Dokumentation in 6 Teilen, Folge 1–6

  • Folge 1
    Ein Seeufer, irgendwo in Norddeutschland. Fremdartig anmutende Wesen sitzen am Feuer und essen Fleisch – Pferdefleisch. Die Szene spielt vor nicht weniger als 400.000 Jahren, mitten in der Altsteinzeit. Es ist noch nicht der Mensch des heutigen Typs, der da seine Mahlzeit einnimmt, sondern der Homo erectus. Mit den Erlebnissen dieses Urmenschen beginnt die mit großem Aufwand produzierte NDR Reihe „Die Geschichte Norddeutschlands“. Die Zeitreise geht zunächst der Weiterentwicklung von Jagdwaffen – Pfeil und Bogen – nach und zeigt, wie sich im Laufe der Jahrtausende die Küstenlandschaft im Norden veränderte.
    Unterwasserarchäologen sind vor der Ostseeinsel Poel auf die Überreste einer versunkenen Zivilisation gestoßen – und in Stralsund auf das älteste Wasserfahrzeug Norddeutschlands. Ausführlich wird in der Folge der Umbruch zu Ackerbau und Viehzucht beschrieben, zur Sesshaftigkeit der Norddeutschen. Keramik wurde erfunden, feste Häuser wurden gebaut und eine neue Art von Arbeitsteilung prägte das Zusammenleben. Aus dieser Zeit stammen auch neue Bestattungsbräuche: die Hünengräber, von denen es bis heute im Norden einige Dutzend gibt.
    Sie wirken wie für die Ewigkeit errichtet. Aufwendige Computeranimationen zeigen, wie es mit einfachen Mitteln möglich war, aus den tonnenschweren Findlingen Grabdenkmäler zu errichten. Und noch einer technischen Neuerung aus dem Umfeld der neolithischen Revolution geht der Film nach – der Erfindung des Rades. Die weltweit ältesten nachgewiesenen Spuren eines Karrens (aus der Mitte des 4. Jahrtausends vor Christus) wurden in Flintbek bei Kiel gefunden. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.11.2005NDR
  • Folge 2
    Im frühen Mittelalter waren weite Teile des heutigen Norddeutschlands Siedlungsgebiet der Sachsen. Südlich und westlich davon lebten die Franken mit ihrem König Karl, dem Großen. Karl errichtete ein mächtiges Reich, und die Sachsen waren seine wichtigsten und hartnäckigsten Gegner. Der Film schildert den verzweifelten Abwehrkampf der Sachsen unter ihrem Heerführer Widukind. Beim „Blutgericht von Verden“ rächte sich Karl und ließ 4.500 Sachsen hinrichten. Nach dem Sieg der Franken konnte sich das Christentum im Norden ausbreiten. So wurde auch die Hammaburg, Keimzelle Hamburgs, eine sächsische Gründung, zum Missionsbistum der Karolinger.
    Ausführlich beschäftigt sich der Film auch mit der nördlich gelegenen Siedlung Haithabu an der Schlei, damals das wichtigste Handelszentrum ganz Nordeuropas. Die Wikinger-Stadt nahm etwa die gleiche Fläche ein wie zur gleichen Zeit Köln. Im Schutz ihrer Wälle blühte ein reges multikulturelles Leben, denn die Wikinger waren nicht nur überlegene Seefahrer und gefürchtete Krieger, sondern auch geschickte Handwerker und erfolgreiche Kaufleute.
    Die Blütezeit der Stadt beendeten erst die häufiger gewordenen Überfälle feindlicher Wikinger und slawischer Stämme, die Haithabu endgültig niederbrannten. Eine Hauptfigur des Filmes ist Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern aus dem Geschlecht der Welfen, neben dem Kaiser der mächtigste Fürst im Reich. Sein Einflussgebiet erstreckte sich vom Rheinland bis nach Mecklenburg, von der dänischen Grenze bis zur Donau. Schon in jungen Jahren führte er einen Kreuzzug gegen die Wenden, die auch 300 Jahre nach Karl dem Großen noch nicht zum Christentum bekehrt waren. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.11.2005NDR
  • Folge 3
    Glaubenskriege und Hexenverfolgung stehen im Mittelpunkt der dritten Folge. Anhand authentischer Fälle zeigt der Film, wie lang und schmerzhaft der Abschied vom Mittelalter in Norddeutschland war. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.11.2005NDR
  • Folge 4
    Im Mittelpunkt des Films stehen die norddeutschen Pionierleistungen. Aber es gab auch Schattenseiten in dieser Epoche: die Franzosenzeit, die Norddeutschland wirtschaftlich um Jahrzehnte zurück warf, die Cholera, die in Hamburg Tausenden das Leben kostete, und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Zu den großen Pionieren des Nordens gehörte Johann Georg Niederegger, der als Wandergeselle nach Lübeck kam und sich dort als Marzipanfabrikant selbstständig machte. Neben dieser Episode gewährt der Film Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Hamburger Vergnügungsviertels St. Pauli, und er zeigt das Schicksal der vielen tausend Auswanderer, die Norddeutschland im 18. und 19. Jahrhundert verließen, um in der „Neuen Welt“ ihr Glück zu suchen.
    Einer von ihnen war Johann Heinrich zur Oeveste aus Rieste bei Osnabrück. Da er nicht als Knecht auf dem Hof seines Bruders arbeiten wollte, kehrte er seinem Vaterland den Rücken und trat von Bremerhaven aus die Reise nach Amerika an. Im Revolutionsjahr 1848 kam es auch in Hamburg zu Tumulten. Am 9. Juni stürmten aufgebrachte Bürger das Steintor, um gegen die alten Handelszölle zu protestieren. Die Menge überwältigte die Bürgerwache, hebelte die schweren Torflügel aus und setzte das Steintor in Brand. Der Rat versprach Wahlen für Hamburg.
    Zwölf Jahre später zogen die ersten frei gewählten Senatoren in die Ratsstube ein. Eine besondere Leistung norddeutscher Ingenieurskunst war der Bau des Nord-Ostsee-Kanals. Hauptfunktion der künstlichen Wasserstrasse durch Schleswig-Holstein war der schnelle Transport von Kriegsschiffen aus Wilhelmshaven in den neuen Kriegshafen in Kiel. Kaiser Wilhelm II. erschien mit seiner Kaiserlichen Yacht persönlich zur Kanaleröffnung. Besonders die Kieler Werften profitierten von den Rüstungsplänen des Kaisers. So erhielten die neu gegründeten Howaldtswerke den Auftrag für ein modernes Kriegsschiff – den ersten deutschen Panzerkreuzer. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.12.2005NDR
  • Folge 5
    Unter den zahllosen Männern, die 1914 begeistert in den Ersten Weltkrieg zogen, war auch der 37 Jahre alte Julius Boldt, Besitzer eines Kolonialwarenladens in Hamburg. Zurück ließ er seine junge Frau und eine einjährige Tochter. Ein zweites Kind war unterwegs. Spätestens zum Weihnachtsfest wollte er wieder zu Hause sein. Doch Julius Boldt kam an die Ostfront. Dort geriet er in russische Gefangenschaft, erkrankte an Flecktyphus und starb wenige Monate später. Johanna Boldt war mit 23 Jahren Kriegswitwe. Ihr erging es wie vielen anderen: Sie litt Not und hatte Mühe, sich und ihre junge Familie durchzubringen.
    In Hamburg, Flensburg und Kiel kam es zu Hungerunruhen. Nach Kriegsende wurde im nördlichsten Zipfel Norddeutschlands die Schleswig-Frage neu aufgeworfen. Die umstrittene Alternative hieß: deutsch oder dänisch. Nach der Abstimmung in zwei Zonen fiel der nördliche Teil des ehemaligen Herzogtums Schleswig an Dänemark, der südliche verblieb im Deutschen Reich. Der aufkeimende Nationalsozialismus fand in Schleswig-Holstein einen Nährboden.
    In keiner anderen Provinz des Deutschen Reiches bekam die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) so früh so starken Zuspruch. Der Film erzählt unter anderem die Geschichte des 18-jährigen NSDAP-Mitglieds Otto Gubitz aus Bad Segeberg. Gubitz mischte kräftig mit, wenn es zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten zu Saalschlachten kam. Eine weitere Episode erzählt von dem jüdischen Rechtsanwalt Friedrich Schumm, der am 1. April 1933 in Kiel verhaftet und in seiner Zelle erschossen wurde.
    Der Film zeigt die Rüstungsanstrengungen und Verfolgungen in Norddeutschland während des Zweiten Weltkrieges. Er dokumentiert auch das Leid der Zivilbevölkerung während der Bombardierungen norddeutscher Städte. Und er beschäftigt sich ausführlich mit der Hamburger Swingbewegung, einem Gegenentwurf zur Hitlerjugend. Auch Günther Discher gehörte zu der ganz anderen Bewegung. Als er zum größten Schwarzmarkthändler für Swingplatten aufstieg, geriet er in das Visier der Gestapo (Geheime Staatspolizei). Ihm wurde „Handel mit Feindware“ vorgeworfen. Per „Schutzhaftbefehl“ kam er ohne Gerichtsverhandlung in die Haftanstalt Fuhlsbüttel, kurz darauf in das Jugend-Konzentrationslager Moringen bei Göttingen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.12.2005NDR
  • Folge 6
    Im Frühjahr 1945 sind Millionen Menschen auf der Straße auf der Suche nach ihren Familien oder einfach nur nach Lebensmitteln. Hamburg ist, wie viele andere Städte, kaum wiederzuerkennen: ein Meer von Trümmern, überfüllt mit Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten. Nirgends gibt es so viele wie in Norddeutschland. Überall herrscht Mangel, viele Menschen handeln auf dem Schwarzmarkt mit Zigaretten. Die freie Marktwirtschaft der Nachkriegszeit beginnt chaotisch. Ganz anders die Entwicklung im Osten: Dort gibt es im Herbst 1945 eine Bodenreform. Grundeigentum über einhundert Hektar, wie es ihn vor allem in Mecklenburg gibt, wird unter „Neubauern“ aufgeteilt.
    Sieben Jahre später ein krasser Kurswechsel: Die Bauern werden dazu gedrängt, ihre gerade erst gewonnene Selbständigkeit wieder aufzugeben und ihre Höfe in „Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften“ einzubringen. In beiden deutschen Staaten boomt um 1960 die Fischereiwirtschaft. In Cuxhaven in einer Fischkonservenfabrik sind es Frauen, die im Akkord die extrem belastende Hand und Maschinenarbeit machen, darunter viele Flüchtlingsfrauen. Im Osten ist mit der Hochseefischerei ein ganzer Wirtschaftszweig neu geschaffen worden, mit 5.000 Arbeitsplätzen auf See. Die Grenze, die Norddeutschland teilte, hat oft tief in die Lebensläufe einzelner Menschen eingegriffen, doch selten so massiv wie im Fall von Hildegard Kruse aus Elbingerode im Ostteil des Harzes.
    Sie floh in den Westen, ging aus Heimweh illegal in den Osten zurück und wurde beim Versuch, wieder in den Westen zurückzukehren, verhaftet. Nach einem Jahr in DDR-Haft gelang es ihr, in die Bundesrepublik abgeschoben zu werden. Doch ihre Ehe hat dem ständigen Hin und Her nicht standgehalten. Lebensläufe entlang der Elbe: Für viele Menschen war der Strom ein Schicksalsfluss – nicht nur bei der Sturmflut 1962. Weiter stromaufwärts etwa lebten die Bewohner von Rüterberg bei Dömitz in einer DDR im Miniaturformat: Das Dorf war von allen Seiten abgesperrt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.12.2005NDR

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