2022, Folge 594–608

  • Folge 594 (31 Min.)
    Ein grünes Multitalent: Der mexikanische Feigenkaktus Nopal gilt nicht nur als Superfood, sondern ist auch Inspiration für kreative Modeideen. Die in der mexikanischen Küche allgegenwärtige Pflanze wurde kürzlich von jungen Unternehmerinnen und Unternehmern als Basis für veganes Leder entdeckt. Steht der Lederindustrie eine Zeitenwende bevor? Consuelo Laras Felder liegen an den Hängen von Milpa Alta, dem südlichsten der 16 Bezirke von Mexiko-Stadt. Milpa Alta bedeutet „hohes Kornfeld“. Auf über 2.000 Metern über dem Meeresspiegel wächst hier ein Großteil der frischen Nahrungsmittel für die Millionenmetropole.
    80 Prozent davon ist Nopal. Consuelo ist eine der wenigen Frauen, die Kaktusfelder besitzt und so ihr eigenes Geld verdient – mit der Gründung ihrer kleinen Kooperative hat sie mehreren Frauen Arbeit verschafft. Das rief in der traditionell geprägten Gegend viel Missgunst hervor. Sie will ihren Bio-Nopal zu einer eigenen Marke machen, mit regionalem Herkunftslabel. Wenn sich die Bäuerinnen und Bauern zusammenschließen würden, könnten sie das Superfood zu Festpreisen verkaufen, was für alle ein Gewinn wäre.
    Der Feigenkaktus hat jedoch noch mehr „grüne“ Qualitäten. Er kommt auch urban, hip und chic daher: Die beiden Jungunternehmer Adrián López und Marte Cázarez tüfteln seit Jahren an einer umweltfreundlichen Alternative zu tierischem und synthetischem Leder. Und genau die liefert ihnen Nopal. Die Mode- und auch die Automobilindustrie sind den beiden schon auf den Fersen, das Interesse an ihren Produkten ist groß. Doch immer wieder stellt sich die bange Frage, ob die Ernte gut genug ist und ausreichend Material für kommende Aufträge liefert. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.07.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 25.06.2022ARD Mediathek
  • Folge 595 (32 Min.)
    Silvina Casadedio, genannt „La Chisun“, ist Pferdezähmerin und lebt ihren Traum: ihre ganze Zeit den Pferden widmen.
    Argentinien, das Land der Pferde. Und auch Land des Polospiels, einer traditionell männlich dominierten Sportart. Einmal im Jahr findet in Buenos Aires das weltberühmte „Abierto de Palermo“ statt, das bedeutendste internationale Polo-Turnier. Längst haben sich auch Frauen das Terrain erobert – mit beeindruckender Geschwindigkeit. Clarita Cassino ist eine der argentinischen Spitzenspielerinnen – schafft sie es mit ihrem Team erneut ins Finale? Die Welt des Polo-Sports ist vor allem eine Welt der Pferde, eine ganze Batterie von Spezialisten im Hintergrund macht das Spiel erst möglich: Tierärzte, Pferdepfleger, Trainer, Hufschmiede, Stiefelmacher und viele andere.
    Sie alle vereint die bedingungslose Leidenschaft für Pferde und diesen Sport. Es ist beeindruckend zu sehen, wie ein klischeebehafteter, seit über einem Jahrhundert männerdominierter Sport sich verändert. Frauen haben die Sportart für sich erobert und sind darin sehr erfolgreich. Clarita Cassino ist eine der Top-Spielerinnen Argentiniens, ein Leben ohne Pferde ist für sie undenkbar: „Polospielen bedeutet mir alles.
    Ich betreibe den Sport, seitdem ich klein bin.Nur darum stehe ich jeden Tag auf und versuche, noch etwas besser zu sein.“ Überhaupt findet man in der Szene inzwischen viele starke und pferdebegeisterte Frauen, wie zum Beispiel auch Silvina Casadedio. Sie züchtet auf ihrer Ranch Rinder und arbeitet als Pferdezähmerin. Dafür hat sie viel aufgegeben, im Alter von 24 Jahren entschied sie sich, allein zu leben, baute ein Haus und lebt seither ihren Traum – sie widmet ihre ganze Zeit den Pferden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.07.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 02.07.2022arte.tv
  • Folge 596 (32 Min.)
    Vom Raumfahrtzentrum in Französisch-Guayana starten regelmäßig europäische Raketen und Satelliten ins All. Vor jedem Countdown müssen die vorgelagerten drei Inseln aus Sicherheitsgründen evakuiert werden. Sie wurden bis Mitte des 20. Jahrhunderts auch als Gefängnisinseln genutzt. Danach verfielen die Gebäude und wurden von der Natur zurückerobert. Heute wachsen darin Bäume und bedrohen die Standfestigkeit der Wände, Schlingpflanzen überwuchern das Gelände. Doch Frankreich hat mit der Vergangenheitsbewältigung begonnen, die Häuser werden saniert, um dieses historische Erbe zu bewahren.
    Aurélie Schneider ist mit der Freilegung und Renovierung der Anlagen beauftragt. Mit Hilfe der Fremdenlegion sollen sie bald Besuchern offenstehen. Immer wieder jedoch müssen die Arbeiten unterbrochen werden. Raketen, die vom Weltraumbahnhof der Stadt Kourou abgeschossen werden, überfliegen die ehemaligen Gefängnisinseln. Aus Furcht vor herabfallenden Teilen müssen die Inseln bei jedem Start geräumt werden. Auch jetzt wieder, und zwar für eine besonders heikle Mission: Das größte bisher gebaute Weltraumteleskop soll schon in wenigen Tagen von Kourou aus in den Orbit fliegen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.07.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 09.07.2022arte.tv
  • Folge 597 (32 Min.)
    Las Fallas de Valencia sind eine Mischung aus Frühlingsfest und Karneval – sie verwandeln die drittgrößte Stadt Spaniens jedes Jahr in einen gigantischen Party-Hotspot. Künstler wie Mario Gual del Olmo stecken Monate vorher viel Zeit und Kreativität in ihre riesigen Straßen-Skulpturen, die allerdings nicht sehr langlebig sein werden: Im März gehen sie traditionell in Flammen auf. Eine ganze Woche lang wird gefeiert, begleitet von Spielmannszügen, Fanfaren, Böllern und viel Feuerwerk. Die Ursprünge reichen zurück bis ins Mittelalter.
    Damals verbrannten die Zimmerleute am 19. März, dem Gedenktag ihres Schutzheiligen Joseph, alle Werkstattreste auf den Straßen. Fallas, übersetzt „Fehler“ oder „Misserfolge“, nannten sie diese Überreste erledigter oder misslungener Arbeiten und trieben mit dem Feuer den Winter aus. Später begann man, die Holzreste mit Puppen, den sogenannten Ninots, zu schmücken und zu bemalen. Im letzten Jahrhundert bekamen die Fallas einen satirischen, sozialkritischen Aspekt. Fast jeder Straßenzug hat einen eigenen Fallas-Verein.
    Rund 120 Künstler leben davon. Die meisten haben ihre Werkstätten in der Ciudad Fallera, einem eigenen Stadtviertel nur für dieses Handwerk. Hier entstehen jährlich fast 780 Kreationen, nach Größe und Budget in Sektionen unterteilt – nur um in einer Nacht kollektiv verbrannt zu werden. Lediglich eine Ninot indultat, eine „begnadigte Puppe“, die vom Publikum gewählt wird, entgeht dem Verbrennen und wandert ins Museum. Las Fallas de Valencia – alle Jahre wieder eine spektakuläre, feurige Fiesta. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.07.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 16.07.2022arte.tv
  • Folge 598 (32 Min.)
    Seit vielen Jahren reisen brasilianische Richter mit dem alten Dampfer „Joao Bruno II“ zu entlegenen Dörfern im Amazonas-Delta. Dort leben Menschen, die weder einen Pass noch eine Geburtsurkunde haben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.09.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 03.09.2022arte.tv
  • Folge 599 (32 Min.)
    Indien – Geburtsland des Hinduismus und Buddhismus, das Land der Spiritualität. Heiler und Gurus, sogenannte Babas, Tausende im ganzen Land und einige berühmt und reich, berufen sich auf höhere Mächte. Doch es gibt Widerstand gegen den gefährlichen Aberglauben – und die Geschäftemacherei mit der Hoffnung. Die Rationalisten haben sich zusammengeschlossen, mit ihrem Science-Van fahren sie im Dienst der Wissenschaft durch das ganze Land und klären auf. Rationalist zu sein ist eine Weltanschauung, eine Haltung zum Leben. Rationalisten glauben nicht an Götter und Geister, sondern an Vernunft und Wissenschaft. Die Organisation hat fast 10.000 Mitglieder, alle arbeiten ehrenamtlich, sind aufgeklärt und arbeiten als Anwälte, Lehrer, Handwerker oder Hochschulprofessoren.
    Von harmlosen Trickbetrügereien bis zu schweren seelischen Misshandlungen und ruinöser Abhängigkeit reicht das Spektrum der Opfer. Frauen sind durch ihre minderwertige Position in der Familie und auch im gesellschaftlichen Leben dankbare Opfer, mangelnde Bildung ist fast immer der Grund dafür, dass die Menschen den Vorführungen oder Sitzungen der Gurus blind vertrauen. Das Roadmovie zeigt eine beeindruckende Reise mit mehreren Rationalisten, das Kamerateam ist mit ihnen in den Slums von Mumbai sowie auf dem Land unterwegs, sieht Erschreckendes und auch Positives. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.09.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 10.09.2022arte.tv
  • Folge 600 (32 Min.)
    In Kanada gibt es eine große Vielfalt an verschiedenen Ahornsirup-Produkten wie zum Beispiel Kekse, Ahornsirup-Butter oder Granulatzucker.
    Zwei Autostunden nordwestlich von Montréal. Hier in Ripon liegt die Farm von Félix Sabourin. Der junge Mann ist Ahornsirupproduzent. Von März bis Mai schwärmt er dafür zusammen mit Freunden und Nachbarn aus, um in den benachbarten Wäldern den Ahornbäumen ihren Saft zu entnehmen und daraus den weltweit beliebten Sirup zu kochen. In diesem Jahr beginnt die Saison ungewöhnlich spät. Félix bleiben nur wenige Wochen zum Ernten. Schon lange vor den ersten Siedlern fingen die Ureinwohner Kanadas das Ahornwasser auf und kochten es zu Sirup ein.
    Heute ist für viele Farmer Ahornsirup ein lukratives Zusatzeinkommen. Ahornsirup wird vor allem in Zentral- und Ostkanada produziert. Etwa 30 Millionen Liter pro Jahr kommen aus Québec. Das Baumwasser wird vor allem vom Schwarzen Zuckerahorn gewonnen. Ahornsirup enthält Mineralstoffe, Vitamine und Antioxidantien. Er soll sogar Entzündungen vorbeugen und die Nerven stärken. Vor allem ist er aber als süße Delikatesse bekannt und wird weltweit immer beliebter. Langfristig könnte die Produktion von Ahornsirup allerdings gefährdet sein.
    Denn auch in Québec macht sich der Klimawandel mit den steigenden Temperaturen bemerkbar. In den letzten Jahren zerstörten Waldbrände, invasive Arten und Schädlinge große Flächen wertvoller Ahornwälder. Forscher arbeiten mit Hochdruck daran, die kostbaren Bäume für die Zukunft fit zu machen. Noch aber läuft das Geschäft. Félix Sabourin hat alle Hände voll zu tun. Mit Hilfe von Freunden und Familie arbeitet er wochenlang durch, bis er am Ende der Saison hoffentlich ein großes traditionelles Abschlussfest feiern kann. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.09.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 17.09.2022arte.tv
  • Folge 601 (32 Min.)
    Die Biologin Katerina Pesocki vom Städtischen Museum für Naturkunde in Tallinn kämpft für den Naturschutz, vor allem den der Amphibien. Zusammen mit Helferinnen und Helfern, Aktivistinnen und Aktivisten vom Estnischen Naturfonds organisiert sie seit einigen Jahren eine großangelegte Rettungsaktion. Speziell zur alljährlichen Massenwanderung der Kröten im Frühjahr. Wenn die Tiere ihren instinktgeleiteten Marsch antreten, engagieren sich freiwillige Helferinnen und Helfer in ganz unterschiedlichen Teilen Estlands. Sie befördern in wenigen Tagen und Nächten Tausende Kröten und Frösche sicher über die Straßen.
    Doch wo genau werden die Tiere wandern? Und vor allem wann? Katerinas Fachkenntnisse sind gerade für die Einsatzplanung unabdingbar. Mit Beginn der warmen Frühlingstage kriechen zunächst nur vereinzelt die ersten Frösche und Kröten aus ihrem Erdunterschlupf an die Oberfläche. Alle versuchen, zu ihrem jeweils individuellen Heimatteich zurückzukehren – egal wie weit entfernt der liegt. Dort wollen sie sich fortpflanzen. Oft wird es eine beschwerliche Wanderung. Zur Laichablage und Befruchtung herrscht dann ein großes Gewimmel unter der Wasseroberfläche.
    Die größeren Weibchen werden von unzähligen Männchen umworben. Meist klammern sich die Männchen rücklings an ihre Auserwählte. Oft sogar schon auf der Wanderung zum Wasser. Die eigentliche Herausforderung aber ist der Autoverkehr, gerade in und um Tallinn. Viele althergebrachte Frosch- und Krötenwanderwege führen heute über Straßen, weshalb zur Krötenwanderung noch immer viele Tiere überfahren werden. Katerina und die vielen Helfenden werden also dringend gebraucht. Und auch die Polizei ist mit im Einsatz – damit Estlands Kröten und Frösche ihren Platz in der Natur des Landes behalten können. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.10.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 01.10.2022arte.tv
  • Folge 602 (32 Min.)
    Giuseppina Pes ist sehr gläubig und widmet ihre Handwerks-Webkunst dem heiligen Antiochus.
    Die Schwestern Assuntina und Guiseppina Pes stecken inmitten der Vorbereitungen für die große Prozession zu Ehren des heiligen Antiochus. Er ist ein Schutzpatrons Sardiniens. Einmal im Jahr wird die große Parade veranstaltet, bei der Einwohner der gesamten Insel zusammenkommen, um zu feiern. Festa Manna wird diese große, 15 Tage nach Ostern anberaumte Feier zu Ehren des Heiligen genannt. Für diesen Anlass fertigen die Schwestern Pes Altartücher an und bessern bereits verwendete Tücher aus. Noch können sie dabei auf einen kleinen Rest Muschelseide zurückgreifen, jenes Material, welches aus dem Byssus der Pinna nobilis gewonnen wird, einer Riesenmuschel, die lange in den Buchten vor der Insel lebte.
    Inzwischen gibt es diese Muscheln fast nicht mehr. Ein Parasit hat ihre Zahl so stark dezimiert, dass Forscher unsicher sind, ob es überhaupt noch Exemplare dieser kostbaren Art gibt. Was für die Wissenschaftler einem biologischen Desaster gleichkommt, bedeutet für die Einwohner vor allem ein Umdenken bei ihren Traditionen. Jetzt arbeiten sie auch mit alternativen Materialien, etwa Maulbeerseide. Aber hin und wieder finden sich noch Reste der alten Muschelseide, die dann mit großer Vorsicht verarbeitet werden. So auch dieses Jahr. Ob Assuntina und Guiseppina mit ihrer Arbeit rechtzeitig fertig werden? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.10.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 22.10.2022arte.tv
  • Folge 603 (32 Min.)
    Sie stehen für Ruhe, Entspannung und Erfrischung in den heißen Sommermonaten: Die andalusischen Patios sind die architektonische Antwort auf die brütende Hitze, wenn in Südspanien das Thermometer bis auf 50 Grad Celsius klettert. Ihren Ursprung haben die Innenhöfe in der römischen Antike. Die muslimischen Herrscher ergänzten sie zu den Zeiten von „Al-Andalus“ – dem maurischen Reich auf der iberischen Halbinsel – um Pflanzen, Brunnen und die typischen Farben. So entstand in Andalusien über die Jahrhunderte eine ganz eigene, von zahlreichen kulturellen Einflüssen geprägte Patio-Kultur. In Córdoba sind die grünen Oasen der ganze Stolz der Stadt. Über 3.000 traditionelle Patios gibt es bis heute in der historischen Innenstadt – die Kultur rund um die begrünten Innenhöfe der andalusischen Hauptstadt wurde 2012 von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt.
    Während die Innenhöfe im Alltag Ruhe und Erholung spenden sollen, macht sich im Frühjahr hektisches Treiben breit. Denn dann steht der große Wettbewerb der Patios vor der Tür – ein Fest, das vor über 100 Jahren ins Leben gerufen wurde und bis heute die größte Feierlichkeit der Stadt ist. Die Patio-Besitzer nutzen nun jede freie Minute, um ihren Innenhof auf Vordermann zu bringen. Sie pflanzen, zupfen und gießen um die Wette. Denn wenn im Mai die Jury loszieht, muss alles perfekt sein – nur so haben sie eine Chance auf den ersten Preis für den schönsten Patio der ganzen Stadt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.11.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 29.10.2022arte.tv
  • Folge 604 (32 Min.)
    Heretu Tetahiotupa und Teiki Huukena sind die Pioniere der neuen Tattoo-Bewegung auf den Marquesas-Inseln. Sie haben jüngst eine eigene Tätowierschule ins Leben gerufen, in der das alte Wissen über die originalen Marquesas-Motive vermittelt wird, in Theorie und Praxis. Das ist wichtig, denn die Bedeutung der alten Tattoo-Zeichen ist fast komplett verloren gegangen. Auf Nuku Hiva, der nördlichen Hauptinsel des Archipels, durchstreifen Heretu und Teiki immer wieder die Waldgebiete. Hier, mitten im Dschungel, verbergen sich Hinterlassenschaften ihrer Vorfahren und Hinweise zu ursprünglichen Tattoo-Motiven.
    Das früher nahezu komplett isolierte Inselvolk auf den Marquesas entwickelte eine eigene Sprache und einzigartige Zeichensymbole. Diese wurden als Tattoos unter die Haut gestochen und auch in Felsen geritzt. So haben einige Symbole die Jahrhunderte überdauert. Es sind teils rätselhafte Zeichen längst untergegangener Inselstämme und heute wichtige Fenster in die Vergangenheit. Schätzungsweise seit dem 4. Jahrhundert wurde der Archipel von Seefahrern aus Westpolynesien besiedelt. Politisch und wirtschaftlich sind die Marquesas heute fest an Frankeich und Europa angebunden. Frachtschiffe versorgen die abgelegenen Inseln regelmäßig.
    Einst aber regierte hier ein recht kriegerisches Südseevolk, das Kannibalismus praktizierte und Menschenopfer darbrachte. Und: Damals ließ man sich jeden Teil des Körpers tätowieren. Die Menschenopfer wünscht sich heute niemand zurück. Die Tätowierungen aber schon. Heretu gehört zur Avantgarde der Tattoo-Bewegung. Er hat sich sogar schon ein großes Tattoo ins Gesicht stechen lassen – genau wie einst seine Vorfahren. Wer wird seinem Beispiel folgen? Haben die martialisch anmutenden Tätowierungen eine Zukunft in der modernen Welt der Marquesas-Inseln? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.11.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 12.11.2022arte.tv
  • Folge 605 (32 Min.)
    Die Schweizergarde – Ein Leben für den Papst Die jungen Männer in der Schweizergarde schwören bei ihrer Vereidigung, das Leben des Papstes notfalls mit dem eigenen Leben zu schützen. Copyright: SRF/​ARTE; Screenshot
    Die Kaserne der Schweizer Garde befindet sich auf einer Fläche von 500 Quadratmetern auf dem Territorium des Vatikanstaates. Seit mehr als 700 Jahren wird hier eine Gruppe junger Männer rekrutiert, deren Aufgabe es ist, den Heiligen Vater, seine Kardinäle und den Vatikan zu schützen. In der historischen Renaissance-Uniform sichern die jungen Männer die Eingänge zum Vatikan und demApolstolischen Palast, in dem der Papst mit seinen Kardinälen lebt, sie sind immer präsent bei den Gottesdiensten und Audienzen auf dem Petersplatz. Tag und Nacht stehen sie auf ihren Posten, stundenlang harren sie in Uniform und Rüstung aus. Lukas und Dominique stammen, wie alle Gardisten, aus der Schweiz.
    Aus ihren kleinen Dörfern kommend, haben sie sich entschlossen, der kleinsten Armee beizutreten, eine strenge und anstrengende Ausbildung in Kauf zu nehmen, Sprache und Kultur Italiens zu verinnerlichen. Nach einem Jahr der Ausbildung fiebern alle dem großen Moment der Vereidigung entgegen – mit einem Schwur besiegelns sie, sich in den Dienst des Schutzes des Heiligen Vaters zu stellen. Und wenn die Situation es erfordert, auch ihr Leben dafür zu geben. Was bewegt diese jungen Männer zu solch einem Schritt -diesen und anderen Fragen folgt die Reportage bei einem exklusiven Blick ins Herz des Vatikas. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.12.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 26.11.2022arte.tv
  • Folge 606 (32 Min.)
    Der Loðmundarfjörður auf Island: Außer in den wenigen Sommermonaten ist dieser entlegene und unbewohnte Fjord nur per Boot erreichbar. Hierhin zieht es den Farmer Ólafur Aðalsteinsson, seine Frau und ein befreundetes Ehepaar. Jedes Jahr. Es ist die Zeit, in der die Eiderenten zur Brut auf die Farm kommen. Geschützt durch die Menschen legen sie hier ihre Eier und überlassen den Farmern dafür ihre weichen Daunen. Diese feinen Federn besitzen spezielle, auch von den Menschen geschätzte Eigenschaften wie etwa die besondere Wärmespeicherung.
    Mit diesen Daunen gefüllte Kissen und Decken gehören zu den wertvollsten der Welt und kosten in der Regel mehrere Tausend Euro. Derart gewinnbringend können aber nur wenige der etwa 380 Farmer auf Island von den Eiderfedern leben. Im Gegensatz zu Ólafur Aðalsteinsson etwa muss Óðinn Logi den Lebensunterhalt für sich und seine Familie als Feuerwehrmann, Sanitäter und Jäger verdienen. Doch jedes Frühjahr zieht die ganze Familie hinaus und sammelt die Eier unvorsichtiger Entenmütter ein, deren Gelege der Flut zum Opfer fallen würde.
    Die Küken brüten sie dann erfolgreich in einer Garage aus. Neu in der Branche ist auch Íris Birgisdóttir, die vor wenigen Jahren die ehemalige Schaffarm ihres Onkels zu einer Eiderentenfarm umwandelte und diese nun allein mit ihrer vierjährigen Tochter betreibt. Ob die junge Witwe sich dauerhaft durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Ólafur Aðalsteinsson ist da schon weiter: Allein in dieser Saison wird er über 300 Kilogramm Daunen ernten. Ohne dass auch nur einer einzigen Ente Schaden zugefügt wird. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.12.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 03.12.2022arte.tv
  • Folge 607 (32 Min.)
    Das Land der Emberá Chamí erstreckt sich in den kolumbianischen Anden, wo edler Kaffee wächst. Das Geschäft mit der Hochlandbohne ist noch fest in der Hand von Weißen und den Nachfahren von Europäern und Ureinwohnern. Seitdem es nicht mehr so rentabel ist, ziehen immer mehr Indigene als billige Arbeitskräfte auf die Plantagen. Die Kaffeefelder stellen auch für Emberá-Transfrauen eine Nische dar. Hier finden sie nicht nur einen Lebensunterhalt, sondern auch Schutz. Denn bis heute sind sie Repressalien und Unterdrückung ausgesetzt – nicht nur innerhalb der breiten Bevölkerung, sondern auch in ihren indigenen Gemeinden: In der Vorstellung vieler Emberá gilt Transsexualität als ein von Weißen eingeschlepptes Übel, das hart bekämpft werden muss.
    Auch Bella Wasorna hat in dieser Enklave ein neues Leben begonnen. Auf den Namen Jesús Stiven wurde sie vor 19 Jahren getauft, einen Namen, gegen den sie unermüdlich kämpft, da er für sie das sichtbarste Zeichen ihrer gesetzlichen – für sie falschen – Identität ist. Nun ist ihr Ziel, eine gesetzliche Änderung ihres Namens zu erreichen, in greifbare Nähe gerückt. Doch die angestrebte Namensänderung wird teuer, Bella wird umso härter auf der Plantage schuften müssen. Zeitgleich wird dort ein großer Auftritt vorbereitet, bei dem die Transfrauen im Zentrum der Provinzhauptstadt tanzen wollen, um auf sich und ihr Schicksal aufmerksam zu machen. Werden am Ende alle die Nerven behalten, um einen derart großen Schritt zu wagen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.12.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 10.12.2022arte.tv
  • Folge 608 (32 Min.)
    Jean-Marc Schilt, Glasmachermeister vom Internationalen Zentrum für Glaskunst in Meisenthal, bearbeitet das geschmolzene Material.
    Alles funkelt, alles strahlt: Die nördlichen Vogesen gelten als Wiege der Kristallherstellung in Europa. Vor allem drei französische Manufakturen haben Weltruhm erlangt: die Werkstätten Saint-Louis und Lalique sowie das Internationale Zentrum für Glaskunst in Meisenthal. Dort herrscht erst recht zu Weihnachten alle Jahre wieder Hochbetrieb. Die Nordvogesen sind wie gemacht für die Kristallherstellung. Hier entstehen schon seit Generationen glänzende, durchsichtige und vor allem glitzernde Kristallkörper. Wandernde Glasmacher im 16. Jahrhundert wählten diese Region, weil hier alle natürlichen Ressourcen vorkommen, die für die Herstellung von Glas und Kristall unerlässlich sind: feinster Sand aus Flüssen, Gestein, ausreichend Holz für die pausenlos befeuerten Brennöfen und auch reichlich Wasser zur Kühlung des Glases.
    Die Arbeit der Glasmacher ähnelt seit jeher der Choreographie eines Balletts. Jeder und jede weiß, was zu tun ist. Alle Arbeitsschritte sind im Sekundentakt aufeinander abgestimmt. Denn nur dann kann die flüssige, rund 1.400 Grad Celsius heiße Glasmasse Qualität und Perfektion erlangen. Nach stundenlangem vorsichtigen Abkühlen wird das Kristall geschnitten, geformt und poliert.
    Auch in den Werkstätten von Meisenthal, rund 50 Kilometer nordöstlich von Straßburg, sind die Öfen Tag und Nacht in Betrieb. Gerade kurz vor Weihnachten herrscht hier Hochkonjunktur. Im Fokus der Glasmacher stehen Tannenbaumkugeln aus Glas, allesamt Entwürfe von Designern. Jedes Jahr wird eine ganz spezielle Kugel entworfen, die von Kunden heißbegehrt wird. Kein Wunder, dass Weihnachten hier so kunstvoll zelebriert wird. Schließlich sagt man, dass vor allem die romantische Landschaft der Vogesen die Menschen hier schon immer angetrieben haben mag, Märchenhaftes zu kreieren. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.12.2022arteDeutsche Streaming-PremiereSa 17.12.2022arte.tv

zurückweiter

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn ARTE 360° Reportage online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…