#yourcity Folge 2: Mein schöner, kleiner Waschsalon
Folge 2
2. Mein schöner, kleiner Waschsalon
Folge 2
Juliane Morawitz wirft einen prüfenden Blick durch den kleinen Waschsalon im Kölner Stadtteil Klettenberg: Laufen alle Maschinen? Braucht der Mann mit dem Flokati Kleingeld für den Trockner? Kommt die junge Studentin mit der Waschanleitung klar? Doch kurz darauf entspannen sich die Gesichtszüge der 73-Jährigen. „Ist es nicht schön hier?“ Auf den ersten Blick sucht man vergeblich nach etwas Schönem. Der kleine quadratische Raum erstrahlt in grellem Neonlicht, Waschmaschinen und Trockner liefern sich ein lautstarkes Duell und geheizt wird hier auch nicht. Erst nach einer Weile entdeckt man die besondere Atmosphäre des Waschsalons: Eine Mutter liest ihrem Sohn mit verstellter Stimme eine Geschichte vor, eine alte Dame faltet sorgfältig ihre Unterhosen, ein traurig aussehender Mann studiert angestrengt Computerausdrucke. „Ein Waschsalon hat etwas sehr Intimes“,
erzählt ein Kunde. „Über seine Wäsche gibt man ja irgendwo einen Einblick in sein Privatleben.“ Für Juliane Morawitz ist der Waschsalon längst ein zweites Zuhause. Seit zehn Jahren kontrolliert sie hier täglich die Maschinen und kümmert sich um die Kunden. Und nicht nur sie spürt die Magie dieses Ortes. „Einige machen hier ihre Wäsche, obwohl sie zu Hause eine Maschine stehen haben“. Der Waschsalon in Köln-Klettenberg ist ein Treffpunkt für Einsame, Neugierige und Schrullige. Sein Charme erschließt sich auf den zweiten Blick. Wer ihn lieben gelernt hat, kommt immer wieder. Reporterin Marion Försching hat sich mit ihrem Kamerateam eine Woche lang in dem Waschsalon eingenistet. Um die intime Atmosphäre nicht zu stören, hat Kameramann Jürgen Dahlhoff die Situationen und Gespräche mit einer Spiegelreflexkamera gedreht und so unaufdringlich beobachten können. (Text: WDR)