kleinen Containerküche die Schnitzel flach und bietet täglich einen Mittagstisch an. Spezialität: Gulasch mit Nudeln. Vor eineinhalb Jahren hat er sich selbstständig gemacht und den Traditionsimbiss übernommen. 38 Jahre lang hieß er Uschi’s Imbiss, aber Uschi musste aus Altersgründen Schluss machen. Senad tritt in große Fußstapfen und muss beweisen, dass seine Kost genauso gut ist.
    Keine leichte Aufgabe. Das erste Mal hat sich auch Daniel selbstständig gemacht. Der 21-Jährige versucht, einen kleinen Hafenimbiss direkt an der Köhlbrandbrücke ins Laufen zu bringen. Für ihn ist das alles zwar sehr viel auf einmal, aber Daniel hat schon Ideen, wie er die Lkw-Fahrer von seiner Kost überzeugen kann. Auch auf dem Autohof Altenwerder gibt es kulinarische Köstlichkeiten für die Fernfahrer, deftige und große Portionen. Im Trucker Treff steht Majela Uliczka hinter dem Tresen und serviert auf Wunsch sogar nur eine Portion Rotkohl.
    Ihre Eltern führen den Autohof an der A7 in Hamburg-Waltershof seit über 40 Jahren. Majela hat im Familienbetrieb schon als Jugendliche mitgeholfen. Ihre Mutter Bärbel ist als Chefin noch so oft es geht im Trucker Treff. Privat führt Majela ein völlig anderes Leben. Sie liebt die Natur und besitzt in Schleswig-Holstein einen Resthof mit Pferden, Eseln und anderen Tieren. Das NDR Team ist in die Imbisswelt des Hamburger Hafens eingetaucht und hat zahlreiche Menschen mit dem „Herz am richtigen Fleck“ getroffen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereFr 31.03.2023NDR

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