2023, Folge 609–631

Die meisten (wenn nicht sogar alle) Folgen werden in verschiedenlangen Fassungen ausgestrahlt (32 und 52 Min.).
  • Folge 609 (32 Min.)
    Auf seiner Eselfarm ermöglicht Darko Saveljic den oft vernachlässigten Eseln ein artgerechtes Leben. – Bild: MedienKontor/​Dunja Engelbrecht /​ © MedienKontor/​Dunja Engelbrecht
    Auf seiner Eselfarm ermöglicht Darko Saveljic den oft vernachlässigten Eseln ein artgerechtes Leben.
    Inzwischen sind es 59 Stuten und ein Hengst, die auf Darkos Eselfarm ein Zuhause haben – hoch in den Bergen, 17 Kilometer von Montenegros Hauptstadt Podgorica entfernt. Sie heißen Drina, Julia, Haila, Mandarina und jedes Grautier hat eine eigene Geschichte. Mandarina ist mit 40 Jahren die älteste Stute auf der Farm. Bevor Darko Saveljic sie zu sich nahm, hatten ihre Besitzer sie als Arbeitstier ausgebeutet und dabei jahrelang nicht einmal bemerkt, dass sie blind ist. Drina hingegen war das erste Fohlen auf der Farm, geliebt und verhätschelt von der ganzen Familie. Als ein Wolf ihre Mutter tötete, hielten die Saveljics die Eselwaise umso mehr wie eines ihrer Haustiere.
    Doch als immer mehr Esel auf die Farm kamen, baute die Familie für die neuen Bewohner einen Stall und ein Auslaufgehege. Inmitten der Herde steht nun auch Drina – die nun jedoch umso eifersüchtiger darüber wacht, dass sie die meiste Zuwendung genießt. Was als Rettungsaktion für die oft misshandelten und ausgesetzten Esel begann, ist zu einer überaus populären, amüsanten und zu Herzen gehenden Umweltschutzaktion des kleinen Balkanlandes geworden. Noch vor 30 Jahren sicherten Esel den Bauern Montenegros das Überleben. Sie ackerten, bis Landflucht und Maschinen sie in den Augen ihrer Besitzer überflüssig und wertlos machten.
    Und obwohl der Esel zum kulturellen Erbe auf dem Balkan gehört, zählt er in Montenegro plötzlich zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten. Die letzten Esel davor zu bewahren und ihnen ein artgerechtes Leben zu ermöglichen sowie sein Modell von Tierschutz in die Öffentlichkeit zu tragen, dafür kämpft Darko Saveljic. Seine Mission: Die Esel in seiner Heimat zu retten. Ob und wie es ihm mit seiner Eselfarm gelingt, was geschieht, wenn eines der Tiere erkrankt und warum Eselsmilch heilen hilft, davon erzählt dieser Film. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.01.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 31.12.2022arte.tv
  • Folge 610 (32 Min.)
    In den Schweizer Alpen benötigen die Mineralien- und Kristallsucher, auch „Strahler“ genannt, ein sogenanntes Strahlerpatent, um Bergkristalle zu gewinnen.
    Mit Spitzhacke, Hammer und Meißel bewaffnet, geht es bei „ARTE 360° Reportage“ hoch in die Berge auf Schatzsuche. Das Objekt der Begierde: der Bergkristall. Es handelt sich hierbei um einen Quarz in seiner reinsten und transparentesten Form. In den Schweizer Alpen benötigen die Mineralien- und Kristallsucher, auch „Strahler“ genannt, ein Strahlerpatent, um die Bergkristalle abzubauen. Dafür geht es in tiefe Felsspalte und Hohlräume, sogenannte Klüfte. Ein gefährliches Unterfangen, bei dem manche Kristallsucher nicht selten ihr Leben riskieren. Der Preis ist es jedoch wert, denn Sammler bezahlen für Bergkristalle oft mehrere Tausend Euro. Amateure und Berufsstrahler sind in den Schweizer Alpen aus ganz unterschiedlicher Motivation unterwegs: Jelena Brkic ist Schmuckdesignerin und hat ihr eigenes Schmucklabel gegründet.
    Außerdem ist es ihr wichtig, ein traditionelles Handwerk ihrer Heimat weiterleben zu lassen. Oder Thomas Steinbrugger, Berufsstrahler und ehemaliger Extremkletterer, der ausschließlich vom Abbau der wertvollen Bergkristalle lebt: In 3.500 Meter Höhe schlägt er, zusammen mit seinem Bruder, jeden Sommer sein Basislager auf. Hier oben wird das Steinesuchen zur nicht ganz risikofreien Expedition. Die Veränderung des Klimas ist Fluch und Segen zugleich: Einerseits legt das Schmelzen der Gletscher neue Klüfte frei, andererseits birgt das Tauen des Eises auch eine erhebliche Gefahr für die Schatzsucher – Unfälle gibt es fast jedes Jahr. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.01.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 14.01.2023arte.tv
  • Folge 611 (32 Min.)
    Der Hummer – hier in Maine etablierte er sich über Jahrzehnte hinweg als populäre Delikatesse und Markenzeichen des US-Bundesstaates. Doch die Tage der traditionellen Hummerfischerei könnten bald gezählt sein. Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen erwärmt sich der Golf von Maine aufgrund seiner geografischen Lage viel schneller als der Rest der Weltmeere. Das lässt die Hummer weiter gen Norden ziehen, in kältere Gewässer. Zum anderen ist hier auch der Lebensraum vieler Wale. Die großen Meeressäuger verfangen sich mitunter in den Seilen der Hummerfallen und gehen teils qualvoll zugrunde.
    Deshalb hat die US-Regierung den Hummerfischern viele Restriktionen verordnet. Den Fischern stellen sich nun die Fragen: Aufhören oder mitwandern? Neue Fanggründe suchen? Auf eine andere Einnahmequelle setzen? Andere Fallen einsetzen? Auf der kleinen Insel Little Cranberry im Norden von Maine folgt die Reportage der 25-jährigen Hummerfischerin Emma Fernald und ihrem Onkel Danny. Während Danny sich bald zur Ruhe setzen wird, steht Emma gerade erst am Anfang. Aber sie hat sich bereits nach Alternativen zur Hummerfischerei umgeschaut.
    Auf dem Campus der Universität College of the Atlantic untersucht derweil der Biologe und Ozeanograph Sean Todd gemeinsam mit seinen Studenten die Verhaltensweisen der Wale sowie die Auswirkungen des Klimawandels und der Fischerei auf die Tiere. Sein Kollege Zack Klyver hat sich seit 35 Jahren den Walen verschrieben und versucht, die verunsicherten Fischer von einer neuen Hummerfallentechnologie zu überzeugen, die ganz ohne Seile auskommt. Wird sich eine Lösung finden, die die Wale schützt und gleichzeitig die Hummerfischerei fortbestehen lässt? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.01.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 21.01.2023arte.tv
  • Folge 612 (31 Min.)
    Bastri Limoj ist Hirte im südalbanischen Bergdorf Vranisht und lebt mit seiner Familie, wie viele in Albanien auf dem Land, von dem, was er mit seinen Schafen und Ziegen erwirtschaftet. Während der sozialistischen Diktatur, zwischen 1944 und 1990, wurden die Herden jedoch zwangskollektiviert, den Hirten weggenommen und in Gemeinschaftseigentum umgewandelt. Nach dem Ende des Regimes waren es die Alten, die sich wieder auf diese Tradition besannen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Nachwuchs gab es kaum.
    Zu mühselig erschien vielen jungen Menschen der Beruf, zu rückwärtsgewandt, mit zu geringen Verdienstmöglichkeiten. Auch Bastris Sohn Lucjano suchte wie viele seiner Generation ein besseres Leben in der Stadt und studierte Maschinenbau. Ab und zu kommt er in sein Heimatdorf zurück, um seinem Vater zu helfen. Der möchte diesmal, dass er ihn auch beim Auftrieb der Herde zur Sommerweide in die Berge begleitet. Der Weg über die Geröllpfade ist gefährlich für Mensch und Tier. Und auch oben auf den Weiden nimmt die Sorge um das Vieh nur selten ein Ende.
    Kein Platz für Schäferromantik – außer in den überlieferten polyphonen Gesängen. Diese mehrstimmigen Gesänge mit einem tiefen Halteton stammen aus der Hirtentradition der Region Labëria. Mittlerweile greifen sie auch junge Leute begeistert wieder auf. Liegt hierin auch eine Chance für den Schäferberuf? Und wird der Vater seinen Sohn überzeugen können, sein Erbe fortzuführen und so tatkräftig mitzuhelfen, dass die Schäfertradition nicht ausstirbt? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.02.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 18.02.2023arte.tv
  • Folge 613 (31 Min.)
    Ein junges Team von Tierspezialisten will die Büffel in Laos aufpäppeln – mit Futterblöcken, entwickelt von australischen Wissenschaftlern. Mit ihrer Hilfe können die Büffel zum ersten Mal ganzjährig ausreichend ernährt werden, sie werden gesünder, setzen mehr Fleisch an und geben bis zu 30 Prozent mehr Milch. Die wird jedoch in Laos bisher gar nicht genutzt, das Melken ist hier unbekannt. Dabei sind in Laos viele Kinder chronisch unterernährt, mit Folgen für das ganze Leben. Die Ernährung der Kinder mit Wasserbüffel- und auch Ziegenmilch anzureichern, könnte schnelle Hilfe bedeuten und jeder Tag zählt.
    Das Zeitfenster, um irreversible Schäden durch Mangelernährung abzuwenden, ist eng. Auf der ersten Wasserbüffel-Milchfarm in Nord-Laos hat die Australierin Susie Martin mit ihren laotischen Farmmanagern und den einheimischen Tierspezialisten Saisamone Chittaphong und Chit Sisanom deswegen einen Notdienst für Wasserbüffel eingerichtet. Sie fahren zu den Kleinbauern, impfen und klären über artgerechte Haltung auf und haben für die Farmer kostenloses Zusatzfutter im Gepäck. Die beiden mieten von den Kleinbauern trächtige Wasserbüffelkühe und holen sie auf die Farm, ein regelrechtes Day-Spa für die Tiere.
    Grasen auf der Weide am kühlen Morgen, eine Dusche danach, tägliche Gesundheits-Checks und nährstoffreiches Powerfutter sollen die Büffelkühe aufpäppeln. Gesunde Mütter bedeuten gesunde Kälbchen. Ihre Besitzer erhalten die Kühe wieder trächtig zurück – mit frischer Genetik von einem stattlichen indischen Zuchtbullen „an Bord“. Die Milch der Wasserbüffelkühe und neuerdings auch von Ziegen wird in Ernährungsprogrammen eingesetzt, auch in der Grenzregion zu China, in der viele Dorfbewohner Generation um Generation in Armut leben und Mangelernährung fast die Hälfte der Kinder betrifft.
    Mit Wissen und für die Viehhalter kostenlosen Futterblöcken im Gepäck bringen die Tierspezialisten den Dorfbewohnern das Melken ihrer Tiere und das Zubereiten einfacher Milchspeisen bei. Es gibt dabei kaum etwas, worin sich die Kulturen der Welt so sehr unterscheiden wie beim Essen. Was schmeckt und was der Gaumen als nicht lecker wahrnimmt, wird über Generationen tradiert – eine riesige Herausforderung für das Team. Können die Agrar-Avantgardisten die Dorfbewohner an den neuen Geschmack im Essen gewöhnen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.03.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 25.02.2023arte.tv
  • Folge 614 (32 Min.)
    Nachfahren der Nez Perce reiten jedes Jahr zu Ehren ihrer Vorfahren einen Gedenkritt durch die Rocky Mountains: Hier überqueren sie den Yellowstone River.
    Auf diesen Moment haben Jon, Rosa und Jack Yearout, Häuptling Emmit Taylor, Abigail und Davie Joe Whitman sowie gut 20 andere Mitglieder des Stammes der Nez Perce lange gewartet: Sie lenken ihre Pferde in die Fluten des Yellowstone Rivers, an der Nez-Perce-Furt, also genau dort, wo 145 Jahre zuvor ihre Vorfahren den geschichtsträchtigen Fluss durchquerten. Dabei kreuzten sie auch den Yellowstone-Nationalpark, den sie für eine von Geistern bewohnte Wunderwelt hielten, wehrten sich hartnäckig gegen fünf Kavallerie-Einheiten der US-Armee oder wichen ihnen aus. Nur um am Ende, kurz vor der rettenden kanadischen Grenze, doch kapitulieren zu müssen.
    Mit den Worten „I will fight no more forever“, legte Ihr letzter Häuptling Joseph damals die Waffen nieder. Um eine spannende Passage des langen Fluchtweges und den Freiheitsdrang ihrer Ahnen, die „Freiheit auf Pferderücken“, am eigenen Leibe nachzuerleben, begeben sich über zwei Dutzend Nez Perce von heute auf einen denkwürdigen Ritt durch den Yellowstone-Park, auf den Spuren ihrer Vorfahren. Auf dieser Zeitreise zu ihren Wurzeln begegnen ihnen imposante Wildtiere wie Bisons und Grizzlybären und sie kommen an Orte, die heute noch Namen und Spuren ihrer Ahnen tragen. Ein Team der „ARTE 360° Reportage“ hat die Nez Perce mit der Kamera begleitet. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.03.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 04.03.2023arte.tv
  • Folge 615 (31 Min.)
    Sheila Darmos (re.) gilt auf Peloponnes als Pionierin der Landwirtschaft. Permakultur und Agroforstwirtschaft sollen das ausgelaugte Land zu neuem Leben erwecken.
    Inmitten der traditionell durch Monokulturen geprägten Ebenen des Peloponnes gibt es eine wahre Oase der Biodiversität. Möglich gemacht wurde das von Sheila Darmos, einer jungen Deutsch-Griechin. Sheila hat den Hof ihres Vaters Stavros übernommen, der als Bio-Pionier Griechenlands gilt: „Alle Pflanzen und Bäume wachsen auf mehreren Ebenen, wie in einem Wald. In diesem Waldgarten entscheiden wir selbst, welche Früchte die einzelnen Ebenen einnehmen und welche Art von Ernte wir haben möchten. Wir nutzen fast die gesamte Fläche, nicht nur über die gesamte Breite, sondern auch in die Höhe.
    Und erreichen dadurch mehr Biodiversität“, sagt die gelernte Soziologin, die lange in Deutschland gelebt hat. Mit ihrer Organisation The Southern Lights steht sie einheimischen jungen Bauern beim Wiederaufbau ihrer ausgelaugten Felder finanziell und beratend zur Seite, um dieses Modell in ganz Griechenland zu verbreiten. Unterstützt wird sie von Familie und Freunden, hochmotiviert und kämpferisch folgen ihr viele junge Landwirte, die nach folgenschweren Krisenjahren in Griechenland die Höfe ihrer Eltern übernehmen und Neues schaffen wollen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.03.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 11.03.2023arte.tv
  • Folge 616 (32 Min.)
    Das sogenannte Wiener Geflecht ist ein Design-Klassiker.
    Seit jeher wird Rattan in Asien vielseitig verwendet: zur Herstellung von Möbeln, Korbwaren, Wandverkleidungen und Sportbällen. Auch im Zentrum von Laos gedeiht die stachelige Rattanpalme. Wild als Kletterliane in den Dschungelwäldern und auch angebaut auf Feldern. Die Menschen in den Dörfern ringsum leben seit Generationen von Rattan, der Pflanze mit vielfältigen Eigenschaften. Seit dem 19. Jahrhundert ist Rattan auch in Europa aus der Inneneinrichtung kaum wegzudenken, berühmt ist etwa das gleichzeitig stabile wie auch leichte sogenannte Wiener Geflecht, das für Stuhlbespannungen eingesetzt wird.
    Von viktorianischen Kolonialmöbeln über das Bauhaus, Art déco, die Swinging Sixties oder den aktuellen Boho-Trend – Rattan ist immer dabei. Dabei weiß kaum jemand, woher Rattan eigentlich stammt. Was wir als Rattan kennen, sind die Triebe einer Familie von Kletterpalmen, die im tiefen Dschungel Südostasiens wachsen und bis zu 200 Metern lang werden können. Das Schrumpfen der Primärwälder, die den Rattanpflanzen stützende Bäume bieten, ist ein wesentlicher Grund, warum Rattan teuer geworden ist und jetzt zum Beispiel in Laos wieder aufgeforstet wird.
    Die 24-jährige handwerklich talentierte Touly aus einem Dorf in Zentral-Laos begibt sich auf eine Reise durch das Land, um im Auftrag ihrer dörflichen Flechtgruppe Kontakte zu Produzenten zu knüpfen, neue Techniken zu erlernen und eine Rattanschälmaschine zu kaufen. Damit könnte das Dorf die Produktivität seiner Rattanfertigung erhöhen. In der alten Königsstadt Luang Prabang soll sie eine Buddha-Büste aus Rattan anfertigen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.03.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 18.03.2023arte.tv
  • Folge 617 (31 Min.)
    Nisel Patu Sibilang feiert die Beerdigung ihrer Mutter: Eine Beerdigungszeremonie bei den Toraja kostet so viel Geld, dass die Toten oft jahrelang nicht beerdigt werden können.
    Im Norden der Insel Sulawesi leitet Isac die Arbeiter an, die seit Wochen damit beschäftigt sind, ein provisorisches Dorf für die Bestattungsfeierlichkeiten seiner Mutter zu bauen. Isac legt großen Wert darauf, die Bestattungsrituale seiner Kaste zu wahren. Doch die immensen Kosten, die er und seine Geschwister dafür auf sich nehmen müssen, kann er erst jetzt, 21 Jahre nach ihrem Tod, aufbringen. Tausend Gäste sollen auf der siebentägigen Feier bewirtet werden, dafür werden nur zu diesem Anlass die typischen Häuser mit Dachvorsprüngen gebaut, die an riesige Schiffe erinnern. Eine genaue Abfolge opulenter Abschiedsrituale nimmt seinen Lauf, auch eine Tau-Tau-Figur, nach dem getreuen Abbild der Mutter, wird von einem erfahrenen Bildhauer aus speziellem Holz gefertigt.
    Und nicht zuletzt sollen viele Büffel aus Anlass der Zeremonie geopfert werden, zur Verpflegung der Arbeiter und Gäste, aber auch, weil der Büffel das zentrale Symbol in der Kultur der Toraja darstellt. Der Büffel gilt als Bindeglied zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten. Je mehr Büffelopfer, desto mehr Wohlstand, und der wird gerne zur Schau gestellt. Doch es läuft nicht so, wie Isac sich das vorgestellt hatte. Seine verstorbene Mutter wird wohl noch etwas warten müssen, bis sie ins Reich der Toten darf. 40 Kilometer weiter von Isacs Dorf jedoch hat eine andere Familie alle Hürden genommen und geleitet ihre Tote in einer aufwendigen Zeremonie ins Jenseits. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.05.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 29.04.2023arte.tv
  • Folge 618 (31 Min.)
    Es fing alles harmlos an: Als der Berliner Tierärztin Mathilde Laininger zwei verwaiste Waschbären in die Praxis gebracht wurden, nahm sie die Tiere bei sich auf. Weil Waschbären jedoch in Europa als invasive Tierart gelten, ist es verboten, kranke oder verletzte Tiere nach ihrer Genesung wieder in die Natur zu entlassen. Also baute Mathilde Laininger ihren Schützlingen ein Gehege, legte einen Sachkundenachweis vor und beantragte eine private Haltungsgenehmigung. Über Veröffentlichungen in den sozialen Medien erreichten Ersatzmama Mathilde und ihre gerettete Waschbärenbande schnell einen hohen Bekanntheitsgrad – mit der Folge, dass ihr bald Berliner aus allen Teilen der Stadt verwaiste Waschbärwelpen brachten und ihre Praxis unfreiwillig zur Auffangstation wurde.
    Nur einer der Gründe, dass die Berliner Tierärztin mit Gleichgesinnten den Verein „Hauptsache Waschbär“ gründete, der sich für den Schutz der bei vielen unbeliebten Tiere einsetzt und in Berlin ein wichtiges Pilotprojekt starten will: Die wilden Waschbären der Hauptstadt sollen gefangen, kastriert und anschließend wieder in die Natur entlassen werden.
    Mit dieser tierschutzgerechten Methode soll die Zahl der Berliner Waschbären erfolgreich eingedämmt und Mensch-Waschbär-Konflikte reduziert werden. Denn in menschlichen Siedlungen können Waschbären erhebliche Schäden anrichten, vor allem, wenn sie in Dächer und auf Dachböden gelangen. Dessen ist sich auch Carolin Weh bewusst. Die Wildtierbiologin erforscht seit mehreren Jahren das Verhalten von Waschbären im städtischen Umfeld und berät im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung Menschen, die Probleme mit Waschbären haben.
    Hausbesitzer Sebastian, in dessen Kamin sich eine Waschbärin mit ihren Jungen eingenistet hat, ist einer der unkomplizierteren Fälle, die Problemlösung einfach und günstig. Große Gebäudekomplexe wie das ehemalige Obdachlosenasyl Wiesenburg waschbärsicher zu machen, ist da schon deutlich komplexer. Dennoch ist auch Carolin Weh sicher: Eine friedliche Koexistenz zwischen Mensch und Waschbär ist möglich. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.05.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 13.05.2023arte.tv
  • Folge 619 (32 Min.)
    Im Jahr 1722 wurde die Osterinsel von dem niederländischen Seefahrer Jakob Roggeveen entdeckt, an einem Ostersonntag, daher der Name. Damals lebten aber schon seit gut tausend Jahren polynesische Ureinwohner auf Rapa Nui, übersetzt „großes Paddel“, wie sie ihre Insel nannten. Sie hinterließen die rund 900 berühmten Steinfiguren, Moais genannt. Für deren Bau und Transport auf runden Baumstämmen entwaldeten sie allerdings die Insel. Verschiedene Nationen versuchten im Laufe der letzten Jahrhunderte dann, sich das Südseeparadies unter den Nagel zu reißen. Unter peruanischer Herrschaft wurden sogar über 90 Prozent der Bevölkerung versklavt.
    1888 annektierte schließlich Chile das wohl abgelegenste Eiland der Welt. Mühsam erstritten sich die heute rund 8.000 Einwohner, davon 3.500 mit polynesischen Wurzeln, Land und angestammte Rechte zurück. Jahrzehntelang lebten die Rapanui gut vom Tourismus, bis zur Coronapandemie. Zwei Jahre der Abschottung folgten, in denen kein Insulaner an Corona erkrankte und in denen man sich der alten Selbstversorgungsmethoden der Vorfahren erinnerte. Nicht zuletzt der Anbau von altbewährten Obst- und Gemüsesorten trug zur Selbstversorgung der isoliert lebenden Insulaner bei.
    Das Tapati-Fest soll endlich wieder so gefeiert werden wie früher. Am Ende wird auch eine neue symbolische Festkönigin gekürt und das für ein Jahr. „Reina“, so der Titel in der Amtssprache Spanisch, wird eine junge Frau nach förmlicher Kandidatur und durch gute Verbindungen der Familie. Pomahina ist Lehrerin und die amtierende Königin, sie fokussiert sich allerdings ganz auf den Tau’a-Triathlon. Wie wird sie abschneiden? Ein Team der „ARTE 360° Reportage“ hat die ambitionierten Wettstreiterinnen und Wettstreiter samt ihrer Familienclans mit der Kamera begleitet. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.06.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 17.06.2023arte.tv
  • Folge 620 (32 Min.)
    Um bis zu acht Meter schwankt der Wasserstand des Tonle Sap-Sees. Zur Trockenzeit im Februar und März sinkt der Pegel stark. In Ufernähe tauchen Wälder aus dem Wasser auf, durch die sich unzählige Siele und Natur-Kanäle ziehen. In den schwimmenden Dörfern ist nun die Zeit des Umzugs und der Renovierungen gekommen. Ganze Dörfer ziehen um und folgen wie immer dem Wasserstand – weiter hinaus auf den See, wo die Kanäle tiefer sind und so das ganze Jahr als Wasserstraßen für die Boote dienen. Die Bewohner leben vom Fischfang und jetzt, wenn das Wasser fruchtbares Schwemmland freigibt, auch von der Landwirtschaft. Der niedrige Wasserspiegel – hier am bisherigen Liegeplatz – eignet sich auch für Renovierungen, da man auf dem Grund stehen kann.
    Auch die Familie Yol ist im Umzugsfieber. Zwei Häuser der Familie sind schon am neuen Liegenplatz, die restlichen vier sollen in den nächsten Tagen folgen. Der 73-jährige Beun ist das Familienoberhaupt einer Großfamilie. Er organisiert wie immer den Umzug der schwimmenden Familien-Häuser. Es ist ein jährlicher Zyklus, angepasst an die Natur. Die Menschen leben vom Fischfang oder der Zucht von Krokodilen. Jedes Frühjahr ist auf dem Tonle Sap alles in Bewegung. Selbst aufwendige Hochzeitsfeiern werden auf dem See veranstaltet. Und das obwohl der Wasserstand gerade in dieser Jahreszeit immer stärker sinkt. Auf dem Tonle Sap wird jetzt jede Hand gebraucht. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.07.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 24.06.2023arte.tv
  • Folge 621 (32 Min.)
    Katzen gelten im Islam als rein. Um den Propheten Mohammed und seine Katze Muezza ranken sich viele Mythen und Legenden.
    Jeden Morgen verlässt Ayten ihr Zuhause mit mehreren Säcken voll saftigem Hühnchenfleisch, das sie am Vortag liebevoll gekocht hat. Ihr Ziel ist es, ungefähr 100 Katzen in ihrer Nachbarschaft zu füttern. Diese faszinierenden Tiere, um die sie sich so aufopferungsvoll kümmert, haben ihren Lebensraum größtenteils in einem kleinen Garten, der von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt wurde. Doch Ayten sorgt mit ihren eigenen Mitteln und den großzügigen Spenden der Nachbarschaft dafür, dass es ihnen an nichts mangelt. Sogar ihr Einkommen von ihrem Job an einem Obststand auf dem sonntäglichen Markt fließt komplett in den Kauf von hochwertigem Katzenfutter.
    Ayten ist jedoch nicht die Einzige, die sich in dieser pulsierenden Metropole um die herrenlosen Katzen kümmert. Viele Menschen in Istanbul teilen ihre Liebe und Sorge für diese Streuner. Überall sieht man kleine Hütten, Futternäpfe und Wasserschüsseln, die von engagierten Bürgern aufgestellt wurden. Sie finden sich in Cafés und Bars, in den Schaufenstern von Geschäften und sogar auf parkenden Autos und Motorrädern. Was ist das Geheimnis dieser Stadt und ihrer faszinierenden Beziehung zu den Katzen? Woher kommt diese außergewöhnliche Liebe und Fürsorge in einer Kultur, in der es nicht üblich ist, Tiere in den eigenen Wohnungen zu halten? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.08.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 19.08.2023arte.tv
  • Folge 622 (32 Min.)
    Swanetien ist eine der faszinierendsten und auch abgelegensten Regionen Georgiens. Doch viele Bergbewohner verlassen ihre Heimat, um in den Städten ein besseres Leben zu suchen. Betroffen ist auch Kala, ein kleines, fast 2000 Meter hoch gelegenes Dorf. Der örtliche Schuldirektor befindet sich in einer heiklen Lage. Nur noch 17 Schüler besuchen seine Schule …
    Trotzdem gilt in Kala, wie überall in Georgien, die Schulpflicht. Fachlehrer für Naturwissenschaften und vor allem für Englisch sind kaum zu finden. Lana Dvalishvili hat sich vor Jahren für ein Leben im Bergdorf Kala entschieden. Als die Englischlehrerin damals dem Aufruf des Programms des georgischen Bildungsministeriums folgte, um in der Dorfschule in Kala zu unterrichten, war Englisch im wahrsten Sinne des Wortes für die meisten der Bewohner eine Fremdsprache. Das hat sich geändert. Denn obwohl Lana Dvalishvili den harten Winter nicht mag und ihre Familie und die Stadt oft so vermisst, dass das Heimweh sie überkommt, bleibt sie in dem entlegenen Bergdorf.
    Und dass, obwohl es der Schule an nahezu allem mangelt, nicht nur an Lehrern. Doch Lana Dvalishvili tut, was sie kann. Wenn das Geld bei den Familien oder in der Schule nicht reicht, kauft sie selbst Bücher und Hefte von ihrem Gehalt, auch wenn sie dafür sparen muss. Inzwischen ist es schon der vierte harte Bergwinter, den sie in Kala überstanden hat. Solange die Kinder an ihrer Seite sind, ihr vertrauen, sie lieben und von ihr lernen, weiß Lana Dvalishvili, dass auch sie es weiter schaffen wird.
    Ihre älteste Schülerin, die 18-jährige Mariam, hofft nicht zuletzt wegen ihrer guten Englischkenntnisse die Aufnahmeprüfungen an der Universität in der Hauptstadt Tiflis zu bestehen. Und den 7-jährigen Luka, ihren jüngsten Schüler, unterrichtet Lana bereits seit Beginn der ersten Klasse. Ob und wie es in der Dorfschule im Kaukasus gelingt, zu lernen und zu lehren, welche Herausforderungen und Abenteuer Schüler und Lehrer in Swanetien dabei erwarten, davon erzählt dieser Film. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.09.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 02.09.2023arte.tv
  • Folge 623 (32 Min.)
    Eymar Ernarsson, Marino Jóhannesson und Bergur Garðarsson (v.l.) sind die Crew der „EBBI“, eines für den Fang von Seegurken umgebauten Bootes.
    Im Fischerdorf Akranes an der isländischen Westküste bereitet sich der alte Fischer Eymar mit seiner kleinen Crew darauf vor, in See zu stechen. Der Fischfang unterliegt hier strengen Fangquoten, die jedes Jahr erneut vom Fischereiministerium festgelegt werden. So sollen die Ressourcen geschützt werden. Die Zahl der Fischer nimmt stetig ab, denn nur noch wenige von ihnen besitzen diese begehrten Fanglizenzen. Sie werden von Generation zu Generation weitervererbt oder aber von den Familien weiterverkauft – zu Preisen, die für junge Nachwuchsfischer oft unerschwinglich sind. So ist der Fischfang in der Hand Weniger. Zu ihnen gehört Bootsbesitzer Eymar, der seit fast 70 Jahren als Fischer arbeitet. Als kleiner, unabhängiger Anbieter hat er Anspruch auf 150 Tonnen Kabeljau und 30 Tonnen Seegurke pro Jahr.
    Für den Kabeljau braucht er ca. 16 Tage, für die Holothurie vier. Das heißt, dass er in knapp 20 Tagen sein jährliches Soll erfüllt hat und damit auch über die Runden kommt. Vor allem dank der Seegurke und der steigenden Nachfrage nach ihr: Deren Preis ist in den letzten Jahren gestiegen und liegt momentan bei 90 Cent pro Kilogramm. Das rechnet sich bei 30 Tonnen. Abnehmer sind überwiegend Kunden in China, wo die Holothurie als kulinarische Delikatesse angesehen wird. Und auch die Pharmaindustrie interessiert sich für das seltsame Wesen aus der Tiefe. Ein Ende des lukrativen Seegurken-Booms ist nicht in Sicht. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.09.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 09.09.2023arte.tv
  • Folge 624 (32 Min.)
    Viehzüchter Jorge Martínez lebt mit seiner Familie, hier Tochter Leonela, völlig isoliert mitten in der Wüste von Mendoza.
    Die Gruppe Mujeres de la Viña („die Frauen vom Weinberg“) ist einer der Gründe, für den es sich zu leben lohnt, sagt Federica Agüero nicht ohne Stolz. Die alleinerziehende Mutter hatte einst die Idee, 22 Frauen mit unterschiedlichen, oft tragischen Lebensgeschichten zusammenzubringen. Sie alle besitzen einen kleinen Weinberg, geerbt von ihren Vorfahren oder geschiedenen Ehemännern, die nach der Trennung die besten Weinberge für sich behielten. Doch nur in der Gruppe war es den Frauen möglich, endlich einen eigenen Wein zu produzieren und auf den Markt zu bringen.
    Wein in der Wüstenregion Mendozas zu produzieren, ist nicht einfach. Es bedarf größerer Investitionen, eines ausgeklügelten Wassersystems, und auch das extreme Wetter mit Frost und Hitze stellt hohe Anforderungen an die Traubenbearbeitung. Zehn Körbe voller Trauben – circa 250 Kilogramm – muss jede der Frauen jährlich beisteuern, damit sie auf die gut 9.000 notwendigen Flaschen Malbec pro Jahr kommen. Erst dann lohnt sich das Geschäft. In Mendoza wird ihr Wein in Restaurants und Weinläden verkauft, auch die Hauptstadt Buenos Aires hat er bereits erreicht.
    Doch es bleibt der Traum der Winzerinnen vom Interesse aus dem Ausland – dafür allerdings muss die Weinproduktion stabiler werden. In diesem Jahr hat eine bekannte argentinische Werbedesignerin das Etikett für „Apasionadas“ entworfen – eine Liaison aus einem Herz und der berühmten Traube. Es steht für das, was die Frauen darstellen wollen: Leidenschaft, Stärke und die unverwüstliche Liebe zu den Weinbergen. Eine Geschichte über starke Frauen und ihren besonderen Wein. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.09.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 23.09.2023arte.tv
  • Folge 625 (32 Min.)
    Die Isolation Australiens über Millionen von Jahren hat viele seltsame Kreaturen hervorgebracht. Nur wenige sind jedoch so seltsam wie das Schnabeltier.
    Gilad Bino hat sein Leben dem Naturschutz und speziell den Schnabeltieren verschrieben. Denn diese Tiere verkörpern für ihn die Einzigartigkeit des australischen Kontinents, der gerade in den letzten Jahren immer wieder von Umweltkatastrophen heimgesucht wurde. Ganze Buschlandschaften brannten nieder, Flüsse trockneten aus oder traten über die Ufer und spülten hinweg, was sich nicht halten konnte. Ein Teil der Natur, wie bestimmte Pflanzenarten, konnte sich mit der Situation arrangieren. Andere, weniger resistente Tierarten verschwinden zusehends.
    Zu ihnen gehört das Schnabeltier – eine außergewöhnliche Kreatur, die es nur hier gibt. Schnabeltiere bewohnen hauptsächlich Flussläufe, an deren Ufern sie Höhlen bauen. An diesen geschützten Orten legen sie die Eier für ihre Jungen, die sie danach säugen. Zusammen mit dem Ameisenigel gehören sie damit zu den absoluten Ausnahmeerscheinungen in der Natur. Im Royal-Nationalpark, dem ältesten Nationalpark Australiens, gab es einst viele Schnabeltiere. Doch sie verschwanden fast unmerklich.
    Deshalb ist es jetzt Zeit, sie wieder anzusiedeln, findet Glad Bino. In einem über mehrere Jahre angelegten Forschungsprojekt fängt der Biologe mit seiner Kollegin Tanheal Bruch Tiere in anderen Teilen des Kontinents ein, um sie im Park neu anzusiedeln. Aktionen, die lange vorbereitet wurden und die vor allem nächtliche Einsätze für die Wissenschaftler bedeuten. Denn Schnabeltiere sind nachtaktiv. Mindestens zehn Tiere müssen Gilad und Tanheal fangen, wenn sie eine neue Population im Royal-Nationalpark aufbauen wollen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.10.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 14.10.2023arte.tv
  • Folge 626 (32 Min.)
    Für die Wikinger, die die Färöer bevölkerten, war der Bootsverkehr zwischen den 18 Inseln überlebenswichtig. Heute ist Rudern Nationalsport und jeden Sommer Ende Juli finden die nationalen Wettkämpfe im Hafen der Hauptstadt Tórshavn statt. Dann treten um die 100 Teams in traditionellen Ruderbooten aus Holz gegeneinander an. Steuerfrau Jannie Dam Jacobsen trainiert dreimal wöchentlich ihr Team, sechs Frauen im Alter zwischen 25 und 40 Jahren. Alle haben Familie, sind berufstätig oder studieren. Den kräftezehrenden Sport betreiben sie in ihrer Freizeit mit viel Ausdauer und ebenso viel Leidenschaft.
    Das Team will den diesjährigen Pokal gewinnen – in seinem blauen Holzboot. Anders als Sportboote wird es von Hand gefertigt und weist keinerlei Komfort auf. Wie viele Bewohner der grünen Inseln im Norden verfolgt auch Jóhannis Danielsen gespannt die Wettkämpfe – wenn er dafür die Zeit findet. Der Biologe ist ständig zwischen den 18 Inseln des Färöer Archipels unterwegs. Er erforscht die hier nistenden Seevögel, nimmt Bestandsaufnahmen von Trottellummen und Dreizehenmöwen vor. Regelmäßig bestückt Jóhannis Seevögel mit kleinen Peilsendern, um die Migration der Vögel verfolgen zu können.
    Per Helikopter hat er auch auf der entlegenen Insel Mykines zu tun, wo nur noch acht Menschen permanent wohnen und die Natur nahezu unberührt geblieben ist. Die Sommermonate verbringt auch Hans Meinhard hier, der als letztes Kind auf der Insel aufgewachsen ist. Inzwischen ist er längst erwachsen und lebt nur noch sporadisch auf Mykines. Am liebsten aber würde er für immer auf der schönen und einsamen Insel wohnen. Hier spürt man sie irgendwie noch – die Atmosphäre längst vergangener Wikingerzeiten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.11.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 28.10.2023arte.tv
  • Folge 627 (32 Min.)
    Anbruch einer neuen Zeit: Mala ist eine der ersten jungen Frauen, die gern Segelmatrosin werden möchte.
    Syarifuddin hat es wieder einmal geschafft – eines seiner Schiffe ist fertig gebaut und soll die kleine Werft am Strand von Sulawesi verlassen. Monatelang hat der Bootsbauer mit seinen Angestellten an dem Auftrag für einen einheimischen Reeder gearbeitet, ohne schriftlichen Bauplan, ohne moderne Maschinen. Die Bootsbauer geben ihr Wissen nämlich seit jeher mündlich weiter, von einer Generation zur nächsten. So wie es Syarifuddin heute mit seinem Sohn tut. Schon zur niederländischen Kolonialzeit spielten diese Frachtensegler, Pinisi genannt, eine wichtige Rolle.
    Die Bugi-Schoner, wie sie damals auch genannt wurden, sammelten die kostenbaren Waren wie etwa Gewürze ein, die dann mit größeren Handelsschiffen nach Europa gebracht wurden. Auch heute versorgen die traditionellen Lastenschiffe den indonesischen Inselstaat mit Waren des täglichen Bedarfs. Viele sind inzwischen mit einem Motor ausgestattet, was die Handhabung und Lenkung zwar einfacher macht, aber auch droht, die althergebrachte Segelkunst in Vergessenheit geraten zu lassen. Immer weniger junge Leute beherrschen diese Technik, und lange schien es, als würde der Beruf des Segelmatrosen dem Untergang geweiht sein.
    Doch seit einiger Zeit setzt ein Umdenken ein. Sogar junge Frauen interessieren sich neuerdings für eine Tätigkeit an Deck der Segler. Syarifuddin bereitet nun den Stapellauf seines neuesten Schiffes vor. Auch dabei sind wieder Gespür und Erfahrung gefragt. Denn bis zur Wasserung können Wochen vergehen, der Stapellauf ist sowohl vom Wetter als auch den Gezeiten abhängig. Das Schiff wird nämlich per mühsamer Handarbeit auf Rollen Stück für Stück ins Wasser gezogen. So wie es schon Syarifuddins Vorfahren taten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.11.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 11.11.2023arte.tv
  • Folge 628 (32 Min.)
    Ayuko Kamimura gehört zu den besten Yabusame-Schützen der Welt. Seit ihr Vater vor 22 Jahren Yabusame als Sport neu erfunden hat, ist die 51-Jährige dabei. Ayuko, von allen Amy genannt, ist die erste und bislang einzige Frau, die selbst von den erzkonservativen männlichen Bewahrern der religiösen Yabusame-Zeremonien als Lehrmeisterin anerkannt wird. Ihr Bogen ist knapp zwei Meter lang. Nirgendwo sonst auf der Welt nutzen berittene Schützen so lange Bögen. Einmal im Jahr organisiert sie das Sakura-Turnier, das einzige reine Frauen-Event im Yabusame-Sport. In diesem Jahr will sie dort zum letzten Mal vor großem Publikum auftreten, bevor sie den Platz für talentierte Amazonen der jungen Generation räumt.
    Die Regeln für den Wettkampf sind genau vorgeschrieben: Für eine 100 Meter lange Strecke darf Amy maximal zwölf Sekunden brauchen. Drei Mal muss sie dabei auf eine Scheibe schießen. Treffer, Zeit und Eleganz entscheiden über den Sieg. Die Trainingsstunden vor dem Wettkampf sind auch ein Testlauf für Amys beste Schülerinnen. Die Suche nach einer Nachfolgerin liegt ihr besonders am Herzen. Die 20-jährige Aoi Fuse hätte das Zeug zu einer Samurai-Meisterin der nächsten Generation.
    Fünf Mal hat sie bereits den Titel in der höchsten Klasse, der Profiliga, gewonnen. Aber behält sie auch in diesem Jahr die Nerven, wenn es um alles geht? Ausnahmetalent Eri Sakuraba dagegen wird im Frühling zum ersten Mal in der Profiliga antreten. In den unteren Klassen hat die 14-Jährige schon als Grundschülerin alle Pokale abgeräumt. Wie aber wird sie bei ihrem ersten großen Wettkampf abschneiden? Ganz egal, welche Reiterin am Ende den Preis mit nach Hause nimmt – es wird auf jeden Fall ein großer Tag für die Samurai-Ladys Japans. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.11.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 18.11.2023arte.tv
  • Folge 629 (32 Min.)
    Es ist Frühlingsanfang, noch liegt die Insel in winterlichem Grau, doch ein junger Mann arbeitet ganz alleine mit einem Holzschieber an seinen riesigen Salzbecken: Arnaud Jégat ist einer von 150 Salzproduzenten der Insel vor der französischen Atlantikküste. Sauniers, Salzbauern, werden sie hier genannt. Mit dem Beginn des warmen Wetters ist es Zeit, die Salinen aus dem Winterschlaf zu holen. Für die vorbereitenden Arbeiten braucht Arnaud fast das ganze Frühjahr, sorgenvoll blickt er jeden Morgen in den Himmel, denn das Wetter entscheidet über den Erfolg seiner Arbeitsabläufe. Arnaud und seine Frau Audrey leben von der Produktion des groben Salzes, das ein ganzes Jahr getrocknet werden muss, bevor es vermarktet werden kann, und vom Verkauf des feineren, legendären Fleur de Sel.
    Anders als viele ihrer Kollegen haben sich die beiden entschieden, unabhängig zu bleiben. Sie bringen ihr Salz unter dem Namen ihres Salzgartens Le Marais Breteau selbst auf den Markt, und das Paar schließt sich auch keinem Label an: „Ich denke, dass die Leute heute eher darauf achten, meinen Namen zu lesen, mich zu treffen, mich und Audrey … unseren Betrieb. Ich glaube, das ist unsere beste Auszeichnung.“ Zu Arnauds Kunden gehört mittlerweile auch eine große Supermarktkette auf dem Festland sowie andere Unternehmen und Privatleute, die die Qualität seines Salzes zu schätzen wissen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.12.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 25.11.2023arte.tv
  • Folge 630 (32 Min.)
    Fast jede Familie in Gaultois besitzt eine Blockhütte in der Wildnis.
    Neufundland kennt eine lange Geschichte der Umsiedlungen. Beginnend in den 50er Jahren zwang die Regierung die entlegen lebenden Menschen, häufig kanadische Ureinwohner, an zentraler gelegenen Orten zu siedeln. Dort wurden Arbeitskräfte gebraucht. Im Lauf der Jahre wurde die Kritik an den alternativlos verfügten Umsiedlungsprogrammen immer lauter. Doch wirtschaftliche Zwänge setzten sich durch. Angesichts drohender Arbeitslosigkeit wurden Hunderte kleiner Ortschaften aufgegeben. Outports nennt man die einst blühenden Küstenorte.
    Sie galten als das wahre Neufundland, die Heimat der Entdecker und Gründer, der Stolz der Nation. Gaultois ist einer der letzten Outports in Neufundland. Der Ort lebte bis in die 90er Jahre prächtig vom Kabeljau – bis die Überfischung zu Fangverboten führte und das langsame Sterben von Gaultois einleitete. Für Nostalgie hat die Provinzverwaltung in St. John’s keinen Sinn. Knappe Kassen lässt sie mit spitzem Stift rechnen: Allein die Fährverbindung aufrechtzuerhalten, kostet die Regierung jährlich eine Million Dollar.
    Schule, Müllabfuhr, Post – all das ist für den Steuerzahler teurer, als wenn jede Familie für die Umsiedlung mit umgerechnet 190.000 Euro entschädigt würde. Die staatliche Förderung gibt es allerdings nur, wenn mindestens 75 Prozent der Bewohner mitmachen und ihre Häuser aufgeben wollen. Auch die Gegner der Umsiedlung müssten dann umsiedeln. Gaultois würde von der Landkarte verschwinden. „360° Reportage“ ist dabei, wenn die Gemeinde über das Schicksal von Gaultois entscheidet. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.12.2023arteDeutsche Online-PremiereSa 09.12.2023arte.tv
  • Folge 631 (31 Min.)
    In Paris fällt es den fleißigen Insekten leicht, Nahrung zu finden, auch dank der über das ganze Jahr verteilten Blütezeiten. Die abwechslungsreiche Stadtvegetation bietet den Bienen eine Nahrungsvielfalt, die es auf dem Land aufgrund von Monokulturen häufig nicht mehr gibt. Zudem wurde in Paris entschieden, den Gebrauch von Pestiziden ganz einzustellen. Selbst vom Aussterben bedroht, ist die Biene damit zum Symbol des Erhalts der Biodiversität geworden. Eines der Habitate der Honigbienen von Paris existiert schon seit rund 400 Jahren: der Jardin des Plantes, ein botanischer Garten.
    Hier finden sich, etwas versteckt, Bienenstöcke, die von der Gärtnerin Vanessa Voskoboïnikoff umsorgt werden. Abseits der Öffentlichkeit wähnt man sich weit draußen auf dem Land, und doch ist man mitten im Herzen von Paris. Ruhe ist für die Tiere auch in der Stadt wichtig. Die Honigbiene ist ein sogenanntes staatenbildendes Insekt. Sie kann nur in der Gemeinschaft leben. In der Hochsaison zählt ein Bienenstock etwa 50.000 Bienen und produziert im Schnitt 30 Kilogramm Honig.
    Um zu wissen, wann es Zeit ist zu ernten, überprüfen die Imker mit Hilfe eines Refraktometers den Feuchtigkeitsgehalt. Auch der Parc de la Villette beheimatet Bienenstöcke in einem Schulbauernhof. Hier betreibt der junge Imker Pierre Merlet ein engagiertes Bienenprojekt. Er gewinnt Honig und klärt nebenher regelmäßig interessierte Gruppen über das Wohl und die Probleme der Honigbienen auf. Pierre hat die aktuellen ökologischen Herausforderungen im Blick. Er liebt es, sein Wissen und seine Leidenschaft mit anderen zu teilen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereMi 27.12.2023arteDeutsche Online-PremiereMi 20.12.2023arte.tv

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