Kanzler beklagt Abstumpfung

Reality-Shows zeugen von schlechtem Geschmack

RüM – 17.11.2004

Wenn das so weiter geht, dann ist er sein Volk bald leid! Mitnahme-Mentalität bis in die Mittelschicht und schlechter Fernsehgeschmack – Gerhard Schröder geht immer öfter in die moralische Instanz. Und moniert den schlechten Einfluss, den Sendungen wie das „Dschungelcamp“ auf den Zuschauer ausüben. In der „Zeit“ spricht er von Reizüberflutung, die „wenig mit Toleranz, aber viel mit schlechtem Geschmack zutun hat“. Damit putzt er lässig die paar Millionen Bürger runter, die bei diesen Formaten gerne einschalten.

Drehen wir den Spieß doch mal um: Derweil sinkt das Publikumsinteresse an der Doku-Soap, die früher unter dem Titel „Parlamentarische Republik“ lief, aufgrund von darstellerischen Fehlbesetzungen und kaum nachvollziehbarer Spielhandlung. Dem Zuschauer fällt es immer schwerer, dem politischen Plot zu folgen – die Charaktere sind einfach zu schwammig gezeichnet. Viel zu oft wird improvisiert und Handlungsstränge verlaufen im Nichts – da hapert es einfach an jeder stimmigen Dramaturgie! Folge: Schröders Berliner Puppenkiste ist als Format dringend überarbeitungswürdig! Vielleicht ist danach ja auch das Interesse deren Programmen wieder größer?

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    5 Mio. Arbeitslose, ein bankrotter Staat, Kasperletheater in Berlin - und Herr Schröder hat keine anderen Sorgen als das Fernsehprogramm!

    Auch wenn er da und dort sicher recht hat, finde ich den "Wunschliste"-Beitrag überaus passend und eine solche "Show" wie die "Berliner Puppenkiste" würde, wenn sie im TV liefe, sofort wegen Zuschauerschwund abgesetzt.
    Die beklagten "Dummformate" holen dagegen Millionen vor den Bildschirm. Lasst diesen Menschen doch diese Formate, damit sie sich von dem ganzen traurigen Schauspiel in Berlin ablenken können und wenigstens für ein paar Stunden ihre mitunter grossen Sorgen vergessen können...das Leben ist hart genug, aber unserem schwadronierender Kanzler und seiner Truppe ist das ja alles egal...
    • am via tvforen.de

      Erst mal: Volle Zustimmung an Leo zu Hause.
      Es geht uns einfach viel zu gut.

      Fernsehen wird heute als Unterhaltung angesehen. Einen allzu guten Ruf hat es doch schon lange nicht mehr. Trash as Trash can.

      Die wenigen guten Sendungen laufen doch meist bei den GEZ-Sendern oder sind Synchron-Sachen ausländischer Länder. Was hier im Lande zum Großteil selbst produziert ist, ist doch erbärmliches Dünngedöns.
      Ich gebe zu, daß Unsinn mich manchmal tierisch anzieht, aber allzu schnell habe ich genug davon. Dann frage ich mich schon, warum das bei mir so ist, daß ich meine Zeit mit solch einem Trash vertrödelt habe. Daß zuviel unselektierter TV-Konsum zur Verblödung führt, glaube ich immer mehr. Ich merke es schließlich an mir (zum Glück merke ich es noch).
      Ein bißchen Druck von oben (Bunderegierung) kommt da glaube ich zu einer Zeit, wo es noch Sinn macht. Freut mich wirklich, daß er das ausgesprochen hat. Solch Sätze wie
      "aber ein Kanzler der ein ganzes Volk vertritt, sollte sowas nicht in der Öffentlichkeit sagen. Er vertritt ein ganzes Volk und kann dann nicht anfangen über bestimmte Bevölkerungsschichten herzuziehen"
      finde ich persönlich traurig. Soll er Arschkriecher sein? Sicherlich nicht, oder? Der soll Eier in der Hose haben, auch unbequeme Sachen anzusprechen.

      Der TV Zuschauer kann schließlich nur das schauen, was ihm geboten wird.
      Lange lange Jahre war das halt so, daß man zappen konnte durch die wenigen Kanäle und immer auf was Gutes gestoßen ist. Heute denkt man das halt immer noch (angelerntes Verhalten), nur wird es eventuell schwieriger auf das gewünschte gute Programm zu stoßen. Und da manch zum Himmel schreiender Unsinn gepaart mit nackter Haut anziehend wirkt, schaut das Volk ebend dieses Dünngedöns, welches sich die Sender für die Zeit zwischen den Werbeblöcken aus den Finger saugen müssen. Schade eigentlich.
  • am via tvforen.de

    Ich denke, dass der Kanzler hier ausnahmsweise mal recht hat. Als Lehrer erlebe ich täglich, wie auch bei älteren Schülern die Grenzen zwischen Realität und Doku-Soap allmählich verschwimmen. Bei Kritik wird man oft sofort als besonders hartherzig, konservativ identifiziert. Dabei kann man so doch unmöglich zu vernünftigen Ergebnissen kommen. Dienst ist nunmal Dienst und Schnaps ist Schnaps! Die Japaner können es besser: Suche nicht immer den Schuldigen, suche den Fehler!
    • am via tvforen.de

      Vielleicht kommt es durch die herannahende Weihnachtszeit das der Kanzler den moralischen Rauhängen lässt. Na gut, die Mitnehmer- Geschichte ist schon ein weilchen her, aber in letzter Zeit wird er immer persönlicher. Man soll Knosumieren, denn Sparen ist ja nicht alles. Und erst heute beim Vorstellen des Berichtes der Wirtschaftsweisen, gab es wieder ein paar Seitenhiebe in Richtung Weihnachtsgeschäft. Der Mann hat echt Panik, das das Weihnachtsgeschäft in die Hose geht.

      Aber zurück zum Thema... Zum einem kann ich ihn verstehen, ich gucke diese Sinnfreien Sendungen auch nicht, aber ein Kanzler der ein ganzes Volk vertritt, sollte sowas nicht in der Öffentlichkeit sagen. Er vertritt ein ganzes Volk und kann dann nicht anfangen über bestimmte Bevölkerungsschichten herzuziehen.

      Wenn BB und Dschungelcamp-fans ihre Sendung gucken wollen, dann sollen Sie das auch tun dürfen. Verhindern kann man das wohl kaum, obwohl dafür sicher bessere Sendungen laufen könnten.

      Ich glaube der gute Mann hat genug mit seiner Politik zu kämpfen, da sollte er sich nicht auch noch um solche trivialen Themen kümmern.
      • am via tvforen.de

        Ohmgesicht ausgeloggt schrieb:
        >
        > Vielleicht kommt es durch die herannahende Weihnachtszeit das
        > der Kanzler den moralischen Rauhängen lässt.
        Der Kanzler braucht gar nicht den moralischen Raushängen. Das ist bei einem wie Schröder unglaubwürdig.

        > Der Mann hat echt Panik, das das Weihnachtsgeschäft in die
        > Hose geht.
        Mit recht, ein Volk in Angst spart erstmal. Jeden Tag wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben.

        > Aber zurück zum Thema... Zum einem kann ich ihn verstehen,
        > ich gucke diese Sinnfreien Sendungen auch nicht, aber ein
        > Kanzler der ein ganzes Volk vertritt, sollte sowas nicht in
        > der Öffentlichkeit sagen. Er vertritt ein ganzes Volk und
        > kann dann nicht anfangen über bestimmte Bevölkerungsschichten
        > herzuziehen.
        Er vertritt doch eh nur die Bosse und nichts was nicht vorher im elitären Kreis vorher mit Wirtschaftsbossen geklärt würde. Das geht sogar soweit das unsere Jutizministerin Zypries den Lobbiesten erlaubt sich die Gesetze quasi selbst zu schreiben.
    • am via tvforen.de

      Hübsch sarkastisch geschrieben zwar, aber hier hat Schröder recht (selten genug kommt's vor in letzter Zeit). Unsere Fernsehkultur schreit seit einigen Jahren zum Himmel. Sicher ist das auch eine Realitätsflucht der Deutschen vor einem immer ungemütlicher werdenden Umfeld, aber mit dieser Logik müssten Russen, Südafrikaner, Brasilianer, Indonesier und zig andere Völker vor ihren Fernsehern festwachsen und sich 24 Stunden lang ohne Unterlass Big Brother und Co. reinziehen. Denen geht's nämlich allen viel schlechter als uns, seien wir doch mal ehrlich ...
      • am via tvforen.de

        Die Mitnahme-Mentalität beklagen und selber keine Diätenerhöhung auslassen.
        • am via tvforen.de

          Nun, da muss ich dem Herrn Schröder aber allerdings Recht geben.


          Gruß,


          mrv

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