2016, Folge 200–213

  • Folge 200 (45 Min.)
    Vegan, vegetarisch, zuckerfrei, glutenfrei, laktosefrei: gesunde Lebensmittel auszuwählen, ist inzwischen eine Wissenschaft für sich. Wer sich bewusst ernähren möchte, hat die Qual der Wahl. Manch eine Verpackung liest sich schon fast wie ein Rezeptbuch. Die Lebensmittelindustrie lockt mit Versprechungen wie „verbessert das Immunsystem“ oder „verringert die Müdigkeit“. Es gibt kaum noch ein Produkt ohne Zusätze wie Vitamine, Antioxidantien, Eisen und sogar Gummibärchen mit Kollagen. „45 Min“ fragt: Tragen diese Nahrungsmittel wirklich zu einer gesünderen Ernährung bei? Die Dokumentation zeigt die neusten Trends auf der weltgrößten Nahrungsmittelmesse Anuga und entdeckt, was bereits alles im Supermarkt zu finden ist.
    „45 Min“ stellt diese Produkte gemeinsam mit Ernährungs- und Marketingexperten auf den Prüfstand und testet, wie leicht sich Verbraucher täuschen lassen. Wohin hat der Kult um die optimale Ernährung den Verbraucher schon getrieben? Die Autoren Djamila Benkhelouf und Philipp Kafsack fragen: Was nützen diese Lebensmittel wirklich der Gesundheit? Und wie leicht fällt man auf das herein, was versprochen wird? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.01.2016NDR
  • Folge 201 (45 Min.)
    17 Jahre lang hat sich Autorin Sigrid Faltin vor einem Hörgerät gedrückt. Jetzt hat sie ein Problem: Sie braucht es, aber sie will nichts im oder hinterm Ohr haben. So wie ihr geht es vielen, die ein Hörgerät benötigen. Sie macht einen Selbstversuch über ein Thema, über das man nicht gerne redet. Warum eigentlich? Immerhin leidet jeder dritte Deutsche über 50 Jahren an einer Hörminderung, das sind 14 Millionen Menschen. Schwerhörigkeit gehört zu den meistunterschätzten Gesundheitsschäden. Es gibt mehr fehlhörige als fehlsichtige Neugeborene. Der Bedarf an Hörhilfen ist riesig und wächst. Hörakustikläden gleichen heute eher Designshops als biederen Sanitätshäusern. Und doch gibt es ein riesiges Akzeptanzproblem, nur 2,5 Millionen Deutsche tragen ein Hörgerät.
    Warum tut man sich schwer, ein Hörgerät zu tragen? Falsche Eitelkeit, Sorge, als alt abgestempelt zu werden? Aber auch wenn man sich zu einem Hörgerät durchgerungen hat, bedeutet das noch lange nicht, dass man damit auch zurechtkommt. 27 Prozent aller verkauften Hörgeräte werden nicht getragen, weil die Kunden unzufrieden damit sind. „Man muss das Hören völlig neu erlernen“, sagen die Hörakustiker. Meist vergeht eine lange Zeit, bis man sich zu dem Schritt durchringt. Es strömt eine Flut von Impulsen auf den Träger ein, wenn er sich dem Hörgerät stellt. Bis zu einem Dreivierteljahr kann es dauern, bis die Anpassung optimal ist. Hat Sigrid Faltin zu lange gewartet? Will sie überhaupt wieder den Autolärm so richtig hören? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.02.2016NDR
  • Folge 202 (45 Min.)
    Schätzungsweise vier Millionen Deutsche haben sich allein im Jahr 2016 an Cannabis berauscht und damit eine Straftat begangen. Denn der Besitz der Droge ist illegal. Andere europäische Staaten gehen sehr viel liberaler mit Hanf um, wie die Pflanze auch genannt wird. Mehrere Bundesstaaten der USA haben ihren Kampf gegen die Droge sogar ganz eingestellt und Cannabis legalisiert. Sollte der Konsum auch in Deutschland erlaubt werden? „Der deutsche Staat akzeptiert, dass der Missbrauch von Alkohol jedes Jahr Zehntausende umbringt und viele Millionen Euro Schaden für die Volkswirtschaft verursacht“, so Andreas Gerhold vom Verein Cannabis Social Club Hamburg.
    „Aber niemand ist bisher durch den Konsum von Cannabis gestorben. Trotzdem werden wir weiter kriminalisiert.“ Hauptkommissar Reiner Stahlhuth hat ein anderes Problem. Der Chef der Zivilfahnder von Wache 16 im Hamburger Schanzenviertel verbringt mit seinen Kollegen viele Dienststunden im Kampf gegen die Kleindealer. „Sobald wir weniger Razzien machen, steigt die Zahl der Dealer im Viertel und die Anwohner beschweren sich.“ Doch Verurteilungen sind selten; wegen Geringfügigkeit kommt es oft nicht einmal zu einem Gerichtsverfahren. Den Kampf des Staates gegen die Droge Cannabis halten viele Strafrechtler für längst verloren.
    Sie fordern ein Umdenken. Colorado hat zusammen mit anderen US-Bundesstaaten die Konsequenz gezogen und Cannabis legalisiert. Der Verkauf der Droge wird staatlich überwacht und hoch besteuert. Das Geschäft bringt der Staatskasse viele Millionen Dollar zusätzlicher Steuereinnahmen. Ein Vorbild für Deutschland? „Die Verharmlosung von Cannabis im Zuge der Legalisierungsdebatte gefällt mir nicht“, so Oliver Voß-Jeske, Psychiater und Leiter des Come In!, einer stationären Therapieeinrichtung für abhängige Jugendliche.
    „Cannabis ist eine gefährliche Droge, welche bei Heranwachsenden die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen kann. Und eine Legalisierung würde sicherlich zu mehr Süchtigen führen“, so Mediziner Voß-Jeske. Die Dokumentation schildert die sehr persönliche Sicht verschiedener, sich kontrovers gegenüberstehender Protagonisten. Dabei nähert sich der Film offen und sachlich allen Beteiligten und deren Positionen. Mit seinen ungewöhnlichen, überraschenden Momenten ist der Film „Cannabis für alle?“ aus der Reihe „45 Min“ ein neuer Blick auf ein ideologisch besetztes Thema, mit dem Ziel, eine festgefahrene Debatte voranzutreiben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.02.2016NDR
  • Folge 203 (45 Min.)
    Den Erben stehen fette Jahre bevor. Nie wurde so viel Vermögen vererbt wie heutzutage: 250 Milliarden Euro pro Jahr. Doch nicht immer gleicht das Erbe einem Sechser im Lotto, denn mehr als die Hälfte der Deutschen hat gar nichts oder nur Schulden zu erwarten. In vielen Fällen droht sogar ein Erbstreit, der Familien zerstören kann. Denn selbst ein Testament ist keine sichere Lösung. Schuld ist häufig das komplizierte deutsche Erbrecht, an dem Anwälte, Steuerberater, Erbenermittler und auch der Staat kräftig mitverdienen.
    Wie gerecht ist das Erben? Für Ilka S. (63) war die Sache längst klar. Als einziges Kind stand ihr das Erbe ihrer Eltern von etwa 200.000 Euro zu, steuerfrei. Doch die Hamburgerin kannte den „letzten Willen“ ihres Stiefvaters nicht. Kurz vor seinem Tod hatte der das gesamte Vermögen angeblich der Putzfrau geschenkt. Geblieben sind der Rentnerin drei Umzugskartons mit Erinnerungsstücken und ein Testament, was scheinbar nichts mehr wert ist. Mithilfe einer Anwältin versucht Ilka S. nun, an ihre Erbschaft zu gelangen.
    Leer ausgegangen ist Kirsten Sch. (47) aus Düsseldorf keineswegs. Doch bevor sie ihr Millionenerbe antreten konnte, musste sie zuerst das Familienunternehmen verkaufen. Eigentlich wollte sie die Firma übernehmen, doch ihr Vater hatte dafür einen Testamentsvollstrecker vorgesehen. Dieser sollte die Reinigungsfirma nach dem Tod des Erblassers leiten. Der Familienpatriarch traute seiner Tochter das Management wohl nicht zu. Die immensen steuerlichen Vergünstigungen von beinahe 100 Prozent gingen Kirsten Sch. und ihrer Schwester damit verloren.
    Das wollte Milliardär Dirk R. (69) verhindern und vererbte seine Drogeriekette und sein Vermögen (auf 2,6 Milliarden geschätzt) schon zu Lebzeiten seinen beiden Söhnen Daniel und Raoul. Ein geschickter Schachzug. Bleibt das Unternehmen die nächsten zehn Jahre in Familienhand, fällt so gut wie keine Erbschaftssteuer an und der Staat geht leer aus. Genau diesen Punkt bemängelt das Bundesverfassungsgericht in seinem aktuellen Urteil und hält die Verschonung betrieblichen Vermögens in Teilen sogar für verfassungswidrig, denn die Schere zwischen Arm und Reich würde damit weiter auseinandergehen.
    Günther A. ist 96 Jahre alt geworden. Familienangehörige gibt es bisher nicht, aber er hat eine Villa am Hamburger Stadtrand und ein Vermögen von mehr als 3,5 Millionen Euro. Darum kümmert sich nun Nachlassverwalter Bernd Clasen (62). Seine Erbenermittler spüren weltweit Erben auf. Ein lukratives Geschäft, das bei Erfolg bis zu 30 Prozent der Erbmasse einbringen kann. Ein Film über die deutsche Erbengesellschaft und darüber, wer an ihr mitverdienen will. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.02.2016NDR
  • Folge 204 (45 Min.)
    Laktose, Gluten oder Eiweiß: nichts scheint ungesünder zu sein als das Essen. Die Allergien gegen Lebensmittelzusatzstoffe nehmen immer mehr zu. Für alles hat die Industrie schnell einen Ersatz, und der befriedigt den Verbraucher, ohne dass gefragt wird, was da eigentlich ersetzt wird. Ein Filmteam macht sich auf die Suche nach den Zutaten für veganen Käse und Wurst. Es fragt, was ist drin im Brot, wenn es kein Weizenmehl sein darf? Und was in aller Welt ist Ei-Ersatz? Viel Synthetik ersetzt hier das Naturprodukt. Die Beipackzettel lesen sich wie frisch aus dem Chemielabor.
    Wie kommt es, dass so viele Menschen meinen, das sei gesünder? Der Film zeigt, wie schnell heute jemand zum Allergiker wird. Eine ganze Industrie von Tests im Internet profitiert davon. Und auch die Hersteller dieser Produkte werden der Nachfrage gar nicht mehr Herr und staunen zum Teil selbst über das, was ihren Erzeugnissen nachgesagt wird. Übrigens: die Ersatzstoffe sind oft ganz billig und die Lebensmittel ziemlich teuer. Es lohnt sich also für die Erzeuger. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.03.2016NDR
    Erstausstrahlung ursprünglich für den 15.02.2016 angekündigt
  • Folge 205 (45 Min.)
    Der Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland hat es ins allgemeine Bewusstsein der Bevölkerung gebracht: ohne ehrenamtliche Arbeit geht nichts mehr. Man mag sich nicht ausdenken, was ohne das Engagement Zehntausender ehrenamtlicher Helfer, die sich um Flüchtlinge kümmern, geschehen würde. Aber nicht nur bei der Flüchtlingshilfe sind Ehrenamtliche im Einsatz. Sie engagieren sich für Obdachlose, sind in Altenheimen aktiv, arbeiten in Bahnhofsmissionen und Tafeln, im Umweltschutz, bei der freiwilligen Feuerwehr, in Sportvereinen und vielen anderen Bereichen.
    Beeindruckend allein die Zahlen: In Schleswig-Holstein sind 40 Prozent der über 14-Jährigen ehrenamtlich tätig, in Niedersachsen 41 Prozent und in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern immerhin noch 29 Prozent. In der Dokumentation werden ehrenamtliche Flüchtlingshelfer in Schwerin begleitet. Das Filmteam besucht eine Tafel in der Gemeinde Sörup bei Flensburg und eine Fußballtrainerin in einem Hamburger Sportverein, die sich freiwillig engagieren. Dabei wird in der Dokumentation aber auch die Frage gestellt, ob es nicht Bereiche gibt, in denen es sich der Staat zu leicht macht.
    In einigen davon verlässt er sich auf das ehrenamtliche Engagement der Bürger und zieht sich zu sehr zurück. Ist es denn tatsächlich die Aufgabe von ehrenamtlichen Helfern, die Betreuung von Flüchtlingen zu koordinieren oder dafür zu sorgen, dass Menschen in Deutschland genug zu essen haben? Und wie ist das für die Betroffenen, wenn eine staatliche Aufgabe in private Hände gelegt wird, wenn aus einem Rechtsanspruch ein Almosen wird? (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.03.2016NDR
  • Folge 206 (45 Min.)
    Seit Jahren bringen Geld auf Sparkonten oder Rentenpapiere praktisch keine Zinsen mehr. Wer auf sein Erspartes einen Ertrag möchte, muss künftig ins Risiko gehen. Wie sichert man dabei sein Vermögen? Diese Frage stellt sich auch Karl-Heinz E., seine Lebensversicherung wird bald fällig. Die Bank empfiehlt ihm, das Geld in einen Mix aus Aktien, Immobilienfonds und mehr anzulegen. Genau davor aber warnen die beiden Finanzstrategieberater Matthias Weik und Marc Friedrich. An den Aktienmärkten haben sich bereits riesige Blasen gebildet. Der Grund: die Niedrigzinspolitik der Notenbanken und das viele billige Geld, mit dem sie die Märkte fluten.
    Die Berater empfehlen Sachwerte wie Wald, Ackerboden oder Edelmetalle. Und dann gibt es Banken wie die GLS, die nur in ökologisch und sozial vertretbare Projekte investieren, nachhaltig wirtschaften. Wie sinnvoll sind die einzelnen Vorschläge? Der Film erzählt die Geschichte von Sparern, die aus der Zinsfalle heraus wollen. Was tun bei Niedrigzinsen? Was passiert mit dem Geld? Der Film blickt hinter die Kulissen des Kreditgeschäfts. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.04.2016NDR
  • Folge 207 (45 Min.)
    Es ist ein Krimi, der im schlimmsten Fall einen Weltkonzern in den Abgrund reißen wird. Mit einer ausklügelten Software haben VW-Ingenieure Schadstoffwerte manipuliert und weltweit Behörden hintergangen sowie Millionen Kunden betrogen. Wie konnte es dazu kommen? Die Dokumentation erzählt die Anatomie dieses Wirtschaftsverbrechens. Es ist die Geschichte eines deutschen Konzerns, der angesichts technologischer Defizite im Kampf um die Weltmarktführerschaft in Panik gerät. Und die Geschichte von Managern und Ingenieuren, die unter enormem Erfolgsdruck stehen. Die an den perfekten Betrug glauben und wohl auch denken, sie seien zu schlau, um erwischt zu werden. Die das Kunststück vollbringen, über Jahre zu betrügen, aber so gut wie nie darüber zu sprechen. Und die selbst dann nicht aussteigen, als sie längst wissen, dass sie auffliegen werden. Eine Geschichte über Verschleierung, Vertuschung und organisierte Verantwortungslosigkeit. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.04.2016NDR
  • Folge 208 (45 Min.)
    Flüchtlingskrise, AfD, Umgang mit Polizeimeldungen und Grenzen der Satire: Was sagen NDR Zuschauerinnen und Zuschauer zur Berichterstattung des Norddeutschen Rundfunks? Für die „45 Min“-Dokumentation „Der NDR, die Zuschauer und die Medienkrise“ reisen Pinar Atalay, Programmbereich ARD-aktuell, und Hans-Jürgen Börner, Ex-Korrespondent und langjähriger NDR Autor, durch das Sendegebiet des Norddeutschen Rundfunks. Von Barsinghausen bis Cuxhaven, von Neugraben-Fischbek bis Schwerin treffen sie an verschiedenen Orten Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich beim NDR mit ihrer Kritik gemeldet haben.
    Es sind Fragen und Kritik zur Berichterstattung von Sendungen wie „Zapp“, „Panorama“, „NDR/​/​Aktuell“, „extra 3“ sowie zu den Nachrichtensendungen von ARD-aktuell wie „Tagesschau“ und „Tagesthemen“. Pinar Atalay und Hans-Jürgen Börner interviewen auch NDR Redakteure. Wie reagieren sie auf die Zuschauerkritik an ihrer Berichterstattung? Warum wurde gerade in einer bestimmten Art und Weise über ein Thema berichtet? Was sind die Hintergründe für die Abwägung, ob zum Beispiel die Herkunft mutmaßlicher Täter genannt wird oder nicht? Ist dies journalistische Ethik oder eine Bevormundung des Bürgers? Wie gerecht wird die Berichterstattung über Flüchtlinge der Vielschichtigkeit des Themas? Und kommen auch diejenigen dabei zu Wort, die eine uneingeschränkte Willkommenskultur ablehnen? Es antworten unter anderem Anja Reschke, „Panorama“-Moderatorin und Leiterin des Bereichs Innenpolitik NDR Fernsehen, Kai Gniffke, Erster Chefredakteur ARD aktuell, Andreas Lange, Redaktionsleiter „extra 3“, und Thorsten Hapke, Leiter Redaktion Landespolitik im NDR Landesfunkhaus Niedersachsen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.05.2016NDR
  • Folge 209 (45 Min.)
    Stoßstange an Stoßstange, Schneckentempo auf den Straßen und Autobahnen zwischen Hamburg, Hannover und Kiel. Fast 40.000 Stunden standen die Norddeutschen im Jahr 2015 im Stau. Darunter leiden alle: die Pendler, die Bewohner der Metropolregionen, Fernreisende und die norddeutsche Wirtschaft. Dringend notwendige Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur werden seit Jahren auf die lange Bank geschoben. Die Folge: Brücken und Straßen zerfallen. „45 Min“ fragt: Ist der Verkehrsinfarkt im Norden überhaupt noch abzuwenden? Die A2 um Hannover ist jeden Morgen dicht. Simona Köhler ärgert sich darüber. Von ihrem Haus in Haste bis zum Job in Hannover sind es eigentlich nur 40 Kilometer, aber dafür braucht sie oft eineinhalb Stunden Fahrzeit.
    Das, was Simona Köhler hasst, ist die Leidenschaft von Verkehrsforscher Michael Schreckenberg: Stau. Er weiß, wie Staus entstehen und wie man sie umgeht. Er zeigt Simona Köhler den schnellsten Weg durch den Stau: ein überraschendes Ergebnis. Was für die Pendler einfach nur nervig ist, kostet der norddeutschen Wirtschaft jedes Jahr Millionen Euro. 64 Prozent aller deutschen Unternehmen sehen ihre Geschäfte durch die marode Infrastruktur gefährdet. Besonders schwer haben es diejenigen, die XXL-Transporte organisieren: Damit das Schwergut durch die Republik gebracht werden kann, müssen sie viele Hundert Kilometer Umwege akzeptieren.
    Allzu oft blockieren Baustellen und kaputte Brücken den direkten Weg. Warum landet das Geld nicht dort, wo es sinnvoll verbaut wird? Reicht der „Investitions-Hochlauf“ von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, um den Verfall aufzuhalten? Was wird getan, um die Störungen durch die unumgänglichen Baustellen zu verringern? Die Autorinnen Annette Schmaltz und Christiane Blume begleiten die Menschen, die sich jeden Tag durch die Staus im Norden kämpfen müssen. Und sie finden heraus, wie der drohende Verkehrskollaps jetzt noch verhindert werden könnte. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.05.2016NDR
  • Folge 210 (45 Min.)
    Uschi Reinhardt handelt mit alten Tomatensorten, Reinhard Lühring mit einer Grünkohlsaat, die fast ausgestorben ist. Karsten Ellenberg macht Geschäfte mit nicht mehr zugelassenen Kartoffelsorten. Drei Menschen in Niedersachsen widersetzen sich dem gültigen Sortenschutzgesetz und Sortenvertrieb aus voller Überzeugung. So wollen sie alte, schmackhafte Sorten retten, um die Gemüsevielfalt in Deutschland zu erhalten. NDR Autor Jean Boué begibt sich für das Doku-Format „45 Min“ in deutsche Gärten und spürt die „Gemüserebellen“ auf.
    In eindrücklichen Szenen und Gesprächen schildert er ihren Kampf gegen den Einheitsgeschmack und ihren Versuch, das kulturelle Erbe der Sortenvielfalt vor dem Aussterben zu bewahren. Der Film begleitet die drei Retter von alten Sorten in ihrem Kampf gegen verordnete Zuchtziele, verständnislose Sortenschützer und Gesetzgeber. Im Bundessortenamt werden die für den Handel erlaubten Sorten zugelassen. Bei der Beurteilung, ob eine Zulassung erfolgt, spielen der Ertrag, die Homogenität und andere Faktoren eine Rolle, aber nicht in erster Linie der Geschmack.
    Gerade den halten jedoch die Verfechter der Sortenvielfalt für das Wichtigste. Besonders bei den Kartoffeln ist es auffällig, wie eingeschränkt die Vielfalt ist. Auf den internationalen Märkten werden fast ausschließlich Kartoffelsorten gehandelt, die dünnschalig, flachaugig, gelbfleischig und rundoval sind, Ware für Schälmaschinen und Großmärkte. Da der Geschmack der Masse entscheidet, haben es exotische Sorten wie Bamberger Hörnchen schwer. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.05.2016NDR
  • Folge 211 (45 Min.)
    Das Trinkwasser gerät in Norddeutschland immer wieder in die Schlagzeilen. Legionellen, Nitrate, Medikamentenrückstände, die Liste der Verunreinigungen wird immer länger. „45 Min“ fragt, ob das Trinkwasser seinen außerordentlich guten Ruf noch verdient hat. Trinkwasser ist zwar das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland, doch es gibt auch besorgniserregende Fakten: In norddeutschen Brunnen messen Experten immer häufiger zu hohe Schadstoffwerte im Wasser. Mal findet sich krebserzeugendes Nitrat im Grundwasser, mal sind es Pestizide. Noch in vertretbaren Mengen. Aber die EU mahnt bereits an, dass die Wasserqualität hierzulande zu wünschen übrig lässt.
    Und die Wasserexperten sind beunruhigt: Steigt die Verunreinigung weiter, wird sie in den nächsten Jahren das in Norddeutschland als Trinkwasser genutzte Grundwasser erreichen. Wenn dieses Wasser durch Nitrat, das meist aus der Landwirtschaft stammt, versalzen ist, ist es auf immer verdorben. Der Schadstoffcocktail im Trinkwasser: Wie hoch ist er? Der Verbraucher ist verunsichert, setzt auf Wasserfilter. Aber nützen sie wirklich? Für die „45 Min“-Dokumentation wurde auch das Leitungswasser in norddeutschen Großstädten untersucht.
    Die Ergebnisse deuten daraufhin, dass sich Medikamentenrückstände bereits auf dem Weg ins Trinkwasser zweier Großstädte befinden. Vorsorge bei der Wasserqualität ist also nötiger denn je. Wasser kann auch tödlich sein. Das zeigte der jüngste Ausbruch von gefährlichen Bakterien im März 2016 in Bremen. Legionellen sind eine oft unterschätzte Gefahr aus dem Wasser. Sie nisten nicht nur in Kühlwerken, sondern auch in Leitungen und Duschen. Jede Wohnung kann bei falscher Wartung zum Ausbruchsherd von Legionellen werden. Wie man sich davor schützen kann, berichtet „45 Min“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.05.2016NDR
    ursprünglich für den 02.05.2016 angekündigt
  • Folge 212 (45 Min.)
    Die Polizei muss an immer mehr Orten immer mehr Präsenz zeigen: Terrorabwehr, Fußballspiele, Demonstrationen, Flüchtlingsunterkünfte, Einbrüche, Grenzsicherung. Die Liste der Einsätze ist lang. Doch nach Aussage der Gewerkschaften werden seit Jahren immer mehr Stellen im Polizeidienst gestrichen. Insgesamt haben die deutschen Polizisten im vergangenen Jahr knapp 20 Millionen Überstunden angehäuft. Niemand weiß, wie diese abgebaut werden sollen. Gleichzeitig klagen Polizisten über mangelnden Respekt in der Bevölkerung, sogar über Sorgen um ihre eigene Sicherheit. „Die Polizei, dein Freund und Helfer“, das war einmal. In manchen Orten rücken Beamte nur mit zwei Streifenwagen aus, um ihren eigenen Schutz zu gewährleisten.
    Kritiker aber sagen, die Polizei übernehme auch manchen Job, für den andere Behörden zuständig seien und überlaste sich dadurch selbst. Wie kann das System Polizei noch funktionieren? Die Autoren Djamila Benkhelouf und Nino Seidel begleiten für diese Dokumentation Beamte in ganz Norddeutschland bei ihren Einsätzen und in ihrem Arbeitsalltag. Sie erleben zähe Stunden auf der Wache mit veralteter Technik, aber auch hochmoderne Einsatzübungen zur Terrorabwehr. Sie sind dabei, wenn Polizisten über drei Tage im Einsatz sind, kaum schlafen und dennoch hellwach sein müssen. „45 Min“ berichtet über einen Job, der zwischen die Fronten geraten ist. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.06.2016NDR
  • Folge 213 (45 Min.)
    Mehr und schnellere Abschiebungen von Menschen ohne Bleiberecht, das fordert Thomas de Maizière von den Ländern. Der Bundesminister des Innern drängt angesichts der Flüchtlingszahlen auf eine Verstärkung der sogenannten Rückführungen. Doch wie laufen Abschiebungen konkret ab? Und gibt es eine Alternative zu diesen Einsätzen? Der Dokumentation „45 Min Protokoll einer Abschiebung“ gelingt es erstmals, ein umfassendes Bild einer Abschiebung zu zeigen: von der Planung der aufwändigen Maßnahmen über den nächtlichen Einsatz der Zuführkommandos in den Unterkünften der Asylbewerber bis zu ihrer Ankunft im Heimatland.
    Und der heiklen Frage, was die Menschen dort erwartet. Zuführkommandos heißen die Trupps von Polizei und Ausländerbehörde, die den Auftrag haben, die Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern vorzunehmen. Sie kommen in der Nacht oder am frühen Morgen, reißen Familien aus dem Schlaf, geben ihnen eine halbe Stunde Zeit zum Packen und setzen sie in ein Flugzeug: Mehr als 22.000 Männer, Frauen und Kinder mussten Deutschland im Jahr 2015 auf diesem Wege verlassen.
    Nach monatelangen Recherchen hatte das Team um Regisseur Hauke Wendler, der zu diesem Thema bereits den mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilm „Wadim“ realisiert hat, die Möglichkeit, in Mecklenburg-Vorpommern eine Sammelabschiebung zu filmen. Dabei wurden in drei Tagen mehr als 200 Asylbewerber nach Albanien ausgewiesen. Ein Wunschprojekt von Lorenz Caffier, dem Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der in diesen Nächten persönlich vor Ort war. Abschiebung, eine umstrittene Maßnahme: In Rheinland-Pfalz zum Beispiel setzt die zuständige Ministerin Anne Spiegel anstelle von Abschiebungen auf sogenannte „freiwillige Ausreisen“.
    Das sei nicht nur menschenwürdiger, so die Ministerin, sondern auch wirtschaftlicher. Die Dokumentation „45 Min Protokoll einer Abschiebung“ fasst die verschiedenen Ansätze sachlich zusammen, damit der Zuschauer sich ein eigenes Bild machen kann. Vor allem aber gelingt es dem Film, die nächtlichen Abschiebungen zu dokumentieren und so ein wichtiges Thema an die Öffentlichkeit zu bringen, von dem bislang kaum Bilder existieren. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.08.2016NDR

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