2023, Folge 1–21

  • Folge 1 (52 Min.)
    (1): USA: Keine Abtreibung mehr in Alabama
    Im Juni 2022 hob der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten das Urteil Roe vs. Wade auf, das seit 1973 Frauen das Recht auf Abtreibung im ganzen Land zugestanden hatte. Alabama verbietet die Abtreibung auch bei Inzest und Vergewaltigung. Die Entscheidung des Supreme Courts ließ den Bundesstaaten die Freiheit, Abtreibungen auf ihrem Territorium zu verbieten. Alabama, ein konservativer und religiöser Bundesstaat im Süden des Landes, erließ als erster ein Gesetz, das Abtreibungen selbst bei Vergewaltigung und Inzest verbot. Das Verbot von Abtreibungen stürzte viele Frauen in Not, vor allem die ärmsten und häufig afroamerikanische Frauen, die es sich nicht leisten können, in einen Bundesstaat zu reisen, in dem Abtreibungen noch immer legal sind.
    Über 15 Jahre lang praktizierte Dr. Robinson in einer der drei letzten Kliniken in Alabama, die auch Abtreibungen durchführten. Heute sind sie alle geschlossen. Der Gynäkologin drohen 99 Jahre Gefängnis, wenn sie gegen das Gesetz verstößt – sie behandelt und betreut diese Frauen weiterhin innerhalb der Grenzen der Legalität.
    (2): Abchasien: Zu Russland oder Georgien?
    Abchasien mit seinen 8.600 Quadratkilometern an den Ufern des Schwarzen Meeres und am Fuße des Kaukasus steht unter dem Schutz Russlands. Völkerrechtlich ist Abchasien eine Region Georgiens, doch Anfang der 90er Jahre erklärte es seine Unabhängigkeit. Abchasien ist heute offiziell eine unabhängige, selbsternannte Republik, diplomatisch isoliert und in erster Linie von Russland anerkannt. Seit seiner Unabhängigkeitserklärung von Georgien 1994 steht Abchasien unter Russlands militärischer und wirtschaftlicher Vormundschaft, ebenso wie das etwas weiter östlich gelegene Nordossetien, völkerrechtlich auch eine Region Georgiens.
    Putins Krieg gegen die Ukraine verändert die politischen Gleichgewichte in der Region. Wird Abchasien bald zwangsweise in die Russische Föderation integriert? Oder könnte Georgien eine Schwächung und den Rückzug Russlands aus der Ukraine nutzen, um Abchasien zurückzuerobern? Die Mehrheit der 240.000 Einwohner Abchasiens scheint Russland zugeneigt zu sein, doch mehren sich in letzter Zeit die Stimmen, die eine Unabhängigkeit von Georgien und von Russland fordern.
    (3): Argentinien: Der Arzt mit den Drachen
    In Argentinien wendet ein Kinderarzt ungewöhnliche Methoden an, um seinen jungen Patienten Trost zu spenden. Das Kinderkrankenhaus Dr. Pedro de Elizalde ist ganz nach den Ideen von Dr. Rubén Sosa umgestaltet worden, mit Superhelden und Drachen an den Wänden. Der „Drachendoktor“ ist Spezialist für Infektionskrankheiten, mit seinen unkonventionellen Methoden wirbt er um das Vertrauen der kleinen Patientinnen und Patienten. Argentinien, die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas, rutscht jeden Tag tiefer in die Armut. Von den 47,3 Millionen Einwohnern sind 17 Millionen arm und 4 Millionen leben im Elend. Die Covid-19-Pandemie verschärfte die Lage vor allem für die Kinder und Jugendlichen in den armen Vierteln von Buenos Aires. Der Drachendoktor ist für sie alle ein Lichtblick in der großen Krise. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.01.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 06.01.2023arte.tv
  • Folge 2 (52 Min.)
    (1) China: Vom Lockdown ins Chaos
    Nach drei Jahren strengster Null-Covid-Politik und sehr vielen Lockdowns gab Pekings kommunistische Regierung dem Druck vieler Demonstranten im Land nach, die ihre Freiheit zurückforderten. Und nun breitet sich das Virus in China wieder ungehindert aus. Innerhalb weniger Stunden kehrten Chinas Bürger nach dem Ende des letzten Lockdowns in ihr normales Leben zurück, ohne jegliche Einschränkungen in ihrem Alltag. Aber schon bald kam es, wie es kommen musste: Eine massive Covid-Welle überschwemmt China. Sébastien Le Belzic, ARTE-Korrespondent in Peking, blieb mit seiner Familie davon nicht verschont: Alle lagen krank in ihren Betten. Kaum hatte er sich erholt, erkundete er in Peking die aktuelle Lage.
    Er fand überfüllte Krankenhäuser vor, Apotheken, die dem Ansturm auf Medikamente kaum standhalten konnten, aber auch Geschäfte und Restaurants, die endlich geöffnet sind und aus allen Nähten platzen. China wurde vom Virus mit voller Wucht getroffen. Doch auch diese neue Welle konnte den Freiheitsdrang der Menschen nicht eindämmen: In den letzten Jahren der Pandemie lebten sie zu lange eingesperrt. Wenige Tage vor dem chinesischen Neujahrsfest berichtet der Reporter auch von einer Jugend, die die drei Jahre wiederholter Lockdowns nicht gut verkraftet hat. Einige von ihnen wollen sich in den kommenden Wochen für das Exil entscheiden. Ihr Vertrauen in Chinas kommunistische Regierung haben sie verloren.
    (2) Ukraine: Zwei Kirchen im Krieg
    Das Patriarchat von Moskau kämpft im Ukrainekrieg gegen das Patriarchat von Kiew, und mitten drin begleitete ein ARTE-Reporter einen orthodoxer Bischof. Sein Amt wurde ihm schon in den ersten Stunden der russischen Invasion genommen. Wie viele ukrainische Priester schlug auch Vater Boris, der Bischof von Cherson, den Weg des Krieges ein, nachdem die russische Armee Cherson eingenommen und seine Kirche bombardiert hatte. An der Front und in den Kirchen der Ukraine kämpft er nicht mit Waffen, sondern mit Worten. In der Ukraine bekriegen sich die Männer des Glaubens, da dort zwei Kirchen für eine einzige Religion nebeneinander existieren: das Moskauer Patriarchat und das Kiewer Patriarchat. Seit dem Einmarsch der Russen in der Ukraine sind beide Seiten verfeindet. Es ist ein Kampf auf Leben und Tod um die Unabhängigkeit des Kiewer Patriarchats von Moskau und um die Seelen der Gläubigen in der Ukraine. Im Religionskrieg stehen die Priester an vorderster Front.
    (3) Mexiko: Im schwarzen Block der Feministinnen
    In Mexiko kämpfen Gruppen schwarz vermummter Frauen auch mit Gewalt gegen brutale Männer und für Frauenrechte. Von Kopf bis Fuß ganz in Schwarz vermummt, erhebt eine neue Generation von Feministinnen in Mexiko ihre Stimme für die Anerkennung der Frauenrechte. Aber anders als die Generation der Frauen davor, die schweigend protestierte, sehen sie sich als Teil der Bewegung „Schwarzer Block“, die in europäischen Hauptstädten demonstriert und die Gewalt nicht scheut. In ihren Augen ist der Mann an sich ein Raubtier, ihr Slogan für alle sexuellen Aggressoren lautet deshalb: „Weder Vergeben noch Vergessen!“ Diese Radikalisierung der feministischen Bewegung hat ihre Gründe in Mexiko: 2019 wurden dort 4.000 Frauen ermordet, nur in 976 Fällen wurde wegen Femizid ermittelt, in aller Regel entkommen 99% der Täter straflos.
    Vor kurzem erst stürmten die schwarzen Aktivistinnen in Mexiko-Stadt die Zentrale der Nationalen Menschenrechtskommission. Das öffentliche Gebäude wurde zum Hauptquartier ihrer Bewegung, aber auch zu einer Zuflucht für weibliche Opfer von Männergewalt. Dies ist nun ein für Männer streng verbotener Ort. Der Bloque Negro erlaubte der Reporterin Manon Heurtel, dort mit ihrer Kamera zu drehen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.01.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 13.01.2023arte.tv
  • Folge 3 (52 Min.)
    (1): Ex-Jugoslawien: Versöhnung in Sicht?
    30 Jahre nach dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien stellt sich die Frage nach einer Versöhnung zwischen den Staaten, die aus dem Zerfall der jugoslawischen Föderation hervorgingen: Serbien, Kroatien sowie Bosnien und Herzegowina. Eine Reise von Belgrad nach Zagreb und Sarajevo zu den „Friedensmachern“: Ein ehemaliger Botschafter Serbiens, der Premierminister Kroatiens und Bürger aus Bosnien und Herzegowina engagieren sich für eine friedliche Koexistenz. In der Praxis ist das nicht einfach, wegen der alten und der neuen Unterschiede. Kroatien ist nun Mitglied der Europäischen Union, es hat den Euro eingeführt und ist dem Schengen-Raum beigetreten. Eine noch strengere Grenze als früher trennt es deshalb heute von den anderen Staaten.
    Bosnien-Herzegowina besteht aus den Teilstaaten Serbische Republik und der Föderation Bosnien und Herzegowina. Beide leben eher für sich, sie feiern ihre Toten und lehren ihre Version der Geschichte. Obwohl die Menschen im Alltag keine Angst mehr haben, miteinander zu sprechen und Handel zu treiben, trennen sie die Verwaltungsstrukturen. Viele bedauern, dass die politischen Eliten eine Spaltung aufrechterhalten, die auf lange Sicht eine aufrichtige und tiefe Versöhnung behindert. Neben der Sprache vereint der Exodus diese Länder miteinander. Die Jüngsten gehen in Scharen, um anderswo in Europa ein besseres Leben zu finden.
    (2): Frieden schaffen: Ofer Bronchtein
    „Ich wollte wissen, wie es um die Friedensverhandlungen zwischen den Israelis und den Palästinensern steht. Auch wenn es hoffnungslos erscheint.“ Ofer Bronchtein, Mitgründer und Präsident des Internationalen Forums für Frieden im Nahen Osten, setzte sich mit Jitzchak Rabin seit 1992 für ein Ende des Konflikts ein. Bronchtein besitzt drei Pässe: einen französischen, einen israelischen und einen palästinensischen. Ofer Bronchtein kämpfte nach der Ermordung des Premierministers Jitzchak Rabin 1995 bis heute entschlossen dafür, dass die Beschlüsse des Oslo-Friedensprozesses keine Utopie bleiben müssen.
    Dafür setzt er unermüdlich und kompromisslos auf den Dialog mit den Palästinensern. Eine andere Methode als ein gemeinsames, beherztes Handeln kann sich Bronchtein nicht vorstellen, damit sich die beiden Völker endlich verständigen können. Er ist überzeugt davon, dass auch die kleinste Annäherung dazu symbolisch dazu beitragen kann, den Friedensprozess in Gang zu bringen. Und er glaubt, dass nur die Ausrufung zweier getrennter Staaten diesen Konflikt beenden könnte. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.01.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 20.01.2023arte.tv
  • Folge 4 (52 Min.)
    (1): Venezuela: Der See und das Öl
    Fast ein Jahrhundert lang nährte das Erdöl im Maracaibo-See und an seinen Ufern den Wohlstand Venezuelas. Doch mit der Verstaatlichung der Ölindustrie durch die Regierung des Sozialisten Hugo Chávez im Jahr 2002 begann die Krise, die bis heute andauert. Ab 2006 verschärften die US-Sanktionen sie noch: Die Ölförderanlagen liegen bis heute brach, Öl- und Gaslecks verseuchen den Maracaibo-See und seine Ufer. Der Zusammenbruch der Ölindustrie in Venezuela stürzte viele Menschen in bittere Armut. Innerhalb von 20 Jahren verloren die Region und das Land ein Viertel ihrer Bevölkerung. Wer geblieben ist, der muss sich durchschlagen: Anibal fischt seit drei Jahren für den Lebensunterhalt seiner Familie.
    Sein Boot ist ein verschnürter LKW-Schlauch, statt mit Rudern paddelt er mit Plastiktellern. Die Fische aus dem See sind mit Öl verseucht. Der Wissenschaftler Luis warnt die Regierung und die lokale Bevölkerung seit Jahren vor den Gefahren der Ölpest, ohne Erfolg. In der Nähe des Sees kommt es häufig zu Bränden und Explosionen. Carlos arbeitete früher in der Ölindustrie, er wurde 2002 von Hugo Chávez zusammen mit 20.000 anderen Arbeitern entlassen. Er eröffnete danach einen kleinen Lebensmittelladen in seinem Haus, um die Familie zu ernähren. Mit heute 60 Jahren wird sein Alltag wie der seiner Frau Ailin jeden Tag ein wenig komplizierter. Seine drei Kinder hatten keine andere Wahl, als zu emigrieren …
    (2): Armenien: Der Oberst der vier Kriege
    Am 13. September 2022 startete die aserbaidschanische Armee eine neue Großoffensive gegen den Süden Armeniens. In den drei Tagen der Kämpfe starben 300 Menschen, und 10.000 Armenier wurden vertrieben. Der Krieg zur Rückeroberung von Berg-Karabach, einer von Aserbaidschan eingeschlossenen autonomen Region mit armenischer Bevölkerungsmehrheit, hat Baku nur vorübergehend zufrieden gestellt. Präsident Alijew und seinem türkischen Verbündeten Erdogan fehlte noch die Einrichtung eines „Korridors“ südlich von Armenien, um eine Verbindung zwischen allen Ländern mit türkischer Kultur und Sprache in der Region zu schaffen – von der Türkei über Aserbaidschan bis nach Zentralasien. In diesem endlosen Krieg hat sich ein Mann immer wieder hervorgetan: Gilbert Minassian, „Der Oberst der vier Kriege“, ein Mann aus Marseille mit armenischen Wurzeln, der 30 Jahre lang an der Seite Armeniens kämpfte. Ein ARTE-Reporter begleitete ihn, um den Konflikt zwischen den beiden Ländern besser zu verstehen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.01.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 27.01.2023arte.tv
  • Folge 5 (52 Min.)
    (1): El Salvador: Der coolste Diktator der Welt?
    In El Salvador bekriegen sich die kriminellen Banden seit über 30 Jahren. Regelmäßig registrieren die Behörden dort die höchste Mordrate der Welt. Im März 2022 wurden El Salvador innerhalb von zwei Tagen 87 Menschen ermordet. Die MS 13 und Barrio 18, zwei rivalisierende Banden, bescherten dem Land damit die beiden tödlichsten Tage der letzten Jahrzehnte. Der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador, Nayib Bukele, wurde 2019 mit 37 Jahren zum Präsidenten gewählt. Das Parlament verhängte im Anschluss daran den Ausnahmezustand als eine Art Kriegserklärung an die Gangs. Innerhalb von acht Monaten wurden fast 60.000 Menschen inhaftiert, wegen des Verdachts, kriminellen Banden anzugehören.
    Die Politik des jüngsten Präsidenten Zentralamerikas wird von der Bevölkerung nach 30 Jahren mörderischer Bandenkriege massiv unterstützt. Nayib Bukele hat sich selbst zum „coolsten Diktator der Welt“ ernannt. Im Dezember verhängte Honduras nach demselben Muster den Ausnahmezustand. In Guatemala werden Journalisten und Staatsanwälte ins Gefängnis gesteckt. In Nicaragua herrscht eine Diktatur. Das nährt den Ehrgeiz von Nayib Bukele, der sich bereits als neuer Führer eines autoritär regierten Zentralamerikas sieht.
    (2): Malawi: Die Cholera ist zurück
    Die Cholera breitet sich in Malawi weiter aus. 2022 starben fast 600 Menschen an der neuen Epidemie. In gut 30 Ländern der Welt ist die Cholera wieder ausgebrochen, und es fehlt weltweit an Impfstoffen. Es handele sich um ein beunruhigendes Wiederaufflammen der Krankheit, sagt die Weltgesundheitsorganisation, die auch auf den Umstand hinweist, dass der Klimawandel und Konflikte die Cholera begünstigten. Die Lage in Malawi erscheint besonders besorgniserregend. Die ersten Fälle wurden im März 2022 gemeldet, die Ansteckungen explodierten im November und Dezember, genau zum Beginn der Regenzeit. Über 600 Menschen starben 2022. In diesem armen, dicht besiedelten Land, mitten in einer Wirtschaftskrise, ist der Zugang zu sauberem Wasser, Toiletten und nicht kontaminierten Lebensmitteln schwierig. Das staatliche Gesundheitssystem ist schwach und überfordert, immerhin wurden 2,9 Millionen Impfdosen geliefert, aber das ist nicht genug. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.02.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 03.02.2023arte.tv
  • Folge 6 (52 Min.)
    (1): Sri Lanka: 100% Bio führte in die Krise
    Seit einem Jahr leidet Sri Lanka unter einer schweren Ernährungskrise. Der Grund dafür ist die gescheiterte Umstellung auf eine zu 100 Prozent biologische Landwirtschaft, überhastet und politisch dilettantisch. Im Mai 2021 verbot Sri Lankas Regierung chemische Düngemittel zu verwenden, hauptsächlich offenbar, um Geld zu sparen: Die Kosten für deren Einfuhr liegen bei 300 Millionen US-Dollar pro Jahr. Damit zwang die Regierung die sieben Millionen Bauern des Landes dazu, von einem Tag auf den anderen ihre Reis-, Tee- und Bohnenfelder ohne Dünger und Pestizide zu bewirtschaften.
    Die wenigsten Bauern wussten, worauf sie sich da einlassen mussten. Auch die Regierung dachten nicht darüber nach, wie das in der Praxis eigentlich funktionieren sollte. 100 Prozent Bio scheiterte, und zwei aufeinanderfolgende Missernten führten zu einem dramatischen Rückgang der Produktion: 20 Prozent weniger Tee, 30 Prozent weniger Reis. Reis müssen sie nun aus Indien importieren, obwohl Sri Lanka seinen Bedarf vorher decken konnte.
    Chemische Düngemittel wurden dann schnell wieder zugelassen. Da die Erträge nicht ausreichten, musste jedoch ein Drittel der Anbauflächen aufgegeben werden. Das alles führte zu einem Preisanstieg und zu Folgen für die gesamte Wirtschaft: Im Dezember letzten Jahres stieg die Inflation bei Gütern des täglichen Bedarfs auf die Rekordrate von 60 Prozent. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) könnten sechs Millionen Menschen in Sri Lanka bald hungern …
    (2): Ukraine: Doppelgänger gegen Krieg
    Wladimir Putin und Wolodymyr Selenski unterzeichnen ein Friedensabkommen, und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un nickt ihnen dabei aufmunternd zu. Das wäre schön, aber die drei Herren sind leider nur die Doppelgänger von Putin, Selenski und Kim. Doch auch Doppelgänger können mitten rein geraten in die Kriege ihrer Originale. Im wirklichen Leben leitet Putins Doppelgänger eine LKW-Transportfirma, Kim Jong Uns Doppelgänger produziert Musik und Selenskis Doppelgänger lackiert Autos; der erste ist Pole, der zweite kommt aus Hongkong und der dritte aus Usbekistan. Ihre Ähnlichkeit zahlte sich aus in barer Münze, in Spielfilmen, Werbespots oder Parodien.
    Ihr Schicksal wendete sich an dem Tag, als Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte. Für den falschen Kim Jong Un sind die drei Doppelgänger wie „eine kleine Familie“. Und als die Bomben auf Kiew fielen, sorgte er sich um den Doppelgänger von Selenski, der dort damals in einer Karosseriewerkstatt arbeitete. Er fürchtete, dieser könnte von Russen entführt und vor laufender Kamera ermordet werden, um den Tod des echten ukrainischen Präsidenten vorzutäuschen. Der falsche Kim rief also den falschen Putin in Breslau an, um mit ihm zu beraten, wie sie den falschen Selenski aus der Ukraine rausholen könnten … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.02.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 10.02.2023arte.tv
  • Folge 7 (52 Min.)
    (1): Ukraine: Partisanen im Widerstand
    Ein Teil des Krieges in der Ukraine spielt im Untergrund. ARTE-Reporter trafen Partisanen in der Region Cherson. Die ukrainische Armee vertrieb dort im November letzten Jahres die russischen Besatzer. Damals lieferten Partisanen den Soldaten wertvolle Informationen über die Stellungen der russischen Armee in Cherson. Ukrainische Zivilisten leisten im Verborgenen Widerstand gegen die russische Armee in den besetzen Gebieten. Vor dem Krieg waren sie ganz normale Bürger, wie Valentin und Olena, ein pensioniertes Ehepaar aus Cherson, oder Viktor und sein Sohn, ein Student an der Seefahrtsschule, sowie Oleh und Swetlana, zwei Kommunalpolitiker.
    Alle kämpften monatelang im Geheimen gegen die Angreifer. Koordinatenübermittlung, Sabotage, Mord: Der geheime Krieg dieser Männer und Frauen spielte eine große Rolle bei der Befreiung von Cherson. Mobilisiert, um ihre Heimat zu verteidigen, vereitelten sie die Pläne des Kremls, ihre Region an Russland anzugliedern. Sie riskierten dabei Leib und Leben, manche wurden gefoltert, einige ermordet.
    Alle leben bis heute unter russischen Angriffen, denn die befreite Stadt Cherson wird immer noch von Russlands Artillerie beschossen. Gwendoline Debono traf auch eine ukrainische Spezialeinheit, die auf feindlichem Gebiet hinter den russischen Linien operiert. Die Aktionen und Informationen der Widerstandskämpfer sind wichtig für die Durchführung ihrer Missionen. Zum ersten Mal überhaupt war die Einheit bereit, bei einem Einsatz im Januar gefilmt zu werden.
    (2): Ukraine: Ein Fotograf im Krieg
    Edward Kaprov fotografierte den Alltag der Menschen im Ukraine-Krieg mit seiner historischen Plattenkamera. Vor 170 Jahren dokumentierten die ersten Fotografen den Krieg auf der Krim mit ihren riesigen Plattenkameras, das waren Apparate aus Holz, in die man große Glasplatten mit einer lichtempfindlichen Schicht steckte. Edward Kaprov aus Israel entschied sich dafür, mit so einer historischen Plattenkamera das Leben der Menschen von heute an der Front in der Ukraine zu fotografieren: „Ich wurde in einem Land geboren, das es nicht mehr gibt: der Sowjetunion. Ich bin in Sibirien aufgewachsen, das geografisch gesehen heute in Russland liegt, aber ich bin kein Russe.
    Das Land, in dem ich bis zu meinem 17. Lebensjahr lebte, bis kurz nach dem Zusammenbruch des Ostblocks 1991, besaß eine Kultur und eine Atmosphäre, die Russland nicht im Geringsten ähnelten. Als ich am Morgen des 24. Februar 2022 sah, dass Kiew bombardiert wurde, konnte ich es nicht glauben. Es war verrückt, Wladimir Putin zuzuhören, wie er versicherte, dass er die Ukraine „entnazifizieren“ würde! Es war undenkbar, verrückt. So etwas hatte es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr gegeben. Nie hätte ich mir vorstellen könneń, Zeuge eines Konflikts dieses Ausmaßes zu werden. Meine beiden Großväter stammten aus der Ukraine. Dieser Krieg ist mein Krieg“. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.02.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 17.02.2023arte.tv
  • Folge 8 (52 Min.)
    (1): Dominikanische Republik: Abschieben nach Haiti
    Haitianer nicht willkommen: Eine Mauer an der Grenze, und die Polizei jagt Haitianer, um sie abzuschieben. Die Karibik-Insel Hispaniola teilen sich Arm und Reich: Haiti im Westen, die Dominikanische Republik im Osten. Schon immer suchten Haitianer Arbeit in der Dominikanischen Republik, dort wurden und werden sie auch dringend gebraucht. Haiti aber wird seit Jahrzehnten immer wieder heimgesucht von Naturkatastrophen, Erdbeben und Wirbelstürmen, und die Lage hat sich zugespitzt in den vergangenen Jahren: Bandenkriege auf offener Straße, Demonstrationen gegen die Regierung, Armut, Hunger, die nackte Not … Also suchen immer mehr Haitianer ihr Glück in der Dominikanischen Republik, teils legal und viele illegal – viel zu viele findet der Präsident Luis Rodolfo Abinader Corona.
    Deshalb lässt er jetzt eine Mauer an der Grenze bauen. Auf 50 der 380 km langen gemeinsamen Grenzlinie steht schon ein Grundgerüst des dominikanischen Bollwerks gegen Haitianer, die der Not und dem Chaos im eigenen Land entfliehen wollen. Aber Schleuser finden dennoch Schlupflöcher und bestechen Grenzbeamte, um Haitianer ins Land zu holen. Doch ob legal oder illegal, die dominikanische Migrationspolizei macht Jagd auf Haitianer. Sie organisiert – gegen die Empfehlung der UNO – Abschiebungen nach Haiti, verwendet leerstehende Fabrikhallen ohne Sitz- oder Schlafmöglichkeiten und sanitäre Anlagen als Sammellager und deportiert sogar Kinder ohne deren Eltern.
    (2): Palästina: Die Babys der Intifada
    100 Palästinenser in Israels Gefängnissen wurden angeblich heimlich Väter, mit Hilfe künstlicher Befruchtung. Die In-vitro-Fertilisation im Dienste der palästinensischen Sache ermöglichte es augenscheinlich über 100 Frauen in den letzten zehn Jahren, Kinder von ihren in Israel inhaftierten Ehemännern zu gebären. So lautet die Legende. Verifizieren lässt sich das nicht, denn beide Seiten, Israelis und Palästinenser, lehnen DNA-Tests ab, um die Vaterschaft festzustellen. In Israels Gefängnissen sind solche Tests generell verboten, und die Palästinenser lehnen sie ab, weil sie nicht an der Treue ihrer Ehefrauen zweifeln wollen.
    Über die Art und Weise, wie diese Kinder gezeugt worden sein sollen, kursieren zahlreiche Anekdoten. Ein ARTE-Team hat einige dieser Kinder und ihre Mütter in den Palästinensergebieten getroffen. Sie erzählten von den Tricks, die sie anwenden mussten, um das Sperma ihrer Ehemänner aus dem Gefängnis zu schmuggeln und von der abenteuerlichen Reise in die Klinik zur In-vitro-Befruchtung. Die gut 100 Kinder sind für die Palästinenser heute nichts weniger als wahre „Botschafter des Friedens“. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.02.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 24.02.2023arte.tv
  • Folge 9 (52 Min.)
    (1): Afghanistan: Das wahre Gesicht der Taliban
    Die Taliban haben Afghanistan vor 18 Monaten erobert und ein unbarmherziges Regime errichtet, sie nennen es Emirat: Sie berufen sich in allen Rechtsfragen auf ihre radikale Auslegung des Koran und die Scharia. Wie regieren die Taliban heute wirklich im Alltag, mitten in einer erschreckenden wirtschaftlichen und sozialen Krise, und wie rechtfertigen sie das das Bildungs- und das Arbeitsverbot für Frauen? Sylvie Cozzolino und Flavian Charuel fuhren nach Afghanistan, um mit den Führern der Taliban zu reden, um ihre Argumente zu hören und ihre Dogmen und Denkweisen kennenzulernen.
    Sie wollten herausfinden, ob es wirklich Risse gibt in der Einheitsfront der radikalen Islamisten, insbesondere beim Arbeits- und Bildungsverbot für Mädchen und Frauen. Bei ihrer Recherche zwischen Kabul und Kandahar trafen sie den ehemaligen Stabschef von Mullah Omar, dem Gründer der Taliban-Bewegung, dann den Leiter der größten Koranschule im Süden Afghanistans, in der Mudschaheddin ausgebildet werden, und sie erhielten sogar eine Audienz im sogenannten „Ministerium für die Unterdrückung des Lasters und die Förderung der Tugend“.
    (2): Israel: Sderot, das zweite Israel
    Weit von den Boomtowns der Start-up-Nation wie Tel Aviv gibt es noch ein zweites Israel: Orte wie Sderot, in denen die Leute nur schwer über die Runden kommen, wo sie den Verlust traditioneller Werte beklagen, rechts wählen und Benjamin Netanjahus Regierung großartig finden. Diese Israelis leben in den benachteiligten Randregionen des Landes. Sie mögen Benjamin Netanjahu und seine Regierung, vor allem auch, weil sie den Obersten Gerichtshof – für sie nur eine Hochburg der Linken – angreift und gegenüber den Palästinensern auf die harte Tour setzt.
    Die mittelgroße Stadt Sderot, eine historische Hochburg des Likud, vereint die Quintessenz des zweiten Israels: eine Bevölkerung mehrheitlich marokkanischer Einwanderer der 1950er Jahre, heruntergekommene Viertel, fern vom israelischen Wirtschaftswunder, stets bedroht durch seine Nähe zum Gazastreifen. Netanjahu an der Macht, das klingt für viele Menschen in Sderot nach einer süßen Rache an den Eliten von Tel Aviv. In diesem zweiten Israel liegt der Schlüssel zum Verständnis dafür, warum die Wähler sich gerade für eine so radikale Regierung entschieden haben.
    (3): Türkei: Chronik eines Dorfs in Trümmern
    Zehn Tage nach dem Erdbeben sind die Menschen im Dorf Gokcedere, 50 Kilometer vom Epizentrum entfernt, noch immer ihrem Schicksal überlassen. Die 500 Einwohner leben nur von den Spenden freiwilliger Helfer. 60 Menschen starben hier in den Trümmern ihrer Häuser, viele könnten noch leben, wenn nur die Rettungskräfte bis Gokcedere gekommen wären … Cengiz Keskin entging nur knapp dem Einsturz seines Hauses. Aber er sah, wie seine Schwester bei lebendigem Leib verbrannte, eingeschlossen unter Schutt, den er nicht wegräumen konnte. Von den 400 Häusern des Dorfes ist nicht ein einziges unversehrt.
    Menschen starben, nachdem sie tagelang unter den Trümmern gelegen hatten, und die Dorfbewohner mussten sie selbst beerdigen. Ishak Polat lebt heute mit seiner Familie in einem Zelt. Er musste in die nächstgelegene größere Stadt fahren und bei der Armee darum betteln. Sein Haus ist unbewohnbar, aber den Kredit dafür muss er weiter zurückzahlen. Nur wie? Die Fabrik, in der er arbeitete, wurde ebenfalls zerstört. In Gokcedere hilft der Glaube den Leuten, immerhin. Das Vertrauen in ihren Präsidenten Erdogan scheint trotz alledem aber unerschütterlich zu sein. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.03.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 03.03.2023arte.tv
  • Folge 10 (52 Min.)
    (1): Philippinen: Eltern missbrauchen Kinder online
    Diwa, elf Jahre alt, ist eines von Tausenden Opfern eines Verbrechens, das in Europa kaum bekannt ist, auf den Philippinen aber schlimme Folgen hat. Sie wurde von ihren Eltern live im Internet vergewaltigt, die dafür von ausländischen Pädokriminellen bezahlt wurden. Die Pandemie und die daraus folgenden Lockdowns verschärften die Not vieler Menschen, weil sie ihre Arbeit verloren: Die Skupellosigkeit mancher Eltern und die Gier der Pädokriminellen führte auf den Philippinen dazu, dass dort Väter und Mütter ihre Kinder im Internet als Sexobjekte zur Vergewaltigung anboten.
    Diwa, 11 Jahre, erzählt über ihre Eltern und deren Kunden in Europa: „Ich war ihr Favorit, weil ich ein Mädchen bin … Man sagte mir, dass es nicht lange dauern würde. Ich wurde erpresst. Wenn ich nicht tat, was sie verlangten, würden sie mich nackt vor die Tür setzen.“ Anhand von Dokumenten aus den laufenden Ermittlungen haben ARTE-Reporter einen Schweizer und einen Briten identifizieren können, die Geld dafür zahlten, um Eltern beim Missbrauch ihrer Kinder online zuschauen zu dürfen. Dies geschah nicht im Darkweb, und sie brauchten dafür auch keine Kryptowährung.
    Alles findet auf Facebook statt, über Geldtransferdienste, die zu den beliebtesten der Welt gehören. Und die Nachfrage der Pädokriminellen ist seit dem Ende der Pandemie nicht gesunken. Diwa, ihr jüngerer Bruder und ihr kleiner Cousin leben heute unter dem Schutz der NGO PREDA in der Region Olongapo, westlich der Hauptstadt Manila. Gründer von PREDA ist der 79-jährige Pater Shay Cullen, der seit einem halben Jahrhundert hier lebt. Diese investigative Reportage entstand in Zusammenarbeit mit der Tageszeitung Le Monde.
    (2): Gabun: Die Jäger der tödlichen Viren
    Im Osten Gabuns suchen Wissenschaftler im zweitgrößten Regenwald der Welt die nächsten „zoonotischen“ Viren. Wie HIV, Ebola oder SARS-CoV-2 könnten eines Tages neue „zoonotische“ Viren oder auch Bakterien von einem Säugetier auf den Menschen übergehen und Pandemien auslösen, die weitaus schlimmer wären als Covid-19. Einige Wissenschaftler suchen gefährliche Erreger auf Menschenaffen oder auf Nagetieren. Andere dringen tief ein in die Höhlen im Dschungel, um dort Proben von Fledermäusen zu nehmen, die viele Krankheitserreger tragen können. In Gabun gehören nun auch die einfachen Jäger in den Dörfern zum Team der Wissenschaftler. Forscher und Jäger arbeiten Hand in Hand beim Aufspüren neuer gefährlicher Viren auf wilden Tieren. Die Zukunft unserer Gesundheit entscheidet sich auch im Kongobecken.
    Deutsche TV-PremiereSa 11.03.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 10.03.2023arte.tv
  • Folge 11 (52 Min.)
    (1): Libanon: Solange noch die Zedern duften
    Die Zeder, als grüne Silhouette auf der Fahne, ist das identitätsstiftende, aber gefährdete Symbol des Libanon. In diesen Tagen erscheint die Zeder im Libanon im gleichen Maße gefährdet wie das Land. Das Land rutscht seit der Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 wirtschaftlich immer tiefer in den Abgrund. Die Bäume sind Opfer des Klimawandels und der Wirtschaftskrise: Die einen fällen sie illegal aus Not, und die anderen illegal aus purer Gewinnsucht. Früher bedeckten Wälder nicht nur mit Zedern die Berge des Libanon und regulierten das Klima in der ganzen Region.
    Heute stehen sie nur noch auf 13% der Gesamtfläche des kleinen Landes. Trotz der politischen und wirtschaftlichen Krise, trotz der Abwertung des libanesischen Pfunds, trotz des Hungers und des Fehlens einer Umweltpolitik setzen sich aber ein paar Menschen dafür ein, Zedern als Zeichen der Hoffnung und des Widerstands zu pflanzen. Dr. Youssef Tawk, Arzt und Leiter des kleinen Krankenhauses im Dorf Charre, hat sich einer Mission verschrieben, die nach dem Bürgerkrieg unmöglich schien: der Wiederaufforstung der trockenen Hänge in der Nähe seines Heimatdorfes.
    (2): Mongolei: Vom Segen und Fluch der Kohle
    Die Förderung der Kohle brachte den Wohlstand in die Mongolei – aber ihr Segen wird allmählich zu einem Fluch. Seit 20 Jahren befeuern die Förderung und der Export der Kohle die Wirtschaft in der Mongolei, dank der Kohle wuchsen neue Städte in den Himmel: Die Hauptstadt Ulan Bator etwa entwickelt sich rasant. In der Wüste Gobi, zehn Autostunden von Ulan Bator entfernt, sind Männer wie Altan Tsog stolz darauf, die größten Kohlereserven der Welt auszubeuten. Die Tavan Tolgoi-Mine steht auf über 7 Milliarden Tonnen Kohle, ausbeutbar im Tagebau.
    Aber Altan Tsog hat auch eine Tochter, sie ist zwei Jahre alt, und sie leidet an einer Herzkrankheit. Nach Ansicht der Ärzte ist der Kohlestaub schuld daran. Er schwebt überall und immer in der Luft. Laut einer aktuellen UNICEF-Studie hat sich die Zahl der Lungenerkrankungen in der Mongolei in den letzten zehn Jahren fast verdreifacht. Lungenentzündungen sind mittlerweile die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren. Kinder, die in kohlebeheizten Jurten aufwachsen, haben eine um 40% geringere Atemkapazität als der Durchschnitt ihrer Altersgenossen.
    In Ulan Bator, wo mehr als die Hälfte der mongolischen Bevölkerung lebt, ist der Himmel schwarz vom Kohlerauch der Öfen, die Luft dick, klebrig und mit Rußflocken gesättigt. Dort messen sie Rekordwerte für die Luftverschmutzung. Die Regierung hat das Problem erkannt und wenigstens die Verwendung der schmutzigen Rohkohle verboten. Die Mongolei ist jedoch wirtschaftlich zu sehr von der Kohle abhängig: Das Land hat nicht die Mittel, um eine echte Umweltpolitik zu betreiben. Und so wird der Segen allmählich zu einem Fluch … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.03.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 17.03.2023arte.tv
  • Folge 12 (52 Min.)
    (1): Aserbaidschan: Rückkehr nach Karabach
    Wie ist die Lage in den nun von Aserbaidschan kontrollierten Gebieten von Karabach, zwei Jahre nach dem Waffenstillstand im letzten Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan? In den 1990er Jahren vertrieb der erste Krieg zwischen den beiden Ländern 750.000 Aserbaidschaner aus den von Armenien eroberten Gebieten nach Aserbaidschan. 30 Jahre lang versprach das Regime in Baku den Vertriebenen eine „Große Rückkehr“ nach Karabach. Ungeachtet des letzten Waffenstillstands konnten bis heute allerdings nur wenige Familien aus Aserbaidschan in die Region zurückkehren, aus der sie einmal vertrieben worden waren. Karabach ist nach wie vor ein Militärgebiet unter Spannungen. Ein Friedensvertrag zwischen Armenien und Aserbaidschan wurde noch immer nicht unterzeichnet, und Anfang 2023 gerieten die Verhandlungen in eine Sackgasse.
    Im September letzten Jahres kamen bei Kämpfen an der Grenze fast 600 Menschen ums Leben. Mitte Dezember wurde der Latschin-Korridor zum Gegenstand eines diplomatischen Tauziehens zwischen Eriwan und Baku: Sie warfen sich gegenseitig vor, nur den nächsten Krieg vorzubereiten. Aserbaidschans Regierung verkündet eine blühende Zukunft für Karabach, sie schickt Kräne und Bagger, um Häuser und Schulen in den Gebieten zu bauen, die sie 2020 zurückeroberte – zerstörte Gebiete, in denen es noch keinen Platz für Leben und Frieden gibt.
    (2): Somalia: Rettungssanitäter in Mogadischu
    In Somalias Hauptstadt Mogadischu hat der Zahnarzt Dr. Abdulkadir Adan den landesweit ersten und einzigen kostenlosen Rettungsdienst mit eigenen Fahrzeugen und freiwilligen Sanitätern gegründet. Sie wollen ihrem Volk dienen und Leben retten. Die Sanitäter fahren an alle Fronten in der vom Terror geschundenen Hauptstadt. Zwar hat die Armee die islamistische Al-Shabab schon 2011 aus Mogadischu vertrieben, aber noch immer verüben Extremisten dort Anschläge auf die Zivilbevölkerung. Die freiwilligen Helfer transportieren nicht nur die Opfer des Terrors, sondern auch kranke Kinder, schwangere Frauen kurz vor der Entbindung sowie die Opfer von Verkehrsunfällen.
    In Somalia gibt es keinen funktionierenden öffentlichen Dienst, deshalb sind die freiwilligen Sanitäter für viele Einwohner die einzige Möglichkeit, in Notfällen zu helfen. Und die scheuen keine Gefahr, um Leben zu retten. Sabir, ein junger Familienvater, arbeitet seit fünf Jahren als freiwilliger Fahrer für die „Aamin“-Krankenwagen. Im vergangenen Jahr wurde er bei einem Bombenanschlag schwer verletzt. Trotz der Nachwirkungen, die ihm noch immer zu schaffen machen, setzte er sich wieder hinter das Steuer seines Krankenwagens. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.03.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 24.03.2023arte.tv
  • Folge 13 (52 Min.)
    (1): Brasilien: Im Lager der Bolsonaro-Freunde
    Bei den Präsidentschaftswahlen in Brasilien im Oktober 2022 gewann Lula mit 50,9% der Stimmen gegenüber 49,1% für Jair Bolsonaro. Seitdem ist das Land stärker als je zuvor zwischen zwei politischen Lagern gespalten. In einigen Regionen im Süden erhielt der rechtsgerichtete Kandidat Bolsonaro über 70% der Stimmen. Dies gilt insbesondere für den Bundesstaat Paraná, der zu den reichsten des Landes gehört und wirtschaftlich von der Landwirtschaft lebt. Die Bevölkerung dort ist nach wie vor von den deutschen Migranten geprägt, die den Bundesstaat vor rund 100 Jahren besiedelten.
    In kleinen landwirtschaftlichen Städten wie Quatro Pontes wird bis heute Deutsch gesprochen. Die Wahl für Jair Bolsonaro ist dort untrennbar mit dem Aufstieg der evangelikalen Kirchen verbunden. Für seine Wähler ist Bolsonaro kein Rechtsextremer, sondern einfach ein Konservativer. In Curitiba, der reichen schönen Hauptstadt des Bundesstaates Parana, warten die Anhänger von Jair Bolsonaro nur auf seine Rückkehr aus dem Exil in Florida.
    (2): Russland: Was denken die Russen im Ural?
    Ein russisches Journalistenteam, das anonym bleiben muss, reiste zwischen Februar 2022 und Februar 2023 dreimal in eine Kleinstadt im Ural, um dort mit Russen zu reden, die weit entfernt von der Hauptstadt leben. Sie wollten wissen, was diese von der Politik des Kreml halten. Vor dem Einmarsch in die Ukraine wollte niemand an eine russische Offensive glauben. Auch nicht die Bewohner von Fère-Champenoise oder auf Russisch Ferschampenuas – so wurde die Stadt im Ural zu Ehren eines Siegs der Kosaken gegen Napoleon genannt. Sie kümmerten sich vor dem Angriffskrieg vor allem um ihre schwierigen Lebensbedingungen. Innerhalb eines Jahres drang der Krieg jedoch in alle Köpfe. Bis heute aber unterstützen die Einwohner weiterhin Putin und seinen Krieg, sie stellen die Notwendigkeit dieser „Spezialoperation“ nicht in Frage – obwohl auch bei ihnen bereits die ersten Särge mit gefallenen Soldaten aus der Ukraine eingetroffen sind. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.04.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 31.03.2023arte.tv
  • Folge 14 (52 Min.)
    (1): Burkina Faso: Terror gegen Schüler
    In Burkina Faso treiben islamistische Terroristen Kinder aus ihren Schulen und brennen die Gebäude nieder. Sie führen einen systematischen Krieg gegen Schüler und Lehrer. Mehr als zweieinhalb Millionen Schülerinnen und Schüler haben in Burkina Faso in diesen Tagen keinen Unterricht mehr. Für das Land mit seinen 20 Millionen Einwohnern ist das eine enorme Zahl von Kindern, die ihr Recht auf Bildung nicht mehr wahrnehmen können, weil islamistische Terroristen Bildung für schädlich halten. Sie greifen die Schulen an, vertreiben Kinder und Lehrer mit Schüssen, stecken die Gebäude an oder reißen sie ab.
    Sie bedrohen und verfolgen Lehrer und Angestellte des Bildungssystems, manche werden von ihnen ermordet. Nie zuvor herrschte in Afrika ein Krieg gegen die Schulen in diesem Ausmaß. Die regierende Junta versucht, alternative Lösungen zur Bildung von hunderttausenden Flüchtlingskindern zu finden, doch ihre Mittel sind begrenzt. Vor allem aber verliert die burkinische Armee immer mehr an Boden: Sie kontrolliert nur noch 40% des Landes …
    (2): Irak: Das Leid der Kinder nach dem Krieg
    Basra, die zweitgrößte Stadt des Irak, spürt noch immer die Folgen des Krieges, vor allem die Kinder. Ihre Sterblichkeitsrate ist so hoch, dass die Behörden in Basra inzwischen drei Kinderfriedhöfe anlegen mussten. Zwischen 1994 und 2003 stieg in Basra die Zahl der Missbildungen an Kindern um das 17-fache, 14-mal mehr als in Nagasaki oder Hiroshima. In Nehran Omar, einem 2000-Einwohner-Ort 30 km von Basra entfernt, klagen die Einwohner über eine große Zahl behinderter Kinder und über viele Todesfälle von Kindern durch Krebserkrankungen. Im Krieg gegen den Irak und seinen Diktator Saddam Hussein setzte die US-Armee Waffen ein, die Uran enthielten: Die nach den Explosionen freigesetzten radioaktiven Partikel kontaminieren den Boden, die Flüsse, das Vieh und die Menschen bis heute.
    Und nun leiden die Bürger in Basra auch noch unter den Folgen der Ölförderung. Die internationalen Ölfirmen respektieren die Gesetze zum Schutz der Bevölkerung augenscheinlich nicht. Sie fackeln die Gase, die bei der Förderung entweichen, einfach ab, in weniger als 10 Kilometern Entfernung von den ersten Siedlungen. Die Menschen dort sind den hochgiftigen Emissionen schutzlos ausgesetzt. Die regionalen Behörden greifen nicht ein, wohl auch deshalb, weil die Gewinne aus der Ölförderung fast 90% des irakischen Haushalts ausmachen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.04.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 07.04.2023arte.tv
  • Folge 15 (52 Min.)
    (1): Japan: Den Krieg vorbereiten für den Frieden
    Wie Deutschland verändert auch Japan gerade seine Haltung zur Armee. Seit dem Krieg in der Ukraine und nach den verstärkten Spannungen in der Taiwanstraße rüstet Tokio auf und wappnet sich für mögliche Kriege in der Zukunft. Japan hat den Pazifismus zwar offiziell seit 1947 in seiner Verfassung festgeschieben, doch angesichts der aktuellen Weltlage schreitet die Remilitarisierung Japans mit großen Schritten voran. In den Dschungeln von Nagasaki filmte das Reportage-Team Übungen der sogenannten Selbstverteidigungskräfte, sie sind das Pendant zur japanischen Armee. Sie sollen ihr Land auf einen möglichen kriegerischen Konflikt mit Peking vorbereiten.
    110 Kilometer von Taiwan entfernt, im Okinawa-Archipel, auf der friedlichen Insel Yonaguni, befürchten die Einwohnerinnen und Einwohner, dass sie in einen möglichen Krieg zwischen China und den USA hineingezogen werden könnten. Die Fischer von Yonaguni erzählen von den Schikanen der chinesischen Küstenwache und von den Raketen Pekings, die im August 2022 während chinesischer Seemänöver um Taiwan in japanischen Gewässern landeten. Japan, Washingtons wichtigster Verbündeter, ist von drei Atommächte umgeben: China, Nordkorea, Russland …
    (2): Kolumbien: Mehr Kohle für Europa
    Das größte Kohleabbaugebiet Südamerikas, eines der größten weltweit, liegt im Nordosten Kolumbiens. Multinationale Bergbau-Konzerne bauen hier Millionen Tonnen Kohle ab. Seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine steigt die Nachfrage in Europa. Vor drei Jahren noch wurden die ersten Minen geschlossen: Die Nachfrage nach dem Klimakiller Kohle war eingebrochen, der Kohlepreis fiel weltweit. Der Kriegsbeginn in der Ukraine hat das geändert: Europa kann nicht mehr auf Putins billiges Gas zählen, deshalb wächst sein Hunger nach Kohle. 7 Millionen Tonnen Kohle wurden in den letzten Monaten in die EU importiert. Die Förderung der Kohle hat in Kolumbien eine dunkle Vergangenheit, eine Folge der Jahrzehnte des Bürgerkriegs: 3.000 Menschen wurden in den gewalttätigsten Jahren in der Kohleregion getötet und 55.000 von ihrem Land vertrieben.
    Mit dem neuen Kohlehunger Europas sind die alten Dämonen zurück. Menschen wie Elizabeth Mejia mussten ihre Häuser und ihr Land verlassen, weil die Minen die Straßen zu ihrem Grundstück zerstörten. Der Arzt Yoander Ruiz berichtet, dass Lungenkrankheiten in dem neben den Minen gelegenen Dorf El Hatillo zugenommen haben. Die steigende Nachfrage nach Kohle in Europa hat mitunter unerwartet schwere Folgen für viele Menschen in Kolumbien. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.04.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 14.04.2023arte.tv
  • Folge 16 (52 Min.)
    Niger: Im Norden des Landes schloss der französische Konzern Orano nach fast 50 Jahren eine seiner Uranminen. Zurück bleiben Arbeitslose und strahlende Altlasten.
    Taiwan: Angesichts der Rückschläge der russischen Armee im Ukraine-Krieg erkennen viele Taiwaner, dass – im Falle einer Invasion Chinas – ein ungleicher Kampf nicht von vornherein verloren wäre. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.04.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 21.04.2023arte.tv
  • Folge 17 (52 Min.)
    Syrien: Vor vier Jahren zerstörte die von den USA angeführte Koalition die letzte Basis des Islamischen Staates in Rakka. Doch radikale Anhänger des IS terrorisieren weiterhin die Bevölkerung.
    Venezuela: Fast ein Jahrhundert lang nährte das Öl im Maracaibo-See den Wohlstand des Landes. Doch mit den Streiks gegen die Regierung Chávez 2002 begann die Krise, die bis heute andauert. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.04.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 28.04.2023arte.tv
  • Folge 18 (52 Min.)
    Syrien: Der Alltag der Zivilisten in der letzten Region der Rebellen, die gegen Diktator Assad kämpfen, im Jahre 2020. Hammoudi, Bilal und Ahmad sind Kinder und arbeiten hart. Wie geht es ihnen heute?
    Ukraine: Ein dänischer Stadtplaner liefert den Ukrainern in Europa gespendete gebrauchte Fahrräder.
    Indien: In Neu-Delhi erobern Horden von wilden Affen den öffentlichen Raum. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.05.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 05.05.2023arte.tv
  • Folge 19 (52 Min.)
    Türkei: Die Stadt Antakya wurde durch das Erdbeben im Februar völlig zerstört. Präsident Erdogans Wiederaufbaupläne sehen keinen Platz für Christen vor …
    Die Türkei im Wahlkampf: Die Abneigung der türkischen Gesellschaft gegen die Syrer wächst.
    Die beiden Erdbeben im Februar haben auch den Alltag von Kindern in der türkischen Provinz Hatay brutal aus dem Gleichgewicht geworfen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.05.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 12.05.2023arte.tv
  • Folge 20 (52 Min.)
    Sudan: Seit in Khartum die Kämpfe zwischen Staatschef Abdel Fattah Abdelrahman Al-Burhane und Mohammed Hamdan Daglo ausgebrochen sind, ist die Lage in den Krankenhäusern katastrophal.
    Russland: In den Ruinen des Donbass soll bald ein Russland erblühen, wie Putin es sich erträumt.
    Senegal und der Klimawandel: Das Meer verschlingt die Küste und vertreibt die Menschen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.05.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 19.05.2023arte.tv
  • Folge 21 (52 Min.)
    (1) Südafrika: Wieder einmal Stromausfall – das ist heute Alltag im Land. Was steckt dahinter?
    (2) USA: In North Dakota veränderte die Ausbeutung eines Schieferöl- und Schiefergas-Vorkommens bis heute vieles – aber nicht alle profitieren davon.
    (3) Argentinien: Ein Kinderarzt – genannt „Drachendoktor“ – wendet ungewöhnliche Methoden an, um seinen jungen Patienten Trost zu spenden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.05.2023arteDeutsche Online-PremiereFr 26.05.2023arte.tv

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